Wyatt Earp Classic 39 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Classic
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963125
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es sah aus wie ein klares, leicht zitterndes Wasser.

      Wyatt wischte sich über die Augen.

      Damned! Hatte ihm die Hitze bereits so zugesetzt, daß er…

      Er wandte den Kopf und sah zurück. Selbst diese kleine Bewegung verursachte ihm Schmerzen.

      Hinter ihm lag das Dünenland. Aber auch dort war es heiß.

      Nur heiß. Aber da stand die Luft. Und vor ihm trieb ein Südwind sie gegen die Dünen, ein Wind, der aus der Hölle zu kommen schien.

      Der Missourier preßte die Zähne knirschend aufeinander. Nein! Er würde nicht umkehren. Aber konnte er sich da hinunterwagen?

      Mit verzweifelter Wut schaufelte er sich wieder ein Loch. Der Sand schien seine Hände verbrennen zu wollen. Es konnte kaum schlimmer sein, in der Esse eines Blacksmith zu wühlen.

      Die Mulde vertiefte sich nur langsam.

      Dann fiel der total erschöpfte Mann mit dem Gesicht nach vorn hinein, lag in halber Ohnmacht da, spürte den Sand in seinem Mund, in seinen Augen und Ohren.

      Die Sonne kannte kein Erbarmen.

      Sie schien stillzustehen, zu verharren, um dem unglücklichen Mann den Tod zu bringen.

      Für Sekunden geisterte es spukhaft durch das zermarterte Hirn des Verzweifelten: Vielleicht ist der Tod jetzt noch das beste…

      Da riß sich der Missourier hoch, verließ die Mulde und stieg talabwärts auf die Ebene zu, stakste auf steifen, unsicheren Beinen in das Tal hinein, in die Höllenglut, die ihn aus dem Schlund der offenen Feuerklappe einer Lokomotive ansprang.

      Völlig apathisch marschierte er vorwärts. Er fühlte den Schmerz kaum noch, der in seinem ganzen Körper bohrte. Auch den Gluthauch, der ihn unablässig anwehte, spürte er nur noch wie von fern.

      Waren das die Stunden vor dem Ende? War es die Empfindungslosigkeit, die dem Tod im großen Sand voranzugehen pflegte?

      Ich werde weitergehen! Nur dieser eine Gedanke saß in seinem Hirn.

      Weitergehen!

      Ich muß der Fährte folgen, mein Pferd finden und den Mann…

      Sieben Stunden marschierte der Dodger Marshal durch die Hölle von El Bravo.

      Dann sah er in der Ferne in einer Talsenke plötzlich die Stadt.

      Wie aus dem Erdboden gewachsen sah er die Häuser vor sich.

      Zum Greifen nah.

      Eine knappe Meile nur entfernt.

      Und keine Fahrstraße führte hin, keine Spur, außer der von den drei Pferden.

      Es mußte ein Spuk sein, eine Sinnes-täuschung. Nannte man so etwas nicht Fata Morgana?

      Als er den Rand der Talsenke erreicht hatte, stürzte er wieder hin… und blieb liegen.

      Auch die letzten Kraftreserven waren verbraucht. Er vermochte nicht einmal mehr seinen Kopf zu heben.

      Das grelle Licht der sinkenden Sonne verfinsterte sich für den Mann urplötzlich und wich einer geradezu ägyptischen Finsternis.

      Bleierne Ohnmacht umgab ihn.

      Als er wieder zur Besinnung kam, hörte er wie aus weiter Ferne ein Geräusch.

      Er glaubte es jedenfalls gehört zu haben.

      Das Geräusch von Schritten.

      Er wollte den Kopf hochreißen – aber es gelang ihm nur, ihn wenige Inches aus dem Sand zu heben.

      Was er da durch einen grauroten Schleier vor sich sah, jagte das Leben augenblicklich wieder in seinen ausgebrannten Körper zurück.

      Er sah ein Stiefelpaar vor sich.

      Ein großes, verstaubtes, hochhackiges Stiefelpaar – mit einem Sporn.

