Butler Parker Classic 38 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Classic
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740964092
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das auf und abschwellende Geräusch einer Polizeisirene zu hören war.

      Wieder einige Sekunden später, und zwei Streifenwagen der City Police fegten förmlich um die Straßenecke und näherten sich in scharfer Fahrt der Bankfiliale.

      Sie kamen allerdings nicht weit.

      Die sechs Raumfahrer hatten zwar den Lieferwagen noch nicht bestiegen, doch aus dem Innern dieses Wagens fielen in schneller Folge dumpfe Schüsse.

      Das Blech und die Glasfüllungen der Polizeiwagen fetzten auseinander. Die heranjagenden Streifenwagen kamen dadurch verständlicherweise vom Kurs ab und schrammten gegen diverse Mauerwände.

      Dann hüpften die sechs Raumfahrer in den Kastenaufbau des Lieferwagens, dessen hintere Tür sich schloß. Unmittelbar danach setzte sich der graue Lieferwagen in Bewegung und fuhr ohne jede Hast davon. Nicht ohne eine dichte, fast undurchdringliche Rauch- und Nebelwand hinter sich zu lassen...

      Auf dem Pflaster vor der Bank blieb eine einsame Gestalt liegen.

      Es handelte sich um den Fahrer, der so plötzlich in sich zusammengesackt war und das Bewußtsein verloren hatte. Er lebte noch, doch daran glaubte in diesem Moment kaum ein Mensch...

      *

      Lieutenant Madford von der Mordabteilung wischte sich den Schweiß von der Stirn und griff dankbar nach dem Drink, den Parker ihm gerade reichte. Er nahm einen tiefen Schluck, schnappte etwas nach Luft und zündete sich eine Zigarette an.

      »Ich weiß«, sagte er dann zu Mike Rander. »Sie halten mich möglicherweise für übergeschnappt. Von wegen der Hitze und so. Aber ich wiederhole noch einmal, wenigstens ein Dutzend Passanten hat die Raumfahrer gesehen. Ich will es auch nicht glauben, aber die Aussagen sprechen dagegen.«

      Mike Rander warf seinem Butler, der an der Hausbar stand, einen schnellen Blick zu.

      »Sie sind nicht übergeschnappt«, sagte er dann zu Lieutenant Madford, einem schmalen, kleinen, drahtigen Mann, der in der Mordabteilung der City Police arbeitete. »Parker hat so etwas vorausgesagt. Höchstens vor anderthalb Stunden.«

      »Ich bedaure es außerordentlich, Sir, daß meine pessimistischen Voraussagen eingetroffen sind«, erklärte Josuah Parker. »Darf ich auch Ihnen einen kleinen Erfrischungsdrink mixen?«

      »Wieso hat Parker so etwas vorausgesagt?« schnappte Lieutenant Madford überrascht zu. Er wandte sich zum Butler um.

      »Parker hat die Zeitungsberichte über die ›Marsmenschen‹ analysiert«, entgegnete Mike Rander. »Er ist der Ansicht, daß diese Marsmenschen tatsächlich existieren.«

      »Wie bitte?« Lieutenant Madford, der gerade wieder trinken wollte, setzte das Glas ab und starrte den Butler entgeistert an. »Sie glauben, daß diese Marsmenschen wirklich existieren? Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen, wie?«

      »Keineswegs, Sir«, erklärte der Butler würdevoll wie ein Angehöriger der Hocharistokratie. »Diese Marsmenschen, um bei diesem Ausdruck zu bleiben, sind doch von sehr vielen Augenzeugen gesehen worden. Schon seit drei Wochen. Und vor anderthalb Stunden während eines Banküberfalls.«

      »Aber das ist doch irgendeine raffinierte Gangstermasche«, brauste Lieutenant Madford auf. »Wundert mich, daß Sie das nicht längst durchschaut haben!«

      »Mich wundert, Sir, mit Verlaub gesagt, daß die Behörden nicht hellhöriger geworden sind«, redete der Butler würdevoll weiter. »Darf ich noch einmal rekapitulieren? Seit drei Wochen beobachten Augenzeugen sogenannte Marsmenschen, die meist außerhalb der Stadt im freien Gelände aufgetreten sind. Seit drei Wochen berichten die Zeitungen von diesen Marsmenschen. Wissenschaftler werden um Erklärungen gebeten und geben ihre Hypothesen bekannt. In freiem Gelände wurden Brandspuren entdeckt, die darauf schließen lassen, daß Raumfahrzeuge gelandet und gestartet sind, kurz, Sir, diese Marsmenschen entstammen nicht irgendeiner Massenhysterie, wie man vielleicht annehmen könnte, die Marsmenschen sind existent.«

