Die Hexe Rixt van het Oerd. Mathias Meyer-Langenhoff. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mathias Meyer-Langenhoff
Издательство: Bookwire
Серия: Abenteuer auf Ameland
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960741541
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wie immer durch seine kleine Brille.

      „Wie war die Reise, Professor?“, fragte ich.

      Er verdrehte die Augen. „Jetzt geht das schon wieder los!“ Damit ärgerte ich ihn gerne. Er ging in die achte Klasse und war ein bisschen dick. Hanjo hasste es, Professor genannt zu werden. Seiner Meinung nach redete ein Professor nur über Sachen, die kein Mensch verstand.

      Seine Mutter Heike lächelte. „Das Necken scheint ja schon wieder Spaß zu machen. Ich hoffe, es bleibt auch dabei und wird zwischen euch nicht wieder zu einem Krach.“

      „Keine Angst, Heike, diesmal kriegen wir das schon hin!“, antwortete ich. Gleichzeitig dachte ich: „So sicher bin ich mir da gar nicht!“

      „Könnt ihr euch übrigens noch an das Deichwettrutschen erinnern? Für dieses Jahr habe ich schon eine neue Idee, wenn das Wetter schlecht ist“, meinte sie.

      „Und was für eine?“ Neugierig sah ich Heike an.

      „Das wird noch nicht verraten, sonst ist es ja keine Überraschung mehr!“

      Letztes Jahr, nach drei Tagen Dauerregen, war unsere Laune ziemlich im Keller. Da schlug sie vor, wir sollten unsere Regenhosen anziehen und vom Deich rutschen. Es war so glatt wie auf einer Rodelbahn. Solche Ideen hatte nur Heike.

      Als ich an ihr herunterschaute, bekam ich große Augen.

      „Ist was mit mir?“, fragte sie verwundert.

      „Klar ist was mit dir, Mama!“, rief Katja. „Ihr fallen deine neuen, eleganten Schuhe auf!“ Heike trug trotz des schönen Wetters knallgelbe, große Gummistiefel, die bei jedem Schritt auf dem Fliesenboden des Restaurants quietschten. Ich musste lachen. Wahrscheinlich hatte sie die Dinger von einem Flohmarkt. Sie ging da öfter einkaufen. Die Sachen passten ihr zwar nicht immer hundertprozentig, aber sie waren echt cool. Auch Katja grinste. Sie war schon 14 und bestimmt einen Meter fünfundsiebzig groß. Wahrscheinlich hatte sie das von ihrem Vater Uli. Der konnte durch keine Tür gehen, ohne sich zu bücken, glaubte ich.

      „Guckt mal, die Fähre kommt!“, rief Olli, der wieder aufgetaucht war. „Endlich!“

      Pit sprang auf und rannte nach draußen zum Anleger. Wir liefen hinterher. Überall auf dem großen, weißen Schiff standen Menschen. „Die Armen“, sagte er, „die müssen bestimmt schon bald wieder arbeiten oder in die Schule.“

      „Hör bloß auf mit der Schule!“, meinte Paula naserümpfend, „die steht mir bis hier! Unser Klassenlehrer hat uns bis zum Schluss noch mit Vokabeln und Tests genervt.“

      „Unser war auch nicht besser!“ Hanjo nickte verständnisvoll. „Wisst ihr was? Ich habe eine Idee. Morgen oder so fahren wir nach Buren. Da gibt’s ein kleines Museum. Ich wollte letztes Jahr schon mit Papa hin, aber da haben wir es nicht mehr geschafft.“

      „Was soll denn das?“, nörgelte Pit. „Davon hast du im Auto aber nichts erzählt. In den Ferien in ein Museum? Ist doch ätzend!“

      „Weißt du doch gar nicht, ich hab’ gelesen, das soll ganz interessant sein. Da gibt’s nämlich was über eine Strandräuberin, die eine Art Hexe gewesen sein soll.“

      Meine Schwester war sofort begeistert. „Tolle Idee, die will ich auch sehen!“, rief sie mit strahlenden Augen.

      Plötzlich standen unsere Eltern hinter uns. „Los, ab mit euch in die Autos, wir müssen gleich auf die Fähre!“, rief Heike.

      Kurze Zeit später waren wir an Bord. Vom Bug aus beobachteten wir die Abfahrt. Am Ufer wurden die schweren Taue gelöst. Die großen Maschinen ließen das Schiff erzittern und bewegten es ganz langsam rückwärts. Ich schaute in das brodelnde Wasser. Nachdem es sich weit genug vom Anleger entfernt hatte, stoppte es, drehte die Nase in Richtung Ameland und begann, immer schneller Fahrt aufzunehmen.

