»Das hat mit verteufelt gefehlt ...«, flüsterte er, »... dir nahe zu sein und dich richtig zu spüren. Alles von dir.« Langsam senkte sich seine Hüfte endgültig herab. Ihr Atem ging flach und hektisch, während ihr Schoß dem Drängen seiner Erektion nachgab und sich öffnete. Es fühlte sich traumhaft an, ihn in sich zu haben.
Im nächsten Moment begann Charlie, sie zu stoßen. Erst sachte, um ihr nicht wehzutun, aber schon nach kurzer Zeit hatte sein Rhythmus Lynn so in Ekstase versetzt, dass es kaum noch auszuhalten war.
Sie packte fest nach seinen Schultern, krallte sich hinein und stöhnte etwas von ihrer Lust heraus. Charlies schneller Rhythmus blieb davon unberührt. Selbst, als sie ihm aus Versehen kräftig über das Schulterblatt kratzte, stoppte er nicht, erhöhte sogar noch sein Tempo. Unter der Spannung der Lust verwandelte sich Lynns Stöhnen beinahe in ein Wimmern.
Sie hob ihren Kopf und presste ihre Lippen auf Charlies Mund. Sie küssten sich immer noch, als Charlie endlich die Kontrolle abgab und sich heiß in ihr ergoss.
Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, rollte er von ihr hinunter, legte sich neben sie und zog sie fest an sich.
***
Zwei Stunde später ging Charlie in die Küche, um ihre Wasserflasche für die Nacht nachzufüllen. Auf dem Rückweg über den Flur fiel sein Blick ins Wohnzimmer. Es war dunkel, aber der Buddha an der Wand war gut zu erkennen. Charlie blieb stehen und sah ihn an. Der Buddha schenkte ihm das bekannte Lächeln, sanft, milde, erleuchtet. Charlie stricht sich durch die Haare und lächelte zurück.
»Irgendwo bist du ganz in Ordnung, verdammter Scheißkerl«, sagte er leise. Dann ging er weiter ins Schlafzimmer.
RachSüchtig
Las Vages, im großen Showsaal des »King’s Punt Casinos«, drei Uhr am Nachmittag.
Die Bühne, auf der Marvin Cox viermal die Woche seine Zaubershow vorführte, war etwa halb so groß wie ein Basketballfeld. Auf den Zuschauerrängen fanden rund vierhundert Besucher Platz. Jetzt, während der Probe, waren natürlich sämtliche Plätze unbesetzt.
Courtney stand in ihrem eng anliegenden Kostüm und High Heels am Rand der Bühne und schaute Marvin dabei zu, wie er seine Arme kreisen ließ und zwei helle Stichflammen in die Luft schoss. Währenddessen sprach er den Text, den er für die Vorführung am Abend vorbereitet hatte. »In vielen alten Kulturen galt das Feuer als göttlich«, verkündete er mit viel Pathos in der Stimme. »Es spendete Wärme, Leben und Geborgenheit. Bei Todesstrafe war es verboten, damit zu spielen.« Mit der letzten Silbe schleuderte der Magier eine weitere Stichflamme aus seinen Händen.
Die Aufmerksamkeit, mit der Courtney ihren Boss beobachtete, ließ etwas nach. Während seiner Feuer- und Taschenspielertricks hatte sie im Prinzip nichts zu tun. Als Marvins Assistentin musste sie nur bei den aufwendigeren Illusionen in Aktion treten. Wäre das hier eine richtige Aufführung gewesen, hätte sie jetzt hinter der Bühne gesessen und ihr Make-up kontrolliert oder ein Glas Mineralwasser getrunken. Im Augenblick konnte sie nichts anderes tun, als auf ihren Einsatz zu warten. Anders als sonst, langweilte sie das nicht. Denn diese Pause gab Courtney Zeit, um sich zu sammeln und ihre Konzentration zu finden. Ihr Blick fuhr ein weiteres Mal über die leeren Zuschauerränge.
Sie musste sich keine Sorgen darüber machen, dass irgendjemand sie beobachten würde. Marvin achtete penibel darauf, dass während der Proben nur er selbst und seine Assistentin im großen Showsaal waren. Seine Tricks waren sein größtes Kapital, aber nur solange, wie sie Exklusivität besaßen, also niemand wusste, wie sie funktionierten. Es war nicht möglich, einen Zaubertrick patentieren zu lassen, und Marvin konnte es sich nicht leisten, dass ein Konkurrent oder ein Journalist seine Betriebsgeheimnisse ausspionierte. Deshalb ließ er vor jeder Probe sämtliche Türen verschließen und vom Casino-Management Security postieren.
