Mord im Herrenhaus. Фиона Грейс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Фиона Грейс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9781094305608
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Strand nur ihr ganz allein.

      Als Lacey zur Stadt hinüberschaute, sah sie den ins Meer hinausragenden Pier. Dieser Anblick weckte sofort Erinnerungen daran, wie sie und Naomi als Kinder dort gespielt hatten und ihr Vater ihnen erlaubt hatte, ihr Taschengeld in der dort gelegenen, gut besuchten Einkaufspassage auszugeben. Außerdem hatte es, wie Lacey sich jetzt – wie bei jedem zurückkommenden Stückchen Erinnerung freudig erregt - erinnerte, am Pier auch ein Kino gegeben. Mit seinen acht Sitzen war es ziemlich winzig gewesen und war seit seiner Gründung wohl auch so gut wie nie renoviert worden, denn seine wenigen Sitzplätze waren noch immer die ursprünglich eingebauten roten Plüschsessel gewesen. Ihr Vater hatte sie und Naomi mit in dieses Kino genommen, wo sie sich einen verworrenen japanischen Zeichentrickfilm angesehen hatten. Lacey fragte sich inzwischen, wie viele Erinnerungen ihr Ausflug nach Wilfordshire noch in ihr auslösen würde. Wie viele Erinnerungslücken würden sich während ihres Aufenthalts hier wohl noch schließen?

      Da gerade Ebbe war, war viel vom Pier zu sehen. Lacey sah ein paar Leute, die mit ihren Hunden spazieren gingen und einige Jogger. Die Stadt erwachte langsam zum Leben. Vielleicht hatte ja inzwischen der eine oder andere Coffeeshop schon geöffnet. Lacey beschloss, den längeren Weg in die Stadt zu nehmen, der am Strand entlangführte und ging los.

      Je näher sie der Stadt kam, desto weniger Klippen säumten den Weg und desto mehr Straßen kreuzten ihren Weg. Die zweite dieser Straßen führte Lacey auf die Promenade. Dort überkam sie eine neue Erinnerung, in der sie einen Marktplatz voller mit Zeltplanen überdachten Ständen sah, in denen Kleidung, Schmuck und Steine verkauft wurden. Die jeweiligen Standplätze der Verkaufsstände waren an mit Farbe auf den Boden gespritzten Nummern zu erkennen. Wieder spürte sie Erregung in sich aufsteigen.

      Lacey verließ den Strand und ging in Richtung der Hauptstraße der Stadt. Bevor sie in die mit Wimpeln geschmückte Straße einbog entdeckte sie das an der Ecke der Straße stehende Pub „Coach House“, in dem sie Ivan kennengelernt hatte..

      Alles war hier anders als in New York. Die Uhren tickten hier um einiges langsamer. Es gab keine hupenden Autos. Keiner niemand drängelte oder rempelte andere Leute an. Und trotzdem hatten zu Laceys Überraschung schon einige Coffeeshops geöffnet.

      Sie betrat den ersten, der auf ihrem Weg lag - auch hier stand niemand Schlange – und besorgte sich einen schwarzen Americano-Kaffee und ein Croissant. Der Kaffee war perfekt geröstet, sehr vollmundig und mit einem leichten Schokoladengeschmack; und das Croissant war außen knusprig und innen weich und schmeckte herrlich nach guter Butter.

      Als ihr vorher hungriger Magen schließlich Ruhe gab, beschloss Lacey sich auf die Suche nach vernünftiger Kleidung zu machen. Sie hatte vorhin eine am anderen Ende der Hauptstraße gelegene, nett aussehende Boutique entdeckt und war auch schon auf dem Weg dorthin als sie von einem köstlichen Duft nach Zucker von ihrem Ziel abgelenkt wurde. Sie sah in die Richtung, aus der dieser Duft kam und entdeckte einen Laden für hausgemachte Toffees, der gerade aufgeschlossen worden war. Unfähig dem Duft zu widerstehen betrat sie den Laden.

      „Möchten Sie etwas probieren?“ fragte sie der Mann, der eine weiß und rosa gestreifte Schürze trug. Dabei zeigte er auf ein silbernes Tablett, auf dem Würfel in verschiedenen Brauntönen zu sehen waren. „Wir haben dunkle Schokolade, Milchschokolade, weiße Schokolade, Karamell, Toffee, Kaffee, eine fruchtige Variante und das Original.“

      Lacey riss erstaunt die Augen auf. „Kann ich sie alle probieren?“ fragte sie.

      „Aber sicher!“

      Der Mann schnitt von jedem der vor ihm liegenden Würfel ein kleines Stück ab und reichte diese Lacey zum Probieren. Schon beim ersten Biss auf eine der Kostproben explodierten ihr sämtliche Geschmacksnerven.

      „Das ist wundervoll“, erklärte sie kauend.

      Dann versuchte sie das nächste Stück. Und das schmeckte sogar noch ein wenig besser als das erste.

      Sie probierte sich durch alle Stückchen durch und fand dabei jedes einzelne immer noch besser als das Stück davor.

