Den Verstand ficken. Oh, ja. Das macht sie gerade. Und es tut verdammt gut.
Sie träumt sich neben ihren Meister in sein Auto. In aufrechter Haltung sitzend. Die Hände in exakter Position gehalten und darum bemüht, nicht mit den Füßen zu wippen oder zur Seite zu lugen.
»Wir benötigen noch Ihre Unterschrift«, sagt der Mann hinter der Kasse und beendet damit ihren Tagtraum. Sie sieht ihn schweigend an. Sieht ebenso zu ihrem Mann, der voller Ungeduld dasteht und zugleich von einer durchdringenden Peinlichkeit berührt zu sein scheint. Sie beobachtet auch die Menschenschlange hinter ihnen. Diese wütenden und hasserfüllten Gesichter. Alle auf sie gerichtet. Herrlich.
Der Angestellte tippt etwas irritiert fordernd mit seinem Finger auf das Formular.
»Bitte, Ihre Unterschrift noch, sonst können wir die Mitgliedschaft nicht abschließen«, erklärt er.
Den Verstand ficken.
»Ich will das doch nicht!«, hören alle sie sagen und ein Raunen geht durch die Menschenschlange. Sie dreht sich ihrem Mann zu, dessen Kopf dieselbe Farbe angenommen hat wie die Capa eines Toreros in einem Stierkampf. Bestimmend überreicht sie dem Angestellten seinen Kugelschreiber und zerreißt das Formular für die Mitgliedschaft.
»Nein, ich will das nicht!«, wiederholt sie und verlässt den Supermarkt.
Im Auto kann sie sich vor befreitem Lachen kaum halten. Mit hochrotem Kopf kommt ihr Ehemann kurz darauf nach. Er schiebt den Einkaufswagen zum gemeinsamen Auto, lässt ihn dort stehen und geht wutschnaubend weiter. Er sagt kein Wort und würdigt sie auch keines Blickes. Er entfernt sich von dem Fahrzeug, von dem Supermarkt und von ihr.
Noch nie waren sie so weit auseinander wie zu diesem Zeitpunkt. Noch nie war es so offensichtlich.
Den Verstand ficken.
Ab jetzt erst recht!
ZWEITES KAPITEL: ABENTEUER (JUNI 2015)
Wir haben seit ein paar Tagen keinen Kontakt mehr gehabt. Ich will es so. Dieser Entzug bis zum Treffen soll ihre Sehnsucht nach mir nur noch mehr steigern.
Ich hole sie beim vereinbarten Treffpunkt ab. Sie wartet bereits auf mich. Sie sieht mein Auto um die Ecke kommen. Ihr Herz beginnt zu rasen. Sogar aus dieser großen Entfernung kann man das noch sehen. Fantastisch.
Sie versucht ruhig zu bleiben und scheitert doch so kläglich. Nervös und zappelig steht sie da und wagt sich zugleich kaum zu bewegen. Ich erfreue mich an diesem Anblick.
Sie befürchtet, etwas von den Auflagen, die ich ihr diktierte, vergessen zu haben oder nicht erfüllen zu können. In ihrem Kopf spuken so viele Fragen herum. Welche Strafe erwartet sie, wenn sie einmal etwas vergisst? Sie weiß, jede Verfehlung zieht unweigerlich harte Konsequenzen nach sich. Aber das ist nicht so schlimm. Viel mehr peinigt sie der Gedanke, vor ihrem Herrn zu versagen. Damit kann sie überhaupt nicht umgehen.
Ich steige aus, nehme ihre Tasche an mich, lege diese in den Kofferraum, öffne ihr die Beifahrertüre und sie nimmt, in sehr aufrechter Haltung, Platz. Ich gurte sie an und lege ihre Hände, wie gewohnt, auf ihre Oberschenkel. Die Augen sind geradeaus gerichtet. Klassische Musik läuft unterdessen. Alles so, wie es sein sollte.
Wir fahren los. Ich lobe sie für ihre bereits angeeignete untertänige servile Art und die Handhabung gewisser Dinge und es entgeht mir keinesfalls, wie gut ihr dieses Lob tut. Sie ist richtig zufrieden mich sich selbst.
Die Fahrt ist aber wiederholt ungewohnt für sie. Ihre Hände auf den Oberschenkeln zu belassen, ihr Horizont, ein kleiner direkt vor ihr, die aufrechte Haltung beim Sitzen. All diese Dinge sind ihr immer noch nicht so vertraut, gleichwohl sie dies alles schon einmal genießen durfte und auch jetzt irgendwie genießt.
Ich linse zu ihr hinüber. Sie wagt es nicht, sich zu bewegen, aber ich merke auch, wie die Nervosität langsam ein wenig abnimmt und eine unleugbare Zufriedenheit sich in ihr einstellt. Sie weiß nicht, was es ist, aber sie spürt, dass es das ist, was sie will und was sie lieben wird. Jede Sekunde davon.
