Die Herrinnen von nebenan - Folge 2. Emanuel J.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Emanuel J.
Издательство: Bookwire
Серия: Die Herrinnen von nebenan
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783956951756
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beraubt zu werden, das ging noch tiefer, weil es ein elementares Bedürfnis unterdrückte. Es war nicht einzuhalten. Kein Mensch dieser Welt hätte gegen dieses Verbot nicht verstoßen in irgendeinem Reflex, auf den man kaum Einfluss hatte. Unglaublich, was einer Herrin so alles einfallen konnte. Ob sich Henriette einfach so gewissenhaft wie nur möglich an das auferlegte Verbot hielt oder sie immer so war oder vielleicht nichts mit ihm zu tun haben wollte, wusste Daniel nicht, jedenfalls schaute sie nicht auf, guckte ihn nicht an, blieb ganz und gar in sich selbst versunken und schien nicht einmal zu bemerken, dass er wieder aus der Küche ging mit seinem voll beladenen Tablett in Händen.

      Oh! Der Sklavenplatz war besetzt! Von Claire! Diese aalte sich mit lustverklärtem Gesicht auf dem Stuhl, untermalt von aufgelösten Seufzern. Das hochgerutschte Röckchen enthüllte den Saum der Strümpfe und ein angeklemmtes weißes Strapsband. Einige Gäste standen im Halbkreis um sie herum wie bei einer Zirkusvorführung; arg lange hatte man ihr das Asyl der Küche nicht gewährt. Neben ihr stand eine kräftige dunkelhaarige Frau, die um die vierzig war und ein bisschen bieder wirkte in ihrem geblümten hellen Kleid, die Herrin vermutlich, jedenfalls wuschelte sie wie tröstlich über Claires Perücke, während sie sich mit Franziska unterhielt. Diese lauschte interessiert ihren Worten und nickte verstehend, die Umwelt schien sie vergessen zu haben mitsamt Sascha, der zwei Schritte hinter ihr stand, ebenso schön wie unnütz.

      Elisabeth tauchte vor Daniel auf, nahm ein Glas Orangensaft vom Tablett, betrachtete lächelnd seinen Knicks und schaute dann zu Claire hinüber. „Eine komische Idee, dieser Stuhl … Mein Schwesterherz findet ihn völlig unmöglich. Absolut pervers, wie sie meint …“

      Oh. Das klang nicht gut, wie Daniel fand, das schürte wie ein kalter Luftzug den Schwelbrand seiner Befürchtung, dass sie die Nase von ihm und seiner Rolle voll haben könne und er sie nie mehr wiedersehen werde.

      Sie trank ein Schlückchen und zuckte unschuldig mit den Achseln. „Während ich mir vorstellen kann, dass er sehr reizvolle Gefühle schenkt …“ Nachdenklich schaute sie Daniel an, im nächsten Moment versonnen, im übernächsten gierig. „Ein Viertelstündchen kommen die Gäste auch ohne dich aus. Komm mit!“

      Er stellte das Tablett in der Küche ab und huschte hinter ihr her zur Gästetoilette, die aber besetzt war. Also ging sie mit ihm nach oben. Wie überall im Haus gab es auch hier Leute. Einige drängelten sich in der Tür zum Sklavenzimmer, um es mit großen Augen zu besichtigen, das neugierige Volk! Eine dralle Brünette drückte gerade die Klinke zum Schlafzimmer herab, doch war dieses abgeschlossen. Nicht aber das Badezimmer, das erstaunlicherweise frei war. Dass alle zu ihnen herüberlugten, scherte Elisabeth nicht. Entschlossen schubste sie Daniel hinein und aufatmend drehte sie den Schlüssel im Schloss, wie angekommen am Ziel ihrer Wünsche.

      Erwartungsvoll lächelte sie ihn an. „Ich glaube, ich habe mich wirklich nach dir gesehnt.“ Sie klappte die Klobrille zu und ließ sich darauf nieder, öffnete einladend die Beine, winkte ihn zu sich.

      Auf allen vieren vor ihr kauernd, steckte er den Kopf unter ihren weiten himmelblauen Rock, schob den blauen String mit zwei Fingern sachte zur Seite und leckte sie so zärtlich zu ihrem Höhepunkt, wie sie es von ihm kannte.

      Als ihre Sinne danach wieder zurückkehrten, wuschelte sie ihm wohlwollend übers Haar. „Du bist ein wirklicher Schatz. Ich glaube, ich bin süchtig nach dir.“ Aber natürlich nur im unbefriedigten Zustand, jetzt nicht mehr. Ein fast liebevolles Lächeln noch, dann huschte sie wieder hinaus.