Seine Vorsicht kam Courtney jetzt sehr zupass. Niemand würde Marvin hören. Niemand würde ihm helfen. Er konnte schreien, wie er wollte – es würde ihm nichts nützen ...
Mit einem erwartungsvollen Lächeln tastete Courtney nach dem kleinen Messer, das sie unsichtbar an ihren Oberschenkel geschnallt hatte.
Marvin ging mit langen Schritten zu der großen schwarzen Box, aus der er, wie Courtney wusste, nunmehr drei Fackeln nehmen würde, um sie anzuzünden und brennend bis knapp unter die Decke fliegen zu lassen. Er wirkte wie immer sehr vertieft in seine Handgriffe.
Courtney lockerte ihre Schulter. Ihr gegenüber stand der schwarze Bühnentisch, über den Marvin sie während der Show schweben ließ. Sein Anblick ließ sie nachdenklich werden.
Dieser Tisch und sie verband ein besonderes Erlebnis – und das hatte ganz und gar nichts mit Illusionen zu tun.
Es war jetzt genau sechs Wochen her. Marvin und sie waren bei einer Probe gewesen ...
Der große Schwebetrick war an der Reihe. Sie lag langgestreckt vor Marvin, der mit dramatischen Gesten über ihren Körper strich und seine Moderation für das Publikum herunterbetete: »Die Gravitation ist nicht so unerschütterlich, wie Sie annehmen, meine Damen und Herren. Es gibt Momente, in denen die Regeln des Alltags ihre Gültigkeit verlieren. Augenblicke, in denen Dinge geschehen, von denen wir zuvor nicht einmal zu träumen wagten. Unmögliche Dinge. Sehen Sie genau hin!«
Courtney schaute zu ihm hoch. Schon seit sie angefangen hatte, mit Marvin zusammen zu arbeiteten, hatte es sie erregt, wie er sich bei diesem Trick aufführte. Es lag mehr als eine Prise Erotik in dem, was er tat. Und wie lecker er dabei aussah!
Marvin hatte ein sehr markantes Gesicht und einen klasse Körper. Seit einiger Zeit trug er eine Glatze. Zusammen mit seinen leicht schräg zulaufenden Augenbrauen verlieh ihm das etwas herrlich Diabolisches. Er war ein sexy Satan. Zum Anbeißen. Mehr als einmal war ihr der Gedanke gekommen, Marvin die Klamotten herunterzureißen und ihm ein paar Tricks zu zeigen.
Dieses Mal war es mehr als ein Gedanke. Courtney hatte es nicht geplant oder lange darüber nachgedacht. Es war einfach eine spontane Eingebung. Während Marvin noch seinen Show-Text quasselte, fuhr sie auf, packte ihn am Kragen und küsste ihn. Für einen kurzen Augenblick schien er darauf einzusteigen. Dann aber machte er plötzlich einen Schritt zurück und sah sie kühl an.
»Die Probe ist zu Ende«, sagte er wie ein Roboter. »Wir machen morgen weiter.«
»Die Probe?«
Courtney war außer sich vor Verzweiflung. Der Drang, zu weinen, war genauso stark wie der, Marvin ins Gesicht zu boxen.
»Was ist mit dir?«, wollte sie wissen.
»Nichts. Reden wir morgen.«
»Nein, wir reden jetzt!«, schrie sie ihn an. »Du sagst mir jetzt sofort, was los ist.«
»Ich habe meine Grundsätze.«
»Was für Grundsätze?«
»Vermische niemals Privates und Geschäftliches. Daran halte ich mich.«
Courtney klappte beinahe der Mund auf. Die Kaltschnäuzigkeit, mit der Marvin sie abservierte, war unfassbar, und traf sie wie ein Vorschlaghammer vor die Brust. Sie war davon so perplex, dass sie nichts mehr sagen konnte, als er von der Bühne ging ...
Während sie jetzt daran dachte, spannten sich ihre Muskeln an. »Na warte, Mistkerl«, flüsterte sie. »Du hast es doch selbst gesagt: Mit Feuer spielt man nicht!«
Marvin war immer noch mit seinen Fackeln beschäftigt. Inzwischen hatte er sie entfacht.
Courtney war sich hundertprozentig sicher, dass ihr Boss keine Freundin besaß. Dass er homosexuell war, stand gar nicht zur Debatte. Es war wirklich der verrückte Grundsatz, Liebes- und Geschäftsleben nicht zu vermischen, wegen dem er sie hatte abblitzen lassen.
In den darauffolgenden Tagen tat er so, als hätte er den Vorfall schlicht und ergreifend vergessen. Er redete kein Wort mehr darüber und arbeitete weiter, als wäre nichts vorgefallen. Das provozierte sie nur noch