In Liebe und Hass - Fioria Band 3. Maron Fuchs. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Maron Fuchs
Издательство: Bookwire
Серия: Fioria
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960740841
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umschwärmt, so kenne ich meine Mia“, lachte plötzlich eine wohlbekannte Stimme. „Na, musstest du heute länger arbeiten?“

      Als ich meinen Freund entdeckte, strahlte ich übers ganze Gesicht. „Lloyd! Hast du auf mich gewartet?“

      „Hab ich dir beim Frühstück doch gesagt“, entgegnete er.

      Ich lief über den Gehweg zu ihm und umarmte ihn fest. Wie üblich trug er seinen blauen Mantel über den Arbeitsklamotten. Er war seit knapp zwei Monaten medizinischer Assistent. Immerhin für eine Sache hatte sich die Ausbildung meines Vaters gelohnt. Jeder Schattenbringer musste nämlich ein halbes Medizinstudium hinter sich bringen, sodass mein Freund problemlos im örtlichen Krankenhaus eine Anstellung gefunden hatte. Zwar mit gefälschten Papieren, aber er machte den Job gut.

      „Die blonde Perücke irritiert mich immer noch total“, flüsterte er mir ins Ohr, als er meine Umarmung erwiderte.

      „Zu Hause setze ich sie ab, genau wie die Kontaktlinsen“, antwortete ich leise. „Aber bei der Arbeit kann ich schlecht ständig eine Mütze tragen.“

      Er schmunzelte und ließ mich los, um mir seine Hand zu reichen. „Schon klar. Dann ab nach Hause, Frau Ito.“

      Ich verschränkte meine Finger mit seinen. „Gerne, Herr Ito.“

      ***

      Nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen. Der Himmel wurde immer dunkler, der Wind kälter. Ich hasste den Winter. Aber viel schlimmer fand ich, dass Lloyd schon seit einer Viertelstunde hier sein sollte. Hoffentlich war ihm nichts passiert ... Und hoffentlich entdeckte mich niemand am nördlichen Stadtrand von Windfeld. Die wenigen Passanten beachteten mich kaum, ich stand an der Bushaltestelle, damit sich niemand darüber wunderte, dass ich so lange wartete.

      Endlich spürte ich, wie sich ein Flugvogel näherte. Es war Lloyd, der direkt neben mir auf dem Gehweg landete. „Entschuldige, es hat länger gedauert.“

      Sofort fiel ich ihm um den Hals. „Ich hab gedacht, dir wäre was passiert!“

      Er drückte mich an sich. „Nein, alles okay. Tut mir leid, dass ich dir Sorgen gemacht habe. Aber jetzt können wir los.“

      Als ich ihn losließ, musterte ich ihn kurz. Wie ich trug er nun einen Rucksack, außerdem seinen blauen Mantel. „Hast du alles?“

      „Und ob“, bestätigte er und zog zwei laminierte Karten aus der Hosentasche.

      „Was ist das?“, wunderte ich mich, als er mir eine davon gab. Mir klappte der Mund auf. Das war ein gefälschter Ausweis für mich! „Mia Ito“, las ich.

      „Ich dachte, es wäre einfacher, die Vornamen zu behalten“, erklärte er und zeigte mir seinen. „Sonst nennen wir uns versehentlich bei unseren gewohnten Namen und andere Leute werden misstrauisch.“

      „Clever“, murmelte ich. „Du bist also Lloyd Ito?“

      „Genau. Es ist das Einfachste, wenn wir als verheiratetes Paar gelten“, erklärte er. „Vor allem wenn unser Nachwuchs kommt.“

      Ich nickte. Richtig zu heiraten stand sowieso außer Frage, solange wir als Verbrecher gesucht wurden und unsere richtigen Namen – Mia Sato und Lloyd Sakai – nicht benutzen konnten.

      „Woher hast du die bloß? Und das so schnell? Und warum bin ich auf dem Foto blond?“

      Er grinste schief. „Das Foto hab ich am Computer bearbeitet, weil dich deine echten Haare sofort verraten würden. Eine Perücke treiben wir schon auf.“

      „Okay ... Und woher hast du die Ausweise jetzt?“, wiederholte ich und steckte meinen in den Geldbeutel.

      „Ich hab ein paar Beziehungen spielen lassen“, erzählte er. „Hat manchmal doch Vorteile, in der Unterwelt aktiv gewesen zu sein. Sebastian kennt jemanden, der jemanden kennt, der mit solchen Ausweisen handelt.“

      „Dein bester Freund hat innerhalb von drei Stunden falsche Ausweise aufgetrieben?“, vergewisserte ich mich fassungslos.

