Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Adalbert Stifter
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027237647
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haben wir mit dem Haspel auf die Dächer ihrer Holzhäuser geworfen, die sie herzu geschoben haben, als ob ich nach einem Uhu würfe. Wir hätten ihnen die Stadt schon noch eine Weile nicht gelassen, bis alles zerbröckelt und angezündet gewesen wäre wie die Kirche des heiligen Veit und des heiligen Georg.«

      »Ihr habt gekämpft, und wir haben zu keinem Kampfe gelangen können«, sagte Witiko.

      »Weil sie vor dem neuen Heere davon gerannt sind«, antwortete der Schmied, »der Herzog wird uns doch von den kostbaren Dingen im Lager etwas geben, die sie jetzt so bewachen lassen, und morgen kömmt der König Konrad, hat er gesagt, und wir werden ihn und die Ritter sehen.«

      »Und ich habe gar nichts tun können«, sagte Tom Johannes.

      »Du hast die Leute angeeifert«, antwortete Witiko.

      »Und sie haben nicht gefolgt«, entgegnete der Fiedler.

      Urban drängte sich jetzt auch vor, sprach mit den Männern von der Kuckuckspfeife und dem Messer und dem Buffenrocke, den er sich gebracht habe, und der noch bei dem Packzeuge sei.

      Und auch Lambert und Augustin begannen zu erzählen.

      Witiko aber wendete sich zu Rowno, und sprach: »Verzeihe, ehrenvoller Wladyk, daß ich zuerst die Männer begrüßte, welche zu mir gehören. Ich bringe dir jetzt den Freundschaftsgruß, und den Dank, daß du sie geführt hast. Gewähre mir die Bitte, ein Schwert aus guter Waffenarbeit Nürnbergs, welches ich dir gebracht habe, anzunehmen. Ich denke, daß alle willig gewesen sind.«

      »Willig und treu wie die Waldleute«, antwortete Rowno. »Ich grüße dich, Witiko, ich nehme dein Geschenk gerne an, und gebe dir die Leute mit einigen Beschädigungen wieder. Den Wolfgang von Plan und den starken Simon vom Reutschlage kann ich dir nicht mehr geben. Sie liegen schon in der Erde der Stadt Prag. Sie haben ihrem Platze genug getan, und Simon hat den Feinden im vorhinein vergolten, ehe sie ihn weggerafft haben.«

      »Wir werden die Mutter Wolfgangs in Plan trösten und stützen«, sagte Witiko, »und um Simon tut es mir leid, er ist ein starker treuherziger Mann gewesen. Hat er Angehörige?«

      »Die vom schwarzen Bache sagen«, antwortete Rowno, »daß er Vater und Mutter hat und einen Bruder, der an der Stelle des Alten die Felder besorgt.«

      »Gott lohne ihm, er hat ihn gerufen«, sagte Witiko, »und den Seinigen werden wir helfen, wie wir können.«

      »Man kann in einer Stadt nicht viel tun, wenn man bloß abwehren muß«, sagte Rowno, »aber zur Erhaltung haben wir doch beigetragen.«

      »Beigetragen und es wird anerkannt«, sagte Witiko.

      »Wir gehören nun wieder zu dir, Witiko«, rief David der Zimmerer mit heller Stimme.

      »Zu dir«, rief Philipp.

      »Zu dir«, riefen mehrere Stimmen.

      »Zu dir«, riefen dann alle.

      »Wir gehören zu ihm«, sprach der Schmied, »weil er zurückgekehrt ist, wie wir gesagt haben, wir gehören zu ihm, so lange diese Sache dauert.«

      »Freunde und Waffengenossen«, sprach Witiko, »die Sache ist aus. Es ist kein Feind mehr da, der Herzog hat die Länder und den Fürstenstuhl, und wir können nach Hause gehen. Er hat aber befohlen, daß er noch mit uns sprechen will.«

      »Wenn der Herzog mit uns sprechen will, warten wir schon«, sagte der Schmied.

      »Jetzt aber gehabt euch wohl«, sagte Witiko, »ich und Urban und Augustin und Lambert und Jakob gehören noch zu des Herzogs Leuten, und müssen zu ihnen. Morgen und zunächst wird sich schon das andere fügen. Heute werden noch Speisen und Getränke zu euch geschafft werden, genießet sie fröhlich und gedenket unser.«

      »Wir gedenken eurer«, riefen die Männer.

      »Wie du schön angezogen bist, Witiko«, sagte Tom Johannes der Fiedler.

