Die Hexe Rixt van het Oerd. Mathias Meyer-Langenhoff. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mathias Meyer-Langenhoff
Издательство: Bookwire
Серия: Abenteuer auf Ameland
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960741541
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drehte seiner Nordsee den Rücken zu. „Ich warte noch mit dem Schwimmen, vielleicht versuche ich es morgen.“

      Das wollten Meike und ich auf keinen Fall. Mit viel Geschrei stürzten wir uns ins Wasser. Wir ließen uns treiben, tauchten durch die heranbrandenden Wellen hindurch oder warfen uns ihnen entgegen.

      Nach einer Weile froren wir, außerdem knurrte mein Magen. Während wir uns abtrockneten, kamen auch die anderen.

      Katja flüsterte mir zu: „Wir treffen uns nach dem Baden an unserem Geheimversteck in den Dünen, du weißt schon!“

      Ich nickte. Dann rannte sie ins Wasser.

      „Wenn ihr Hunger habt, könnt ihr einen Apfel essen“, meinte Mama, die in ihrer Tasche immer Proviant dabeihatte.

      „Aber wir wollten doch oben im Strandcafé Pommes essen“, entgegnete Meike enttäuscht.

      Papa beruhigte sie. „Keine Angst, ich habe für alle einen Tisch reserviert. Schließlich wollen wir Männer unseren Ferieneröffnungseierlikör trinken.“ Mama, Marlies und Heike machten sich in jedem Jahr darüber lustig und spotteten, sie hätten gar nicht gewusst, alte Eierlikörtanten geheiratet zu haben. Aber unsere Väter ließen sich das nicht ausreden.

      Als die anderen vom Schwimmen zurückkamen, warfen sich Olli und Pit pudelnass in den Sand und rollten sich einmal herum. Jetzt sahen sie aus wie riesige panierte Schnitzel. „Oh nein, so könnt ihr euch doch gar nicht abtrocknen!“ Marlies war nicht begeistert, aber Pit und Olli rubbelten sich den Sand mit den Handtüchern einfach wieder ab.

      „Wir wollen noch kurz in die Dünen, bevor wir ins Strandcafé gehen, wir nehmen unsere Sachen mit und kommen dann nach!“ Katja hatte wie immer die Aufgabe, die Erwachsenen zu informieren, wenn wir Kinder etwas Überraschendes vorhatten. Wir rollten unsere nassen Badesachen und Handtücher zusammen und rannten zu unserem Geheimversteck direkt hinter der Spitze der größten Düne. Olli hatte sie im letzten Jahr auf einem seiner Streifzüge entdeckt. Die Jungen hatten zu der Zeit ihren Maartick und erklärten die Mulde zu ihrer Kapelle. Maar war ein altes Wurzelholzstück. Das Meer hatte es wahrscheinlich irgendwo an einem waldigen Ufer entführt und auf Ameland wieder an den Strand gespült. Hanjo hatte es gefunden und zu seinem Gott erklärt. Vor jedem Fußballballspiel gegen uns Mädchen flehten die Jungen im Versteck Maar um Unterstützung an – und komischerweise gewannen sie dann auch. Erst als ihre Glückssträhne riss, flaute ihre Begeisterung für Maar wieder ab. Pit lieh sich schließlich Katjas Taschenmesser und schnitzte aus ihm ein kleines Boot.

      Katja informierte alle über die beiden Männer von der Fähre. Dann senkte sie ihre Stimme: „Und stellt euch vor, Pit und ich haben sie schon wieder getroffen. Sie wohnen in einer Pension direkt neben dem Bäcker. Zuerst habe ich es gar nicht bemerkt, aber plötzlich stand der kleine Dicke, der aussieht wie ein Walross, neben mir und kaufte sich vier Stücke Kuchen. Ich bin dann unauffällig hinter ihm her und sah ihn in die Pension Wijman gehen. Ich finde, wir sollten herausfinden, was die beiden vorhaben. Am besten ist es, wenn wir sie abwechselnd beschatten.“

      „Wie stellst du dir das vor? Was ist, wenn sie mit einem Auto fahren? Wir können denen doch nicht mit den Rädern hinterherjagen. Die sind zu schnell für uns, vielleicht fahren sie ja nach Buren, an das andere Ende der Insel!“ Paula winkte ab.

      „Stimmt“, gab Katja zu, „aber es gibt sicher einen Grund, warum sie sich ausgerechnet in Hollum und nicht in Buren ein Zimmer genommen haben.“

      „Lasst uns doch erst mal mit der Beschattung anfangen. Wenn sie wirklich ein Auto benutzen, können wir immer noch überlegen, was wir machen!“, schlug ich vor.

