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noch gänzlich unvertraut mit den hiesigen Gebräuchen. Man hat mir empfohlen, Sie aufzusuchen.«

      »Nun gut, das haben Sie nun getan. Hier stehe ich in Lebensgröße. Und was halten Sie von mir, wenn ich fragen darf?«

      »Ich weiß es noch nicht, aber ich möchte sagen, daß, wenn Ihr Herz so groß ist, wie Ihr Leib, und Ihre Seele so schön wie Ihr Gesicht, ich mir nichts Besseres wünschen könnte,« sagte McMurdo.

      »Bei Gott, der Mann hat eine glatte Zunge,« rief der Gastwirt, der sich noch nicht darüber einig war, ob er auf die familiäre Eröffnung der Bekanntschaft eingehen oder seine Würde herauskehren sollte. »Sie sind also so freundlich, mit meiner Erscheinung zufrieden zu sein?«

      »Jawohl,« sagte McMurdo.

      »Und man hat Ihnen empfohlen, mich aufzusuchen?«

      »Sehr richtig.«

      »Und wer war, dieser ›man‹?«

      »Bruder Scalan von der Loge 341, Vermissa. Herr Rat, ich trinke auf Ihre Gesundheit und auf unsere bessere Bekanntschaft.«

      Er erhob hierbei das Glas, das man vor ihn hingestellt hatte, an seine Lippen, indem er den kleinen Finger in einer eigenartigen Weise emporstreckte.

      McGinty, der ihn scharf im Auge behalten hatte, zog bei diesen Worten die Stirn kraus.

      »Aha, das ist es also,« sagte er. »Das muß ich mir etwas genauer besehen, Herr – –«

      »McMurdo.«

      »Und lassen Sie sich gesagt sein, Herr McMurdo, daß wir die Leute nicht ohne weiteres als das nehmen, als was sie erscheinen wollen; wir glauben ihnen nicht alles, was sie sagen. Treten Sie näher; hier hinter die Bar.«

      Es war ein kleiner Raum, auf allen Seiten von Fässern eingerahmt. McGinty setzte sich, nachdem er die Tür vorsichtig geschlossen hatte, auf eines von ihnen, biß nachdenklich in seine Zigarre und überflog McMurdo mit seinen unbehaglichen Augen. Ein paar Minuten lang herrschte völlige Stille.

      McMurdo hatte die Musterung, der er unterzogen worden war, mit unbefangen heiterer Miene ertragen. Die eine Hand hielt er in seiner Rocktasche, mit der anderen zwirbelte er seinen braunen Schnurrbart. Plötzlich bückte sich McGinty und zog einen gefährlich aussehenden Revolver hervor.

      »Passen Sie auf, junger Mann. Wenn Sie glauben, mit uns Ihr Spiel treiben zu können, würde es Ihnen schlecht gehen.«

      »Das ist ein sonderbarer Empfang eines fremden Bruders seitens des Meisters einer verbündeten Loge,« erwiderte McMurdo mit Würde.

      »Daß Sie ein Bruder sind, müssen Sie uns erst beweisen,« sagte McGinty, »und Gott sei Ihnen gnädig, wenn Sie es nicht können. Wo sind Sie eingetreten?«

      »Loge 29, Chicago.«

      »Wann?«

      »Am 24. Juni 18…«

      »Wie hieß der Logenmeister?«

      »James H. Scott.«

      »Und wie der Distriktsmeister?«

      »Bartolomäus Wilson.«

      »Hm! Ihre Antworten klingen ja recht sicher. Was machen Sie hier?«

      »Ich arbeite, genau so wie Sie; verdiene aber wahrscheinlich weniger.«

      »Sie sind wohl einer von denen, die stets das letzte Wort haben müssen?«

      »Jawohl, das ist eine Eigenart von mir.«

      »Und Sie sind im Handeln ebenso flink wie mit der Zunge?«

      »Das haben Leute von mir behauptet, die mich gut kennen.«

      »Das werden wir vielleicht schneller, als Sie glauben, auf die Probe stellen können. Haben Sie etwas über die hiesige Loge gehört?«

      »Ich habe gehört, daß man ein Mann sein muß, um hier aufgenommen zu werden.«

      »Stimmt auffallend, Herr McMurdo. Und warum sind Sie aus Chicago fortgezogen?«

      »Ich will eher verdammt sein, als daß ich Ihnen das erzähle.«

      McGinty riß die Augen auf. Er war nicht gewohnt, daß man in diesem Ton mit ihm sprach und war offenkundig darüber belustigt.

