Bastian Adolf, 1826–1905, Sohn einer angesehenen Kaufmannsfamilie aus Bremen, studierte Medizin und wurde 1851 Schiffsarzt. Seine erste lange Reise führte ihn zunächst nach Australien, wo er die dortigen Goldfelder besuchte. Nächste Station der Reise waren Mexiko und Kalifornien, von hier segelte er nach China und gelangte über Hinterindien und Indonesien nach Kalkutta in Indien. Hier unternahm er eine viermonatige Bootsreise auf dem Ganges und durchquerte den Dekkan. Im Zweistromland suchte er die Ruinen von Babylon und Ninive auf und reiste über Syrien und Palästina nach Kairo. Er schiffte sich nilaufwärts ein, ritt durch die Wüste nach Kosseir am Roten Meer, setzte nach Dschidda über und zog mit einer Karawane von Mekka nach Aden. Über die Seychellen und Mauritius führte ihn eine Schiffsreise nach Kapstadt, von wo aus sich ihm eine Gelegenheit zur Weiterreise in die portug. Besitzungen an der Westküste Afrikas bot. Hier drang er nach San Salvador, der alten verfallenen Hauptstadt des ehemaligen Negerkönigreichs Kongo vor und gab unter dem Titel Ein Besuch in San Salvador 1859 den ersten modernen Bericht über diese Stadt. Entlang der afrik. Westküste reiste er nach Lissabon zurück. Danach durchwanderte er die Iberische Halbinsel, fuhr in die Türkei und besuchte von da aus Russland, Schweden und Norwegen. 1861–65 bereiste B. Birma, Siam und Kambodscha, wo er als Erster die berühmten Ruinen von Angkor wissenschaftlich beschrieb. Die nächsten Stationen waren Indonesien und Peking. Von hier aus zog er auf dem Überlandweg durch die Mongolei und Sibirien nach dem Kaukasus. Ergebnis dieser Reise war ein großes Werk, Die Völker des östlichen Asien (6 Bde., 1871). 1868 übernahm er in Berlin die Verwaltung der völkerkundlichen Sammlungen der Königlichen Museen und gründete die Deutsche Gesellschaft zur Erforschung Äquatorial-Afrikas, als deren Vorsitzender er 1873 eine mehrmonatige Reise nach Loango an der Westküste Afrikas antrat. Die Leitung einer von ihm gründlich vorbereiteten großen Expedition von der Loangoküste aus in das Innere Afrikas überließ er aber anderen und kehrte in die Heimat zurück. 1875/76 bereiste B. im Auftrag des Königlichen Museums Peru, Ecuador, Kolumbien und Guatemala, segelte von hier nach San Francisco, durchquerte Nordamerika und kehrte über die Antillen in die Heimat zurück. 1878–80 besuchte er erneut Russland, Persien, Indien, den Malaiischen Archipel, Hawaii, den NW der USA und Yucatán, und als erster Direktor des neu gegründeten Museums für Völkerkunde in Berlin unternahm er schließlich zwischen 1889 und 1905 noch drei weitere große Reisen nach Indien, Ostafrika, Südostasien und Westindien. Wohl keiner seiner Zeitgenossen hat die Welt eingehender bereist als er. Sein Hauptaugenmerk galt dabei weniger der geografischen als vielmehr der völkerkundlichen Forschung.
Bastidas Rodrigo de, span. Notar und Entdecker, der 1500 zwei Schiffe ausrüstete, aber schon im September 1502 wieder in Cádiz war. Mit Juan de la → Cosa stand ihm einer der berühmtesten Piloten der Zeit zur Verfügung, weswegen auch lange Küstenstrecken der Südwestkaribik entdeckt wurden, ehe → Kolumbus dorthin gelangte.
Bates Henry Walter, 1825–92, engl. Zoologe und Südamerikareisender. Der Verehrer → Darwins stammte aus einer wohlhabenden Industriellenfamilie, wandte sich früh naturwissenschaftlichen Studien zu und bereiste von 1848 an elf Jahre lang im Wesentlichen den Amazonas und sein Einzugsgebiet. Dabei entdeckte er u.a. nicht weniger als 8000 unbekannte oder in ihrem amer. Vorkommen neue Insektenarten. Unter dem Titel The Naturalist on the River Amazonas veröffentlichte er 1863 in London einen zweibändigen Reisebericht, der 1866 in dt. Sprache und eine bis dahin unerreichte, detailgetreue Beschreibung des ganzen Flussgebiets auch in geografischer und ethnologischer Hinsicht enthält. Eine Digestfassung gab der Amerikanist Krickeberg 1924 bei Brockhaus, Stuttgart, heraus.
Batuta, Battuta → Ibn Batutah.
Baudin Nicolas, 1754–1803, franz. Seefahrer und Entdecker zunächst in österr. Diensten (B. holte 1792 exotische Pflanzen aus Ostindien für die Gärten und Gewächshäuser von Schloss Schönbrunn), danach für Napoleon. In zähen und nicht immer glücklichen Fahrten, auf denen er oft → Flinders begegnete, nahm B. unbekannte Küstenstriche von Tasmanien (vor allem die Halbinseln) auf, aber auch öde Küstenstrecken in Süd- u. Nordaustralien, z. B. nördl. von Kap Banks bis zur Encounter Bay. Entkräftet von Auseinandersetzungen mit seinen Mitarbeitern und unsäglichen Strapazen, starb B. auf Mauritius.
