Da das Leben ja nicht nur aus Vergnügen besteht, machte sich Chris als Nächstes an die mittelfristigen Meilensteine. Sie besorgte sich neue Laufschuhe und lief damit noch am selben Nachmittag los. Nicht weit von ihrer Stadtwohnung lag ein wunderschöner großer Park, der auch einen ausgeschilderten Laufparcours hatte. Chris hatte dort immer wieder mal ein paar Runden gedreht, aber eher nach Lust und Laune als nach einem fixen Trainingsplan. Ihr ständiger Begleiter, der innere Schweinehund, setzte ein breites Grinsen auf, während er ihr dabei zusah, wie sie über die nächsten drei Monate zwei fixe Lauftermine pro Woche in ihren Kalender eintrug.
»Na, da bin ich ja mal neugierig!«, feixte er.
»Kannst du ruhig sein. Du läufst sowieso mit, egal welches Wetter gerade ist«, antwortete ihm Chris mit dem Brustton der Überzeugung. Und sie hielt den gefassten Plan auch tatsächlich ein, so viel sei hier schon verraten.
Sie trabte also los, um die neuen Schuhe einzulaufen und den Plan zu besiegeln. Es war ein für die Jahreszeit ungewöhnlich warmer Tag und die Sonne erheiterte die Gemüter. Die Bewegung an der frischen Luft tat ihr gut und regte nicht nur den Kreislauf an. Im Park waren sehr viele luft- und bewegungshungrige Menschen unterwegs. Chris begegnete einigen hübschen Burschen und die sehnigen Körper und knackigen Hintern beflügelten ihre Fantasie. Sie versuchte nachzurechnen, wie lange sie schon keinen Schwanz in sich gespürt hatte. Eine kleine Ewigkeit, die nun schon viele Wochen dauerte. Wurde höchste Zeit, dass sich das änderte!
Wieder zu Hause angekommen, setzte sie sich frisch geduscht und mit glühenden Wangen, die nicht nur dem Sport und der heißen Dusche geschuldet waren, an den Laptop. Wenn sie in dieser sehnsüchtigen, aufgegeilten Stimmung war, kam es hin und wieder vor, dass sie ihre Fantasien in Geschichten verpackte, die sie auch niederschrieb. Statt dass ihre Finger ihre Klitoris bearbeiteten, ließ sie sie über die Tastatur fliegen und klopfte kurze, geile Geschichten in den Computer. Die heutige betitelte sie mit:
SPORTUNFALL
Kaum werden die Tage länger und es ist nicht mehr stockfinster, wenn ich aus dem Büro zurückkomme, zieht es mich laufenderweise in die Natur. So auch an diesem Mittwoch. Daheim angekommen befreie mich eilig von meinem Bürooutfit. Ich mache mir nicht einmal die Mühe, meine Kleider fein säuberlich auf die Haken zu hängen, sondern richte in meinem Schlafzimmer ein kleines Chaos an, da ich es nicht erwarten kann, endlich in den letzten Sonnenstrahlen des Tages lostraben zu können. Nur noch mit meinem String bekleidet suche ich in meiner Kommode wühlend den Sport‐BH.
Wo versteckt sich denn das Ding nur wieder? Ach, da ist er ja! Ich lege meine Brüste damit in Fesseln, denn dieses Teil sitzt ziemlich fest.
Sieht aber gar nicht mal so schlecht aus, denke ich, als ich mich damit im Spiegel betrachte. Die roten und schwarzen Streifen auf dem weißen Stoff sehen recht pfiffig aus. So, weiter mit dem atmungsaktiven Sportshirt, den Funktionssocken und zu guter Letzt die hautenge Sporthose mit den Reflektoren über dem Po und um die Knie. Schnell noch die Laufschuhe angezogen, Sonnenbrille auf und los geht’s!
Meine Beine tragen mich in Richtung Süden. wo eine sehr beliebte Laufstrecke durch einen Park und ein kleines Wäldchen geht. Bei jedem Lauf, den ich wenn möglich zweimal die Woche absolviere, sehe ich, wie die Natur im Frühling förmlich explodiert. Erst gibt es kaum ein Grün auf den Zweigen, nach wenigen Tagen sind die Bäume in Saft geschossen und alles sprießt in herrlichen Grün‐Nuancen. Ein wahrlich sinnliches Erlebnis, wie die Natur nach und nach erwacht und üppig wird. Ich trällere im Geist das Liedchen von Veronika, die im Lenz den Spargel wachsen sieht, und muss bei dieser Symbolik unwillkürlich in mich hineingrinsen.
Ich trabe also so selbstvergessen, fröhlich und im Einklang mit mir und der Natur vor mich hin, als ich plötzlich von der Seite angerempelt – nein, fast niedergerannt – werde. Ein anderer Läufer sprintet mit einem Affenzahn aus einem Seitenweg heraus und rennt mich fast über den Haufen. Es knallt ziemlich, als unsere Körper aufeinanderprallen, und ich stürze zu Boden. Noch im Fallen denke ich mir: Blöder Kerl! Keine Augen im Kopf?, da spüre ich schon den Schmerz des Aufpralles an meinem Hinterteil.
