Die kleine Schlampe in Rias Innerem war erwacht. Ria hatte befürchtet, dass das passieren würde, seit sie Kaltwein am Donnerstag wiedergesehen hatte. Dieser gnadenlos selbstsichere Blick … Als wüsste er, dass er sie zwischen den Schenkeln nass machte. Ohne Hand an sie zu legen. Einfach nur, weil er sie unverhohlen musterte.
Cyril Kaltwein … Ich möchte deinen Schwanz sehen. Ich will ihn zwischen meine Lippen nehmen. Und blasen.
Ria ließ den Waschlappen auf den Boden der Duschkabine fallen. Ihre Hand fuhr gierig an ihrer Pussy entlang, die unter den Berührungen vor Verlangen kribbelte. Ich will deinen harten Schwanz in mir haben, Cyril!
Ria nahm erneut die Hand von ihrer erwartungsvollen Pussy. Nein! Das konnte unmöglich ihr Ernst sein! Was sollten diese Fantasien mit Kaltwein? Er war ein Bekannter von Florin. Wieso entpuppte er sich plötzlich als der neue Star in Rias erotischen Tagträumen?
Sie sollte sich schämen, solche Gedanken zu haben angesichts der Tatsache, wie schlecht es Florin ging! Und außerdem waren sie verlobt!
Ohne ihre Pussy bis zum geilen Ende verwöhnt zu haben, stieg Ria aus der Dusche und trocknete sich ab. Steif standen ihre Nippel ab. Wie zwei leckere Schaumstoffbonbons, die gelutscht werden wollen. Doch Ria gönnte ihrem Körper nicht ein einziges lustvolles Zucken. Nicht mit diesen schmutzigen Gedanken an Cyril Kaltwein!
Ria zog sich eine lila Panty an und schlüpfte in ihr gelbes Shirtkleid mit aufgedruckten violetten Glockenblumen. Dann ging sie ins Wohnzimmer und ließ sich auf dem Sofa nieder, um sich wieder in ihr Buch zu vertiefen.
Nach ein paar Seiten nahm Rias Konzentration Reißaus. Auch wenn die Szene gerade spannend war, glitten Rias Gedanken immer wieder woanders hin. Also legte sie das Buch beiseite und überlegte, was sie sonst mit dem angefangenen Abend anstellen könnte.
Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es Zeit war, die Pille zu nehmen. Ria griff nach ihrer Tasche, suchte, bis sie den Pillenstreifen erwischt hatte, und drückte eine der winzigen Pillen heraus. Du musst dich bücken. Na toll … Würde sie jetzt jedes Mal, wenn sie ihre Pille einnahm, an Kaltweins unverschämte Worte denken? Sie musste diese Assoziation so schnell wie möglich loswerden! Kein Kaltwein mehr!
Ria verstaute den Pillenstreifen in dem kleinen Fach an der Innenseite ihrer Handtasche – und entdeckte etwas, an das sie gar nicht mehr gedacht hatte: Kaltweins Visitenkarte.
Wiederholt glitt Rias Blick über die schwarzen Buchstaben, die sich von dem weißen Hintergrund abhoben. Cyril Kaltwein | Bankfachwirt.
Darunter standen Kaltweins E-Mail-Adresse und seine Handynummer. Ein Schauern überfiel Rias Körper. Sie hatte seine Handynummer! Sollte sie es wagen, ihm eine Nachricht zu schreiben? Aber was denn? Hey, ich habe gerade beim Duschen an dich gedacht und wurde ganz feucht bei dem Gedanken, deinen Schwanz in mir zu spüren. Du gehst mir einfach nicht mehr aus dem Kopf!
So etwas konnte Ria ihm unmöglich schreiben! Wieso überhaupt Kontakt zu ihm aufnehmen? Bald würde Florin wiederkommen und dann wäre wieder alles beim Alten. Genau. Es würde sein wie immer. Aber war es nicht gerade das, was Ria gegen den Strich ging? Der immer gleiche Ablauf, das Betteln um Sex, der zudem niemals so war, wie sie ihn sich erträumte.
Was konnte es da schaden, in der Zeit, die Florin noch in Bremen verbrachte, ihrem Kopfkino ein bisschen freien Lauf zu lassen? Ja, wieso soll ich ihm nicht schreiben? Einfach nur so, mal gucken, was zurückkommt. Ob etwas zurückkommt.
Ria speicherte Kaltweins Nummer ein und stellte erfreut fest, dass sie ihn über WhatsApp kontaktieren konnte. Ein Bild von ihm suchte sie in seinem Profil jedoch vergeblich.
Nach etlichem Überlegen, Schreiben, Löschen und Neuschreiben hatte Ria eine knappe Nachricht formuliert, mit der sie zufrieden war:
Hey, ich wollte mich für die heiße Schokolade und das nette Gespräch bedanken!