Bauer Ferdinand Lukas, 1760–1826, Botaniker und Maler, bereiste als erster Österreicher nicht nur Australien, sondern auch Timor, die Norfolkinseln und das Kapland und brachte mehr als 2000 Zeichnungen und Aquarelle seiner botanischen Eindrücke mit, aber auch zahlreiche Bilder von Tieren, die zum Teil der ersten Ausgabe des berühmten Reiseberichts von → Flinders (1814) beigegeben wurden.
Baumann, Kapitän des Schiffs Thienhoven bei → Roggeveens Weltumseglung. Die nach ihm benannte, von Roggeveen entdeckte Inselgruppe heißt heute Manua Islands (Samoagruppe, Amer. Samoa) und besteht aus den Inseln Ta’u, Ofu und Olosega, bekannt geworden durch den verheerenden Taifun vom 18. Januar 1987.
Baumann Oscar, 1864–99, studierte an der Universität Wien und an der Technischen Hochschule, ohne sich auf einen bestimmten Studienzweig festzulegen. Schon als junger Mann wollte er unbedingt Forschungsreisender werden. Nachdem er sich im Militärgeografischen Institut in Wien in topografischen Arbeiten geschult hatte, besuchte er als 19-Jähriger Montenegro und bestieg und kartografierte als Erster den Durmitor. Daraufhin teilte man ihn als Kartografen der österr. Kongoexpedition unter → Lenz zu. Dabei gelang B. die erste sorgfältige kartografische Aufnahme des Stromgebiets bis zu den Stanleyfällen. Nach seiner Rückkehr vom Kongo besuchte er 1886 die Insel Fernando Póo vor der afrik. Westküste und promovierte dann in Leipzig bei dem bekannten Geografen und Völkerkundler Friedrich Ratzel mit einer Arbeit über diese Insel. Zwischen 1888 und 1893 führten ihn mehrere große Expeditionen nach Ostafrika, wo er das Gebiet von Usambara, ein Bergland im NO des heutigen Tansania, erkundete, dann durchstreifte er acht Monate lang das Gebiet zwischen der ostafrik. Küste und dem Kilimandscharo und lieferte als Ergebnis eine Karte des nordöstlichen Deutsch-Ostafrika im Maßstab 1 : 300 000. 1892 trat er an der Spitze einer Karawane von 200 Mann seine größte Entdeckungsreise an, die ihn wieder in den N von Ostafrika zum Ostafrikanischen Graben führte, wo er den Riesenkrater des Ngorongoro und die abflusslosen Salzseen Manjara und Eiassi entdeckte. Auf dem Weitermarsch nach NW durchquerte er die südl. Serengeti und gelangte bis an das Ufer des Viktoriasees. Er durchwanderte dessen östl. Randlandschaften, verfolgte den Kagera bis zur Quelle und kam als erster Europäer nach Ruanda. Der Rückmarsch ging über den Tanganjikasee zur Küste. Damit waren, wie er selbst sagte, »die riesigen weißen Flecken, welche die Karte des nördlichen Deutsch-Ostafrika aufwies, ausgefüllt«. Nach kleineren kartografischen Arbeiten im Gebiet des Sansibararchipels und am unteren Pangani war B. 1896–99 österr.-ungar. Konsul in Sansibar.
Beachcomber, im engeren Sinn Strandguträuber, später allgemein für (meist gestrandete) Einzelgänger europ. oder amer. Schiffe, die nach Schiffbrüchen oder Desertionen, Meutereien usw. auf einer meist kleinen Insel zu einer neuen Existenz gelangten. Da dies nur in den Frühzeiten transpazifischer Fahrten möglich war, sind ihre gar nicht so selten zu Papier gebrachten Eindrücke und Erlebnisse heute geschätzte Dokumente für die Erschließungsgeschichte vor allem des pazifischen Raums und werden z. B. im Bishop-Museum auf Hawaii, aber auch in Neuseeland und in Australien gesammelt und gelegentlich neu ediert. Erfolgreiche B. waren z. B. der Schwede Charles Savage auf der Sandelholzinsel Vanua Levu (Fidschi) oder, in der gleichen Gruppe, Paddy Connel auf der Insel Rewa. Zum amer. Vizekonsul auf Levuka (1822) brachte es David Whippy aus New Hampshire, während Lockerby sich mehr für den Gelderwerb durch Sandelholz interessierte.
Beale Edward Fitzgerald, ca. 1825–93, suchte im Auftrag der amer. Regierung einen Weg von Fort Defiance zum Colorado und führte dabei Kamele mit.
Beauchesne-Gouin Jacques de, ca. 1668–1745, franz. Seefahrer und Entdecker im Südatlantik. Begann im Dezember 1698 mit vier Schiffen einen Handelsvorstoß an die den Spaniern vorbehaltene Westküste Südamerikas, lief unter häufigen Gefechten mit Korsaren verschiedene chilen. Häfen an und kehrte, aus Furcht vor den Klippen einen weiten Bogen beschreibend, um Kap Hoorn zurück. Auf der Hinfahrt benannte er eine Insel der Magellanstraße Île