»Aber nicht so lange«, stöhnte Lynn.
»Bestimmt nicht, Darling.«
»Und wir gehen nicht zu weit.«
»Natürlich nicht.«
Seine Stimme verklang und Lynn beobachte im Spiegel, wie er sie umschlang, während er ihre Klit verwöhnte. Ihr Gesicht war heiß und verschwitzt geworden und alles an ihr fühlte sich aufgepumpt und weiblich an. Seine Berührung war vertraut und gleichzeitig extrem geil. Inzwischen wusste er ganz genau, wie er sie anfassen musste, um sie um den Verstand zu bringen. Er hielt sie kraftvoll fest und streute kleine Pausen in seine Massagen ein, um Lynn das ungeduldige Pochen in ihrem Inneren erfahren zu lassen. Dann zupfte er leicht an ihrem Kitzler, um anschließend wieder seinen Finger darum kreisen zu lassen. Es war, als würde die Feuchtigkeit nur so aus ihr herauslaufen.
Wo war bloß ihre Entschlossenheit hin? Irgendwann zwischen dem Aufwachen und jetzt war sie verlorengegangen.
Es war kaum zu fassen, wie sehr ihr Körper nach seiner Berührung gierte und wie schnell er aus der Fassung geriet. Ihr war jetzt schon, als würde sie jeden Moment kommen. Ihre Beine fingen an zu zittern. Sie konnte sich kaum noch zurückhalten. Am liebsten hätte sie Charlie die Shorts heruntergerissen und sich auf ihn geworfen. Sie wollten ihn in sich haben. Sie verlor die Kontrolle. Genau das durfte nicht passieren, sonst wäre die ganze Übung gescheitert.
»Hör auf«, wollte sie sagen, aber ein Stöhnen kam ihr dazwischen und machte ihre Äußerung fast unverständlich.
»Noch ein bisschen«, flüsterte Charlie. Er warf einen Kuss auf ihren Nacken. Dann war sein Mund an ihrem Ohr. Er knabberte daran. Gleichzeit ließ er einen seiner Finger in sie gleiten.
»Nur ein bisschen.«
»Lass das bitte.«
»Sieh es als spirituelle Herausforderung an, als Prüfung.«
»Charlie!«
»Komm schon, Darling.«
Sie sah, wie er seinen Finger langsam aus ihr zurückzog. Sein Arm fuhr herauf und Charlie leckte seinen Finger so genüsslich ab, als würde er von einer süßen Köstlichkeit probieren.
»Übrigens«, sagte er leise, »hast du mich dich auch kein einziges Mal küssen lassen.«
»Charlie!«
»Nicht da unten.«
Lynn spürte, wie Charlie sie sanft in Richtung Bett ziehen wollte. Ihr Körper wollte nachgeben. Er hatte sich auf Charlies Seite geschlagen und sich mit ihm verbündet. Sie stand vollständig allein da. Umringt von Feinden.
»Nein«, sagte Lynn scharf.
»Komm, Darling. Ich will dich. Ich will meine zukünftige Frau.«
»Nein!« Lynn kämpfte sich aus Charlies Griff und presste ihre zitternden Beine zusammen. »Das genügt.«
»Willst wirklich aufhören? Jetzt?«
»Es ist Schluss!«
»Ich würde lieber weitermachen.«
»Ich würde auch gern weitermachen, aber wir haben etwas vor.«
Charlies verführerisches Minenspiel erstarb plötzlich. Seine Stirn legte sich in Falten. Frust stand jetzt in seinem Gesicht. »Was denn eigentlich? Was haben wir vor?«
»Das weißt du genau«, kam es zischend und zornig aus Lynn heraus.
