Der neue Sonnenwinkel Box 2 – Familienroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Sonnenwinkel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740928636
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sich ja auch einbilden, aber sie hatte den Eindruck, dass selbst Luna nicht so war wie sonst. Spürte sie, dass etwas nicht in Ordnung war?

      Bambi und Luna waren unzertrennlich. Es war daher kaum zu verstehen, dass Bambi den Hund alleingelassen hatte. Das war noch nie vorgekommen.

      Es machte keinen Sinn, darüber nachzudenken, was wann und wie gewesen war.

      Heute gab es eine Situation, die fremd war und die ihr Angst machte.

      Ein, zwei Stunden würde sie noch warten, und dann würde sie die Polizei anrufen, ob es Werner und ihren Eltern nun passte oder nicht.

      *

      Rosmarie Rückert spürte die Veränderung, die mit ihr vorgegangen war und wunderte sich über sich selbst.

      War Cecile Raymond so etwas wie eine Zauberkünstlerin, die es schaffte, Menschen in ihren Bann zu ziehen und das Gute aus ihnen hervorzuholen?

      Es sah beinahe so aus. Geradezu spielerisch war es der jungen Französin gelungen, sie um ihren kleinen Finger zu wickeln.

      Rosmarie mochte Cecile, ja, sie mochte sie wirklich und konnte nicht mehr verstehen, warum sie all diese Vorbehalte gegen die uneheliche Tochter ihres Mannes hatte. Etwas, was ihre Familie und mehr noch, beinahe auch ihre Ehe, entzweit hätte.

      Nun war beinahe alles wieder so, wie es gewesen war, ehe Cecile in ihr Leben gekommen war.

      Zumindest, was ihre Sorge um ihr Vermögen betraf, von dem Cecile wirklich nichts wollte. Ansonsten hatte sie sich verändert. Ganz allmählich dämmerte ihr, dass sie ihren Kindern keine so gute Mutter gewesen war, und auch ihren Enkeln gegenüber war sie viel zu distanziert. Das wurde ihr klar, als sie sah, wie sie mit ihrer anderen Oma Inge umgingen. Es war schon merkwürdig, dass ihr das nie zuvor aufgefallen war. Da musste sie etwas tun.

      Am allerschönsten war, dass sie und Heinz wieder normal miteinander umgingen, dass er ihr unendlich dankbar dafür war, dass sie Cecile endlich kennen­gelernt hatte. Und nun wollte er seine Kanzlei auch nicht aufgeben, und von nach Frankreich ziehen war auch keine Rede mehr.

      Und das war ja auch so merkwürdig. Jetzt, da Heinz glaubte, seine Pläne ihr zuliebe aufgeben zu müssen, bedauerte sie es. Es wäre ja vielleicht doch chic, ein zweites Domizil in Frankreich zu haben.

      Ja, und da war noch ihr Äußeres …

      Um einen Leidensdruck zu erzeugen, war Rosmarie ungeschminkt in die Arztpraxis von Frau Dr. Steinfeld gegangen, und dann hatten die Ereignisse sie überrollt, und ungeschminkt hatte sie Cecile kennengelernt, war so bei ihrem Mann und ihren Kindern aufgetaucht. Und eigentlich konnte Rosmarie es noch immer nicht fassen, dass alle es schön gefunden hatten. Ja, das hatten sie wirklich.

      Ganz überzeugt war Rosmarie noch immer nicht, aber sie arbeitete nicht mehr so viel an sich, um entsprechend zurechtgemacht das Haus zu verlassen, und ihren nächsten Termin beim Schönheitschirurgen hatte sie abgesagt.

      Für Rosmarie gab es die Zeit vor Cecile und dann die nach Cecile.

      Wäre sie noch die von früher, hätte sie den Termin eingehalten und hätte eine weitere Korrektur vornehmen lassen, ja, da wäre es beinahe so etwas wie lebensnotwendig gewesen. Und heute? Heute sonnte sie sich darin, dass die Menschen sie doch tatsächlich nett und attraktiv fanden, wenn sie sich nur ganz wenig zurechtmachte.

      Ehrlich gesagt hatte sie mit der neuen Rosmarie noch einige Schwierigkeiten. Sie war kein anderer Mensch geworden, hatte nur begriffen, dass sie bislang ihr Äußeres total überbewertet hatte, und das, solange sie zurückdenken konnte.

      Die Distanz zu Fabian und Stella war noch immer da, auch wenn die sie jetzt wohlwollend betrachteten. Den richtigen Umgang miteinander mussten sie noch lernen, und Rosmarie wusste nicht, wie sie das schaffen sollte. Ohne Hilfe ging das vermutlich gar nicht.

      Sie hatte ja nicht aus Bösartigkeit gehandelt, sondern es war nach ihrem Empfinden richtig gewesen, was immer sie auch getan hatte.

      Wenn man so wollte, war es die junge Ärztin aus dem Sonnenwinkel gewesen, die ihr ein paar passende Worte gesagt hatte.

