Auch Klaus schaute sie lange an, ehe er das Wort ergriff: »Eine sehr spannende Geschichte. Ich will jetzt gar nicht an dem Wahrheitsgehalt zweifeln, aber sag mir bitte, warum erzählst du mir das alles?«
»Du machst auf mich eben fast den gleichen Eindruck wie Ole damals und du hast gestern gefragt, was ich beruflich gemacht habe. Bei dir habe ich das Gefühl, du kannst damit umgehen! Oder willst du mich jetzt nicht mehr sehen?« Offensichtlich hatte Svetlana Angst vor Klaus’ Antwort. Sie hatte mit ihrer Beichte, wenn man es so nennen wollte, alles auf eine Karte gesetzt. Sie mochte ihn scheinbar. Vielleicht auch mehr als das.
Klaus atmete tief durch, er musste das Gehörte erst einmal verdauen, wollte Svetlana aber auch nicht vor den Kopf stoßen. Daher fragte er sie: »Was hältst du davon, wenn ich kurz runtergehe und uns beiden einen neuen Kaffee besorge? Denn nach dieser Geschichte brauche ich einen und dann würde ich gern noch ein wenig mit dir darüber reden.«
Svetlana zeigt ihr Einverständnis mit einem Nicken und so brach Klaus auf. Das Holen dieses Kaffees würde ein paar Minuten länger dauern, sagte er sich.
8.
Klaus hatte das Zimmer verlassen und Svetlana atmete erst mal tief durch. Hatte sie es richtig gemacht? Oder würde Klaus jetzt nicht mehr mit ihr reden oder gar nichts mehr zu tun haben wollen? Oder sie sogar irgendwo anschwärzen? Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Doch ihr Gefühl hatte ihr geraten, sich ihm zu offenbaren. Irgendwie hatte er diese Ausstrahlung ähnlich ihrem verstorbenen Mann, dem hatte sie auch alles sagen können und er war ihr deswegen nicht böse gewesen. Klaus war jemand Besonderes. Sie konnte es nicht in Worte fassen, es war so ein Gefühl.
Um nicht an ihren Fingernägeln zu kauen, griff sie nach den Zigaretten, die auf dem Sideboard lagen, und ging auf den Balkon, um sich abzulenken. Die Sekunden kamen ihr wie Stunden vor. Würde Klaus wiederkommen? Natürlich, sagte sie sich, schließlich war sie in seinem Zimmer, aber was würde dann passieren? Immer wieder stellte sie sich die Frage. Sie versuchte, Klaus zu erblicken, aber sie sah ihn nirgends. Und vor allem, wo blieb er so lange? Dann schaute sie auf die Uhr und bemerkte, dass er gerade mal fünf Minuten weg war. Schon fing sie an zu zweifeln, ob sie das Richtige getan hatte. Nervös zog sie an der Zigarette. Doch auch das Nikotin konnte ihre Nerven nicht wirklich beruhigen. Es war zum Haareraufen. Sie setzte sich auf den Stuhl auf dem Balkon und sagte sich, dass sie es ohnehin nicht mehr ändern konnte. Jetzt musste sie das tun, was am schlimmsten war: Warten!
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