Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
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antwortete er, »ich nehme die Overland.«

      »Aber sie fährt schon in einer Stunde«, gab der Blacksmith zu bedenken.

      »Ja, ich weiß.«

      Der Schmied kratzte sich am Kinn.

      »Und Ihr Freund?« forschte er nun mit deutlich hörbarer Sorge in der Stimme.

      Doc Holliday zog den steifen Hut tiefer in die Stirn und ging auf das Tor zu.

      »Der reitet auch in einer Stunde!«

      *

      Lewt Gerritsens Augen waren schmal wie Schießscharten, als er den Mann mit dem Stern plötzlich im Eingang stehen sah.

      Der lange Cornwall rümpfte die Nase und krähte: »He, was will der denn hier?«

      »Halt’s Maul«, zischte Gerritsen.

      Die Banditen lungerten in dem verkommen wirkenden Hotelraum auf Hockern, Schemeln, zerfetzten Sesseln und Tischen herum.

      Niemand von ihnen rührte sich jetzt.

      Der »Marshal« machte drei Schritte in den Raum.

      »Kann ich mit Ihnen sprechen, Gerritsen?«

      Der Tramp ließ seinen Blick forschend über die Gestalt des Sternträgers gleiten.

      »Was wollen Sie?« knurrte er dann wenig gnädig.

      Doch, Rory Keaton hatte die Stirn, es zu sagen:

      »Mein Name ist Wyatt Earp.«

      Die Verbrecher federten von ihren Sitzen hoch.

      Gerritsen hatte den Kopf auf die Seite gelegt und stieß die beiden Worte durch den Mundwinkel.

      »Wyatt Earp?«

      »Ja – und ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen, Gerritsen.«

      Wieder musterte der Bandit den Sternträger.

      »Sie mir ein Geschäft vorschlagen?« fragte er ungläubig.

      »Es geht um die beiden Kerle, mit denen Sie sich gestern herumgeschlagen haben.«

      Gerritsen stieß einen leisen Doppelpfiff durch eine Zahnlücke aus.

      »Konkurrenten, he?«

      Keaton machte ein wegwischende Handbewegung. »Unsinn«, sagte er schroff, »es sind Revolvermänner, und wenn ihr es noch nicht gemerkt habt, dann seid ihr noch ziemlich harmlos.«

      Gerritsen mißfiel der Ton des Marshals entschieden, aber der Name Wyatt Earp hatte auch auf ihn seinen Eindruck nicht verfehlt. Außerdem wollte der Marshal ihnen ein Geschäft vorschlagen.

      »Ich dachte mir, daß es Schießer sind. Aber deshalb hätte ich sie mir doch nicht vorgeknöpft.«

      Keaton machte wieder seine herrische Handbewegung.

      »Das überlaßt ihr besser mir. Es muß schließlich alles nach dem Gesetz gehen.«

      Die anderen Banditen, die bisher schweigend dagesessen hatten, lachten hämisch. »Sure, Marshal«, krächzte Cornwall, um gleich darauf von seinem Boß wieder reichlich unsanft darauf hingewiesen zu werden, sich aus der Debatte zu halten.

      Und nun machte der vorgebliche Wyatt Earp dem Straßenräuberboß einen Vorschlag, der einen etwas weniger einfältigen Burschen als Gerritsen mißtrauisch hätte stimmen müssen.

      Als Rory Keaton das halbverfallene Hotel Jesse Vaughams verließ, hatte er nicht mehr und nicht weniger getan, als sich fünf Heckenschützen bestellt, die ihm den Kampf gegen die beiden gefährlichen Männer, deren Namen er nicht einmal kannte, durch die er lediglich seine goldene Position gefährdet sah, abnehmen sollten. Der Lohn, den er Gerritsen dafür versprochen hatte, wäre allerdings sehr hoch gewesen, wenn Keaton die Absicht gehabt hätte, ihn tatsächlich auszuzahlen. Aber der Doppelmörder hatte einen ganz anderen, geradezu diabolischen Plan. Keinen roten Cent würden sie bekommen, im Gegenteil, ganz im Gegenteil…

      Bis zur Abfahrt der Overland nach Lander waren es noch fünfundvierzig Minuten.

      Doc Holliday hatte die Mainstreet überquert und ging mit seinem elastischen Gang die Gasse zu Vaughams Hotel hinunter.

