Wyatt Earp Classic 39 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Classic
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963125
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der Rote stehen.

      »Was will Einauge nun tun?« fragte er im gutturalen Tonfall seiner Rasse.

      Wyatt hatte die Worte genau verstanden. Sie waren in dem seltsamen Gemisch von der Sprache der Prärie-Indianer und der Arizona-Rothäute vorgebracht worden, einem Idiom, das der Missourier schon in sehr jungen Jahren unten auf einer Ranch in Texas von zwei Indianern gelernt hatte, die dort als Peone arbeiteten.

      Der andere Rote ließ sich Zeit. Er schien älter zu sein, hatte eine hohe, schlanke, sehr sehnige Gestalt und langes, im Sternenschein silbern schimmerndes Haar.

      »Wir reiten auf den breiten Pfad zwischen den Häusern zu. Das Lagerhaus ist zur Linken. Während du die Brandpfeile auf die gegenüberliegenden Häuser abgibst, zertrümmere ich mit dem Beil das Tor. Wir haben dann Zeit, weil der Brand die Weißen festhält. Mehr als drei Ballen können wir nicht schleppen.«

      Tuchräuber also! Der Marshal war sofort im Bilde. Es war schließlich nicht zum erstenmal, daß Rote eine Stadt anfielen, um sich Stoff zu beschaffen.

      Diese beiden Comanchen hatten es auf ein Stofflager in der Stadt abgesehen.

      Wyatt war zunächst ein Stein vom Herzen gefallen, als er feststellen konnte, daß die beiden ihn noch nicht ausgemacht hatten. Das konnte allerdings schon in den nächsten Minuten geschehen.

      Aber diese beiden Comanchen waren so in ihr Vorhaben vertieft, daß sie in ihrer sonstigen Wachsamkeit auf ihre Umgebung stark nachgelassen hatten.

      Einem Apachen oder einem Sioux-Indianer oder gar einem Pineridge wäre das allerdings nie unterlaufen.

      Das Stofflager wollten sie überfallen. Dieses Vorhaben hätte den Missourier kaum interessiert. Er hatte Mühe genug, sein Leben zu erhalten. Aber da war etwas, das ihn zwang, in jedem Fall zu handeln. Auch wenn die beiden ihn nicht bemerkten: Sie wollten Brandpfeile auf die gegenüberliegenden Häuser abschießen.

      Was das in einer kleinen Westernstadt, die zu neunzig Prozent aus Holz, aus dürrem, sonnenvertrocknetem Holz erbaut war, bedeutete, braucht nicht erst geschildert zu werden.

      Anscheinend hatten sich die beiden nicht viel mehr zu sagen. Sie standen noch eine Weile stumm da und blickten zu der Talsenke hinüber, auf deren Sohle die Stadt lag.

      Sie hatten dem Missourier die ganze Zeit über den Rücken zugekehrt.

      Da hörte Wyatt den älteren sagen: »Saunders muß sterben. Er hat uns an den Rand des Verderbens gebracht. Unsere Kinder sind krank, unsere Weiber sind krank…«

      Der andere nickte, und nach einem Augenblick des Schweigens fragte er: »Was wird Narone dazu sagen?«

      Der Ältere stieß einen unterdrückten Ton des Ärgers aus. »Er ist alt, die vielen Winter seines Lebens haben den Schnee auf sein Haupt gelegt. Er kann nicht mehr kämpfen, deshalb müssen wir es tun. Wenn morgen früh der rote Feuerball im Osten aufgehen wird, gibt es keine Stadt mehr, die El Bravo heißt. Komm!«

      Sie wollten zu den Pferden.

      Da riß sich der Mann aus dem Sand hoch.

      Heavens, es war noch schwerer, als er bereits befürchtet hatte. Dennoch kam er mit einer Gewaltanstrengung in kniende Stellung und hatte das Gewehr im Anschlag, als die beiden herumfuhren.

      »Hände nach oben!« schlug den beiden überraschten Redmen da eine rostige Stimme in ihrer eigenen Sprache entgegen.

      Langsam nahmen die beiden Comanchen die Hände in Schulterhöhe.

      Wyatt blieb vorsichtshalber knien. Er wußte nicht, was er seinen Beinen zumuten konnte.

      Die Indianer sahen den Gewehrlauf im Sternenlicht schimmern. Sie waren erfahren genug, um die Situation, in der sie sich da befanden, richtig einzuschätzen.

