Er lag auf üppigen Polstern und kam sich vor wie in einem Harem, wie er in Hollywoodfilmen so gern gezeigt wird. In der warm-feuchten Luft dieses großen Kellerraumes fühlten sich Tropenpflanzen aller Art ausgesprochen wohl. Von geschickt hergerichteten Baumstümpfen und Ästen hingen Orchideen herab, deren Blütenpracht fast sinnverwirrend war.
Doch dies war nicht alles. Beileibe nicht …!
Dieser Kellerraum war an sich ein einziger großer Swimmingpool, auf dessen Wasseroberfläche Seerosen schwammen. Irgendwo in der Dämmerung des Raums plätscherte melancholisch ein Springbrunnen. Das große Schwimmbecken wurde von einem Rand umgeben, der etwa anderthalb Meter breit war und von den Kellerwänden begrenzt wurde. An der Stirnfläche, wo Parker lag, stiegen breite Treppenstufen an, die samt und sonders mit diesen schwellenden Ruhepolstern ausgelegt waren.
Parker war, wie schon gesagt, beeindruckt, doch er ließ sich nichts anmerken. Er schüttelte leicht den Kopf. Er wollte sichergehen, daß er nicht träumte. Als er sich zusätzlich noch kneifen wollte, merkte er, daß man seine Hände nachdrücklich gebunden hatte.
Die drei jungen Damen, die im Wasser plätscherten, übersahen ihn. Für sie war er überhaupt nicht vorhanden. Sie schwammen ziellos umher, sprachen kaum miteinander und schienen nur ihre Umgebung zu genießen. Mit etwas Phantasie nur fühlte man sich in tropische Gefilde versetzt.
Parker versuchte sich zu erinnern. Wieso war es seinen Gegnern gelungen, ihn zu überlisten und zu entführen? Mit welchen Mitteln hatte man ihn außer Gefecht gesetzt? In wessen Gewalt befand er sich hier?
Er wurde abgelenkt.
Die drei jungen Damen stiegen aus dem Wasser. Sie trugen knappe Bikinis und schmeichelten dem Schönheitssinn Josuah Parkers. Sie gingen mit wiegenden Hüften auf ihn zu, übersahen ihn nach wie vor und ließen sich etwas oberhalb von ihm auf den Stufen nieder. Fast wollüstig kuschelten sie sich in den Polstern und gaben sich dem süßen Nichtstun hin.
„Ich möchte Sie auf keinen Fall inkommodieren“, sagte Parker und richtete sich etwas auf, „aber darf ich vielleicht erfahren, wo ich mich befinde?“
Die drei jungen Damen reagierten überhaupt nicht.
„Sollte bei Ihnen möglicherweise der Geist auf Kosten Ihrer körperlichen Reize zurückgeblieben sein?“ tippte Parker weiter an. „Leider findet man dieses häufiger, als man gemeinhin annehmen kann.“
Sie antworteten nicht, dafür reagierten sie aber endlich. Sie standen langsam, fast träge auf. Sie stiegen mit fast lasziven Bewegungen zu Parker hinunter und bauten sich vor ihm auf. Der Butler sah sich ungemein wohlgeformten, langen und schlanken Beinen gegenüber, die in wohlgefällig gerundete Hüften übergingen. Bei dieser Gelegenheit stellte er erneut fest, wie knapp Bikinis sein konnten. Er schien es hier mit Sonderanfertigungen zu tun zu haben.
„Ich muß gestehen, daß Sie einen alten, müden und relativ verbrachten Mann verwirren“, redete Parker weiter. Er studierte die schmalen Taillen der Damen und begutachtete die Oberweiten, die kaum verhüllt waren. Er hatte plötzlich das Gefühl, sich in einer Sauna zu befinden.
Sie beugten sich zu ihm hinunter und griffen nach ihm.
„Aber … aber … meine Damen!“ stieß Parker überrascht hervor, „möglicherweise versprechen Sie sich zuviel von meiner bescheidenen Wenigkeit!“
Sie ließen sich nicht beirren. Sie lifteten ihn an und warfen ihn schwungvoll in das auf klatschende Wasser. Bevor Parker unterging, hörte er das amüsierte Lachen der drei eigenwilligen Damen und dachte gleichzeitig an die Bügelfalten seiner schwarzen Hose, die jetzt natürlich völlig ruiniert wurden.
*
Mike Rander verließ den Hotelbungalow. Er hielt es vor Unruhe kaum noch aus. Er wußte seinen Butler in Lebensgefahr und wollte etwas für ihn tun. Er hatte allerdings keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Wo sollte er den Hebel ansetzen?
