Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Sonnenwinkel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740931940
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nach Italien gegangen sind. Auch sie war ja eine sehr nette Frau, und die Kleine, die war wirklich zum Anbeißen. Ob sie das zweite Kind mittlerweile schon haben?«

      »Nein, das dauert noch ein bisschen. Sie werden es mich sofort wissen lassen. Sie fehlen mir ebenfalls, ganz besonders die kleine Valentina. Aber sie fühlen sich in ihrer neuen Heimat unendlich wohl, und das ist es doch, was zählt.«

      »Wer fühlt sich in der Toscana nicht wohl, das ist ein besonderes Fleckchen Erde. Als junges Mädchen war ich mal dort, und eine Reise dorthin steht bei mir noch immer ganz oben. Da gibt es wundervolle Motive, und das Licht soll ganz besonders sein.«

      »Also bedeutet Ihnen die Malerei doch etwas, Alma«, rief Roberta.

      »Ja, aber nur als Hobby, da kann ich herrlich entspannen. Es ist schon verrückt, dass ich es früher niemals mit der Malerei versucht habe. Da wäre mir manches erspart geblieben, und ich hätte nicht so höllisch gelitten.«

      Alma hatte wirklich Schreckliches hinter sich, Roberta vermied es, darauf jetzt einzugehen. Sie sagte vielmehr: »Sie wissen schon noch, dass Robertos Einladung auch für Sie gilt. Es gibt auf dem Anwesen ein wunderschönes Gästehaus.«

      Alma blickte ihre Chefin zweifelnd an.

      »Ich weiß, das hat Herr Andoni gesagt. Doch glauben Sie, dass es ihm ernst damit war?«

      »Sehr, sehr ernst, Alma. Und wenn Sie Lust haben, dieser Einladung zu folgen, dann können Sie es jederzeit tun. Die Andonis würden sich sehr freuen. Das sind ganz herzliche Menschen.«

      »Das stimmt, ich glaube, das kann man von der neuen Besitzerin des ›Seeblicks‹ nicht behaupten. Ich war nur einmal da, da machte sie einen ein wenig abwesenden Eindruck, und es waren kaum Gäste im Restaurant.«

      Darauf ging Roberta ein.

      »Und das ist das Problem, Julia Herzog hat große Sorgen, sie hat sich von der Eröffnung ihres ersten eigenen Restaurants mehr versprochen. Immerhin ist sie eine erfahrene Köchin, sie hat für ihren früheren Chef sogar einen Stern erkocht.«

      »Aber nicht mit vegetarischer und veganer Küche«, wandte Alma ein. »So etwas kann man nebenbei mit anbieten oder in einer Großstadt. Es hier zu tun, ist ein Wagnis. Ich glaube, das wird nichts, und es tut mir leid für die arme Frau. Niemand gesteht sich gern eine Niederlage ein.«

      »Ich glaube, so schnell wird Frau Herzog nicht aufgeben. Es ist schließlich ihr Lebenstraum, den sie sich da erfüllt hat, so etwas lässt man nicht so schnell sterben. Ich empfehle den neuen ›Seeblick‹ immer wieder, ins Restaurant zerren kann ich niemanden. Aber den Grafen Hilgenberg habe ich dort schon gesehen, und ich weiß, dass er im ›Seeblick‹ auch das Mittagessen für seine Mitarbeiter bestellt.«

      »Das wundert mich aber. So wie der sich abschottet, hätte ich eher vermutet, dass er da oben eine eigene Köchin hat, für sich und für sein Personal.«

      Alma gab das wieder, was viele dachten. Mit dem Grafen Hilgenberg hatte sich halt alles verändert.

      »Alma, der Graf ist ein sehr netter Mensch, und man kann ihm doch nicht vorwerfen, dass er einen anderen Lebensstil hat als die Münsters oder Marianne von Rieding.«

      »Niemand darf das Grundstück betreten, und die Felsenburg ist nur über Umwege erreichbar.«

      »Aber sie ist erreichbar, er hätte es nicht erlauben müssen. Und mal ehrlich, die Leute regen sich furchtbar auf, dabei ist kaum jemand mal zur Felsenburg hinaufgewandert. Und ich würde es auch nicht haben wollen, dass jemand quer über mein Anwesen läuft. Es gibt so etwas wie eine Privatsphäre.«

      Alma zuckte die Achseln.

      »Ich glaube, die Blaublüter halten sich für etwas Besseres, und Graf Hilgenberg, das ist ein großer Name. In der Siedlung erzählen sie, dass er einen unendlich langen Stammbaum hat.«

      »Das kann nicht jeder von sich behaupten, und dafür, dass er aus einer so traditionsreichen Familie stammt, halte ich den Grafen für sehr bodenständig. Und Sie, meine liebe Alma, halte ich für einen Snob.«

      Alma lachte.