      »Und warum nicht, wenn ich fragen darf?«

      »Weil kein Bruder den anderen belügen darf.«

      »Ist denn die Wahrheit so schlimm?«

      »Das können Sie halten, wie Sie wollen.«

      »Nun gut, Mister, Sie können doch nicht erwarten, daß ich als Logenmeister jemanden in die Loge aufnehme, für dessen Vergangenheit ich nicht einstehen kann.«

      McMurdo war etwas verblüfft. Dann zog er aus einer inneren Tasche einen Zeitungsausschnitt.

      »Sie werden doch einen Kameraden nicht verraten?« sagte er.

      »Ich werde Ihnen mit der Faust über das Gesicht wischen, wenn Sie so etwas noch einmal sagen,« rief McGinty zornig.

      »Sie haben recht, Herr Rat,« warf McMurdo verschüchtert ein. »Ich muß um Entschuldigung bitten. Es war gedankenlos von mir. Ich weiß mich nun in sicheren Händen. Werfen Sie bitte einen Blick auf diesen Ausschnitt.«

      McGinty überflog ihn und entnahm daraus einen Bericht über die Ermordung eines gewissen Jonas Pinto in der Lake-Bar, Marktstraße, Chicago.

      »Ihr Werk?« fragte er, indem er das Papier zurückreichte.

      McMurdo nickte mit dem Kopf.

      »Und warum haben Sie ihn niedergeschossen?«

      »Ich half Onkel Sam Dollar erzeugen. Die meinen waren vielleicht nicht so gut wie die seinen, aber sie sahen ebensogut aus und waren billiger in der Herstellung. Pinto half mir, sie zu verschieben.«

      »Was zu tun?«

      »Ich meine, er half mir, sie unter die Leute zu bringen. Dann drohte er mir, mich zu verraten, aber das hat er nicht getan. Ich habe nämlich nicht darauf gewartet, sondern habe ihn niedergeschossen und bin hierher gekommen, so schnell ich konnte.«

      »Warum gerade hierher?«

      »Weil ich in den Zeitungen las, daß man hier bei Einstellungen nicht besonders eigen ist.«

      McGinty lachte.

      »Also Sie waren zuerst ein Falschmünzer, sind dann ein Mörder geworden und darauf zu uns gekommen, weil Sie glaubten, hier mit offenen Armen aufgenommen zu werden.«

      »Stimmt ungefähr,« rief McMurdo.

      »Sie scheinen ein ganz geriebener Junge zu sein. Sagen Sie mal, können Sie diese Dollar noch immer machen?«

      McMurdo zog etwa ein halbes Dutzend dieser Geldscheine aus der Tasche.

      »Diese haben die Banknotendruckerei in Washington niemals gesehen,« sagte er.

      »Was Sie nicht sagen!« McGinty hielt sie in seiner riesigen Hand, die behaart war wie die eines Gorilla, gegen das Licht. »Ich kann keinen Unterschied entdecken. Bei Gott, Sie werden einen brauchbaren Bruder abgeben, wenn mich nicht alles täuscht. Wir können einen oder zwei der gefährlicheren Sorte unter uns noch recht gut gebrauchen, Freund McMurdo, denn wir leben in Zeiten, wo wir uns gehörig umzusehen haben. Wir würden sehr bald an die Wand gedrückt werden, wenn wir diejenigen, die uns drücken, nicht wieder zurückstoßen würden.«

      »Nun, ich bin gern bereit mein Teil an dieser Arbeit zu übernehmen.«

      »Sie sind ein kaltblütiger Bursche, das muß ich sagen. Haben nicht mit der Wimper gezuckt, als ich die Pistole auf Sie richtete.«

      »Nicht ich war dabei in Gefahr.«

      »Wer denn?«

      »Sie