Butler Parker Classic 38 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Classic
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740964092
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      Der Effekt war erstaunlich.

      Der trockene Zementstaub wirkte wie eine Rauchbombe. Er verteilte sich in der Luft und wehte den Angreifern entgegen, die sich dem alten Schuppen bereits bedrohlich genähert hatten.

      Parker setzte seine Arbeit konsequent fort.

      Schaufelladung auf Schaufelladung stäubte hoch. Innerhalb weniger Sekunden bildeten sich dichte Schleier, die die Sicht nahmen. Dann, nach einer letzten Bestäubung, setzte der Butler seine Flucht fort. Er konnte jetzt einigermaßen sicher sein, daß er nicht mehr mit gezieltem Feuer belegt wurde, wenn er hinüber zu den Gleisen lief.

      Seine Taktik zeitigte Erfolg.

      Die Marsmenschen, sehr beeindruckt und vielleicht auch schockiert, zögerten etwas. Parker nutzte diesen kleinen Vorsprung aus, um hinter die abgestellten Waggons zu kommen. Als die Sicht wieder besser geworden war, hatte er sich schon fast in Sicherheit gebracht.

      Er sah die Marsmenschen, die sich am Schuppen zusammengerottet hatten und wahrscheinlich miteinander quakten. Sie beratschlagten offensichtlich, ob sie die Verfolgung fortsetzen sollten.

      Sie kamen zu einem Entschluß. Sie drehten ab und liefen zu dem Lieferwagen zurück. Wollten sie wegfahren? Etwa zurück auf belebte Straßen? Parker konnte sich das nicht vorstellen. Die Gefahr einer Entdeckung wäre dann wohl zu groß gewesen.

      Des Rätsels Lösung kam schnell.

      Parker hörte zuerst nur ein dumpfes, schnell näherkommendes Brausen in der Luft. Dann wurde daraus das typische Knattern von Hubschrauber-Rotoren.

      Er sah hoch.

      Über das Bahngelände kam ein Hubschrauber heran. Ein völlig normal aussehender Hubschrauber, der sich in nichts von anderen Hubschraubern unterschied.

      Er senkte sich in der Nähe des Lieferwagens zu Boden und nahm die fünf Raumfahrer auf. Wie kleine Gnomen oder Zwerge kletterten die Marsmenschen in dieses Luftgefährt, das sich Sekunden später bereits erhob und davonsurrte.

      Parker atmete auf.

      Die Gefahr schien abgewendet. Jetzt konnte ihm nicht mehr viel passieren.

      Oder doch?

      Der Hubschrauber drehte bei, blieb einen kurzen Moment wie eine Libelle in der Luft stehen und rauschte dann mit knatternden Rotoren direkt auf die Waggons zu, hinter denen er Deckung genommen hatte.

      Parker sah hoch und entdeckte deutlich den länglich geformten Gegenstand, der vom Hubschrauber aus auf die Waggons heruntergeworfen wurde . ..

      Parker war im ersten Moment wie versteinert.

      Er wußte sehr gut, welche Liebesgaben dieser Behälter nur enthalten konnte.

      Parker sah sich gezwungen, unter einen der abgestellten Waggons zu kriechen. Und zwar blitzschnell.

      Bruchteile von Sekunden später platzte der Stahlblechbehälter auseinander. Ein schwacher Explosionsknall, dann schoß eine grelle Stichflamme hoch. Flüssiges Öl spritzte hoch und verwandelte die Aufschlagstelle in einen Glutofen.

      Parker verzichtete diesmal auf seine sonstige Würde und robbte schleunigst aus der Gefahrenzone. Es gelang ihm mit knapper Not, dem brennenden Öl zu entkommen.

      Dunkle, beizende Rauchwolken stiegen zum Himmel empor.

      Das harte Knattern der Rotoren entfernte sich. Der Hubschrauber schien wegzufliegen.

      Parker konnte wegen der dunklen Rauchwolken nichts sehen. Er nutzte diesen Rauchvorhang allerdings aus, um zurück zum Schuppen zu laufen. Hier gönnte er sich einen Moment Ruhe.

      Der Hubschrauber entfernte sich tatsächlich. Er flog dicht über den Gleisen und verschwand dann hinter einem Getreidesilo. Parker wechselte die Blickrichtung und sah sich die Aufschlagstelle genauer an.

      Die abgestellten Waggons brannten lichterloh. Das brennende Flammenöl brodelte und kochte. Parker konnte wirklich von Glück sagen, daß er dieser Hölle hoch einmal entkommen war.

