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      »Ist überflüssig. Wir beziehen unsere Energie aus dem Meer, vielmehr direkt aus dem Schoß der Erde. Wir haben hier eine 300.000 Meter tiefe Bohrung vorgenommen, direkt bis an die Grenze der flüssigen Gesteinsmassen innerhalb der Erde. Durch eine andere Bohrung haben wir dem Meer einen Zutritt in die glühende Lava verschafft. Der dabei entstehende Wasserdampf bildet unsere Energiequelle. In unserer Versuchsstation sind wir gerade dabei, Elektrizität direkt aus Wärme zu gewinnen.« (S. 57 f.)

      Unternehmen Dämmerung erschien in der Reihe Widukind Utopia-Spitzenklasse. Dort trägt der Roman die Veröffentlichungsnummer 273. Im Anhang wirbt die »große und exklusive« Buchgemeinschaft Transgalaxis um Kunden. Sie verspricht »aktuelle und lückenlose Informationen« über utopische Literatur »vom Serienhai bis zur wertvollen Buchausgabe«. Für einen erschwinglichen Preis von 50 Pfennig pro Monat wird die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift Transgalaxis angeboten und außerdem ein verbilligter Bezug von utopischer Literatur offeriert. Darüber hinaus empfiehlt Transgalaxis die Mitgliedschaft in regionalen europäischen Science-Fiction-Clubs, die sich in der EUROTOPIA (Föderation der europäischen SF-Clubs) zusammengeschlossen haben. Hingewiesen wird auf fast 2500 Publikationen »deutschsprachiger utopischer Literatur bis heute«. Sämtliche Titel seien über Transgalaxis, den »Utopia-Spezial-Versand«, zu beziehen.

      Der Inhalt von Unternehmen Dämmerung war purer Nonsens, aber doch so actiongeladen, dass sich Mielke als Autor für weitere (Heft-) Romane empfahl. Der gerade dem Teenageralter entwachsene Verfasser beherrschte die populären Versatzstücke des Genres bereits bestens. Bei seinen weiteren Titeln benutzte er zunächst weitere Pseudonyme wie Michael C. Chester, Bert Floorman, Henry Ghost, Roy Marcus, Marc McMan, Marcus T. Orban, John Taylor, bis er unter eigenem Namen in Erscheinung trat.

      Dabei verwundert, dass sich Mielke nicht als Autor für Perry Rhodan-Hefte gewinnen ließ, obwohl der Moewig Verlag dringend Verstärkung für sein Autorenteam suchte. In einem späteren Interview (mit Sven Klöpping auf www.deutsche-science-fiction.de) erläutert Mielke hierzu: »[I]ch habe bisher keinen einzigen Perry Rhodan gelesen (deshalb wohl hat mir Kläuschen Frick den PR 2500 nicht gegeben, obwohl ich mich darum als Gastautor artig beworben hatte).«

      Der Einzelgänger Mielke entschied sich für einen anderen Weg. 1966/67 sammelte er Serienerfahrung als Stammautor bei Rex Corda. Ein Jahr später war er auch bei Ad Astra, einer Unterserie innerhalb von Utopia, beteiligt. Beide wurden von H. G. Francis konzipiert. Mielke schrieb jeweils etwa ein Viertel aller Romane. Danach strebte er eine eigene Serie an. Mitte der Siebzigerjahre entwickelte er gemeinsam mit Rolf W. Liersch das Konzept der Science-Fiction-Serie Die Terranauten:

      »Hier haben Rolf W. Liersch und ich nach unserer Tagesarbeit in der selben Werbeagentur bei Sonnenuntergang […] die amtliche Leseranalyse für Romanhefte (ROMA) ausgewertet und auf dieser Basis eine Extrapolation denkbarer Entwicklungen für mehr als fünfzig Lebensbereiche erdacht. Dazu kamen die Marktforschung und die Zukunftsprognosen für dieses seltsame Berlin. Das Urkonzept der Terranauten war daher eher Social- als Science-Fiction. Uns interessierten dabei gesellschaftliche, politische, religiöse und philosophische Entwicklungen viel mehr als irgendwelche Schrauben an Raumschiffen« (s. das erwähnte Interview mit Sven Klöpping).

      Die Terranauten erschienen von 1979 bis 1981 im Bastei-Verlag und brachten es auf 99 Ausgaben. Es handelte sich neben Perry Rhodan und Terra Astra um die einzige wöchentlich erscheinende Science-Fiction-Heftserie am deutschen Markt, der ansonsten von Heftserien des Horrorgenres dominiert wurde. Von 1981 bis 1987 wurde die Serie, deren Handlung im Jahr 2499 einsetzt, mit 18 Taschenbuchausgaben fortgesetzt. Die Idee der Serie bestand darin, die Geschichte vom Kampf gegen die Zerstörung der Erde zu erzählen, verbunden mit der Vision einer menschlicheren Zukunft. So sind etwa die Klimaveränderung und die Globalisierung ein Thema. Die Terranauten sollten sich bewusst von Perry Rhodan abgrenzen, ja sogar, wie Mielke 1977 an den Bastei-Verlag schrieb, eine »Anti-Perry-Rhodan-Story« sein (vgl. Brief von Thomas Mielke an den Bastei-Verlag vom 7. April 1977, faksimiliert unter www.terranauten.de). Zumindest eine Zeit lang ging dieses Konzept auf.