      Ohne ihn. Er blieb noch, um gegen einige Regeln zu verstoßen: Wenn er sich schon in Nähe der Toilette befand, nutzte er diese auch, ohne erst um Erlaubnis zu fragen. Und die Tür ließ er nicht offen stehen, nein. Vorhin, vor zwei Stunden, hatte er sie offen stehen lassen, unten in der Gästetoilette, und es war schrecklich gewesen, von allen möglichen Leuten begafft zu werden. Jetzt schloss er ab. An eine Vorschrift hielt er sich allerdings: Natürlich pinkelte er im Knien, da er es sich anders schon gar nicht mehr vorstellen konnte. Danach schlich er hinaus wie ein Dieb in der Nacht, geplagt vom schlechten Gewissen. Hoffentlich bekam Barbara es nicht heraus …

      Am Abend verwandelte sich der Empfangsbursche in den Verabschiedungsjungen und sagte allen aufbrechenden Damen so auf Wiedersehen, wie er sie begrüßt hatte. Kurz vor Mitternacht machte sich auch Franziska auf den Weg mit Sascha im Schlepptau, der noch einen letzten verstörten Blick zu Daniel herüberschweifen ließ. Kein einziges Wort hatten sie miteinander gesprochen während des ganzen Tages und kaum hatte man Sascha seine Sub-Rolle angesehen, da er nicht mehr hatte tun müssen, als seiner Herrin das Glas hinterherzutragen. Falls Franziska überhaupt seine Herrin war oder werden würde und Sascha seinen Wunsch nach ihrer strengen Hand nicht bereits als Missverständnis erkannt hatte, was Daniel für sehr wahrscheinlich hielt.

      Hundemüde war er inzwischen und inbrünstig hoffte er, dass auch die letzten Gäste jetzt endlich mal gehen mochten. Erstaunlicherweise befand sich unter diesen auch Jasmin, die reichlich angeschickert war. Als sie schließlich aufbrach und der Verabschiedungsjunge ihr die Schuhe leckte, beäugte sie Daniel aus roten Äuglein heraus sinnierend. „Ach, irgendwie bist du wirklich süß. Schade …“ Was sie schade fand, erklärte sie nicht, stattdessen seufzte sie nur schwer, als werde sie für alle ewige Zeiten von der Seite ihres Geliebten gerissen, und verschwand im rätselhaften Dunkel der windigen, aber milden Nacht.

      Wenig später hatte der Bursche im Netzhemd auch den letzten Damenschuh abgeleckt. Er durfte in eine kurze Hose schlüpfen und sich eine dünne Jacke überziehen. Beifällig sagte Barbara zu ihm, dass er seine Aufgabe sehr schön erledigt habe, dann folgte er seiner Herrin aus dem Haus. Vermutlich war auch er froh darum, diesen Abend nun endlich überstanden zu haben.

      Ein Viertelstündchen später lag Daniel auf der Matratze, erschlagen wie nach zwölf Stunden härtester Steinbrucharbeit.

      Mit einem wohligen Seufzen kuschelte sich seine Herrin im Bett an Gerald an und lobend klang ihre Stimme zu Daniel herab. „Du warst eine brave Zofe. Ich bin zufrieden mit dir.“

      Ja, und sehr viele Augen hatten ihn gesehen als brave Zofe in seinem obszönen Zofenkleid … Mit halb schon schlafender Stimme erklärte sie Gerald, dass er die Finger von ihr lassen solle, da sie schrecklich müde sei, und bald berichteten ihre ruhigen Atemzüge sowie Geralds leises Schnarchen, dass sie beide eingeschlafen waren. Müsste er dieses Zofenkleid bald wieder mal anziehen, dachte Daniel, wäre es eigentlich gar nicht wirklich schlimm, nicht einmal dann, wenn fremde Augen ihn damit sähen …

      Vom Raub des Hochmuts

      Am Dienstagabend lag auf seiner Matratze Esmeralda für Daniel bereit in der Absicht, ihn zumindest vorübergehend von der größten sexuellen Not zu befreien, das gute Stück. – Mehr an sich selbst dachte hingegen der schüchterne Hubert, der am Mittwochabend auftauchte, von Daniel in der Diele auf die übliche Weise begrüßt wurde und sich oben im Sklavenzimmer so an ihm verging, wie die Männer es liebten. Als er nach einer Stunde auf leisen Sohlen wieder aufbrach, ließ er auf Daniels Lenden klebrige Nässe und im Mund seinen cremig-fruchtigen Geschmack zurück, dazu auf dem Tisch vier Fünfzigeuroscheine, die Daniel nach der Dusche in einer Schreibtischschublade verstaute. Sein Einkommen schien auch hier im neuen Haus nicht zu versiegen, ebenso wenig die sprudelnde Manneskraft, doch war das ein Gedanke, der augenblicklich auf den Index rutschte.

      Am nächsten Abend, kaum hatten sie gegessen und war der Sklavenplatz sorgsam gereinigt mit einem feuchten Tuch, läutete es schon wieder an der Tür. Erfreut schaute Barbara auf. „Ach, das wird Sandra sein.“

      Wer war Sandra? Antwort gab es auf seine unausgesprochene Frage keine, doch würde er es ja sowieso gleich sehen. Da es nun mal zu seiner Aufgabe geworden war, ging er bangen Herzens in die Diele, um die Tür zu öffnen, was jedes Mal ein neues Abenteuer für ihn war.

      – Ach. Sandra war die junge kurzhaarige Blonde, die er bei der Party am Samstag zum ersten Mal gesehen hatte, die Herrin von Henriette, die dicht hinter ihr stand und ein bisschen betreten aus ihrem kurzen blauen Kleid guckte. Da er nicht wusste, ob er Sandra mit Sie oder Ihr anreden musste, trat er lieber wortlos zur Seite, machte eine einladende Geste herein und schloss die Tür gleich wieder hinter ihnen. Da standen sie vor ihm, beide mit einer kleinen weißen Tasche behängt und ohne Jacke an, da es wieder