Weltenerbe / Weltenerbe. Das Geheimnis der Zylinder. Umbrella Brothers. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Umbrella Brothers
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783862820900
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      »Ja, ist ja auch nur eine einmalige Sache«, sagte Daniél.

      Er dachte daran, dass er noch längst nicht fertig war mit seinen Ausgrabungen. Von nun an musste er aufpassen, dass er sich nicht noch weitere Blasen zuzog. Ansonsten würden ihm die Ausreden ausgehen. Denn für gewöhnlich mied er Arbeiten mit der Schaufel.

      Sie aßen gemeinsam ein paar Brote. Dann legte Claire die Füße hoch und sah sich einen Film an. Daniél ging nach oben in sein Arbeitszimmer. Er wollte noch ein wenig im Internet nach solchen Zylindern suchen. Aber es war schwierig nach etwas zu suchen, wenn man keine genaue Bezeichnung für das zu suchende Objekt hatte. Er fand nichts Vergleichbares. Schließlich gab er auf und ging mit einer Flasche Wein aus dem Keller zu Claire. Wie ihre Laune heute wohl war?

      Mittwoch. Daniél hatte sich vorgenommen wenigsten bis unter den Zylinder zu kommen, bevor er das Foto machte. Und länger wollte er auf keinen Fall arbeiten, um seine Hände zu schonen. Irgendwann würde er auch mal wieder in sein Arbeitszimmer gehen müssen. Die Arbeit dort wurde nicht gerade weniger, wenn man sie ignorierte. Daniél zog sich die Handschuhe an und fing an zu graben. Nach ein paar Stunden war er so weit. Unter dem Zylinder war ein Gestell angebracht. Verdammt! Er war zu neugierig, um es nicht auszugraben. Aber nicht mehr heute. Eben noch das Foto und dann würde er etwas Geld verdienen gehen.

      Er musste seinen Auftraggeber anrufen, aber das Telefon war tot. Mit ingenieurmäßigem Sachverstand schlug er das mobile Gerät zweimal auf den Tisch und versuchte es erneut. Immer noch nichts. Die Anzeige funktionierte und zeigte ein gelbes lachendes Gesicht. Das Telefon selbst schien in Ordnung zu sein, lediglich die Leitung war gestört. Sicher? Er konnte es leicht testen. Er versuchte sich ins Internet einzuwählen. Er sah eine Fehlermeldung, die alles besagen konnte, aber nicht, dass die Leitung gestört war. Dort stand etwas ›von Server derzeit nicht verfügbar‹ oder so. Also zückte er sein Handy und rief bei seinem Provider an. Leider bestätigte dieser den Ausfall der Leitung. Mehr noch. Durch einen einfachen Test konnte der Mann sagen, dass die Leitung mechanisch unterbrochen war. Daniél kam sofort der Gedanke, dass er mit dem Bagger Blödsinn gemacht hatte. Aber nein, die Leitungen verliefen zwar unterirdisch, aber vor dem Haus.

      »Wie lange wird das dauern? Ich bin auf das Telefon angewiesen!«

      »Sie haben doch ein Handy!«, sagte der Mann.

      »Ja, aber darüber kann ich keine Daten verschicken! Ich brauche auch den Internetzugang!«

      Daniél schickte alle seine Daten über das Internet. Das ging wesentlich schneller als sie auf eine CD zu brennen. Aber man konnte sich drehen und wenden wie man wollte, es erforderte eine intakte Telefonleitung.

      »Ja, wir schicken bald jemanden, der sich das mal ansieht.«

      Bald war eine sehr ungenaue Zeitangabe. Das konnte innerhalb von fünf Minuten bedeuten oder aber vielleicht noch in diesem Jahr. Und was sollte dieser Nebensatz ›Der-sich-das-mal-ansieht‹? Er soll sich das nicht ansehen, sondern sofort reparieren!

      Andererseits, vielleicht wollte jemand da ganz oben, dass Daniél jetzt erst mal nicht arbeitete, sondern sich um das Ding in seinem Garten kümmerte.

      Er wollte wissen, was er da vor sich hatte. Also musste er recherchieren. Das konnte er eigentlich ganz gut und auch ausdauernd. So etwas brauchte er für seine tägliche Arbeit.

      Aber wo zur Hölle bekommt man Informationen her, wenn nicht durch das Internet?

      Wie haben die Leute denn früher etwas in Erfahrung gebracht, als es noch kein WWW gab? Wo versteckte Claire wohl das Telefonbuch? Daniél fand es nach einer langen Wanderung durch das Haus in der kleinen Schublade im Telefonschränkchen. Als er es herausnahm, sah er darunter die ›Pages Jaunes‹. Ja, das war sogar noch besser. Nach einer kurzen Suche wusste er, dass es in seinem Dorf keine Bücherei gab, dafür aber wohl in der nahegelegenen Stadt.

