120 9.4.1 Soziale Einzelfallhilfe
121 9.4.2 Soziale Gruppenarbeit
123 10 Reflexion
125 10.1.1 Begriff
126 10.1.2 Verfahren
127 10.2 Supervision und Coaching
128 11 Sozialpädagogische Kompetenzen
129 11.1 Kompetenzenprofil
130 11.2 Kompetenz systemisch: Das »Brückemodell«
131 Literatur
Vorwort zur 1. Auflage
Wenn ich PraktikantInnen nach einem 6-monatigen Praktikum frage, mit welchen spezifischen Methoden in ihrer Praktikumsstelle gearbeitet wurde, bleibt in den meisten Fällen die Antwort diffus. Dies nicht, weil die StudentInnen dies nicht beurteilen könnten, sondern weil in den Praktikumsstellen selbst keine Eindeutigkeit vorhanden ist. Da ist zwar von »Gruppenarbeit« oder »Einzelberatung« die Rede, nach welchen Handlungsleitenden Konzepten oder spezifischen Methoden aber gearbeitet wird, bleibt ungeklärt.
In einer kürzlich von mir zu begutachtenden Diplomarbeit, bei der es um sozialpädagogische Arbeit mit »benachteiligten Jugendlichen« ging, hat der Diplomand auch die Professionellen von mehreren Einrichtungen danach befragt, mit welchen spezifischen Methoden sie arbeiten. Die Antworten waren zum Teil erschütternd. Neben den Pauschalbegriffen »Einzelfallhilfe« und »Gruppenarbeit« wurden als »Methoden« u. a. die folgenden genannt: »Hilfe zur Selbsthilfe«, »Vermittlung von Schlüsselqualifikationen«, »Teamkooperation«, »offenes und flexibles Handeln«, »klare Richtlinien setzen«. Als spezifische Methoden wurden lediglich einmal zwei erwähnt (»Klientenzentrierte Interaktion« nach Rogers und »Neuro-Linguistisches Programmieren«), allerdings mit dem Hinweis, dass vieles auch »angelesen« wurde, je nachdem, was die befragten sozialpädagogischen Fachkräfte gerade gut fanden und »brauchen« konnten.
Man stelle sich vor, ein Patient kommt zum Arzt und klagt über stechende Schmerzen auf der rechten Bauchseite und zudem über Übelkeit. Der Arzt diagnostiziert über Ultraschall und durch eine Blutuntersuchung, dass Gallensteine vorliegen und die Leberfunktion wohl eingeschränkt ist. Auf die Fragen des Patienten, wie es denn nun weitergehen soll, gibt ihm der Arzt etwa folgende Antwort: »Wir werden Ihnen über offenes und flexibles Handeln, aber in Teamkooperation wieder Qualifikationen vermitteln, die sie zur Selbsthilfe befähigen. Dies geschieht aber nach klaren Richtlinien!«. Was dem Patienten bleibt ist Flucht oder untertänigste Ergebenheit in sein vom Arzt bestimmtes Schicksal.
Die beiden Beispiele aus den Praktika und aus der Befragung betonen natürlich nur eine Seite der Realität. Auf der anderen Seite gibt es Institutionen, in denen methodenbewusst sozialpädagogisch sehr effektiv gearbeitet wird. Dazwischen liegen viele Tätigkeitsfelder der Sozialen Arbeit, die bezüglich ihres methodischen Handelns mehr der einen oder mehr der anderen Seite zugeordnet werden können.
Die benannten Probleme in der Praxis spiegeln allerdings auch Probleme in der Ausbildung wider. Wenn heute noch, entgegen möglicher besserer Erkenntnis, als die Methoden der Sozialen Arbeit »Einzelfallhilfe«, »Soziale Gruppenarbeit« und »Gemeinwesenarbeit« genannt und gelehrt werden, noch dazu meist ohne intensivere praktische Erprobung, und wenn es bis vor wenigen Jahren noch keine auf einen neueren Stand gebrachten Lehrbücher zum methodischen Handeln gab und wenn »Methoden« lange, zumindest in der universitären Ausbildung, als etwas Anrüchiges erschienen, was es »offensiv« oder auch »alltagsorientiert« zu überwinden galt, dann verwundert es nicht, dass sich methodisches Handeln oft so unreflektiert und unsystematisch in der Praxis spiegelt.
