Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte. Carl Ploetz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Carl Ploetz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 4064066115579
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des mit trojanischen Flüchtlingen in Latium gelandeten Aenēas, wird von seinem Bruder Amulĭus des Thrones beraubt, sein Sohn getötet, seine Tochter Rea Silvia, damit das Geschlecht des Numĭtor aussterbe, unter die vestalischen Jungfrauen aufgenommen. Die Zwillinge Romŭlus und Remus, Söhne der Rea Silvia und des Kriegsgottes Mars, befiehlt Amulĭus in den über die Ufer getretenen Tiber zu werfen. Die Kinder werden gerettet, von einer Wölfin gesäugt und von dem königlichen Hirten Faustŭlus auferzogen. Zu Jünglingen herangewachsen, machen Romulus und Remus an der Spitze anderer Hirten Jagd- und Beutezüge. Remus wird gefangen und vor Numitor geführt, dieser erkennt seine Enkel. Sie töten den Amulius, setzen Numitor wieder als König ein und gründen mit seiner Erlaubnis an der Stelle des Tiberufers, wo sie einst ausgesetzt wurden, eine Stadt. Bei dem Streit darüber, wer sie nach seinem Namen nennen und beherrschen soll, wird Remus getötet; Romulus, alleiniger König, gründet die Stadt Roma auf dem Hügel Palatinus. Als Gründungstag galt seit Varro (1 Jahrh. vor Chr.) der 21. April (Fest der Hirtengöttin Pales) des Jahres 753 v. Chr.

      Romulus, kriegerischer König, nimmt Flüchtlinge aus anderen Städten auf (Asyl auf dem Mons Capitolinus), erwählt einen Senat von 100 Mitgliedern. Raub der Sabinerinnen beim Fest der Consualia; deshalb Krieg mit den Nachbarstädten Caenina, Antemnae, Crustumerium (Romulus gewinnt die ersten spolia opima) und mit den Sabinern, deren König Titus Tatius sich durch den Verrat der Tarpeia des Burgfelsens bemächtigt. Die Schlacht zwischen Römern und Sabinern wird durch die geraubten Sabinerinnen unterbrochen. Vereinigung der Römer und Sabiner zu einem Staate unter gemeinschaftlicher Regierung des Romulus und Tatius bis zu des letzteren Tode. Romulus führt Kriege gegen die Etruskerstädte Fidenae und Veii. Er wird während eines Gewitters zu den Göttern entrückt und fortan als Gott Quirīnus verehrt.

      Numa Pompilius, aus Cures, nach einjährigem Interregnum von den Römern aus den Sabinern erwählt. Friedlicher König, Ordner des römischen Gottesdienstes, nach dem Rat der Camene Egerĭa, seiner Gemahlin. Janustempel, ein in Kriegszeiten geöffnetes Tor zwischen den beiden Ansiedelungen auf dem Palatinus und Quirinalis, am Fuße der gemeinschaftlichen Burg auf dem Capitol. Einsetzung der Pontifices, Augŭres, Flamĭnes, Salii, Fetiales, virgines Vestales.

      Tullus Hostilius, kriegerischer König. Krieg mit Veii und Fidenae, Verrat des Diktators von Alba, Mettius Fuffetius, der von Pferden gevierteilt wird. Alba longa zerstört (Horatier und Curiatier), die Bewohner siedeln nach Rom über.

      Ancus Marcius, Enkel des Numa, zugleich friedlicher und kriegerischer König (»et Numae et Romuli memor«). Er stellt die von seinem Vorgänger vernachlässigten gottesdienstlichen Ordnungen wieder her und verpflanzt die Einwohner kleiner latinischer Ortschaften nach Rom, gilt deshalb als Begründer der Plebs (S. 74). Befestigung des Ianiculum, Bau der Pfahlbrücke (pons sublicius) über den Tiber. Gründung der Hafenstadt Ostĭa.

      Tarquinius Priscus, aus der etruskischen Stadt Tarquinii mit seiner Gemahlin Tanaquil nach Rom eingewandert (ihm wird griechische Abstammung von dem Bakchiaden Demaratus aus Korinth zugeschrieben), wird Vormund der Söhne des Ancus und zum römischen Könige gewählt. Er beginnt den Bau des Juppitertempels auf dem Kapitol, der Kloaken (Abzugsgräben für die Niederungen zwischen den Hügeln der Stadt) der Stadtmauer und des Circus maximus. Der Senat wird auf 300 Mitglieder gebracht (patres minorum gentium). Verdoppelung der Zahl der Ritter; der Augur Attus Navius widersetzt sich der Bildung neuer Rittercenturien. Kriege gegen Sabiner und Latiner. Nach Ermordung des Tarquinius durch die Söhne des Ancus wird durch die List der Tanaquil König