      Normalerweise kaufte Daniél die Bücher lieber. Er hatte ein wenig Schwellenangst. Sowohl vor der Bücherei, als auch vor der Stadt. Aber nicht genug, um sich von seiner Sache abbringen zu lassen. Er setzte sich in sein Auto und verfuhr sich. Aber auf den Straßen liefen eine Menge Leute herum, die größtenteils bereitwillig Auskunft gaben. Leider variierten die Richtungsangaben manchmal. Schließlich fand er die Bibliothek. Sie hatte sogar einen eigenen Parkplatz. Dieser war fast leer.

      Die Bibliothek selbst war ein imposantes Bauwerk. Mit ihrer breiten Treppe und den sechs mächtigen Tragsäulen für das Vordach erweckte sie den Eindruck von Größe und Macht. Etwas Lateinisches stand auf der Vorderseite geschrieben. Er kam sich sehr klein vor. Er schluckte und ging dann durch das große Tor. Der rechte Flügel war geöffnet.

      Auch die verschwenderisch große Halle hinter der Tür beruhigte Daniél nur wenig. Er ging zu einem Schalter, um einen Büchereiausweis zu beantragen.

      »Bekomme ich hier einen Ausweis?«, fragte er unsicher.

      Die Frau schaute ihn mit einem Blick an, als ob sie daran zweifelte, dass er überhaupt lesen konnte.

      Daniél füllte ein Formular aus und nach ein paar Minuten bekam er eine elektronisch lesbare Karte. Er bedankte sich höflich und machte sich auf, um in den großen Hallen nach etwas zu suchen, dass ihm helfen könnte. Daniél hatte keine Ahnung, wie er hier etwas finden sollte. Das waren eindeutig zu viele Bücher. Ich brauche Hilfe, dachte er, als jemand rief: »Ey! Hallo Daniél, was machst du denn hier?«

       7 Dogon

      Togan Brambesi trug einen Turban und eine Sonnenbrille zum Schutz gegen den Wüstensand. Er war großgewachsen und seine athletische Figur wurde von einem Kaftan verdeckt.

      Seine beiden Gefährten waren wesentlich kleiner, aber ebenso verhüllt. Alle drei saßen in einem Jeep und durchquerten die Sahara. Sie waren aus der Gegend von El-Hank gestartet und bereits seit mehreren Stunden unterwegs. Die Grenze von Mauretanien nach Mali hatten sie in den frühen Morgenstunden passiert. Das hatten sie aber nicht bemerkt, weil es keine sichtbare Abgrenzung gab. Als Togan Brambesis Großvater klein war, hieß das hier alles noch Französisch-Westafrika.

      Obwohl nur das Auto wirklich Arbeit leistete, schwitzten die Männer unter ihrer Kleidung. Es waren 35 Grad im Schatten. Aber hier gab es keinen Schatten. Die Gegend war öde und lebensfeindlich, jedenfalls auf den ersten Blick. Tatsächlich fanden sich zahlreiche Tiere – vor allem Kleintiere – die sich perfekt auf das Klima eingestellt hatten. Zum Beispiel gab es hier einen kleinen Käfer, der, wenn die Sonne aufging, mit seinen Beinchen den Morgentau einfing und diese Wassertropen unter seinem Panzer speichern konnte. Auf diese Weise hatte er für den ganzen Tag ausreichend Flüssigkeit.

      Auf der Ladefläche des Jeeps waren unter einer Plane drei große Wasserbehälter verborgen, die den gleichen Zweck erfüllten. Die Männer gingen sparsam damit um, denn sie wussten, dass es ein kostbares Gut war. Lange würde die Fahrt nicht mehr dauern. Das viele Wasser war für Notfälle wie Sandstürme oder Autopannen.

      Eine Straße gab es nicht, sodass die Fahrt teilweise auch über unwegsames Gelände ging. Der Wagen wurde dabei oftmals durchgeschüttelt. Aber Togan Brambesi saß stets aufrecht, mit geradem Rücken, auf dem Beifahrersitz. Er hielt sich mit der rechten Hand an einem Überrollbügel fest. Seine beiden Gefährten waren in sich zusammengesunken. Ihre erschöpften Körper hatten keinerlei Spannung mehr. Der Mann, der hinten saß, holte ein Navigationssystem hervor. Er konnte zwar mittels Uhrzeit und Stand der Sonne bestimmen, wo Süden war, aber verlassen konnte man sich nur auf die satellitengestützte Elektronik.

      »Wir müssen fünf Grad weiter nach rechts!«, sagte er.

      Der Fahrer schlug das Lenkrad leicht ein und war wieder auf dem richtigen Weg. Bald hatten sie die Sahara hinter sich gebracht und kamen an die Grenze zur Sahel-Zone. Jetzt war es nicht mehr weit.

      Die drei Männer waren auf dem Weg zu den Dogon. Ein kleiner Stamm im Herzen Malis, der kaum Beachtung fand. Und das war auch ganz gut so. Die Dogon beschäftigten sich offiziell bis in die späten Fünfziger hauptsächlich mit Ackerbau und Viehzucht. Ihr religiöses Oberhaupt war bis dahin der Hogon, eine Art Hohepriester, der die Riten und die Überlieferungen