      »Ich habe es nun mal nicht so mit den Blaublütern«, gab sie zu.

      Roberta schenkte sich ein Glas Mineralwasser ein.

      »Und das haben Sie mit meiner Freundin Nicki gemeinsam«, sagte sie und erinnerte sich daran, dass Nicki noch immer nicht mit dem Grafen gesprochen hatte. Und das konnte Roberta überhaupt nicht verstehen. Der Graf war der Mathias, nach dem Nicki sich die Hacken abgelaufen hatte. Sie hatte alles versucht, ihn zu finden und dafür Wahrsager, Kaffeesatzleser, Kartenleger und was sonst noch bemüht und hatte dafür viel Geld ausgegeben.

      Schon, es war ein wenig unglücklich gewesen, als sie sich plötzlich auf dem Kennenlernfest gesehen hatten. Nicki war aus allen Wolken gefallen, doch sie hätte nicht davonlaufen müssen. Und immerhin hatte Graf Hilgenberg alles versucht, sie zu treffen, um alles zu erklären. Nicki konnte manchmal wirklich stur sein wie ein Panzer. Und feige war sie dazu. Warum traf sie den Grafen nicht? Er war als Mensch kein anderer geworden, und hinter dem war sie schließlich her gewesen wie der Teufel hinter der Seele.

      Nicki war wirklich ihre allerbeste Freundin, sie konnten sich aufeinander verlassen, zwischen sie passte kein Blatt Papier, so eng war ihre Freundschaft. Aber manchmal verstand sie Nicki nicht, da war und blieb sie ihr ein Rätsel.

      Alma war über diese Antwort erfreut, sie mochte Nicki sehr, doch die Tatsache, dass sie ebenfalls etwas gegen die sogenannten Blaublüter hatte, ließ sie in Almas Achtung nur noch steigen.

      »Die Frau Beck war schon lange nicht mehr hier. Das ist schade, sie bringt immer Leben ins Haus. Und es macht eine solche Freude, für sie zu kochen. Egal, was man ihr vorsetzt, sie ist immer begeistert.«

      Roberta hätte jetzt anführen können, dass sie das ebenfalls war. Sie ließ es bleiben, weil sie zu ihrer Freundin nicht in Konkurrenz treten wollte. Nicki hatte halt ein sonniges Gemüt, sie konnte sehr schnell Menschen für sich begeistern, im Gegensatz zu ihr.

      Sie war eher zurückhaltend, das allerdings nur in ihrem Privatleben, in ihrem Beruf ging sie auf die Menschen zu, da war sie einfach voll in ihrem Element.

      In diesem Augenblick nahm Roberta sich fest vor, Nägel mit Köpfen zu machen und Nicki die Pistole auf die Brust zu setzen. Es war ihr schon peinlich, dem Grafen Hilgenberg zu begegnen. Der sprach sie zwar auf das Thema nicht mehr an, doch es stand ungeklärt im Raum.

      Ihr Praxistelefon klingelte, und das bedeutete, dass sie als Ärztin außerhalb der Sprechstunden gefragt war.

      Es war also nichts mit einer ruhigen Mittagspause, doch daran war Roberta längst gewohnt, und es machte ihr nichts aus. Zuerst zählten ihre Patienten.

      »Frau Doktor, möchten Sie sich nicht wenigstens einen Kaffee für unterwegs mitnehmen?«, schlug Alma vor, nachdem klar war, dass Roberta zu einem Patienten fahren musste.

      »Alma, das ist eine gute Idee«, freute Roberta sich, und während sie sich für den Krankenbesuch vorbereitete, kochte Alma rasch den Kaffee.

      Roberta wäre, wenn auch schweren Herzens, mit Almas Künstlerkarriere einverstanden gewesen. So war es ihr auf jeden Fall lieber. Alma würde bleiben, und ihr Alltag war gerettet. Roberta nahm sich vor, das Gehalt von Alma zu erhöhen. Sie zahlte zwar schon über dem Durchschnitt, doch durch eine weitere Erhöhung konnte sie ihre Wertschätzung zum Ausdruck bringen. Alma war ein Juwel, und vor allem war sie ein ganz wunderbarer Mensch.

      Sie waren perfekt aufeinander abgestimmt, denn der Kaffee kam, als Roberta abmarschbereit war. Sie waren halt ein perfektes Team, und Alma hatte eine gute Idee gehabt, diesen Becher für einen Coffee to go zu kaufen. Er hatte Roberta schon viele gute Dienste erwiesen, und er war umweltfreundlich, weil man ihn immer wieder verwenden konnte. Das fühlte sich gut an, denn Roberta fand es schon ziemlich gruselig, welche Müllberge sich durch die vielen Kaffeebecher anhäuften, die bereits nach einer einmaligen Benutzung ein Wegwerfartikel waren.

      »Frau Doktor, Sie wissen, dass ich heute Abend Chorprobe für den Gospelchor