»Oh mein Gott! Entschuldigen Sie! Tut mir leid! Haben Sie sich wehgetan? Sind Sie verletzt?«
Immerhin, mein Kollisionspartner rappelt sich nicht einfach auf und rennt weiter. Ich stöhne ein wenig auf, denn mein Hintern tut wirklich weh. Weit und breit ein einziger Stein und genau auf den muss ich fallen! Ich funkle den Kerl böse an und keife:
»Haben Sie keine Augen im Kopf?«, während ich meine schmerzende Pobacke reibe.
»Es tut mir so leid! Ich habe … Ich wollte …«, stammelt er und versucht mir aufzuhelfen.
Mmh, er riecht gut!, denke ich mir, als er mir unter die Arme greift, um mich vom Boden aufzuheben. Obwohl er ein wenig verschwitzt ist, seine Haut an Hals und Nacken glänzt, hat sein frischer Schweiß ein für mich sehr anregendes Aroma. Herb und doch köstlich. Der Schmerz in meiner Pobacke ist plötzlich gar nicht mehr so stark und mein Körperempfinden konzentriert sich blitzartig auf ganz andere Regionen. Allerdings nicht ganz so weit entfernt von meinem Hinterteil und ungleich angenehmer.
Als wir uns gegenüberstehen, sehe ich ihm zum ersten Mal bewusst ins Gesicht. Sympathisch, maskulin, interessant. Er macht noch immer eine besorgte Miene und das Biest in mir hat zielsicher seine Schwachstelle erkannt. Ich verzerre wieder schmerzhaft das Gesicht und humple ein paar Schritte an seinem Arm.
»Kommen Sie, da vorn zwischen den Bäumen ist eine Bank. Setzen Sie sich dahin und dann schauen wir, ob Sie sich verletzt haben.«
Mit strengem Ton frage ich: »Wie heißen Sie?«
»Alex!«, kommt brav und prompt die Antwort. Er stützt mit einer Hand meinen Ellbogen, sein anderer Arm umfasst meine Hüfte und ich lasse mich »hilflos« in seinen kräftigen Griff fallen und von ihm leiten. Ich wünschte mir, dass die Bank noch ein wenig weiter weg wäre, aber schon setzt er mich behutsam darauf. Mit theatralischem Seufzen lasse ich mich niedersinken. Aus dem Augenwinkel beobachte ich ihn ganz genau.
Durch gezielte Fragen versucht er nun herauszufinden, ob wirklich alles mit mir in Ordnung ist. Er erzählt mir von seiner medizinischen Ausbildung, dass er Therapeut sei, Fachgebiet Osteopathie, und so beginnt er die anatomische Untersuchung meiner Extremitäten. Er hockt vor mir, nimmt meine Füße und bewegt meine Knöchel. Alles okay. Dann wandern seine Hände zu meinen Knien, er beugt und streckt sie, um zu sehen, ob Bänder und Sehnen intakt sind. Sind sie. Dann stockt er plötzlich, denn wo soll er nur als Nächstes hingreifen? Ich lege meine Hand an die schmerzende Pobacke und sage ihm, wo es tatsächlich wehtut. Er schluckt fast unmerklich, fragt mich aber dann ganz professionell, ob er denn mal nachsehen könne, ob sich nicht ein Hämatom bildet. Denn dagegen müsse man etwas unternehmen, das könne sehr schmerzhaft werden. Ich versichere ihm, dass ich natürlich nichts dagegen hätte, wenn sich ein Fachmann die Stelle mal genauer besieht. Es freut mich, dass die Bank ein wenig abseits der »Trampelpfade« liegt, so ziehe ich kurzerhand meine Jogginghose hinunter und recke dem eloquenten Therapeuten meine Arschbacken entgegen. Diese sind von einem schwarzen Spitzenstring umrahmt und ein paar Sekunden passiert erst einmal gar nichts.
Ich frage: »Und?«
Keine Antwort von Alex. Ich wende den Kopf und frage nochmals: »So schlimm?«
»Nein, nein! Perfekt! – Äh, ich meine perfekt, dass keine starke Schwellung zu sehen ist.«
»Sind Sie sicher?«, frage ich. »Denn genau hier«, ich zeige auf die Stelle, »tut’s doch sehr weh!.«
Er hebt etwas zögernd die Hand und befühlt nun die von mir angezeigte Stelle. Ich seufze auf und zucke kurz zurück.
Ich wusste gar nicht, dass ich schauspielerisches Talent besitze, denke ich und kichere in mich hinein. Er fasst jetzt etwas fester zu, um ein Urteil über eine etwaige Verletzung fällen zu können, und versichert mir dann mit etwas belegter Stimme, dass es zwar einen