Der neue Sonnenwinkel Box 7 – Familienroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Sonnenwinkel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740957780
Скачать книгу
Ohne Rosmarie Rückert hätte sie niemals eine Kehrtwende geschafft, und verrückt war bloß, dass sie jetzt alles anbot. Und wonach verlangten die Gäste mittlerweile am meisten?

      Die Favoriten waren eindeutig die veganen Gerichte.

      Darum ging es jetzt nicht.

      Es ging um Daniel und sie. Sie liebte ihn wirklich über alles. Doch weil er es ihr so einfach gemacht hatte, weil er selbstlos in ihr Leben gekommen war, hatte sie es als eine Selbstverständlichkeit hingenommen, war glücklich gewesen, hatte sich unglaublich wohlgefühlt. Sie musste sich eingestehen, dass sie nicht ein einziges Mal an Daniel gedacht hatte, daran, wie er sich fühlte. Und das hätte sie tun müssen. Liebe und Leben funktionierten nicht so, dass einer der beiden seine eigenen Bedürfnisse erfüllte.

      Warum hatte er sich denn niemals beklagt?

      Oh nein!

      Jetzt durfte sie nicht ihm die Schuld in die Schuhe schieben, es war doch vielmehr so …, warum hatte sie denn niemals gefragt?

      Es musste sich etwas ändern, direkt nach dem Fest. Sie wollte ihn nicht verlieren, Daniel war ihr Jackpot, und den bekam man, wenn überhaupt, nur ein einziges Mal in seinem Leben.

      Der Zeltbauer hatte jetzt zum dritten Male eine Frage an sie gerichtet, ohne dass Julia das wahrgenommen hatte. Jetzt rief er ganz ungehalten: »Frau Herzog, so geht das nicht. Können Sie sich jetzt bitte mal konzentrieren, damit wir weiterkommen?«

      Sie zuckte betroffen zusammen, verdrängte alle Gedanken an Daniel, die augenblicklich eh nichts brachten, dann erkundigte sie sich, ganz Profi: »Worum geht es, bitte?«

      Der Mann erklärte es ihr noch einmal, und diesmal hörte Julia zu und äußerte ganz konkret ihre Wünsche. Jetzt war sie wieder die verantwortungsbewusste Geschäftsfrau, bei der alles Private zurückstehen musste.

      Das Fest zur Rettung des Hohenborner Tierheims musste ein Erfolg werden, in jeder Hinsicht.

      Jetzt, da sie auf die Sache konzentriert war, konnte sie konkrete Angaben machen, und jetzt klappte auch alles. Sie war Profi, alles Private musste zurückstehen. Und so sehr sie Daniel auch liebte, so gern sie an ihn dachte. Solche Gedanken hatten jetzt keinen Platz.

      *

      Wenn man freiberuflich war, noch dazu in einem Gesundheitsberuf, wo es auf Menschenleben ankam, konnte man keine festen Pläne schmieden. Es konnte immer etwas dazwischenkommen, und so war es auch bei Roberta.

      Die hatte zwar ihrer Freundin Nicki versprochen, sich den Loft anzusehen, doch dann war der Kollege, der eigentlich den Bereitschaftsdienst machen sollte, ausgefallen. Er hatte sich bei einem dummen Sturz das rechte Handgelenk gebrochen. Roberta würde für ihn also nicht nur den Bereitschaftsdienst übernehmen, sondern auch ein Teil seiner Patienten würde zu ihr kommen, der Rest würde an weitere Kollegen in der Umgebung verteilt werden.

      So etwas passierte nun mal, für Roberta bedeutete es nicht nur, auf ein freies Wochenende zu verzichten, sondern Mehrarbeit in der Praxis. Sie wusste jetzt schon nicht, wie sie das alles bewältigen sollte. Und ohne Terminvergabe ging es überhaupt nicht, einmal abgesehen von dringenden Notfällen, die natürlich nicht auf eine Warteliste gesetzt werden konnten.

      Die Zeiten, dass man einfach zum Arzt gehen und sich ins Wartezimmer setzen konnte, die waren längst vorbei.

      Roberta war sehr froh, dass ihre Freundin Verständnis für die Situation zeigte, nicht nur das, Nicki kam bei ihr vorbei, und das freute Roberta ungemein, nicht nur sie, auch Alma war aus dem Häuschen. Roberta rechnete es Nicki ganz besonders an, weil ja der kleine Philip noch im Hause war, und Nicki hatte zu Kindern ein ziemlich gestörtes Verhältnis. Nicht wie Lars, der die Flucht ergriff, sondern bei Nicki war es eher so, dass sie Angst davor hatte, den Kindern nicht gerecht zu werden.

      In ihrem Herzen mochte sie Kinder, das sah man ja auch an dem innigen Verhältnis, das sie zu Maren Bredenbrock hatte. Vielleicht konnte man es auf den Nenner bringen, dass Nicki Angst vor der Verantwortung hatte.