      Da kam Keaton ihm plötzlich entgegen. Der Verbrecher stutzte. Nur langsam ging er weiter. Heavens, wollte ihn der Halunke hier bereits abfangen?

      Der Gambler schob sich eine lange Zigarette zwischen die Lippen, blieb mitten auf der Straße stehen, klemmte den linken Daumen in den Westenausschnitt und wartete, bis der andere herangekommen war.

      »Hallo, Marshal.«

      Keaton zog mißtrauisch die Brauen zusammen.

      »Was wollen Sie von mir?« fragte er lauernd.

      Holliday ließ die Zigarette von einem Mundwinkel in den anderen wandern und klemmte sie dann zwischen seine blitzenden weißen Zähne.

      »Von Ihnen will ich eigentlich nichts, ich hätte nur mal eben gern den großen Revolver gesehen, den Sie da mit sich herumschleppen.«

      Der Verbrecher erschrak. Hatte ihn schon die Frechheit, mit der der Mann ihn ansprach, betroffen, so erschreckte ihn die Frage tatsächlich. Nur mühsam gelang es ihm, ein ungnädiges Gesicht aufzusetzen.

      »Wie komme ich dazu, jedem hergelaufenen Fremden meinen Colt unter die Nase zu halten?«

      Der Spieler blieb vollkommen ruhig; die vorige Beleidigung hatte er scheinbar glatt überhört.

      »Wyatt Earp soll doch einen Bunt-line-Revolver besitzen.«

      Anstatt das einzig Richtige zu tun, was er in seiner Lage tun konnte, nämlich weiterzugehen, ging der Verbrecher dem Gambler auf den Leim und stritt sich mit ihm.

      Der Spieler plinkerte durch den Zigarettenrauch und sagte plötzlich: »Eigentlich schade, Marshal, daß aus unserem Gunfight gestern nichts geworden ist! Hätten Sie nicht so feige gekniffen, dann gäbe es bereits einen Halunken weniger in der Stadt.«

      Doc Holliday hatte längst bemerkt, daß die alten Fenster im Hotel hochgeschoben waren, und daß die Gerritsen-Crew dem von seiner Stelle ziemlich laut geführten Disput mit großer Aufmerksamkeit folgte.

      Da machte Rory Josuah Keaton, der in Kreisen solcher Gunfigther absolut nichts zu suchen hatte und den lediglich eine verrückte Laune des Schicksals vor diesen Mann geführt hatte, einen neuen großen Fehler: Er stieß die Rechte zum Colt und wollte die Waffe hochreißen.

      Aber mit weitoffenen Augen starrte er auf den großen vernickelten Revolver, den ihm der Gambler sanft lächelnd entgegenhielt.

      Es war eine traumhaft schnelle Bewegung gewesen, mit der Holliday seine Waffe gezogen hatte.

      Sie hatten es alle gesehen. Auch die Tramps drüben im Hotel.

      Und nicht genug damit ließ der Georgier seine andere Hand in einer gedankenschnellen Bewegung nach vorn schnellen um dem »Marshal« den großen Revolver aus dem Halfter zu ziehen.

      Holliday schleuderte die Waffe hoch und gab dann zwei Schüsse auf sie ab, die die beiden Knaufbeschläge zerschlugen.

      Der vernickelte Revolver des einstigen Bostoner Zahnarztes flog sofort darauf in das Halfter zurück.

      Der Gambler lächelte. Immer noch glimmte die Zigarette zwischen seinen weißen Zähnen.

      »Mit der Kanone hätten Sie auf fünf Yards kein Scheunentor getroffen, warum wollen Sie sich mit dem Ding länger abschleppen?« Und dann wurde seine Stimme messerscharf und klirrend. »Ich erwarte Sie in einer Viertelstunde zum Gunfight auf der Main-street, Marshal, vergessen Sie es nicht. Um elf geht meine Overland. Ich habe in der Zwischenzeit noch eine Bestellung bei dem Sargtischler aufzugeben.«

      Keaton war weiß, wie eine gekalkte Wand geworden. Steif stand er auf der Straße und starrte mit blinden Augen hinter dem Spieler her.

      Spürte der Mörder, daß seine Zeit um war?

      Nein.