      Die anderen nickten zustimmend. Nur Olli hatte einen seiner typischen Einfälle. „Wir mieten einen Hubschrauber, dann können wir sie von oben beobachten und überall hin verfolgen.“

      „Halt die Klappe, Olli!“, meinte Lara, der die Ideen ihres kleinen Bruders manchmal auf die Nerven gingen. „Ich finde, zwei von uns gehen heute Abend zur Pension und stellen fest, ob die Typen noch da sind. Falls sie irgendwo hingehen, werden sie verfolgt!“ Laras Idee fanden wir gut.

      Hanjo und Katja wollten die erste Wache übernehmen. Zumindest so lange ihre Eltern nichts bemerkten. Morgen würden wir dann weiter sehen, denn natürlich konnten wir sie nicht die ganze Nacht beobachten.

      Wir liefen zum Strandcafé. Unsere Eltern warteten schon auf uns. „Wo seid ihr gewesen?“, rief Rainer uns entgegen. „Wir wollten doch zusammen essen. Jetzt wird es aber Zeit, sonst ist alles kalt. Eet smakelijk!“ Zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit gab er mit seinen Niederländischkenntnissen an.

      Wir ließen uns das aber nicht zweimal sagen, denn inzwischen hatten wir einen ziemlichen Kohldampf. Zum Schluss gab es für jeden ein Eis und die drei Väter löffelten genüsslich ihren Eierlikör mit Sahne, auf den sich Papa schon die ganze Zeit gefreut hatte.

      „Ich kann nicht mehr“, stöhnte Paula und hielt sich mit beiden Händen ihren Bauch. „Und ich bin total fertig“, antwortete ich. „Ich freu’ mich nur noch auf mein Bett.“

      „Aber morgen früh müssen wir uns sofort treffen“, flüsterte Katja. Die Mütter bezahlten und wir verließen das Strandcafé.

      Da die Franzens und die Münstermänner fast in der Dorfmitte wohnten und wir an der Wattseite, trennten sich unsere Wege, das letzte Stück fuhren wir allein.

      Zu Hause gingen Meike und ich sofort schlafen. „Was meinst du, ob Katja und Hanjo die beiden Männer sehen?“, fragte sie. Ich gähnte. „Keine Ahnung, morgen wissen wir mehr. „Jetzt bin ich jedenfalls zu müde, um noch darüber nachzudenken. Schlaf gut.“ Ob Meike noch antwortete, konnte ich später nicht mehr sagen, denn mir fielen sofort die Augen zu.

      *

      Die Begegnung am Geheimversteck

      Am nächsten Morgen hatten wir es ziemlich eilig, zu Franzens zu kommen. Papa und Mama saßen schon beim Frühstück.

      „Ich soll euch von Katja ausrichten, dass ihr euch um 10.00 Uhr treffen wollt“, sagte Papa. Er hatte sie beim Brötchenholen getroffen. „Es schien wohl ziemlich wichtig zu sein. Habt ihr irgendwas Bestimmtes vor?“

      „Ähm nein, ja, wir ... wir wollen zusammen an den Strand und Muscheln suchen, zum Ketten basteln.“ Die Ausrede gefiel mir, sie klang ganz gut.

      „Wie kommst du denn darauf?“, meinte Meike und schaute mich verwundert an.

      Ich trat gegen ihr Bein.

      „Ach, stimmt ja, das hätte ich fast vergessen“, sagte sie schnell.

      Unsere Eltern sahen sich an und Mama zog leicht ihre Augenbrauen hoch. „Na ja, dann nehmt doch die Tragetasche mit, darin könnt ihr eure Muscheln sammeln.“ Sie hatte immer praktische Ideen, auch wenn wir die Tasche jetzt eigentlich gar nicht gebrauchen konnten. „Ihr seid aber gegen halb eins zurück!“

      Mit einem: „Klar, Paps!“, sausten wir nach draußen.

      Die anderen saßen schon bei Franzens, bis auf Lara und Paula, die seit einer Stunde vor der Pension Wache hielten. „Und, was ist gestern Abend passiert?“, fragten Meike und ich wie aus einem Mund.

      „Wir sind noch bis kurz vor Mitternacht vor der Pension geblieben“, antwortete Hanjo.

      „Nach dem Schwimmen haben Katja und ich so getan, als wären wir total kaputt. Dann sind wir ins Bett und kurze Zeit später durch unser Zimmerfenster abgehauen. Ich glaube, wir waren gerade fünf Minuten da, als Walross, der kleine Dicke mit dem Schnauzbart, und der Große mit der Nackenlocke mit Fahrrädern in die Dünen fahren wollten.“

      „Woher wusstet ihr, dass sie dorthin fahren wollten?“, staunte ich.

      „Ich konnte hören,