Mein Nachbar, der jetzt möchte, dass ich ihn Charlie nenne, setzt ein albernes Grinsen auf, für das ich ihm am liebsten eine kleben würde. Du bist echt cool, sagt er. Danke.
Ich nicke. Dann bindet er mich wie vereinbart mit Klebeband am Stuhl fest. Er räuspert sich, als er sich an meinen Füßen zu schaffen macht, und ich weiß, dass ihm ein schweinischer Witz auf der Zunge liegt. Er öffnet den Mund.
Ich sehe ihn streng an.
Er schließt den Mund.
Pocket ist in einem Raum im zweiten Stock. Ich weiß nicht, in welchem, weil sie es mir nicht gesagt haben. Mein Nachbar wird alle Türen öffnen müssen, bis er sie gefunden hat. Er hat eine halbe Stunde, in der er reingehen und mit Pocket und möglichst vielen Tieren wieder rauskommen muss, mit möglichst viel Tamtam, damit man ihn auch bemerkt, was immer er sich davon verspricht.
Und jetzt, sage ich zu Charlie, schlag mir ins Gesicht. Damit es authentisch aussieht.
Das will er nicht, also trage ich ihm auf, meinen Stuhl umzuwerfen. So bekomme ich einen Schlag auf den Kopf, der beweisen wird, dass man mir Gewalt angetan hat.
Charlie kippt den Bürostuhl sehr, sehr sanft um und legt ihn samt mir auf die Seite.
Viel Glück, Süße, sagt er und zieht mir vorsichtig den Ausweis über den Kopf. Dann ist er weg.
Meine Wange wird gegen den Teppich gedrückt, sie juckt und brennt. Mein Gewicht lastet auf dem Genick und auf der Schulter, aber ich kann mich noch bewegen, weil dieser idiotische Pastafari nicht einmal in der Lage ist, jemanden anständig zu fesseln. Ich kann ihn jetzt sehen, auf dem zweiten Bildschirm ganz oben. Er ist bei den Bulldoggen.
Als er den Raum betritt, fangen die Welpen sofort an zu kläffen und wuseln ihm über die Füße, aber er nimmt sie nicht hoch. Stattdessen holt er eine Sprühdose heraus und schreibt eine riesige windschiefe Nachricht an die Wand.
Er braucht drei wertvolle Minuten, um K-O-NZ-E-R-N-M-A-N-I-P-U-L-A-T-I-O-N an die Wand zu klecksen, und dann ist er im nächsten Raum und setzt seine Graffiti-Protestaktion fort.
Genau wegen solchem Gedöns lasse ich die Finger von der Politik.
Ich reckte den Hals, um einen Blick auf die Statistik zu erhaschen. Die Live-Streams laufen heiß.
Dann fällt mein Blick auf den Bildschirm in der Ecke. Den mit dem roten Blinklicht.
Das Set für Sad Pocket ist ein Meisterstück. Im Raum wimmelt es von halb verzehrten Mahlzeiten, leeren Pizzaschachteln und Bewerbungen, Relikten der Verzweiflung. Sechzehn Katzen liegen nur so auf dem Sofa herum und starren in die Glotze. Die meisten stehen unter Drogen.
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