Als Jugendlicher hatte er viel gelesen, vor allem technische Literatur und Abenteuerromane. Weiterhin bastelte er, spielte Schach und zeichnete. Von seinem sechzehnten Lebensjahr an betätigte er sich im Boxsport.
In frühester Jugend entdeckte Switalla seine Vorliebe für Messer. Schon als Kind spielte er gern mit dem Tranchiermesser, später legte er sich eine Messersammlung zu.
Im Jahr 1954 gab es einen dramatischen Einschnitt im Leben der Familie Switalla. Die Eltern wurden wegen Spionageverdachts in Haft genommen, alsbald aber wieder entlassen. Der Vater verließ im selben Jahr die DDR.
Nachdem Hilmar Switalla seine Lehre abgebrochen hatte, genoss er das ungebundene und freie Leben. Meistens blieb er nur kurz in seinen Anstellungen. Bis 1959 hatte er bereits über zwanzig Arbeitsstellen durchlaufen. Richtige Freunde besaß er nicht. Er traf sich mit Jugendlichen gleichen Alters auf der Straße und in Kneipen. Ab dem achtzehnten Lebensjahr trank Hilmar Switalla regelmäßig und viel Alkohol.
Im Jahr 1956 verließ er im Zusammenhang mit einem Paketdiebstahl illegal die DDR und lebte bei seinem Vater in der Bundesrepublik. Er kehrte jedoch nach einem Jahr zurück, da er zu seinem Vater keinen richtigen Kontakt fand.
Seit 1959 arbeitete Switalla bei der Akademie für Arbeitshygiene als Laborgehilfe. Zu seinen Aufgaben gehörten Tiersektionen, Beatmungsversuche an lebenden Objekten und Farbstoffversuche. Er war mit dieser Tätigkeit sehr zufrieden, da er sich bereits als Schüler für Biologie interessierte und Mäuse, Meerschweinchen und Fische seziert hatte. Im Jahr 1960 wechselte sein Chef an das Pathologische Institut der Charité. Nach dessen Weggang verlor Hilmar Switalla das Interesse an seiner Arbeit.
Zwischenzeitlich hatte er ein Mädchen kennengelernt und sich verlobt. Sein Vorhaben, das Abitur in der Abendschule nachzuholen und ein Studium aufzunehmen, verwarf er nach einer Auseinandersetzung mit seiner Verlobten. Im Zuge dieser Kontroverse verließ er das zweite Mal die DDR. Auf Initiative seiner Verlobten kehrte er aber kurze Zeit später wieder zurück.
Bald darauf nahm er zu seinem ehemaligen Chef Verbindung auf und bekam eine Anstellung im Physiologischen Institut der Charité. Hier arbeitete er bis zu seiner fünfmonatigen Inhaftierung wegen gemeinschaftlich begangenen schweren Diebstahls im Jahr 1961. Sein ehemaliger Chef kümmerte sich auch während der Haftzeit um ihn, und so nahm Switalla nach seiner Haftentlassung eine Tätigkeit am Pathologischen Institut der Charité auf. Dort arbeitete er am Vormittag als Sektionsgehilfe in der Pathologie und am Nachmittag in seiner eigentlichen Stellung als Mechaniker.
Während einer tätlichen Auseinandersetzung mit seiner ersten Ehefrau im Frühjahr 1962 bedrohte er diese mit einem Messer und warf es nach ihr. Hilmar Switalla war stark alkoholisiert und schlug auf herbeigerufene VP-Angehörige massiv ein. Er wurde wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt zu vier Monaten auf Bewährung verurteilt. Im Dezember des gleichen Jahres schlug er nach einem Gaststättenbesuch mit seinem damaligen Schwager einen Studenten zusammen und fügte diesem eine Gehirnerschütterung sowie eine Unterkieferfraktur zu. Des Weiteren schlug er auf ein Ehepaar ein und widersetzte sich auch hier der einschreitenden Volkspolizei. Er wurde daraufhin zu sechzehn Monaten Freiheitsentzug und vier Monaten Bewährung aus seiner Vorstrafe vom Frühjahr verurteilt, die er voll verbüßte.
Schon in diesem Verfahren wurde ein gerichtspsychiatrisches Gutachten eingeholt, das ihm eine Psychopathie ohne Krankheitswert bescheinigte, ihm jedoch verminderte Einsichtsfähigkeit aufgrund einer akuten Alkoholvergiftung zugestand.
Nach der Verbüßung seiner Haftstrafe 1964 zog er erneut in die Wohnung seiner Mutter und nahm seine Tätigkeit als Sektionsgehilfe wieder auf. Er war zu dieser Zeit sehr wissbegierig, bildete sich autodidaktisch weiter und wollte seinen staatlichen Abschluss als Sektionsgehilfe ablegen. Für einige Monate übernahm er sogar die Position des stellvertretenden Obersektionsgehilfen. Dabei war es ihm egal, ob er im Labor arbeitete oder direkt am Leichnam. Es war ihm lediglich wichtig, in der Medizin tätig zu sein.
