Time of Lust | Band 4 | Geliebter Schmerz | Roman. Megan Parker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Megan Parker
Издательство: Bookwire
Серия: Time of Lust
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783862773374
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würde sich umstülpen und in meinem Gehirn wütete eine Schwindelattacke, als hätte ich eine Fahrt in der Achterbahn hinter mir. Gerade schaffte ich es noch, vor der Toilette niederzuknien und meine Haare aus dem Geschehen zu halten, als ich mich übergeben musste.

      Danach war mir jegliche Lust auf Schminkexperimente vergangen. Ich war erschöpft und mein Kreislauf im Keller. Trotzdem putzte ich noch schnell meine Zähne und machte mich frisch, bevor ich mich wieder hinlegte.

      Benommen blickte ich an die Decke, in meinem Magen und in meinem Kopf drehte sich alles ... bis ich endlich einschlafen konnte.

      Als ich wieder erwachte, lag ich auf der Seite. Ich hatte das Gefühl, mich mehrere Stunden erholt zu haben – Schwindel und Übelkeit waren verflogen. Dennoch bildete ich mir ein, nicht von selbst erwacht zu sein, und plötzlich erinnerte ich mich an ein Geräusch, dass ich kurz zuvor gehört hatte. Ein dumpfes Klopfen. Beschwerlich drehte ich mich zur anderen Seite und erblickte Ronan auf meiner Terrasse!

      Er wandte mir den Rücken zu, doch während ich mich aufsetzte, trat er an die Scheibe heran. Er sah mich und lächelte gezwungen. Vermutlich wusste er bereits, dass alle Türen verschlossen waren und man nicht zu mir ins Zimmer gelangen konnte. Ich stellte meine Füße auf den Boden und es tat mir unsagbar leid, dass ich ihm das antun musste ... Bestimmt war es eine Qual für ihn, mir zuzusehen, wie ich mit gefesselten Händen und Füßen mit Babyschritten auf ihn zu schlich. Aber hüpften traute ich mich nicht mehr.

      Als ich schließlich vor ihm stand, suchte er sichtlich nach Beherrschung. Dann nahm er sein Handy und deutete auf mein Telefon.

      Ich erschrak. Er durfte auf keinen Fall hier anrufen! Das Babyfon! Panisch schüttelte ich den Kopf und presste einen Zeigefinger auf meine Lippen.

      Ronan verstand es zum Glück und steckte das Handy wieder weg. Ich wollte lächeln, aber ich schaffte es nicht. Die Traurigkeit darüber, dass er mich nicht in seine Arme schließen konnte, war viel zu groß. Und ich wusste ja, dass es nur an mir lag ... Schuldbewusst senkte ich meinen Blick.

      Ronan legte seine Hand auf das Glas, als könnte er mein Gesicht berühren. Wie gern hätte ich es ihm nachgemacht, aber mit dieser Fesselung war das unmöglich. Also sah ich ihn sehnsüchtig an und küsste seine Finger durch die Glasscheibe ... Im selben Moment streifte mich ein heftiges Déjà-vu! Rund um mich wurde es schlagartig dunkel, als hätte jemand das Licht ausgeknipst. Ich schwankte und musste mich schnell auf den Boden setzen, bevor etwas passierte.

      Als ich mich wieder erholt hatte, beobachtete ich, wie Ronan telefonierte. Er schritt mit dem Handy auf der Terrasse auf und ab und blickte mehrmals in eine bestimmte Richtung neben dem Bungalow. Danach kam er wieder zu mir. Er setzte sich auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken an eine Holzwand.

      Ich krabbelte näher zu ihm.

      Ronan tippte in sein Handy und zeigte mir auf dem Display: »Ich bleibe bei dir!«

      Er wollte doch nicht etwa hier auf dem Boden bei mir sitzen bleiben?!

      »Hab keine Angst«, schrieb er weiter, »meine Angestellten werden mich warnen, falls jemand kommt.«

      Ich nickte, leicht beschämt. Dann zog ich vom Sofa ein großes Kissen zu mir auf den Boden und setzte mich darauf.

      Ronan sah mich an und lächelte. Er tippte in sein Handy und zeigte es mir: »Ich hatte mir solche Sorgen um dich gemacht. Du hast mir gefehlt. Ich könnte dich ewig ansehen.«

      Ich seufzte. Er musste aufhören, mir nette Dinge zu schreiben. Wenn ich sie nicht erwidern konnte, machten sie mich nur traurig.

      Vermutlich hatte er das auch gerade mitbekommen, denn nun schrieb er etwas anderes: »Ich muss dir etwas beichten ...«

      Überrascht sah ich ihn an.

      »Ich möchte nicht, dass du verärgert bist, weil du es von jemand anderem erfährst«, fuhr er fort.

      Unweigerlich dachte ich schon wieder an eine andere Frau.