»Okay, warte mal.« Charlie legte kurz sein Gesicht auf ihre Schultern, atmete schwer und schaute sie dann wieder an. »Ich will nicht streiten. Es ist nur so ... Du fehlst mir eben, okay? Ich will dich, und zwar richtig. Hörst du? Ich will dich richtig.«
»Wir haben etwas anderes vor.«
»Ich weiß, aber nach zwei Wochen darf man wohl eine Zwischenbilanz ziehen, oder?«
Sie sagte nichts. Charlie ging ein paar Schritte zurück. Lynn drehte sich zu ihm und sah, wie er sich vor dem Bett postierte. Seine Erektion war auf dem Rückzug.
»Du fehlst mir. Du stehst hier vor mir und du fehlst mir, Darling. Ich verstehe nicht, was daran gut sein könnte. Verdammt«, sagte er böse, »wir sind frisch verlobt!«
»Manchmal tut Entwicklung weh.«
»Woher hast du diese Sprüche eigentlich immer? Aus Glückskeksen?«
Lynn schüttelte den Kopf und griff mit einer wütenden Bewegung nach ihrer Jeans und ihrem Shirt. Sie merkte, wie der Zorn in ihr heiß und heftig wurde.
»Und das ist also alles für dich, ja?«
»Was meinst du?«, fragte Charlie.
»Alles, was dich mit mir verbindet – Vögeln.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Aber so ist es doch.«
»Nein.«
»Aber ohne Ficken ist alles andere nicht viel wert.«
Charlie schluckte merklich. Sie hatte ihn geschockt. Das sah sie, aber es änderte nichts an ihrem Zorn.
»Lynn, was soll denn das jetzt?«
»Was das soll? Es geht um eine Erkenntnis. Genau deshalb macht man solche Übungen – um Erkenntnisse zu sammeln. Das ist die Grundbedeutung von Spiritualität.«
»Jetzt mal langsam. Du bist ja ganz hysterisch«, sagte er kleinlaut und setzte sich auf das Bett.
»Und meine Erkenntnis ist: Wir können ficken, aber sonst können wir nicht viel miteinander. Eigentlich gar nichts.«
»Also ...« Charlie verstummte.
»Wir haben nichts gemeinsam – nur das Ficken.«
»Du bist ...«
»Was bin ich denn? Na? Du nennst mich ›Darling‹ und bist so verliebt in mich, richtig? Aber wenn du mich nicht vögeln kannst, sieht alles gleich ganz anders aus.«
»Das habe ich doch nie behauptet.«
»Nee, hast du nicht. Du hast nur deine sarkastischen Sprüche gemacht.«
Charlie schwieg.
»Das ist ja alles so endlos naiv und albern, was die Lynn macht, richtig? Dein Darling! Ein bisschen blöd und verwirrt ist die kleine Lynn, aber mit ihr ficken ist ganz in Ordnung. So siehst du die Dinge doch.«
»Hier gerät alles durcheinander.«
»Und warum?«
»Ich weiß nicht.«
»Ich schon«, brodelte es aus Lynn heraus. Sie schrie jetzt. »Weil wir nicht ficken! Weil wir nichts anderes haben als das. Weil wir uns außerhalb vom Bett scheißegal sind. Schön, dass wir das beide einmal so klar vor Augen haben. Jetzt sehen wir, was unsere Beziehung wert ist. Und – das ist doch auch gut – wir haben nur zwei Wochen dafür gebraucht. Wenn das nicht effektiv ist, was? Ein paar Tage keinen Sex, und man sieht die Dinge klarer.« Sie presste ihre Klamotten an ihre Brust und ging zur Tür hinaus.
***
»Lynn?«, fragte eine tiefe Stimme. »Ich wusste doch, dass du das bist.«
»Benn?« Lynn stand von ihrem Tisch auf. Sie bewegte sich etwas ungeschickt. Fast hätte sie ihre Tasse umgestoßen.
Sie war nach ihrem Streit mit Charlie durch die Stadt gelaufen, eine ganze Weile. Ihre Gedanken drehten sich immer um dasselbe – darum, was für ein Ignorant Charlie war. Irgendwann hatte sie