      Da musste er lachen. „Eigentlich hat’s keine zwei Stunden gedauert. Sebastian ist genial. Er hat geahnt, dass ich ihn darum bitten würde. Hat schon alles vorbereitet und einen riesigen Rabatt rausgehandelt.“

      „Wow“, flüsterte ich. Ich kannte und mochte Sebastian, doch das überraschte mich wirklich. Er war selbst ein Schattenbringer, stand jedoch loyal zu seinem besten Freund Lloyd. Und er war mit einer alten Grundschulfreundin von mir zusammen, mit Arisa.

      Diese hatte ich nach meinem Wechsel auf die Ranger-Schule völlig aus den Augen verloren. Kürzlich hatte ich sie endlich wiedergesehen, sie studierte inzwischen, um Journalistin zu werden. Doch wahrscheinlich traf ich weder sie noch Sebastian in absehbarer Zeit.

      „Die Ausweise sollten dabei helfen, eine Wohnung und neue Jobs in Renia zu finden“, äußerte sich Lloyd und riss mich damit aus meinen Gedanken.

      „Auf jeden Fall. Also ... fliegen wir jetzt los?“, erkundigte ich mich zaghaft.

      Er biss sich auf die Unterlippe. „Nicht ganz. Ich würde gerne noch einen Abstecher machen. Ich kann nicht abhauen, ohne meinen Eltern die Wahrheit zu sagen. Ich will nicht, dass sie es von den Rangern erfahren. Oder von deiner Mutter. Ich will es ihnen selbst erzählen.“

      Meine Augen weiteten sich. „Nico und Fiona hab ich völlig vergessen. Klar besuchen wir sie noch! Die beiden bekämen einen Herzinfarkt, wenn du einfach verschwindest.“

      Seine Eltern waren die besten Freunde meiner Eltern, dadurch hatten Lloyd und ich uns auch kennengelernt. Sie wussten nichts von seinem wahren Job, sie glaubten, er wäre ein Ranger. Und bevor meine derzeit hysterische, erschütterte Mutter den beiden alles sagte, sollte Lloyd es lieber selbst tun.

      Er nahm meine Hände. „Dann ab nach Färnau zu meinen Eltern.“

      „Und danach ab in unser neues Leben“, ergänzte ich und küsste ihn.

      Er lächelte. „Wir schaffen das schon.“

      ***

      Lloyd schloss die Tür unseres kleinen Reihenhauses auf. Ich lächelte die Farbfalter in unserem Vorgarten an, dann folgte ich ihm ins Innere.

      Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, hängte ich meine Handtasche an die Garderobe und seufzte: „Ich bin erledigt. Und ich hab Hunger.“ Der Fußweg von der Praxis zum Haus dauerte keine zehn Minuten, doch ich hatte jetzt schon das Bedürfnis, mich aufs Sofa zu legen.

      „Was hältst du von Pizza?“, schlug Lloyd vor, der seinen Mantel ebenfalls an einen der Haken hängte. „Bestellen wir eine, dann müssen wir nicht kochen.“

      „Ich glaube, das ist heute genau das Richtige“, stimmte ich zu. „Mir tut alles weh, vor allem der Rücken. Das zusätzliche Gewicht bringt mich um“, lachte ich und umschlang meinen Bauch. „Rufst du bei der Pizzeria an? Dann kann ich mich umziehen.“

      Er ging schon zum Telefon, das im Wohnzimmer stand. „Na klar, mach ich.“

      Ich küsste ihn auf die Wange. „Danke, du bist ein Schatz.“ Dann ging ich die Treppe hoch und ins Badezimmer.

      Dieses Reihenhaus war klein, doch es hatte alles, was wir brauchten. Ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, ein Esszimmer, eine Küche, ein Bad, und das alles auf zwei Stockwerken.

      Ich wusch mir die Hände, nahm die Kontaktlinsen heraus und blinzelte. Im Anschluss lief ich in Lloyds und mein Schlafzimmer, ging um das Doppelbett herum und hängte meine Perücke über den Halter neben dem Kleiderschrank. Ich öffnete meinen Zopf, schüttelte die Haare und schlüpfte in ein frisches T-Shirt und eine bequeme Sporthose.

      Bevor ich den Raum verließ, kam mein Freund herein, um sich ebenfalls umzuziehen. „Die Pizza kommt, für dich eine vegetarische.“

      „Super, danke!“ Da ich mit den Fiorita verbunden war, brachte ich kein Fleisch herunter, das ja von geschlachteten Animalia