      »Ich habe mir die Zeitungsausschnitte genau angesehen«, schaltete sich Mike Rander ein. »Parker hat sie seit drei Wochen gesammelt. Diese Artikel und die dazugehörigen Zeugenaussagen sind ungemein aufschlußreich. Zuerst wurden die Marsmenschen nur von einigen wenigen Personen auf dem flachen Land gesehen. Dann steigern sich die Berichte der Augenzeugen, bis schließlich alle Welt davon spricht und schreibt.«

      »Einen besseren Beweis für eine Hysterie gibt es doch gar nicht«, erklärte Lieutenant Madford nachdrücklich. »Was wollen Sie eigentlich beweisen, Rander?«

      »Ich will Sie erst mal darauf hinweisen, daß die Augenzeugen durch die Bank immer die gleichen Angaben machen«, redete Mike Rander weiter. »Es gibt in diesen Berichten kaum phantasievolle Ausschmückungen. In allen Berichten dieser Augenzeugen wird von Gnomen oder kleinen Männern gesprochen, die nur etwas größer sind als die uns bekannten Liliputaner. In allen Fällen trugen diese sogenannten Marsmenschen Raumfahreranzüge und Raumhelme mit Antennenfühlern. In allen Fällen waren diese Marsmenschen immer nur für wenige Sekunden oder Minuten zu sehen. Dann verschwanden sie plötzlich von der Bildfläche und wurden nicht mehr gesehen. Sieht das nach Massenhysterie aus?«

      »No, eigentlich nicht«, räumte Madford ein. Er schaute nachdenklich auf sein Glas.

      »In keinem einzigen bekannten Fall versuchten die Marsmenschen Sprechkontakt mit den Augenzeugen aufzunehmen«, zählte Mike Rander weiter auf. »Würde es sich um eine Massenhysterie handeln, Madford, dann würden die obligaten Verrückten auftauchen und behaupten, die Marsmenschen hätten irgendwelche Botschaften an die Erde ausgerichtet. Sie kennen das doch noch aus der Zeit, als die angeblichen fliegenden Untertassen unterwegs waren.«

      »Und ob ich mich an diese Zeit noch erinnere«, sagte Madford und mußte unwillkürlich schmunzeln.

      »Keine Sorge, diese Verrückten werden früher oder später auftauchen und Ihnen die Hölle heiß machen«, fuhr Mike Rander lächelnd fort. »Aber bleiben wir bei den uns bekannten Tatsachen. Kleine, gnomenhafte Gestalten in Raumfahreranzügen sind seit drei Wochen unterwegs und haben vor anderthalb Stunden eine Bankfiliale ausgeraubt.«

      »205 000 Dollar«, warf Madford seufzend ein. »Ganz zu schweigen von zwei Streifenbeamten, die verwundet wurden. In der Bank selbst passierte nichts. Da warfen die Marsmenschen nur Rauchgaspatronen und, nebelten alles ein!«

      »Sehr irdische Methoden, wenn ich dazu etwas bemerken darf«, sagte Josuah Parker, der aufmerksam zugehört hatte.

      »Natürlich, irgendeine Gangstermasche«, wiederholte Lieutenant Madford noch einmal. Er atmete sichtlich auf. »Diese kleinen Zwerge besagen nichts, rein gar nichts!«

      »Natürlich. Und die Raumfahreranzüge selbstverständlich auch nicht«, erklärte Mike Rander. »Aber ob Masche oder nicht, Madford, Sie ahnen doch wohl, was auf Sie zukommt, oder?«

      »Und ob ich das ahne! Diese Marsmenschen werden Schlagzeilen machen. Jede Menge...!«

      »Und man wird Ihnen beweisen, daß sie wirklich von einem anderen Stern gekommen sind«, meinte der junge Anwalt. »Ich fürchte, jetzt kommt das, wovon Sie eben gesprochen haben, jetzt müssen Sie mit einer Massenhysterie rechnen.«

      »Worauf diese Marsmenschen, Sir, wenn ich mir diesen Hinweis erlauben darf, von Beginn an hingearbeitet haben.« Parker sah seinen jungen Herrn eindringlich an. »Dieser Bankraub dürfte meiner bescheidenen Ansicht nach das Signal für eine Kette von Verbrechen sein.«

      »Malen Sie nur nicht den Teufel an die Wand«, stöhnte Lieutenant Madford und wischte sich wieder einmal den Schweiß von der Stirn. Dann sah er sehr betont zu Parker hinüber. »Sie interessieren sich also für diese Marsmenschen, Parker?«

      »Nur, wenn Mister Rander damit einverstanden ist, Sir«, antwortete der Butler steif und würdevoll.

      »Natürlich bin ich einverstanden », seufzte Mike Rander auf und verdrehte anklagend die Augen. »Früher oder später würden Sie mich ja doch in diesen Fall hineinziehen. Ich kenne doch Ihre Tricks!«

      »Ich wußte, daß Sie mich nicht hängenlassen würden«, sagte