      Parker, sonst kaum zu erschüttern, brauchte diesmal einige Sekunden, bis er seine Grundfassung wiedergewonnen hatte. Dann wandte er sich um und ging zurück zu dem Kastenlieferwagen, den die Marsmenschen zurückgelassen hatten.

      Mißtrauisch blieb der Butler vor dem Wagen stehen.

      Ihm fiel auf, daß sämtliche Türen dieses Wagens geschlossen waren. Er fragte sich, warum die Marsmenschen sich wohl die Zeit genommen hatten, sie korrekt zu schließen. Schließlich hatten sie es doch nach seiner Flucht sehr eilig gehabt.

      Sollte es einen bestimmten Grund dafür geben? Sollten die Raumfahrer vom anderen Stern eine unfreundliche Überraschung hinterlassen haben? Parker verzichtete darauf, etwas zu unternehmen. Dazu war es ohnehin zu spät, denn nach dem Abwurf des Flammölbehälters kamen die ersten aufgescheuchten Eisenbahnarbeiter quer über die Gleise gerannt und hielten auf die Brandstelle zu.

      Parker wurde mit Fragen überschüttet, doch seine Antworten fielen nur vage und hinhaltend aus. Im übrigen sorgte er geschickt dafür, daß die Männer dem Lieferwagen nicht zu nahe kamen.

      Diese weise Voraussicht sollte sich bezahlt machen.

      Plötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, platzte der Wagen auseinander. Eine Stichflamme setzte das Wrack dann anschließend in Brand. Parker und die übrigen Männer hatten Glück, daß sie von den in der Luft herumwirbelnden Trümmern nicht getroffen wurden.

      Sie konnten hinter der Wand des baufälligen Schuppens in Deckung gehen.

      Parker sah sich die beiden Flammenherde an.

      Er wußte, daß die Marsmenschen den offenen Kampf begonnen hatten. Er wußte auch, daß sie wahrscheinlich außerordentlich böse auf ihn waren. Er hatte ihnen schließlich die erste Schlappe zugefügt...

      »Hört sich an, als hätten Sie zuviel getrunken«, sagte Mike Rander eine gute Stunde später, nachdem Parker ihm in der Dachgartenwohnung Bericht erstattet hatte.

      »Er hat höchstens noch untertrieben«, fiel Lieutenant Madford ein, der sich ihnen zugesellt hatte. »Ich war draußen auf dem Rangierbahnhof... Was er erzählt hat, stimmt Wort für Wort!«

      »Ich weigere- mich einfach, an außerirdische Raumfahrer zu glauben«, sagte Mike Rander und lachte spöttisch.

      »Ich erlaube mir, Sir, Ihrer Ansicht zu sein«, warf der Butler gemessen ein. »Wenngleich ich gestehen muß, daß das Aussehen der Raumfahrer ungemein verblüffend war.« »Gesichter wie Frösche!« Mike Rander schüttelte amüsiert den Kopf. »Die Kerle trugen natürlich Masken.«

      »Sehr echt wirkende Masken, Sir, wenn ich diesen Einwand machen darf. Sie waren, um es allgemeinverständlich auszudrücken, frappierend.«

      »Und Sie sagen, daß diese angeblichen Marsmenschen nicht größer als Liliputaner gewesen sind?« erkundigte sich Lieutenant Madford.

      »In der Tat, Sir. Sie erinnerten an Zwerge. Aber an äußerst boshafte und ungemein aktive Zwerge!«

      »Zwerge, die wie Raumfahrer aussehen und Flammöl verwenden«, fragte Mike Rander zusammen. »Diese Nuß werden Sie nicht leicht knacken, Madford.«

      »Ich denke voller Grauen schon an die Panik, die jetzt um sich greifen wird«, meinte Lieutenant Madford. »Die Zeitungen werden sich auf diesen Zwischenfall stürzen. Sagen Sie, Parker, legen Sie Wert darauf, daß ich im Polizeibericht Ihren Namen unterschlage?«

      »Allerdings, Sir!«

      »Halt ich auch für richtig«, meinte Madford. »Vielleicht sind die Raumfahrer nachtragend.«

      »Mit Sicherheit, Sir, zumal ich sie an der Ausführung ihrer Mordpläne hinderte. Ich denke jedoch, wenn Sie erlauben, an einen anderen Punkt.«

      »Ich weiß, daß Sie keine Angst haben«, sagte Lieutenant Madford schnell.

      »Es ist nicht die Angst, Sir«, erwiderte der Butler steif und würdevoll. »Ich denke und hoffe,