      Servius Tullius, Sohn der Sklavin Ocrisia und eines Gottes, von Tanaquil infolge eines Wunderzeichens königlich erzogen, Schwiegersohn des Tarquinius. Krieg gegen Veii, Aufnahme Roms in den latinischen Bund. Bau der Ringmauer um die 7 Hügel der Stadt (Palatinus, Capitolinus, Aventinus, Caelius, Esquilinus, Viminalis, Quirinalis), Einrichtung des Census und der Centurieneinteilung (s. S. 74). Servius Tullius wird ermordet von seinem Schwiegersohn

      Tarquinius Superbus, den die Sage als grausamen Despoten darstellt. Er befragt den Senat nicht und zwingt das Volk zu Frondiensten beim Bau des kapitolinischen Tempels; er unterwirft sich den latinischen Bund, bemächtigt sich durch die List und den Verrat seines Sohnes Sextus der Stadt Gabii. Er erwirbt die sibyllinischen Bücher, sendet aber seine Söhne auch zum delphischen Orakel, wohin sie ihr Vetter L. Iunius Brutus begleitet, der den Spruch des Orakels am besten versteht. Während der Belagerung von Ardĕa Frevel des Sextus Tarquinius gegen Lucretia, die Gemahlin des L. Tarquinius Collatinus. Diese tötet sich selbst; Brutus ruft vor ihrem Leichnam das Volk in Rom zu den Waffen und wiegelt das Heer gegen den König auf, der die Tore der Stadt verschlossen findet und in die Verbannung geht.

      Die letzten drei Könige gehören einer etruskischen Dynastie an; durch ihre Vertreibung wird Rom wieder eine latinische Stadt.

      Religion. Die altitalischen Götter wurden nicht wie die griechischen menschenähnlich gedacht, sondern als unsichtbare Gewalten; Tempel und Götterbilder wurden allmählich eingeführt unter griechischem Einfluß, zuerst bei den Etruskern. Janus, Saturnus, Juppiter, Mars (Quirinus), Juno, Vesta, Ceres, Minerva sind italische Gottheiten, die später mit griechischen Göttern gleichgestellt wurden; ihre Verehrung wurde von besonderen Priestern geleitet (drei Flamines: Dialis, Martialis, Quirinalis: zwölf Salii, Diener des Mars, Träger der heiligen Schilde, ancilia; sechs Vestalinnen). Neben diesen Hauptgöttern viele andere, die als Beschützer des Landbaues an bestimmten Festen und heiligen Stätten verehrt wurden: Pales, Consus, Ops, Faunus, Silvanus, Terminus, Feronia, Flora, Pomona, Vertumnus u. a. Als Beschützer des Hauses und der Vorräte wurden die Lares und Penates angerufen. Auch sittliche Begriffe wurden als Götter gedacht und verehrt: Fides, Pietas, Honor, Virtus, Fortuna, Concordia.

      Den Willen der Götter erforschten die Augŭres aus Himmelszeichen (Donner und Blitz), Vogelflug (Auspicien) und anderen Zeichen; aus Etrurien kamen die Haruspĭces hinzu, die namentlich aus den Eingeweiden der Opfertiere weissagten. Besondere Priester hatten die im kapitolinischen Tempel aufbewahrten sibyllinischen Bücher aufzuschlagen. Die Aufsicht über den gesamten Götterdienst, auch über die von einzelnen Geschlechtern und Genossenschaften (z. B. den fratres Arvales) dargebrachten Opfer hatten die Pontifices; ihnen lag daher auch die Ordnung des Kalenders ob. Verträge mit fremden Völkern unter heiligen Gebräuchen zu schließen und zu lösen war die Aufgabe der Fetiales.

      Älteste Verfassung: Das Bürgerrecht umfaßt commercium, conubium, suffragium, honores (Berechtigung zu Ämtern). Die Hausväter (patres) mit ihren nächsten Angehörigen (patricii) bilden die Bürgergemeinde (populus) und zugleich die Kriegerschaft (Quintes). Sie sind eingeteilt in drei Stämme (tribus), die Ramnes, Tities und Luceres, jeder Stamm in 10 curiae, jede Curie in 10 gentes (Geschlechter). Die vom Könige zu einer Mitteilung oder Befragung berufene Bürgergemeinde der Patrizier bildet die comitia curiata. Der von ihnen erwählte König übt die Befehlsgewalt (Imperium) als oberster Priester, Richter und Heerführer aus. Beratend steht ihm zur Seite der Senat (Rat der Ältesten); er bestellt, wenn das Königtum erledigt ist, aus seiner Mitte den interrex, alle 5 Tage wechselnd. Die außerhalb der Geschlechter stehenden Schutzverwandten, welche einen Beschützer (patronus) haben müssen, heißen diesem gegenüber clientes (Hörige, von cluēre). Ihre Nachkommen, vermehrt durch Einwohner der im Kriege unterworfenen latinischen Nachbargemeinden, bilden allmählich eine Gemeinde der Nichtbürger (plebs oder plebes, verwandt mit pleo, plenus, die Menge). Sie sind ohne politische Rechte. Ihre erste Ansiedelung auf dem Aventinus.

      Die Änderung dieser Verfassung beginnt mit der Heranziehung