Nach dem Abschicken fiel ihr auf, dass sich das nette Gespräch ziemlich dämlich las, aber dafür war es nun zu spät. Jetzt hieß es warten. Was Kaltwein zurückschrieb. Oder ob er überhaupt etwas schrieb. Immerhin war Samstagabend! Wahrscheinlich hatte er bessere Pläne als zu Hause auf dem Sofa zu sitzen. Ob er eine Freundin hatte? Bisher war nie ein Wort darüber gefallen und ein Ring war Ria an seinem Finger auch nicht aufgefallen.
Ria wartete und wartete. Doch nichts passierte. Entweder war Kaltweins Nummer auf der Visitenkarte nicht aktuell oder er hatte die Nachricht noch nicht gelesen. Oder – und diese dritte Möglichkeit hätte Ria am liebsten sofort ausgeblendet – er wollte einfach nicht antworten.
Sie konnte weiter hier zu Hause sitzen und von etwas träumen, das sowieso nicht wahr werden würde, oder sie konnte sich ins Leben stürzen. Du wirkst auf mich so, als würdest du gern noch ein bisschen leben, bevor der Ernst losgeht.
Sollte sie ins Xylophon gehen? Nein, das kam nicht infrage. Das war zu vertraut. Heute Abend wollte Ria irgendwohin, wo sie sonst nicht hinging.
Da gab es dieses Billard Café ein paar Straßen weiter. Es war eine kleine Ewigkeit her, seit Ria dort gewesen war. Billard lag Ria so sehr wie Zehennägel im Spagat schneiden. Doch ihrer Arbeitskollegin Annalena nach gab es dort einen superleckeren Schwarztee aus Irland.
Annalena, meist bloß Anni genannt. Ria musste grinsen, wenn sie an sie dachte. Die pummelige Blondine hatte immer einen flotten Spruch auf den Lippen und ihre Leidenschaft fürs Kartenlegen war beinahe so groß wie ihre Neugier. Annalena war Ende zwanzig und bereits verheiratet.
Ria prüfte ein letztes Mal im Badezimmer ihr Spiegelbild, schnappte sich ihre Handtasche und brach auf.
***
Im Café Number 8 herrschte an diesem Abend lautes Gerede und Gelächter, das den Smooth Jazz, der aus den Lautsprechern hallte, beinahe vollkommen übertönte. Es roch nach Sommerschweiß, Alkohol und Zigarettenqualm, der aus dem Raucherbereich zog.
»Volltreffer!«, johlte eine junge Blondine, deren pinke Schärpe keinen Zweifel daran ließ, dass sie bald heiraten würde. Der Haufen gackernder Mädels, der die zukünftige Braut umgab, stand um einen der elf Billardtische herum. Während alle sechs Radikal-Darts-Geräte in Benutzung waren, hatte sich bisher niemand an den beiden Kicker-Tischen niedergelassen. Eine Runde junger Männer saß um einen der drei Pokertische herum.
Ria ging geradewegs auf den Tresen zu. Erst einmal wollte sie etwas trinken und sich währenddessen überlegen, was genau sie machen wollte.
Die beiden weiblichen Bedienungen hatten alle Hände voll zu tun und es dauerte ein paar Minuten, bis sie die vielen Biergläser gefüllt und an den Tisch mit den jungen Männern gebracht hatten. Währenddessen setzte Ria sich auf einen der Barhocker, legte die Handtasche auf ihren Schoß und studierte die Getränkekarte.
»Was darf es sein?« Die braun gebrannte Frau, die Ria auf Ende dreißig schätzte, rang sich ein müdes Lächeln ab.
»Ich hätte gern den Irish Breakfast Tea mit einem Schuss Sahne.«
Die Bedienung schaute Ria einen kurzen Moment befremdet an, dann sagte sie grinsend: »Oh, okay. Kommt sofort. Ich muss nur schauen, ob ich noch Tee zubereiten kann. Die meisten bestellen Bier, Whisky oder Longdrinks.«
»Schieb mal sechs Jägermeister rüber!«, rief ein Mann mittleren Alters mit tiefer Stimme und Igelhaarschnitt, der mit einer Gruppe von Männern und Frauen an einem der Billardtische spielte.
»Oder man wird unhöflich aufgefordert, Magenbitter zu verteilen …«, nuschelte die Bedienung und warf Ria erneut ein Lächeln zu.
Drrrrr!
Rias Handy vibrierte. Trotz der Lautstärke, die sie umgab, hatte Ria es ganz eindeutig gespürt. Der Speichel in ihrem Mund fühlte sich plötzlich an, als sei er innerhalb von Sekunden zu einem dicken Eiszapfen gefroren. Hatte er ihr geschrieben?
So beiläufig wie möglich nahm Ria ihr