      Uwe Weiher bezeichnet Thomas Mielke als »Phänomen innerhalb der SF-Szene« (zauberspiegel-online.de). Er habe nicht nur eine ungemeine Produktivität an den Tag gelegt, sondern auch, was nur wenigen Heftschreibern gelungen sei, den Sprung ins Taschenbuch geschafft. Ende der Sechzigerjahre »dürfte er der produktivste deutsche Autor im Heftbereich gewesen sein. Seine Romane waren dabei deutlich moderner als die alten Leihbuchtitel aus den Fünfzigern, die damals auch immer noch zum Nachdruck kamen. Alles in allem gehört Thomas Mielke ganz sicher zu den wichtigsten deutschen SF-Autoren«.

      Eine Frage ist noch unbeantwortet. Wie wurden die Marsbewohner, denen Parnell in Unternehmen Dämmerung begegnete, eigentlich beschrieben?

      Da rollte eine Wand zur Seite, und ein seltsames Wesen trat ein. Eigentlich war es mehr eine schleimige Masse mit Tentakeln und einem mächtigen Auge dort, wo andere Menschen den Hals haben.

      Eine Welt brach in den Erdenmenschen zusammen. Ungläubig starrten sie das Wesen an. Hatten sie sich bisher für die höchstentwickelten Intelligenzen des Weltalls gehalten, so mussten sie in diesem Augenblick erkennen, dass der unglaublich exzentrische Menschengeist plötzlich für null und nichtig erklärt wurde.

      Es war das gewaltigste Ereignis der Menschengeschichte seit der Entdeckung des Rades. Sie konnten sich nicht klar werden über die ungeheure Tragweite dieser Begegnung, von der sie nur hoffen konnten, dass sie friedlich verlief.

      Wie betäubt versuchten sie, das Unglaubliche zu erfassen. Sie standen vor einem Bewohner des Mars, dessen Aussehen alles Phantastische utopischer Erzählungen noch übertraf.

      Endlich hatte sich Parnell so weit gefasst, dass er seine wirbelnden Gedanken in Worte kleiden konnte.

      »Guten Tag!«, sagte er völlig unangebracht, denn in dem Raum waren keine Fenster, und man wusste auch nicht, ob das Marswesen diese Höflichkeitsformel überhaupt verstand.

      Parnell versuchte, irgendeinen Vergleich in dem Aussehen des Wesens zu finden. Aber was konnte diesen Wesen schon ähnlich sein?

      Die merkwürdig bunte Haut mit den vielen kleinen Spitzen, die langen, antennenartigen Fühler an den Tentakeln und der schleimige Fuß ließen sich mit nichts vergleichen. Seltsamerweise stand das Wesen nicht auf dem Boden, sondern es schwebte. Das Merkwürdigste aber war das knochenartige Gerüst, welches um den Körper lief und sich an einem Punkt in der Mitte des Leibes traf.

      Das Wesen wurde rot, das heißt, rote Kreise liefen über seine raue Haut. War es ein Ausdruck der Freude über das Erwachen der Erdenmenschen? […]

      In einer großen Halle hielten sie an. Das Wesen schwebte um die Menschen herum, man kann fast sagen, es tänzelte, wenn auch dieser Ausdruck für das klobige Wesen etwas verfehlt war.

      Die Hallenwände waren mit Fresken und Ornamenten geschmückt, deren Farbenzusammenstellung eine seltsame Schwermut in den Menschen hervorrief. Die ganze Trauer einer absterbenden Rasse war in den Zeichnungen und Gemälden. Ebenso wie die Musik, die die Gänge und Hallen erfüllte, war auch hier diese eigenartige Trostlosigkeit. (S. 226 ff.)

      So sah sie also aus, die zunächst noch ganz auf Effekt gearbeitete Frühphase eines Autors, der sich, wie wir hörten, später zu einem anerkannten History- und SF-Autor entwickelte. Auch hier legte er eine Produktivität sondergleichen an den Tag, war, wie bei der SF, ein Innovator des Genres.

      

      Klaus N. Frick: Ein Autor, dem ich mit Respekt begegnete

      Thomas R. P. Mielke zählte zu jenen Science-Fiction-Autoren, auf deren Romane ich anfangs der Achtzigerjahre aufmerksam wurde. Ich hatte – wie zu jener Zeit üblich – meinen Einstieg in die Science-Fiction mit der PERRY-RHODAN-Serie begonnen, hatte nach einiger Zeit auch andere Heftromane gelesen und fand streckenweise