Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740955571
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diesem Hotel gehört“, fragte Rander weiter, „diese Adresse scheint als eine Art Geheimtip behandelt zu werden. Haben Sie sich diese ausgesuchten Hasen mal aus der Nähe angesehen? Nichts Billiges, wie man vermuten sollte. Durch und durch seriös, distanziert, aber nett.“

      „Sehr wohl, Sir … Und in diesem Hotel wohnte Mister Hacklett vor seinem tödlichen Unfall.“

      „Sie können einem auch jede Stimmung vermiesen“, gab Rander unwillig zurück, „müssen Sie mich ausgerechnet jetzt daran erinnern?“

      „Ich möchte darum bitten, Sir, daß Sie meine Worte vergessen. Wenn Sie erlauben, sehe ich nach den beiden Damen. Sie könnten Überraschungen erleben, falls sie sich um meinen Privatkoffer kümmern!“

      Rander nickte, stand auf und wanderte lächelnd durch das Erdgeschoß. Er fühlte sich wohl und wollte an diesen Unglücksfall, der vielleicht sogar ein Mord war, nicht mehr erinnert werden. Er nahm sich vor, seine Pläne schleunigst zu ändern. Chikago hatte wohl doch noch Zeit. Ein paar Erholungstage konnten auf keinen Fall schaden.

      *

      Die beiden reizenden Hasen betätigten sich als ausgesprochene Wühlmäuse, wußten aber nicht, daß sie von Josuah Parker von der Tür aus beobachtet wurden.

      Sie hatten die wenigen Koffer geöffnet, legten Wäsche in den Schrank und schoben Kleiderbügel in die Anzüge. Dabei vergaßen sie aber nicht, jede Tasche gründlich zu durchsuchen und die Koffer nach Geheimfächern abzuklopfen. Sie mußten sich in diesen Praktiken auskennen, denn sie arbeiteten schnell und routiniert.

      „Komischer Kerl, dieser Mann mit der Melone“, sagte der erste Hase, „so was haben wir hier bisher noch nie gehabt, Liz.“

      „Der andere Mann sieht aber sehr gut aus, Helen“, meinte Liz. „So was sieht man hier auch selten!“

      „Woher mögen Sie wohl kommen?“ „Keine Ahnung. Und ich werde mich hüten, irgendwelche Fragen zu stellen. Hast du was gefunden?“

      „Nichts. Und wie sieht’s bei dir aus?“ „Auch nichts. Das heißt, dort den Koffer bekomme ich nicht auf. Dort den … dieses abgewetzte, schäbige Ding!“

      Liz und Helen kümmerten sich um Parkers Privatkoffer, in dem der Butler seine vielen Überraschungen mit sich herumschleppte. Daß sie ihn nicht zu öffnen vermochten, bedurfte keiner Erklärung, denn nur Parker allein kannte den Trick, die Schlösser gefahrlos zu öffnen. Um Schaden an Leib und Seele der beiden Hasen zu vermeiden, betrat Parker geräuschvoll das Zimmer. Er hüstelte dabei mittelschwer.

      Die beiden Hasen in Netzstrümpfen wirbelten überrascht herum und wirkten ein wenig verlegen.

      „Könnten wir vielleicht den Schlüssel haben?“ sagte dann Liz, die sich schnell fing.

      „Ich denke, den Rest werde ich durchaus allein schaffen, meine Damen.“

      Liz und Helen sahen sich einen Moment lang zögernd an, dann kamen die obligaten Knickse, und plötzlich verschwanden die Damen nach unten. Vom Flurfenster aus sah Parker ihnen nach. Sie saßen auf einem Elektrokarren, wie er auf großen Golfplätzen von fußlahmen Spielern nur zu gern benutzt wird. Geräuschlos, aber erstaunlich schnell fuhren sie über den asphaltierten Weg hinauf zum Hauptgebäude. Der Fahrtwind spielte dabei neckisch mit ihren langen Stoffohren.

      *

      Parker wollte sich vom Fenster abwenden, als ein zweiter Elektrokarren in Sicht kam, der noch schneller war und in Richtung Einzelhaus Nr. 6 preschte. Auf der Sitzbank dieses Dreirad-Rollers saßen Bekannte.

      Josuah Parker begab sich relativ eilig hinunter zu seinem jungen Herrn und kündigte ihm diesen Besuch an.