      »Ich habe dir auch ein Wams aus Nürnberg gebracht, du armer Mann«, antwortete Witiko, »es wird, wenn du im Sommer keinen Rock an hast, weithin im Walde leuchten.«

      »Das ist schön«, sagte Tom Johannes, »wenn nur auch die Fiedel wieder wäre.«

      »Sie wird sein und klingen, und gewiß wird sie klingen, du zaghafter Mann«, sagte Witiko.

      »Und nun erquickt euch«, fuhr er dann fort, »ruhet gut in der Nacht, und morgen komme ich wieder zu euch. Lebe wohl, Rowno, du auch, Osel, und ihr andern. Jetzt, Reisegenossen, besteigt die Pferde, und wir gehen zu unserer Schar.«

      »Nehmt auch einen deutschen Gruß und ein deutsches Lob für eure Taten, ihr Männer der Wälder«, rief Wolfgang von Ortau.

      »Wir danken euch«, sprach Rowno, »gewähret uns einmal einen Besuch in dem Walde, und genießet unser Haus.«

      »Ja, ja, ja«, riefen mehrere Männer des Waldes, »kommt und wir danken für das Lob.«

      »Wer weiß, was geschieht«, sagte Wolfgang von Ortau, »und ob wir nicht einmal in die Heimat Witikos kommen.«

      Witiko antwortete: »Dann seid ihr dort wie die Unsrigen.«

      »Wir denken es, Witiko«, sprach Wolfgang von Ortau.

      »Ihr müßt dann von einem zu dem anderen gehen«, sagte Rowno.

      »Nach Dub auch zu mir«, rief Osel.

      »Und zu mir nach Wettern«, rief Diet.

      »Und nach Hora«, rief Witislaw.

      »Und nach Attes«, rief Hermann.

      »Und nach Tusch«, rief Wolf.

      »Es ist gut, ihr Männer«, sagte Wolfgang von Ortau, »wir kommen. Ruhet in der Nacht, morgen reiten wir wieder zu euch.«

      Witiko und die Seinigen bestiegen die Pferde, und sie und die deutschen Begleiter ritten in das Lager auf dem großen Marktplatze.

      Dort war neben dem Gezelte Witikos ein schöneres und geräumigeres für Wolfgang und seine Freunde hergerichtet worden. Witiko führte sie in dasselbe ein.

      Jetzt kam auch der Knecht Raimund, den Witiko in Prag zurückgelassen hatte, um in der Nacht bei Witiko zu bleiben.

      In dem Lager wurden des Abends Speisen bereitet, zu den Verteidigern der Stadt und zu andern Leuten derselben wurden Speisen und Getränke gesendet, und in dem Hofhause des Herzogs wurde das angekündigte Mahl abgehalten.

      Am andern Morgen war bei dem Aufgange der Sonne unter dem freien Himmel auf dem großen Platze vor dem Herzogstuhle ein heiliger Dankgottesdienst. Der Herzog, die Herzogin, die Führer, die Hofherren, die Geleite und alle Krieger außer den Wachen und sehr viele Menschen waren bei dem Gottesdienste zugegen. Nach dem Danke wurden die Gebete für die Toten gesprochen.

      Dann gingen der Herzog, die Herzogin, die Bischöfe, Äbte und viele Priester und die Führer zu den Verwundeten und Kranken.

      Wladislaw verlangte, daß man ihm ein Verzeichnis von allen verfertige, welche Wunden erhalten, und welche den Tod erlitten haben.

      Darauf versammelte man sich zu dem Rate in dem Saale der Hofburg.

      Nach dem Rate wurden die Männer, welche den Herzog Wladislaw auf seinem Wege nach Nürnberg begleitet hatten, und welche zu dem Heere, das auf dem Wysoka gekämpft hatte, gehörten, wieder zu den Ihrigen eingeteilt.

      Witiko ging zu den Waldleuten, und ließ für seine deutschen Freunde und für sich und seine Knechte Zelte errichten. Lambert, Augustin und Urban gingen auf ihre Plätze, und die Pferde des Herzogs wurden in ihren Stall zurück geschickt.

      Jetzt kam auch Heinrich, der Bruder des Herzoges Wladislaw, mit den Hilfsmännern aus dem Lande Budissin an. Es wurde ihnen ein Platz gegen das Dorf Buben hin neben dem verlassenen Lager der Feinde angewiesen.

      Als die Sonne an dem Mittage des Himmels stand, meldeten die Späher, daß das Heer des Königs Konrad komme.

      Eine große Zahl Menschen