      Da vor ihnen kniete ein Weißer am Boden, der ein Gewehr im Anschlag hielt.

      Wyatt machte das Sprechen Mühe, aber der Whisky hatte seine Lebensgeister doch so weit zurückgerufen, daß ein Teil seiner alten Spannkraft wieder von ihm ausstrahlte.

      »Ich habe gehört, was die beiden roten Männer besprochen haben.«

      Die Comanchen starrten ihn stumm an.

      Da bemerkte Wyatt, daß die Hand des älteren zum Gürtel kroch.

      »Laß deine Hand oben, Einauge, sonst bist du ein toter Mann.«

      »Was willst du von uns?« zischte der Comanche, der sichtlich verstört darüber war, daß das Blaßgesicht sogar seinen Namen kannte.

      »Ich habe es euch schon gesagt: Zufällig habe ich euer Gespräch belauscht.«

      »Zufällig?« unterbrach ihn der Rote.

      »Yeah, zufällig! Ich habe euch nicht hierhergebeten, wo ich lag. Genug davon.«

      »Und was will der weiße Mann jetzt tun?«

      »Ich kann nicht dulden, daß das, was ihr vorhabt, geschieht«, sagte Wyatt rauh.

      »Wohnst du in El Bravo?«

      »Nein.«

      »Was kannst du denn dagegen haben? Wir geben dir von dem Tuch ab.«

      Wyatt schüttelte den Kopf. »Ich will offen sprechen. Daß der Agent euch um Tuch betrügt und vielleicht auch um andere Dinge, die euch zustehen, ist ein Verbrechen. Aber das, was ihr tun wollt, ist auch eines, sogar ein schlimmeres. In den Häusern, die ihr anzünden wollt, schlafen Frauen und Kinder.«

      Wie Holzfiguren standen die Indianer da.

      Endlich öffnete der ältere wieder den Mund. »Was willst du tun?«

      »Ich muß euch töten«, sagte Wyatt rauh, obgleich er keinesfalls diese Absicht hatte.

      Wieder schwiegen die beiden Indianer eine Weile, bis ›Einauge‹ mit brüchiger Stimme erklärte: »Das wirst du nicht tun.«

      »Ihr werdet es erfahren.«

      »Wir sind zwei Männer…«

      Da riß der Missourier den runden Ladebügel knarrend durch.

      Die Roten rührten sich nicht, obgleich ihnen das metallische Geräusch scharf in die Nerven schnitt. Mit heißen Augen starrten sie auf den Mann und auf den schimmernden Lauf seines Gewehres.

      »Habt ihr noch etwas zu sagen?« kam es ihnen da entgegen. »Soll ich im Reservat noch einen Gruß bringen, vielleicht an Narone?«

      »Narone!« kam es im Doppellaut von beiden Lippen.

      »Yeah, er ist ein weiser und gerechter Häuptling, der Schnee seines Alters liegt auf seinem Haupt, und die zahlreichen Sommer und Winter haben ihn still gemacht. Still und weise. Er hat nicht befohlen, in der Stadt der Weißen Feuer zu schießen, obgleich auch er betrogen worden ist.«

      Da löste sich die Zunge des älteren Indianers. »Das Blaßgesicht redet seltsame Worte. Aber ich weiß, daß die Bleichen gespaltene Zungen haben.«

      »Es ist mir einerlei, was du von mir hältst. Jedenfalls wirst du nicht in die Stadt reiten und Brandpfeile auf die Häuser schießen.«

      Wieder herrschte Schweigen zwischen den drei Männern.

      »Es ist gut«, sagte da der alte Indianer rauh. »Töte uns also.«

      Damit hatte der Missourier nicht gerechnet. »Ich bin ein Feind des Tötens, Einauge. Ich hätte lieber gehört, daß du mir gesagt hättest: Wir werden nicht nach El Bravo reiten.«

      Verblüfft starrte der Rote ihn an. »Ich kann es ja sagen und dann doch anders handeln.«

      »Das tust du nicht. Ich kenne dich erst drei oder vier Minuten, aber ich weiß, daß du ein roter Krieger bist, der sein Wort hält.«

      »Soll das heißen, daß du uns nicht töten willst?«

      »Wenn du mir dein Wort als Comanche gibst, nicht in die Stadt zu reiten, ja.«

      Ein