Doch die kriminelle Karriere ging unvermittelt weiter. Im Dezember 1965 wurde er wegen verbrecherischer Trunkenheit erneut für achtzehn Monate inhaftiert. Er hatte auf dem Hallenser Hauptbahnhof eine Verkäuferin ohne ersichtlichen Grund geschlagen und sich der Festnahme durch die Transportpolizei widersetzt. Nach seiner Haftentlassung 1967 wollte er wieder als Sektionsgehilfe arbeiten, was aber aufgrund einer Netzhautablösung nicht mehr möglich war.
Hilmar Switalla weigerte sich strikt, eine andere Tätigkeit aufzunehmen, arbeitete dann aber schließlich im Rahmen eines Wiedereingliederungsprogramms für Haftentlassene beim Volkseigenen Betrieb (VEB) Steremat »Hermann Schlimme« – einem Produktionsbetrieb für Elektroanlagen –, wo er bis zu seiner Festnahme am 14. Februar 1969 tätig war.
Im Rahmen der Beschuldigtenvernehmung und der gerichtspsychiatrischen Begutachtung musste Hilmar Switalla auch zu seiner sexuellen Entwicklung befragt werden, die nach seinen Angaben eine wichtige Rolle in seinem Leben spielte.
Schon im Vorschulalter hatte Switalla oft onaniert. Wenn ihn sein Vater dabei erwischte, machte er ihm Vorwürfe, was Switalla sehr unangenehm war und ihn auch noch in der Pubertät psychisch stark belastete. Im Alter von sechs Jahren bekam er von seinem Vater ein Buch über Geschlechtsunterschiede in die Hände, in dem ihn die Abbildungen beeindruckten. Der Vater klärte ihn später anhand von Pflanzen auf. Das meiste lernte er jedoch von Gleichaltrigen. Er war sehr an Zärtlichkeiten interessiert, die er von seiner Mutter auch stets bekam.
Mit vierzehn Jahren unterhielt Hilmar Switalla eine Freundschaft zu einem gleichaltrigen Mädchen, mit dem er auch den ersten Geschlechtsverkehr hatte. Weil das Mädchen kurze Zeit später verzog, blieb es bei diesem einmaligen intimen Kontakt. Ansonsten war er gegenüber dem weiblichen Geschlecht gehemmt und unfähig, eine Frau auf der Straße anzusprechen. Als Achtzehnjähriger unterhielt er mit einem sechzehnjährigen Mädchen eine intime Beziehung, die er nach drei Monaten beendete, da ihm das Mädchen zu »flatterhaft« war. In der Folgezeit häuften sich seine Beziehungen zu Frauen, die er alle über gemeinsame Bekannte kennengelernt hatte. Meist war er nur einmal oder ganz wenige Male mit ihnen intim.
Im Jahr 1958 lernte Switalla auf der Arbeit seine erste Ehefrau, Karin Hermann, kennen. Sie verlobten sich schnell, heirateten aber erst 1962. Bereits in der Phase der Verlobung kam es wiederholt aus geringfügigen Anlässen zu tätlichen Auseinandersetzungen, bei denen er meist alkoholisiert war. Nach den Streitigkeiten bat er seine Verlobte stets, ihm zu vergeben und wieder mit ihm zusammenzuleben. Als Karin Hermann ernsthafte Trennungsabsichten äußerte, beging er bereits 1958 und ein weiteres Mal 1960 demonstrative Suizidversuche, um sie von der Trennung abzuhalten.
In der Zwischenzeit war Hilmar Switalla bereits zweimal Vater geworden. Nach Aussage seiner ersten Ehefrau liebte er seine Kinder sehr. Während eines Streits schlug er seine Frau, würgte sie und warf mit einem Messer nach ihr. Da er sich der herbeigerufenen VP gewalttätig widersetzte, wurde er verurteilt und später inhaftiert. Die erste Ehe wurde 1963 auf Wunsch seiner Frau geschieden.
In der Folgezeit unterhielt Hilmar Switalla mehrere kurzzeitige Frauenbekanntschaften, wobei für ihn der sexuelle Kontakt im Vordergrund stand. Während dieser Zeit hatte er auch Inge Schubert, sein späteres Opfer, kennengelernt. Er legte sich ein Notizbuch zu, in dem er über alle sexuellen Aktivitäten akribische Eintragungen vornahm. Dieses Notizbuch wurde bei seiner Verhaftung im Februar 1969 beschlagnahmt. Im Buch arbeitete Switalla mit Zeichen. So stand ein Strich für die Anzahl der Kohabitationen, ein offener Kreis für Coitus interruptus, ein Punkt für Ejakulation in die Vagina und ein N für Geschlechtsverkehr ohne Kondom. Die nächstfolgende Zahl bedeutete die Anzahl der Tage vom Kennenlernen bis zum intimen Kontakt, und die darauffolgende Zahl bezifferte die Summe der Kohabitationen. Es wurde alles ganz genau notiert.
Wir berichteten schon, dass Hilmar Switalla auf Antrag der Staatsanwaltschaft im Haftkrankenhaus Waldheim gerichtspsychiatrisch untersucht wurde. Zu seiner Person und seinen Taten ausführlich befragt, legte er sehr großen Wert auf eine genaue Protokollierung seiner Angaben.
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