Gund ging ihnen entgegen, um sie zu begrüßen, denn er war hier einer der Meisterschmiede. Devin konzentrierte sich weiterhin auf die Klinge, die er schmiedete, da durch den geringsten Ausrutscher oder Fehler Luftblasen entstehen konnten, durch die sich Risse bildeten. Für ihn war es eine Frage der Ehre, dass keine der Waffen, die er schmiedete, bei einem Hieb zersplitterten oder zerbrachen.
Auch wenn das Metall seiner größten Aufmerksamkeit bedurfte, war Devin nicht in der Lage, seine Augen von den jungen Adligen abzuwenden, die in das Haus der Waffen gekommen waren. Sie schienen in seinem Alter zu sein; Jungen, die versuchten, ein Freund des Prinzen zu sein – nicht die Ritter des Sporns, die seinem Vater dienten. Gund zeigte ihnen zunächst Speere und Klingen, die zu den Armeen des Königs passen würden, doch schnell winkten sie ab.
„Dies sind die Söhne des Königs!“, sagte einer der Männer und deutete auf Prinz Rodry und einen anderen, von dem Devin vermutete, dass er Prinz Vars sein musste, doch auch nur, weil er nicht schlank, düster oder mädchenhaft genug wirkte, um Prinz Greave sein zu können. „Sie verdienen feineres Zeug als das.“
Sie wollten feinere Dinge und so begann Gund, ihnen feinere Dinge zu zeigen, Waffen mit vergoldeten Griffen oder Verzierungen, die in die Köpfe der Speere eingearbeitet waren. Er zeigte ihnen sogar einige der Meisterwerke – mit Schichten aus feinstem Stahl, wellenförmigen Mustern, die durch Lehm-Hitzebehandlung eingearbeitet wurden, und mit Schneiden, die bei Bedarf auch als Rasiermesser dienen konnten.
„Zu fein für sie“, murmelte Devin vor sich hin. Er nahm die Klinge, die er schmiedete und begutachtete sie. Sie war fertig. Er erhitzte sie noch einmal und war dann bereit, sie in der langen Wanne mit dunklem Öl, die bereits vorbereitet war, abzulöschen.
An der Art und Weise, wie sie die Waffen aufnahmen und mit ihnen herumspielten, konnte er erkennen, dass die meisten dort keine wirkliche Ahnung hatten, was sie taten. Mit Ausnahme von Prinz Rodry vielleicht, aber dieser war inzwischen auf der anderen Seite des Erdgeschosses des Hauses und probierte einen großen Speer mit einer blattförmigen Spitze – er drehte ihn mit dem Fachwissen, das ein Mann nur in langjähriger Praxis erwarb. Im Gegensatz dazu wirkten seine Begleiter weniger wie Ritter, eher so, als spielten sie Ritter. Devin konnte die Unbeholfenheit in einigen ihrer Bewegungen sehen und die Art und Weise, wie sie die Waffen hielten, war auf subtile Weise falsch.
„Ein Mann sollte die Waffen kennen, die er herstellt und benutzt“, sagte Devin, als er die Klinge, die er hergestellt hatte, in den Abschrecktrog tauchte. Es flackerte und flammte für einen Moment, dann zischte es, als sich die Waffe langsam abkühlte.
Er übte mit Klingen, um zu wissen, wann sie für einen ausgebildeten Krieger perfekt waren. Er arbeitete an seinem Gleichgewicht und seiner Beweglichkeit sowie an seiner Stärke, denn es schien richtig, dass ein Mann sich selbst genauso wie jede Waffe formte. Er fand beides schwierig; das Wissen um die Dinge war für ihn jedoch einfacher zu erlangen, das Herstellen perfekter Werkzeuge, das Verstehen des Augenblicks, in dem –
Ein krachendes Geräusch von dort, wo die Adligen mit den Waffen spielten, erregte seine Aufmerksamkeit und Devins Blick wanderte rechtzeitig hinüber, um zu sehen wie Prinz Vars inmitten eines Haufens von Rüstungen stand, der von seinem Stand heruntergefallen war. Er starrte Nem an, einen anderen der Jungen, die im Haus der Waffen arbeiteten. Nem war Devins Freund gewesen, solange er sich erinnern konnte, groß und, ehrlich gesagt, etwas zu gut genährt, vielleicht nicht der hellste, aber mit geschickten Händen, die feinste Metallteile formen konnten. Prinz Vars schubste ihn heftig, so wie Devin vielleicht eine klemmende Tür gestoßen hätte.
„Dummer Junge!“, schnappte Prinz Vars. „Kannst Du nicht aufpassen, wohin Du gehst?“
„Entschuldigung, mein Herr“, sagte Nem, „aber Ihr wart derjenige, der in mich hineingelaufen ist.“
Devins Atem stockte, weil er wusste, wie gefährlich es war, einem Adligen Widerworte zu geben, dazu noch einem betrunkenen Adligen. Prinz Vars richtete sich zu seiner vollen Größe auf und schlug Nem dann auf das Ohr, hart genug, um ihn auf den Boden zu senden, mitten in einen Haufen Stahl. Er schrie auf und hellrotes Blut begann, sich auf seinem Arm auszubreiten, von der Stelle, wo etwas Scharfes eingedrungen war.