      Bei ihr musste sie sich zuerst bedanken, also ging Rosmarie in den schönsten Blumenladen von Hohenborn und kaufte dort einen ganz ausgefallenen Blumenstrauß. Und da machte Rosmarie ebenfalls eine Erfahrung, die sie erst einmal verkraften musste. Normalerweise hätte sie das Beste und Teuerste gekauft, Hauptsache, es war beeindruckend und löste bei den Leuten, die den Strauß sahen, Entzücken und Bewunderung aus.

      Diesmal war es anders. Sie fragte sich, welche Blumen der jungen Ärztin wohl gefallen könnten, und da war Rosmarie sich sehr schnell sicher, dass es keiner von den sogenannten Repräsentationssträußen war, die sie im Allgemeinen zu kaufen pflegte, um damit Eindruck zu schinden.

      Nein, es waren afrikanische Blumen und Gräser, die sie für Frau Doktor Steinfeld auswählte. Und das versetzte die Besitzerin dieses exklusiven Ladens in Erstaunen, weil sie so etwas von Rosmarie Rückert nicht gewohnt war. Und solche Blumen hätte sie ihr demzufolge auch niemals angeboten. Die waren schön, keine Frage, aber sie waren auch sehr speziell, und man konnte damit keinen Eindruck schinden. Das war etwas für Liebhaber.

      Wie auch immer, Rosmarie war sich sicher, die richtige Auswahl getroffen zu haben und zog mit ihrem Strauß glücklich davon. Sie fuhr direkt in den Sonnenwinkel und parkte auch vor dem Haus, obwohl sie dadurch die Einfahrt blockierte. Aber so weit, auf so etwas Rücksicht zu nehmen, war Rosmarie noch nicht. Und sie reagierte auch nicht auf den Hinweis eines älteren Mannes, dass sie vor der Arzteinfahrt parkte.

      In der Praxis angekommen, stellte sie fest, dass im Wartezimmer noch einige Patienten warteten. Und sie hatte einen ziemlichen Disput mit Ursel Hellenbrink, der tüchtigen Mitarbeiterin von Doktor Steinfeld, auszufechten, die sie nicht annehmen wollte, weil sie keinen Termin hatte. So etwas kannte Rosmarie nicht, und normalerweise wäre sie jetzt aufgebraust, hätte was von Privatpatientin gesagt, die ein Recht hatte, drangenommen zu werden.

      Heute ertappte sie sich dabei, dass sie sich auf das Bitten verlegte, sich entschuldigte, unangemeldet hereingeplatzt zu sein, dass es aber sehr, sehr wichtig sei, mit der Frau Doktor zu sprechen.

      Ursel Hellenbrink war ein gutmütiger Mensch, und obwohl sie diese Frau eigentlich nicht leiden konnte, weil sie so selbstbewusst auftrat, so nach dem Motto – hier bin ich, was kostet die Welt, sagte sie: »Okay, dann bleiben Sie. Aber es kann dauern. Und wenn Sie noch einmal kommen, dann rufen Sie bitte vorher an und lassen sich einen Termin geben.«

      Rosmarie bedankte sich, ja, das tat sie wirklich, sie sagte sogar, dass es ihr nichts ausmachen würde, warten zu müssen. Dabei war sie es nicht gewohnt und hasste es sogar.

      Auch da hatte es eine Veränderung gegeben, die sie selbst erstaunte.

      Sie ging ins Wartezimmer, grüßte freundlich, dann setzte sie sich. Sie bekam mit, wie sich zwei Frauen unterhielten, die von der Ärztin regelrecht schwärmten, und da wusste Rosmarie, dass es gut gewesen war, herzukommen.

      *

      Als Roberta wenig später zum Wartezimmer kam, um den nächsten Patienten aufzurufen, entdeckte sie Rosmarie Rückert. Und ehrlich gesagt, war sie darüber nicht sehr erfreut.

      Sie hatte vor der Sprechstunde schon Hausbesuche gemacht, und die Patienten, die sie bis jetzt behandelt hatte, waren schwierige Fälle gewesen.

      Hoffentlich war diese Frau nicht wieder hergekommen, um ihr die Zeit zu rauben, die sie eigentlich für wirklich Kranke benötigte.

      Sie war ziemlich zwiegespalten, denn abweisen konnte sie die Frau schließlich auch nicht. Noch musste sie sich keine Gedanken machen. Es waren mehrere Patienten vorher dran.

      Der Patient, um den sie sich jetzt kümmern musste, hatte viel mit einem unangenehmen Sodbrennen zu tun, und Roberta hatte viel Überzeugungsarbeit bei ihm zu leisten, ihn davon zu überzeugen, dass er sein Problem weitgehend durch eine vernünftige Lebensführung beseitigen konnte. Ihm wäre es lieber, sich weiterhin der Völlerei hinzugeben und dann im Bedarfsfall ein paar Pillen zu schlucken, ungefähr so wie bunte Smarties.

      Die