      Doch er schrieb: »Du bist nicht ganz zufällig hier.«

      Ich nickte wissend. War das alles? Offenbar meinte er die Einladung, die er an Santiago geschickt hatte.

      »Du weißt es schon?«, fragte Ronan.

      Ich nickte.

      »Und du bist nicht sauer?«, hakte er nach.

      Natürlich war ich nicht sauer, dass er Santiago eingeladen hatte. Ich fragte mich bloß, wie er sich hatte sicher sein können, dass ich mitkommen würde. Aber das konnte ich ihn durch die Scheibe nicht fragen. Die Unterhaltung war äußerst einseitig. Ich sah ihn an und deutete: »Nein.«

      Ronan schien erleichtert. Doch dann schrieb er etwas höchst Seltsames: »David hat ein gutes Herz. Ich hab größte Achtung vor ihm.«

      Jetzt wusste ich tatsächlich nicht mehr, wovon er sprach. David?!

      Ronan tippte weiter in sein Handy: »Ich möchte dich glücklich machen, Zahira.«

      Ein kurzes Strahlen lief über mein Gesicht. Ich wollte ihn auch glücklich machen ... Es war die reinste Folter hinter dieser Scheibe sitzen zu müssen, während er auf der anderen Seite war. Edward wusste ja gar nicht, wie hart er mich wirklich bestrafte. Traurig senkte ich meinen Blick und seufzte.

      Ronan lehnte sich zurück, und es hatte den Anschein, als wollte er noch länger bleiben. Also ließ ich mich seitlich auf das Kissen sinken und streckte mich neben Ronan aus. Ich drehte mich zu ihm und berührte an so vielen Punkten wie möglich die Glasscheibe, als wäre sie sein Körper. Ronan legte eine Hand auf den Boden, direkt vor mein Gesicht, und er machte mit seinen Fingern eine Bewegung, als würde er mich an der Stirn streicheln. Ich schloss meine Augen und genoss es einfach nur, in seiner Nähe zu sein.

      Er blieb ewig lange und geduldig bei mir sitzen. Immer, wenn ich zwischendurch meine Augen öffnete, war er noch da. Jedes Mal. Immer wieder. Bis ich irgendwann einschlief.

      Als Edward mich weckte, war Ronan fort.

       JungGesellenAbschied

      Drei Tage später übersiedelten wir in die große Villa. Bis dahin hatte ich keine Gelegenheit mehr gehabt, mich mit Ronan zu treffen. Es war der Tag der Anreise der Gäste. Und es war der letzte Tag vor der Hochzeit.

      Angestellte aus dem Resort trugen unsere Koffer in die neue Unterkunft und mir verschlug es die Sprache, als ich sah, in welch dekadentem Luxus Santiago hier nun schon seit vier Tagen lebte. Dagegen waren unsere ebenfalls sehr edlen Bungalows gerade mal bessere Abstellkammern gewesen. Ich hatte den Eindruck, in Hollywood bei einem Filmstar einzuziehen.

      Mein erster Blick fiel durch die Glasfronten über einen Infinity-Pool hinaus aufs Meer. Auf der Terrasse reihten sich prachtvolle Palmen um Designer-Möbel. Aber bevor wir dorthingelangten, mussten wir über verschiedene Ebenen im Wohnbereich, vorbei an einem riesigen Aquarium, einer Bar, einer Bühne, gemütlichen Sitzgelegenheiten, künstlichem Kaminfeuer und vielem mehr, bis wir endlich ins Freie kamen. An mehreren Stellen war der Holzboden von Glasplatten unterbrochen, durch die man hinunter ins Wasser sehen konnte.

      Damian begrüßte uns freundlich. Er begutachtete unsere Bikinis und ersuchte uns, vorerst auf der Terrasse zu bleiben. Santiago hätte für den Abend eine bescheidene Feier, eine Art Junggesellen-Abschied in kleinem Rahmen, geplant, und bis dahin würden alle Gäste eintreffen. Als Damian mit seiner Erklärung fertig war, verteilten wir uns auf den Sonnenliegen unter den üppigen Palmen und mir fiel auf, dass Lilienné ungewöhnlich niedergeschlagen wirkte. Es war, als hätte man ihr übersprudelndes Temperament komplett ausgelöscht. Und wenn ich genauer nachdachte, war auch Edward heute Morgen ein wenig missgestimmt gewesen. Sie hatten doch nicht etwa ihre erste Ehekrise?

      Plötzlich erblickte ich David und Santiago durch die offenen Schiebetüren! Ich hatte beide seit der Ankunft im Resort nicht mehr gesehen. Unweigerlich schlug mein Herz schneller, als sie die Terrasse betraten und in unsere Richtung kamen. Santiago schenkte uns Blicke, als wollte er eine von uns auswählen. Doch er setzte sich zu Lilienné, stützte sich mit einem Arm über sie, und seinen Gesichtszügen nach