      Kaum hatte Lacey das letzte Stückchen vernascht, rief sie auch schon aus: „Ein paar dieser Dinger muss ich einfach meinem Neffen schicken. Meinen Sie die überstehen es, wenn ich sie nach New York schicke?“

      Der Mann grinste und zog eine flache, mit Frischhaltefolie ausgekleidete Pappschachtel hervor. „Mit unserer speziellen Lieferschachtel klappt das schon“, meinte er lachend. „Wir hatten so viele ähnlich geartete Anfragen, dass wir extra diese Schachtel entworfen haben. Denn die ist nicht nur so schmal, dass sie in den Briefkasten passt, sondern auch so leicht, dass der Versand unserer Ware nicht viel Porto kostet. Die dafür nötigen Briefmarken bekommen Sie übrigens auch gleich hier bei uns.“

      „Wie fortschrittlich“, sagte Lacey. „Sie haben wirklich an alles gedacht.“

      Der Mann befüllte die Schachtel mit je einem Würfel jeder Geschmacksrichtung, umwickelte die flache Schachtel danach mit Paketband und frankierte sie mit den passenden Briefmarken. Nachdem Lacey bezahlt und sich bei dem Mann bedankt hatte nahm sie das Päckchen, schrieb Frankies Namen und Adresse auf dessen Vorderseite und warf es dann in den traditionell in Rot gehaltenen Briefkasten auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein.

      Als das Päckchen im Briefkasten verschwunden war fiel Lacey wieder ein, was sie heute Morgen eigentlich vorgehabt hatte – nämlich sich bessere Klamotten zuzulegen. Sie machte sich gerade von Neuem auf die Suche nach einer Boutique als sie wieder abgelenkt wurde, dieses Mal von der Auslage des Ladens neben dem Briefkasten. Diese zeigte den Strand von Wilfordshire, einschließlich des ins Meer hinausragenden Piers. Das Besondere an dieser Szene war aber, dass sie komplett aus verschiedenfarbigen Macarons nachgebildet worden war.

      Lacey bereute sofort, dass sie das Croissant gegessen und auch, dass sie die ganzen Toffees durchprobiert hatte, denn bei diesem köstlichen Anblick lief ihr gleich wieder das Wasser im Mund zusammen. Sie nahm ihr Handy und knipste ein Foto davon, das sie den „Doyle Girlz“ schicken wollte.

      Plötzlich ertönte hörte irgendwo neben ihr eine Männerstimme, die fragte: „Kann ich Ihnen helfen?“

      Lacey richtete sich auf. Die Stimme war vom Eingang des Ladens gekommen und gehörte dem Besitzer desselben, einem sehr gut aussehenden Mann von etwa Mitte vierzig mit dunkelbraunem Haar und einem kantigen Kinn, der lässig in seinem Türrahmen lehnte. Er hatte leuchtend grüne Augen, die von Lachfältchen umgeben waren, was ihn als einen Mann auswies, der Spaß am Leben hatte. Und seine gesunde Bräune zeigte, dass er oft und gerne in wärmeren Gegenden der Welt unterwegs war.

      „Ich schaue mir nur die Schaufenster an“, sagte Lacey mit ziemlich gepresster Stimme. „Und Ihres gefällt mir sehr gut.“

      Der Mann lächelte. „Das habe ich selbst arrangiert. Kommen Sie doch rein und probieren ein paar meiner Kuchen.“

      „Das würde ich gern tun, nur habe ich leider schon gegessen“, erklärte Lacey. Wie auf ihre Worte hin schienen das Croissant und der Kaffee sowie die ganzen Toffee-Kostproben in ihrem Magen anfangen zu rumoren und ihr eine leichte Übelkeit zu bereiten. Doch plötzlich wurde Lacey bewusst, was wirklich mit ihr los war: sie fühlte sich zum ersten Mal seit ewiger Zeit wieder einmal zu jemandem hingezogen und hatte sogar so etwas wie Schmetterlinge im Bauch! Sie fühlte, wie ihre Wangen heiß wurden.

      Der Mann lachte. „Ich erkenne an Ihrem Akzent, dass Sie Amerikanern sind. Deshalb wissen Sie wahrscheinlich nicht, dass es hier bei uns in England etwas gibt, das wir den „Elf-Uhr-Snack“ nennen und der zwischen dem Frühstück und dem Mittagessen liegt.“

      „Das glaube ich Ihnen nicht“, antwortete Lacey, merkte aber, wie ihre Lippen wie von selbst zu lächeln begannen. Was soll denn so ein Elf-Uhr-Snack‘ sein?“

      Der Mann legte sich die Hand auf sein Herz. „Ich verspreche Ihnen, dass das kein Werbe-Gag ist! Der ,Elf-Uhr-Snack‘ ist die perfekte Gelegenheit, um einen Tee zu trinken und ein Stück Kuchen, ein Sandwich oder ein paar Biskuits zu essen.“ Dabei zeigte er durch die geöffnete