      Philip bekam von allem nichts mit. Er freute sich über den Besuch, und Nicki gefiel ihm ganz offensichtlich. Er klebte sehr schnell an ihr wie eine Klette, Roberta und Alma sahen das mit einiger Verwunderung. Sie rissen sich beinahe ein Bein aus, um den kleinen Philip zu bespaßen, und bei Nicki reichte einzig und allein deren Gegenwart.

      Alma hatte Philip mit nach Hohenborn genommen, der allerdings viel lieber bei Nicki geblieben wäre. Einzig und allein das Versprechen, ihm ein Eis mit vielen Schokoladenstreuseln darauf zu kaufen, hatten ihn letztlich bewogen, mit Alma mitzufahren.

      Die Freundinnen waren allein. Roberta bedankte sich noch einmal dafür, dass Nicki in den Sonnenwinkel gekommen war.

      Die wurde ein wenig rot.

      »Roberta …, es gibt noch einen anderen Grund, weswegen ich gekommen bin«, sagte sie leise. »Von Maren weiß ich, dass in der Schule Projekttage sind, dass alles den ganzen Tag in der Schule sein werden. Peter ist bereits freigestellt, und er bereitet den Umzug nach San Francisco vor. Es liegt ja alles allein in seinen Händen, ich …, nun, eigentlich ist zwischen uns alles gesagt. Es hat sich auch nichts verändert. Aber ich habe das Gefühl, dass ich noch einmal mit ihm sprechen muss, um dieses Kapitel meines Lebens endgültig abschließen zu können …, seinetwegen bin ich in erster Linie hier.«

      Die Freundinnen waren immer offen und ehrlich zueinander, und deswegen hatte Nicki das jetzt auch sagen müssen. Hoffentlich war Roberta nicht zu enttäuscht. Sie hatte sich so sehr über ihr Kommen gefreut, und nun stellte sich heraus, dass es dafür eigentlich einen ganz anderen Grund gab.

      Nickis Sorgen waren vollkommen unbegründet.

      »Nicki, das finde ich großartig, für euch beide. Es ist eine wirklich gute Idee, noch einmal mit ihm zu sprechen. Ich finde Dr. Bredenbrock so unglaublich sympathisch, und es tut mir wirklich in der Seele weh, dass es mit euch nicht geklappt hat.«

      Nicki nickte erleichtert, Roberta war nicht sauer, und das, was ihre Freundin gesagt hatte, konnte sie nur bestätigen.

      »Roberta, Peter ist großartig, dennoch …, wenn man sich auf einen anderen Menschen einlässt, dann muss es vorbehaltlos sein, ohne wenn und aber. Das war bei uns nicht so, und ich werde meine Panik nicht vergessen, als er mir unverhofft den Heiratsantrag machte. Normalerweise sind Frauen dann reinweg aus dem Häuschen vor lauter Freude. Bei mir war genau das Gegenteil der Fall, durch diesen Antrag hat er unserer Verbindung die Unverbindlichkeit genommen, sie wurde plötzlich belastend und schwer. Doch das ist Schnee von gestern, es ist vorbei, in meinem Herzen bleiben die schönen Erinnerungen, die Erinnerungen an ihn, an Maren, an Tim.«

      Ihr Gespräch wurde unterbrochen, weil in diesem Augenblick das Telefon klingelte, das Praxistelefon, wohlgemerkt, und das bedeutete für Roberta Arbeit.

      Wieder lief es anders als gedacht. Es gab zwischen den Freundinnen keine Gemeinsamkeit, Roberta musste weg. Und das nahm Nicki zum Anlass, in das Haus der Bredenbrocks zu gehen, wo sie Peter finden würde. Ein bisschen mulmig war ihr schon zumute. Für einen Augenblick überlegte sie, nicht hinzugehen. Peter wusste nichts von ihrem Kommen, sie waren nicht miteinander verabredet.

      Nicki kannte sich, so wollte es sich jetzt nicht einfach machen, sondern sie wollte noch einmal mit ihm sprechen. Würde sie das nicht tun, würde sie dieser verpassten Gelegenheit immer nachweinen.

      Auch wenn der Camino ihr nicht das erhoffte Resultat gebracht hatte, auch wenn sie ihre Reise vorzeitig abgebrochen hatte, weil der Rucksack schwer gewesen, sie Rückenschmerzen und Blasen an den Füßen gehabt hatte. Ein bisschen hatte sie über sich schon nachdenken können. Das war auch kein Wunder, auf dem einsamen Weg war sie sich und ihren Gedanken ausgeliefert gewesen. Und da war ihr ziemlich schnell bewusst geworden, dass sie in ihrem Leben sehr gern den Weg des geringsten Widerstandes wählte, dass sie Konflikten am liebsten aus dem Weg ging, ebenso Gesprächen und dass sie hinterher immer jammervoll war und sich mit den Gedanken quälte, was gewesen wäre, wenn …

      Sie war es Peter schuldig, sich wenigstens von ihm zu verabschieden. Roberta war weg, sie stand auf, nachdem sie ihren Kaffee ausgetrunken hatte, dann zog sie sich um. Sie vertauschte