      Woher er die Kraft genommen hatte, wußte der Marshal später selbst nicht mehr. Jedenfalls warf er sich herum. In seiner linken Faust blinkte der Derringer.

      Aus brennenden Augen starrte er auf den Mann, der da drei Yards vor ihm stand.

      Es war ein kleiner Mann mit schwerem Leib, olivfarbenem Gesicht und martialisch schwarzem Schnurrbart. Die Kohlenaugen starrten entsetzt auf den Derringer.

      Da brach sich ein heiseres Lachen aus der Kehle des Missouriers.

      Gleich darauf sank er wieder nieder.

      Der Derringer entglitt seiner Hand.

      Er fühlte, wie ihn eine Hand berührte, wie er herumgedreht wurde – und als er die Augen öffnete, sah er das feiste Gesicht mit den Kohlenaugen und dem großen Schnauzbart über sich.

      »Señor…!«

      Wyatt sah in dieses Gesicht, hörte die Worte und vermochte nichts mehr zu antworten.

      Er spürte wohl, daß der Mann ihn in sitzende Stellung aufrichtete, und dann spürte er etwas auf seinen Lippen, das wie Eis in ihn hineinrann.

      Wasser!

      Kaltes Wasser!

      Seit fast achtundvierzig Stunden hatte er dieses Wort aus seinem Hirn verbannt, mit eisernem Willen.

      Wasser!

      Dann hörte er wieder die Stimme des anderen. »Santa Madonna! Er stirbt! Er stirbt mir unter den Händen!«

      Er glitt zurück in den Sand, hörte hastige Schritte.

      Gleich darauf war der Mann wieder bei ihm. »Whisky, Señor! Ich habe Whisky! Vielleicht ist das jetzt falsch, aber wenn noch etwas hilft, dann Whisky!«

      Wie ätzendes Gift rann der Alkohol durch seine ausgedörrte Kehle, schien seinen Schlund zu verbrennen und lag wie glühendes Blei in seinem Magen.

      Der Mann murmelte etwas in spanischer Sprache vor sich hin.

      Es war ein Gebet.

      Wyatt lauschte ihm stumm.

      Dann merkte er, daß sich der Mann wieder über ihn neigte.

      »Er ist tot«, hörte er es wieder in Spanisch von den Lippen des Mannes kommen. »Tot! Der heiße Sand hat ihn getötet! Dieses höllische Tal…«

      Ein ächzender Laut aus der Kehle des Halbohnmächtigen ließ den Dicken zusammenfahren.

      »Wasser!«

      Der Dicke zuckte zurück. Dann kam er hastig näher. »Sie leben noch, Señor?«

      »Wasser…«

      Da ergoß sich ein wahrer Regen über seine Lippen, schwemmte darüber hinweg und benetzte das ganze Gesicht, lief in den Hemdkragen und brach sich winzige Bahnen über die Brust.

      Der Dicke richtete den Marshal wieder auf. »Señor! Kommen Sie, ich bringe Sie zu meinem Pferd. Nein, das geht nicht. Ich hole den Gaul her…«

      Er sprang auf und rannte los.

      Wyatt hörte das leise Stampfen von Pferdehufen im Sand.

      »Ich bin wieder da. Und…, he, Señor!« Der Mann kniete neben ihm, nahm sein Gesicht in seine rauhen Hände und starrte in die Augen des anderen. »Señor…«

      »Ja?«

      »Ah, ich befürchtete schon…«

      Wyatt schluckte. »Wasser!«

      »Wasser, si, si!« Der Mann öffnete die Flasche wieder und goß sie über dem Hilflosen aus. »Sie leben! Das ist das Wichtigste. Ich werde Sie hinunter in die Stadt bringen. Doktor Baker versteht sich auf so was. Ich bin übrigens Pedro Miretta. Ja, die Cantina del Sole, die gehört mir… Ach, vielleicht wollen Sie nichts mehr von Sole hören. Well, ich kann das verstehen. Santa Madonna, ich bin ein Esel und rede wieder zuviel. Kommen Sie, Sie müssen schleunigst zu Doc Baker gebracht werden.«

      Er packte Wyatt unter