      „Die drei Männer aus dem Jeep?“ fragte Rander erstaunt zurück, „das ist eine Überraschung.“

      „Ein gut geführtes Hotel, in dem die Gäste sich über Langeweile kaum beklagen können, Sir. Wäre jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, einen gewissen Irrtum richtig zu stellen?“

      „Gute Idee …!“

      Die Unterhaltung zwischen Rander und seinem Butler konnte nicht weitergeführt werden, da die drei Männer bereits im Hausflur waren und sich jetzt in den großen, salonartigen Wohnraum schoben.

      Der untersetzte, stämmige Mann vom Seeufer rang sich ein gequält-freundliches Lächeln ab.

      „Norman Hallway mein Name“, stellte er sich vor.

      „Rander, aber ich habe mich wohl schon vorgestellt. Das hier ist mein Butler, Mister Parker …!“

      „Meine beiden Mitarbeiter Jerry und Hale“, sagte Hallway und deutete auf die betreffenden Männer, „mir scheint, daß hier ein Irrtum vorliegt!“

      „Tatsächlich?“ Rander wunderte sich gespielt.

      „Sie sind mit angekündigten Gästen verwechselt worden“, redete Hallway weiter, „da wir aber vollbesetzt sind, werden Sie verstehen, daß wir Sie bitten, das Hotel …“

      „Sie wollen uns an die frische Luft setzen?“ wunderte Rander sich laut, „haben Sie das gehört, Parker? Wie finden Sie das?“

      „Außerordentlich, Sir … Ich möchte fast sagen, einmalig …“

      „Wir werden selbstverständlich dafür sorgen, daß Sie in einem anderen Hotel untergebracht werden“, sagte Hallway. Seine beiden Mitarbeiter Jerry und Hale, schmal, fast mager, sehr wachsam, an Zwillinge erinnernd, sagten kein Wort. Sie warteten ganz offensichtlich auf ihr Stichwort.

      „Wir fühlten uns hier bei Ihnen aber besonders wohl“, meinte Mike Rander.

      „Muß man bei Ihnen, falls ich fragen darf, vorausbuchen?“ wollte Josuah Parker wissen.

      „Richtig“, gab Hallway schnell und fast erleichtert zurück.

      „Hatte auch Mister Hacklett vorgebucht?“ stellte der Butler seine nächste Frage.

      „Natürlich!“

      „Wie Mister Billy Carter?“ Parkers Frage verursachte diesmal eine erstaunliche Reaktion. Hallway musterte den Butler aus starren Augen. Die beiden Mitarbeiter Jerry und Hale schienen sich bei der Nennung dieses Namens zu spannen.

      „Wer ist Billy Carter?“ fragte Hallway jetzt betont harmlos.

      „Nur ein Dutzendname“, erläuterte der Butler, „messen Sie diesem Namen keine Bedeutung bei …“

      „Hören Sie, Mister Hallway, ich möchte den Manager des Hotels sprechen“, sagte Rander, „wenn es sich eben einrichten läßt, möchten wir natürlich bleiben. Die beiden reizenden Häschen waren so freundlich, uns das Grundprogramm zu überreichen. Überraschend und frappierend, was Ihren Gästen so geboten wird!“ Mike Rander klappte die Saffianmappe auseinander und las vor: „Sauna … Thermalbäder … Massagen … Wasser- und Kneippkuren … Wirklich, einfach erstaunlich!“

      „Darf ich meiner Verwunderung darüber Ausdruck verleihen, daß man von Ihrem Recreation Center noch nichts gehört hat?“ schaltete der Butler sich ein, „darf und muß ich unterstellen, daß Sie mit Ihren Kuren nur einen ganz bestimmten Kundenkreis ansprechen?“

      Hallway war überfragt. Er schluckte und fühlte sich in seiner Haut nicht sonderlich wohl.

      „Nein, wir machen keine Reklame“, sagte er schließlich und der Tonfall seiner Stimme wurde knapp und schärfer, „ich muß Sie noch einmal bitten, das Haus zu räumen … Es wurde bereits gebucht und ist nicht mehr frei.“

      „Wir bringen die Koffer zum Wagen“, sagte Jerry.

      „Sie brauchen keinen Handschlag zu tun“, versprach Hale.

      „Nun kann ich verstehen, warum besagter Motelbesitzer aus Detroit bei Ihnen abgestiegen war“, sagte Parker wohlwollend, „wo begegnet man schon solch einem Service? Sie gestatten, daß ich Ihnen meine Anerkennung ausspreche.“

      „Gehen Sie endlich!“ sagte Hallway