Einen systematischen Zugang zum methodischen Handeln in der Sozialen Arbeit zu finden ist das Hauptziel dieser Einführung, die sich vor allem an Studierende der Sozialen Arbeit und verwandter Gebiete sowie an Professionelle in der Praxis Sozialer Arbeit richtet.
Der Anlass für dieses Buch sind Erfahrungen wie die eben genannten und auch die manchmal erlebte eigene Ratlosigkeit, die sich bei manchen Fragen von Studierenden in Seminaren und in den Sprechstunden einstellte. So ist dieses Buch auch der Versuch, Antworten für diese Fragen zu finden und diesen Antworten eine Struktur zu geben. Dabei waren mir bei der Vorbereitung Studierende und KollegInnen behilflich, insbesondere Kerstin Janßen, Anja Peters, Dr. Henno Wiesner und Michael Zwilling. Ihnen danke ich besonders für die konstruktive Kritik und die kreative Diskussion.
Vorwort zur 4. Auflage
Das düstere Bild, gezeichnet im Vorwort der 1. Auflage, hat sich bezüglich der Bemühungen um eine Systematisierung methodischen Handelns in der Sozialen Arbeit doch etwas aufgehellt. Neben überarbeiteten Auflagen bewährter Lehrbücher (Galuske, B. Müller, von Spiegel) sind weitere Versuche der Systematisierung professionellen Handelns vorgestellt worden (Hochuli Freund/Stotz, P.-U. Wendt), ebenso ein praxisorientiertes Ordnungsmodell (Ehrhard). Zu speziellen Themen können sich interessierte Lehrende, Studierende und PraktikerInnen mittlerweile auf viele neue Angebote beziehen (Busch, Heiner, Michel-Schwartze, Nestmann/Engel/Sickendiek, Pantuček, Schwabe, Seithe, Stadler/Kern u.a). Hinter diese Entwicklung darf methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit weder theoretisch noch in der praktischen Umsetzung zurückfallen, um nicht den Anspruch auf eine Professionalisierung der Sozialen Arbeit zu verlieren. Inwiefern die Ausbildung von Fachkräften der Sozialen Arbeit an Hochschulen unter der Dominanz des Klausurendrucks diesem Anspruch – Verknüpfung von Theorie und Praxis sowie Kompetenzentwicklung – überhaupt gerecht werden kann, ist zumindest fragwürdig, ebenso wie auch eine »Methodenlehre«, über die versucht wird, die heute üblicherweise als »klassisch« bezeichneten Methoden als die Methoden der Sozialen Arbeit abermals einzuführen (Kreft/Müller).
Das Hauptziel der Überarbeitung des Lehrbuches ist das gleiche wie im Vorwort der 1. Auflage formuliert, nämlich einen systematischen Zugang zum methodischen Handeln in der Sozialen Arbeit zu entwickeln. Dazu wurden die Basismodelle überprüft und erweitert sowie in ihrer Wechselwirkung verdeutlicht, rechtliche Fragestellungen mit einbezogen und Ergänzungen in verschiedenen Kapiteln vorgenommen. Die inhaltliche Erweiterung bezieht sich aber vor allem auf die Integration sozial-ökologischer Aspekte in Verbindung mit der Subjektorientierung mit dem zentralen Fokus auf die Interdependenzen zwischen Menschen und ihrer Umwelt.
Adendorf, im Frühjahr 2020 | Franz Stimmer |
1 Einleitung
Wer sich über Basisbegriffe der Sozialen Arbeit wie Autonomie, Emanzipation, Bildung, Erziehung … oder eben Methoden im Rahmen etwa von Seminar- oder Examensvorbereitungen oder in der Praxis der Jugendamtsarbeit oder in der Drogenberatungsstelle orientieren möchte, greift als erstes wohl nach einem Lexikon oder Handbuch der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit. Wer etwas über