»Verdammte Axt! Weg jetzt!« Die Spinnweben an der Ecke zum Balkon wollten nicht abgehen, egal, wie sehr Ria sich mit dem Fluchen ins Zeug legte. Doch statt sich der Staubbiene zu ergeben und sich einfangen zu lassen, rieselte der Spinnwebenflatschen auf Rias Kopf hinab. Ria strich sich schnell über die Haare.
Es klingelte.
Was? Das konnte doch nicht … War er wirklich schon da? War die Zeit so schnell vergangen oder war er früher als erwartet eingetroffen? Stand er unten an der Eingangstür oder war er bereits die Stufen zum ersten Stockwerk hinaufgelaufen? Je nachdem, ob Ben, der pubertierende Skater-Junge von oben wieder mal die Tür nicht geschlossen hatte.
»Gehst du? Ich habe hier gerade noch was Wichtiges zu erledigen!«, kam aus dem Badezimmer.
Ria warf die Staubbiene ins Schlafzimmer, wo Kaltwein sie nicht sehen würde. Bevor sie zur Tür ging, versicherte sie sich, dass sie alle Zimmertüren geschlossen hatte.
Wieso konnte Florin nicht die Tür öffnen und Ria somit einen Funken Peinlichkeit ersparen? Musste seinem Darm ausgerechnet jetzt einfallen, dass er entleert werden wollte?
Es klingelte erneut. Ria wollte sich ein Loch in den Fußboden bohren und schleunigst von hier verschwinden.
»Gehst du jetzt?«, rief es aus dem Bad.
»JA!« Ria schluckte ihr Unbehagen hinunter. So war zumindest der Plan. Sie würde ihn gleich wiedersehen. Cyril Kaltwein. Der sie nachts im Bett wach liegen ließ und ihre Pussy mit immer neuem Schwanzgleitsaft ausstattete. Sie wollte nicht an ihn denken. Aber jetzt würde er jeden Moment ihre Wohnung betreten und sein Duft würde möglicherweise den Geruch nach indischem Essen übertönen und sich in die Möbel reinbrennen, wie er sich bereits in Rias Nase gebrannt hatte.
Mit langsamen Schritten ging Ria zur Tür. Würde seine Anwesenheit sie heute wieder so willenlos werden lassen? Im Billard-Café hätte Ria sich ihm am liebsten komplett hingegeben. Ein letzter Blick in den Spiegel an der Garderobe versicherte Ria, dass ihr Erscheinungsbild okay war. Sie drehte den Schlüssel im Schloss um. Florin schloss abends immer ab, weil es ihm ein Gefühl von Sicherheit gab.
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