Die Spuren deuteten auf den Bootsverleiher Henderson hin. Eben noch hatte er darüber mit Sergeant Halloway diskutiert. War es also richtig, noch einmal zum Strand und zum Yachthafen hinauszufahren? Sollte er sich die Privatadresse Hendersons beschaffen? Sollte er dort nach Parker schauen?
Rander ging hinüber zum Parkplatz, wo sein Mietwagen stand. Es gab ihm einen Stich, als er das hochbeinige Monstrum seines Butlers sah. Seine Unruhe und Sorge steigerte sich.
Er zündete sich eine Zigarette an und blieb einen Moment nachdenklich stehen. Gab es wirklich nur die Spur Henderson? Da war schließlich noch Mister Hubert Portcliff, der zusammen mit seiner Schwester eine renommierte Firma leitete.
Zwei junge Damen lenkten ihn ab.
Sie kamen aus dem Hintereingang des Hotels und schienen einige Drinks zuviel zu sich genommen zu haben. Sie lachten, produzierten Tanzschritte und gingen dann auf leichten Umwegen hinüber zu ihrem Wagen, der dicht neben Randers Mietwagen zu stehen schien.
Irgendwie spürte Mike Rander genau in diesem Moment Gefahr.
Er konnte später nicht sagen, worauf sich dieser Verdacht gegründet hatte. Er spürte nur, daß irgend etwas nicht stimmte.
„Hallo?“ Eine der jungen Damen sprach ihn mit erotisch klingender Stimme an und winkte ihm zu.
„Hallo!“ antwortete Rander und lächelte breit wie ein großer Schuljunge. Innerlich aber nahm er bereits Verteidigungshaltung ein. Er rechnete mit einem Überraschungsangriff. Und der sollte nicht lange auf sich warten lassen.
„Darf ich mal Feuer haben? fragte die junge Dame und glutete ihn aus großen, dunklen Augen an, die im Licht der Parkplatzbeleuchtung wie kleine Scheinwerfer wirkten.
Die zweite junge Dame beschäftigte sich plötzlich mit ihrem Strumpfband und genierte sich nicht, den an sich schon recht kurzen Rock noch weiter anzuheben.
Randers Blick konzentrierte sich unwillkürlich auf den gerundeten Oberschenkel. Dann, praktisch im letzten Augenblick, siegte seine Vorsicht. Er sah hoch und konnte durch schnelles Wegducken dem Schlag der ersten jungen Dame entgehen.
Sie hatte mit ihrer kleinen Handtasche weit ausgeholt und die Absicht, sie ihm auf den Kopf zu legen.
Von der Wucht des fehlgegangenen Schlages mitgerissen, verlor sie das Gleichgewicht und taumelte in Randers Arme. Er riß ihr sofort die Handtasche aus der Hand und war schon gar nicht mehr erstaunt, wie schwer diese kleine Tasche war. Wahrscheinlich enthielt sie einen pfundschweren Bleikern.
Die zweite junge Dame drückte sich gekonnt und vehement ab und sprang den jungen Anwalt an. Rander, an sich höflich zu Damen, wußte sich nicht anders zu helfen, als die erbeutete Handtasche kreisen zu lassen.
Die junge Dame wurde rasch außer Gefecht gesetzt, kickste überrascht auf und rutschte haltlos in sich zusammen. Dabei verlor sie einen Schlagring, den sie sich um die Fingerknöchel gelegt hatte.
Rander brüllte, als die erste junge Dame ihm gegen das Schienbein trat. Er ließ sie los, verbeugte sich förmlich vor ihr und handelte sich einen Handkantenschlag ein. Rander, hart im Nehmen, verdaute diesen Schlag, zog die junge, aggressive Dame hoch und drückte sie in den Wagen, dessen Tür er aufgezogen hatte. Sie wehrte sich wie eine wütende Katze und trat erneut nach ihm. Dann jedoch wirkte sich die Handtasche aus, und mit einiger Verzögerung schaltete die resolute Angreiferin ab und wurde ohnmächtig. Rander setzte sich hastig ans Steuer, stieß den Mietwagen zurück und ergriff die Flucht. Eine dieser beiden Damen reichte ihm vollkommen. Er wollte sein Schicksal nicht unnötig provozieren.
*
Parker war wieder einmal die fleischgewordene Selbstbeherrschung Er dachte nicht im Traum daran, wie ein Ertrinkender, im Wasser herumzustrampeln oder gar um Hilfe zu schreien. Er ließ sich still und würdevoll untergehen, zumal er seine Lungen mit einem ausgiebigen Luftvorrat versorgt hatte.
Hinderlich waren ihm die Fesseln an den Händen. Sie gedachte er bei erstbester Gelegenheit loszuwerden. Um das aber zu schaffen, brauchte er die Hilfe der drei jungen Damen,