      Mit Lara und Katja lief ich über das Sonnendeck. „Wie viele Menschen wohl auf so einer Fähre mitfahren können?“, überlegte Katja laut.

      „Hm, darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Aber vielleicht können wir’s herausbekommen“, sagte ich.

      „Super Idee“, meinte Lara. „Wir gehen nach oben und fragen einfach den Kapitän auf der Brücke.“

      „Quatsch, das geht nicht, der ist doch beschäftigt.“ Katja runzelte die Stirn, ließ sich aber trotzdem überreden. Wir drängten uns an den Menschen vorbei nach oben. „Und wie sollen wir jetzt weiterkommen?“, fragte sie nach der Hälfte des Weges. „Die Kapitänsbrücke ist ja noch höher.“

      Wir blieben stehen und schauten uns um, ob eine Treppe weiter nach oben führte. Dabei fielen mir zwei Männer auf, die irgendwie anders aussahen als die meisten hier. „Guck mal!“, flüsterte ich Katja zu. „Der hat eine echt komische Frisur.“

      „Wieso?“

      „Auf dem Kopf ganz kurz und hinten im Nacken fallen ihm die Haare fast bis auf die Schultern.“

      Sie sah ihn genauer an. „Stimmt, der sieht nicht besonders nett aus. Und diese große Narbe auf der Backe, echt unheimlich.“

      Der Mann war muskulös und groß, seine Arme, die er vor der Brust verschränkte, erschienen mir so dick wie Papas Beine.

      „Wisst ihr, woran der andere mich erinnert?“, fragte Lara.

      „Keine Ahnung.“

      „An eine Kugel auf zwei Beinen, der ist ja nur klein, dick und rund“, kicherte sie.

      Der Typ trug eine schwarze Sonnenbrille, einen hellen Anzug und einen großen Hut und redete andauernd auf den Großen ein. Außerdem wuchs ihm ein buschiger, schwarzer Schnauzbart unter der Nase.

      „Der sieht aus wie ein Walross“, staunte Katja. „Was sind denn das für Typen? Los, mal hören, worüber die sich unterhalten!“ Sofort steuerte Lara auf die beiden Männer zu. Den Besuch auf der Kapitänsbrücke hatte sie vergessen. Wir gingen hinterher und stellten uns unauffällig zu ihnen an die Reling.

      Der Dicke redete immer noch wild gestikulierend auf den anderen ein. „Was glaubst du eigentlich, warum wir hier sind? Du kannst doch auf dieser Scheißinsel keinen Urlaub machen. Wir müssen die Figur wieder auftreiben. Und wenn du nicht spurst, mein Lieber, werde ich auf der Stelle zum Handy greifen und unserem Auftraggeber sagen, dass du aussteigst!“ Seine Stimme überschlug sich fast. „Mir reicht es wirklich, ich will endlich die Kohle sehen, noch einmal lass ich mich nicht so abspeisen. Und wenn wir die ganze Insel umgraben müssen, um das verfluchte Ding wiederzufinden.“

      Der mit dem langen Nackenhaar nickte und antwortete mit tiefer Stimme: „Ja, ja, Walter, ist gut, du hast recht. Wir machen es so, wie du sagst. Aber jetzt lass uns noch schnell einen dieser Marzipankuchen kaufen, dafür könnte ich sterben!“

      „Vielleicht eher als dir lieb ist“, grummelte der Dicke drohend. Dann gingen sie unter Deck zur Schiffscafeteria.

      „Was war denn das? Die zwei haben doch irgendwas Merkwürdiges vor!“ Lara wollte sofort hinter ihnen her.

      „Stopp!“, rief ich. „Das geht nicht. Die merken, wenn wir sie schon wieder belauschen!“

      „Stimmt.“ Katja nickte. „Ich glaube, es ist besser, wir erzählen erst mal den anderen davon.“

      Wir wollten sie gerade suchen, da hörten wir auf Holländisch eine Durchsage: „Wir werden in wenigen Minuten Ameland erreichen, bitte begeben Sie sich in ihre Kraftfahrzeuge!“

      Mama und Papa kamen uns zusammen mit den Franzens und Münstermännern entgegen. „Wir haben euch gesucht. Ihr könnt doch nicht einfach verschwinden!“ Mama machte sich manchmal etwas zu viele Sorgen. Schließlich konnte man auf dem Schiff nicht weglaufen und außerdem fuhren wir ja nicht das erste Mal nach Ameland. Wir gingen zu unseren Autos.

      „Am besten treffen wir uns nachher am Strand!“, rief Katja.

      Ich