»Wie konnte sie ihn so betrügen«, flüsterte Sophia.
»Du fährst jetzt heim und kümmerst dich um die Tiere. Dann schläfst du dich gründlich aus, Kleines. Wenn er wirklich vor morgen früh erwacht und dich sehen will, wirst du angerufen.«
»Darf ich auch du sagen, Astrid?« fragte Sophia leise.
»Sehr gern, wenn wir allein sind.«
»Ich bin so froh, daß ich mit dir sprechen kann.«
Sie fuhr nach Hause und wurde von den Hunden mit gedämpfter Freude begrüßt, denn sie merkten natürlich, daß etwas nicht so war wie sonst. Sie vermißten Elmo besonders. Schekko wich dann allerdings nicht mehr von ihrer Seite, und als sie ein Bad nahm, legte er sich vor die Badezimmertür und rührte sich auch nicht, als Muck noch einmal kam, um nach ihnen zu sehen.
Sophia rief ihm durch die Tür zu, daß er warten möge und beeilte sich mit dem Abtrocknen und Haare fönen.
Muck saß in der Küche, Franzi und Bobo, die beiden Terrier, lagen zu seinen Füßen, standen aber sofort auf, um sich schwanzwedelnd bei Sophia einzuschmeicheln, denn sie wollten Schekko das Terrain nicht ganz allein überlassen.
»Wie geht es unserem Doktor?« fragte Muck mit rauher Stimme.
»Ich konnte schon kurz mit ihm sprechen. Du sollst die Tiere nicht zu gut füttern, Muck. Er wird wieder gesund, er hat ein starkes Herz. Trinkst du einen Tee mit mir?«
»Nichts dagegen einzuwenden, auf mich wartet ja keiner.«
Sophia brühte den Tee auf und stellte die Gebäckdose auf den Tisch, sie wußte, daß Muck die Plätzchen sehr mochte.
»Du hast Paps ja schon als Buben gekannt, Muck. Es ist eine lange Freundschaft.«
»Freilich, seine Eltern waren liebe Leut’, nur schad, daß seine Mutter auch so früh sterben mußte. Der Elmo war schon ein arg lieber Bub. Uns hat’s gefreut, daß er uns treu geblieben ist. Als sein Vater herkam, ein Norddeutscher und ein Preuß’, da haben die Dorfleut schon a bisserl gemotzt, weil sich die Lieserl für ihn entschieden hatte, aber er hat sich auch schnell eingelebt und viele Freunde gemacht. Ein feiner Mensch war er halt, wie unser Doktor auch.«
»Meine Mutter hast du auch gekannt, Muck. Sie war wohl nicht beliebt.«
»Mei, Dirndl, man hat sie ja kaum gekannt. Wie ein Wirbelsturm war sie da und auch wieder fort. Verstanden hat es wohl niemand, aber der junge Doktor wußte doch gar nichts von den Frauen, und solche wie die Sarah gibt es hier ja nicht. Aber unfreundlich war sie nicht, das kann ihr keiner nachreden. Sie hat halt nur nicht hierher gepaßt, und es war schon recht, daß sie dich hiergelassen hat. Das hätt’ deinem Papa ja das Herz zerrissen, wenn er sein Popperle hätt’ hergeben müssen. Aber er hätt’ schon eine liebe Frau verdient.«
»Das meine ich auch«, sagte Sophia leise. »Ich habe mich übrigens mit seiner Pflegerin angefreundet. Astrid heißt sie und ist eine ganz liebe, wie ein Engel ist sie mir vorgekommen. Wenn ich solche Mutter gehabt hätte, Muck, das hätte meinem Paps gutgetan.«
»Es ist nun mal so, daß wir es uns nicht aussuchen können, was der Herrgott bestimmt hat«, murmelte er.
»Dann muß ich mich fragen, warum der Herrgott so ungerecht sein kann. Jetzt wieder. Warum muß Paps leiden, weil dieser Bursch ohne Sinn und Verstand herumrasen durfte! Ihm hätte gleich der Führerschein genommen werden müssen, als er den ersten Unfall baute. Vielleicht denken seine Eltern wenigstens jetzt nach, was sie falsch gemacht haben.«
»Jammern werden sie, aber daß sie auch daran schuld haben, das werden sie trotzdem nicht einsehen«, sagte Muck. »Soviel Geld wie die haben, verdirbt den Charakter. Wollen wir dankbar sein, daß unser Doktor uns erhalten bleibt und du sollst bleiben, wie du bist, Sopherl.«
Muck schaute noch mal nach, ob den Tieren nichts fehlte, ob Fenster und Türen verschlossen waren und sagte, daß er am Morgen wiederkommen würde.
Sophia begleitete ihn zur Tür und schloß dann auch hinter ihm ab. Angst hatte sie nicht. Sie fühlte sich sicher mit den Hunden, obgleich auch im Ort schon des öfteren eingebrochen worden war. Aber wo Hunde im Haus waren, hatten Einbrecher doch Respekt.
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