„Wie kannst Du es wagen, so mit mir zu reden?“, fragte der Prinz. „Ich sage, Du bist in mich hineingelaufen und Du nennst mich einen Lügner?“
Eine andere Person wäre vielleicht nun wütend aufgestanden, bereit zum Kampf, doch trotz seiner Größe war Nem immer sanftmütig gewesen. In diesem Moment wirkte er nur verletzt und ratlos.
Devin zögerte einen Moment und sah sich um, um zu sehen, ob einer der anderen eingreifen würde. Keiner von Prinz Rodrys Begleitern schien sich jedoch einmischen zu wollen, wahrscheinlich zu besorgt darüber, jemanden zu beleidigen, dessen Rang sogar ihnen als Nobelmänner so weit überlegen war. Vielleicht glaubten einige von ihnen auch, dass sein Freund eine Tracht Prügel für das verdiente, was er ihrer Meinung nach getan hatte.
Prinz Rodry war immer noch auf der anderen Seite des Hauses und übte mit dem Speer. Wenn er den Tumult über dem Lärm von Arbeitshämmern und rauschenden Schmiedebälgen gehört hatte, dann hatte er es nicht gezeigt. Gund würde sich nicht einmischen – der alte Mann hatte in dieser Umgebung nicht so lange überlebt, wie er es in der Schmiede getan hatte, indem er gesellschaftlich höher Gestellten Ärger bereitete.
Devin wusste, dass auch er sich still verhalten sollte, selbst in dem Moment, als er sah, wie der Prinz erneut die Hand hob.
„Wirst Du Dich entschuldigen?“, wollte Vars wissen.
„Ich habe nichts getan!“, beharrte Nem, wahrscheinlich zu fassungslos, um sich daran zu erinnern, wie die Welt hier funktionierte. Um ehrlich zu sein, war er bei solchen Dingen nicht besonders schlau. Er dachte immer noch, die Welt sei fair und nichts Falsches getan zu haben, sei Unschuld genug.
„So redet niemand mit mir“, sagte Prinz Vars und schlug erneut auf Nem ein. „Ich werde ein paar Manieren in Dich hineinprügeln, und wenn ich fertig bin, wirst Du mir für die Lektion danken. Und wenn Du meinen Titel falsch nennen solltest, werde ich das auch in Dich hineinprügeln. Oder nein, lasse uns Dir doch gleich eine echte Lektion erteilen.“
Devin wusste, dass er nichts tun sollte – er war nicht so jung wie Nem und er wusste, wie die Welt funktionierte. Wenn ein Prinz des Blutes auf Deinen Zehen stand, entschuldigtest Du Dich bei ihm oder danktest ihm für das Privileg. Wenn er Deine beste Arbeit haben wollte, dann verkauftest Du sie ihm, obwohl es so aussah, als könne er es nicht richtig schwingen. Man hielt einfach den Mund und mischte sich nicht ein, denn das bedeutete Konsequenzen für Dich und Deine Familie.
Devin hatte eine Familie außerhalb der Mauern des Hauses der Waffen. Er wollte nicht, dass sie verletzt wurden, nur weil er hitzig war und sich nicht um seine Manieren gekümmert hatte. Er wollte aber auch nicht zusehen, wie ein Junge sinnlos für die Launen eines betrunkenen Prinzen geprügelt wurde. Seine Hand spannte sich fester um seinen Hammer, Devin setzte ihn ab und bemühte sich, sich zurückzuhalten.
Dann griff Prinz Vars nach Nems Hand. Er drückte sie auf einen der Ambosse.
„Mal sehen, wie gut Du als Schmied mit einer gebrochenen Hand noch sein kannst“, sagte er. Er nahm einen Hammer und hob ihn hoch, und in diesem Moment wusste Devin, was geschehen würde, wenn er nichts tat. Sein Herz raste.
Ohne nachzudenken, stürzte Devin nach vorne und griff nach dem Arm des Prinzen. Er hatte den Schlag nicht weit abgelenkt, aber es reichte aus, dass er Nems Hand verfehlte und auf das Eisen des Ambosses traf.
Devin hielt den Griff, nur für den Fall, dass der Prinz als Nächstes ihn damit schlagen wollte.
„Was?“, fragte Prinz Vars. „Nimm Deine Hände von mir.“
Devin rang und drückte die Hand auf den Boden; so nah bei ihm konnte Devin den Alkohol in seinem Atem riechen.
„Nicht, wenn Ihr meinen Freund weiter schlagen werdet“, sagte Devin.
Er wusste, dass er sich dadurch, dass er den Prinzen angegriffen hatte, selbst Ärger eingebrockt hatte, aber jetzt