Die Fahrt dauert diesmal nicht so lange wie beim letzten Mal. Heute fahren wir auch nicht sofort in unser Hotel.
***
Ich habe einen Tisch in einem griechischen Restaurant reserviert und steuere mit meinem Auto direkt darauf zu.
Sie fühlt sich immer besser. Auch wenn ihre Körperhaltung immer noch bewusst sehr aufrecht ist, so kann ich doch eine deutliche Veränderung feststellen. Der Körper ist nun nicht mehr ganz so angespannt. Sie genießt mehr und mehr all das um sie herum.
Von dem, was sie in diesem griechischen Restaurant erwarten wird, weiß sie natürlich nichts. Ein süffisantes Lächeln zaubert sich in mein Gesicht.
»Es ist dir nicht gestattet, mit dem Kellner zu sprechen«, sage ich.
»Kein einziges Wort?«
»Nicht ein Wort! Ebenso darfst du weder die Speisekarte entgegennehmen noch für dich selbst bestellen. Ich alleine werde alle Speisen und Getränke wählen. Zusätzlich darfst du nur trinken, wenn ich es dir gestatte. Hast du alles verstanden?«
Sie schluckt. »Ja, Herr.«
Ich erkenne ihre Beklommenheit. Das Unbehagen vor dem nun Kommenden.
Wir betreten das Restaurant und setzen uns an einen etwas abgelegenen Tisch, um ungestört zu sein. Sie nimmt, wie vorgegeben, mir gegenüber Platz und achtet sorgsam darauf, dass ihr Teller in gerader Linie zu dem meinigen ausgerichtet ist.
Der Kellner, etwa vierzig Jahre alt, kommt an unseren Tisch. Sie starrt mich gebannt an. Sie begreift, sie darf ihn weder angucken noch beachten und schon gar nicht die Speisekarte an sich nehmen. Eine innere Unruhe überfällt sie. Ich grinse. Der Ober begrüßt uns freundlich. Ich grüße zurück. Die Frau mir gegenüber schweigt. Sie fixiert mich mit starrem Ausdruck, aber ihre Augen schreien um Hilfe. Die Bedienung überreicht mir eine Speisekarte und ich nehme sie freundlich lächelnd entgegen. Sie reicht auch meiner Begleitung eine Speisekarte. Nichts geschieht. Die Frau verharrt regungslos in ihrer Position, versucht durch ihre Fixierung auf meine Person irgendeinen Halt zu finden. Ihre Augen flimmern vor Aufregung.
Es sind vermutlich nur wenige Sekunden der totalen Stille und Hilflosigkeit auf beiden Seiten. Doch für diese zwei Personen muss es sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlen. Diese Zeitspanne der absoluten Ruhe fühlt sich für mich ausgesprochen gut an. Ihre Augen flehen um Erlösung. Ich warte und weide mich an dem Bild. Der Kellner ist irritiert und legt schließlich die Speisekarte auf unseren Tisch. Gelassen lege auch ich mein Exemplar zur Seite und bestelle zwei Gläser Rotwein und Tafelwasser. Der Mann verlässt mit misstrauischen Blicken unseren Tisch und meine Begleitung stöhnt erleichtert auf. Auch wenn diese Situation sehr beklemmend und unwirklich für sie sein mag: Sie liebt und genießt es, jegliche Kontrolle und alle Verantwortung über ihr Tun an mich abgegeben zu haben. Sie wird ganz und gar fremdbestimmt und es dürstet ihr immer mehr danach. So will sie leben. Jederzeit.
Ich lächle zufrieden.
Der Kellner kehrt an unseren Tisch zurück und sein Gesicht birgt einige unausgesprochene Fragen. Ich gebe zuerst die Bestellung für mich und dann die für meine Begleitung auf. Der Mann erkundigt sich bei ihr, ob sie einen Salat zur Hauptspeise essen möchte. Wieder fixiert sie mich in völliger Starre. Sie spricht kein Wort, beachtet die Bedienung nicht. Dazu ihre Körpersprache! Was für ein fantastischer Moment … für mich!
»Ja, sie wird Salat dazu nehmen«, sage ich trocken. Das Gesicht des Kellners spiegelt, zu meiner Freude, immer noch größere Zweifel wider.
Die nächste Frage richtet er dann auch gleich an mich, um sich eine weitere unangenehme Situation zu ersparen.
Der Kellner entfernt sich von uns und ich überreiche meiner Begleitung ein neues Spielzeug. Einen Vibrator, den man unauffällig unter der Kleidung tragen kann. Zusätzlich ist er mit einem Aufsatz versehen, der die Klitoris stimuliert. Ein astreiner Lustspender.
»Auf