Butler Parker 126 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740923358
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ein harter Gegenstand landete schlagartig auf seiner schwarzen Melone und trieb ihm die Kopfbedeckung tief in die Stirn. Von der gewaltigen Wucht des Schlages wurde der Butler sogar ohne Übergang bewußtlos.

      Als seine Sinne sich endlich wieder regten, hatte er zuerst das Gefühl, tiefe Nacht sei um ihn herum. Dann allerdings ging ihm auf, daß die Innenseite der Melone seine Augen bedeckte. Parker, noch etwas benommen, zerrte die Kopfbedeckung hoch und nahm dankbar das Sonnenlicht zur Kenntnis. Er erhob sich und spielte einen Moment mit dem Gedanken, seinen angestaubten Zweireiher mit der kleinen Kleiderbürste wieder auf Hochglanz zu bringen. Natürlich führte er als Butler solch ein Instrument stets mit sich.

      In Anbetracht der allgemeinen Situation aber verzichtete er auf diesen Luxus und suchte weiter nach einer Möglichkeit, ins Haus zu kommen. Da war und blieb ja immer noch die Warnung, die er nach Richmond durchgeben wollte. Er kümmerte sich aus Zeitgründen nicht weiter um den Niederschlag, den er hatte erleiden müssen. Die Zeit drängte.

      Parker erreichte nichts.

      Unter einer Remise entdeckte er nur ein ziemlich verrostetes Fahrrad, das er sicherheitshalber konfiszierte. Es machte noch einen einigermaßen brauchbaren Eindruck, wenn auch beide Reifen leider ohne Luft waren.

      Butler Parker schwang sich auf den Sattel und strampelte zurück zur Straße, um seine Herrin zu informieren. Die Fahrt war ziemlich anstrengend und unkomfortabel. Die luftleeren Reifen ließen jeden Stoß durch. Als Parker die Straße erreichte, vermißte er einen vertrauten Anblick.

      Der Victor samt Lady Simpson war verschwunden!

      *

      Die Detektivin donnerte mit ihrem Victor über die schmale Landstraße und machte sich natürlich keine weiteren Gedanken über ihren Butler. Ihr war es gelungen, den Motor doch noch anzuwerfen. Nun war sie auf dem Weg nach Richmond, um Stanley Hudson zu warnen.

      Sie befand sich allein auf weiter Flur.

      Die Streckenführung dieser Oldtimer-Rallye war aus guten Gründen auf Landstraßen zweiter, dritter und vierter Ordnung verlegt worden. Mit normalem Straßenverkehr war hier im weiten Gelände nicht zu rechnen. Die Schnauferl bleiben ganz unter sich.

      Die Landstraße schlängelte sich an einem schmalen Bach entlang und wurde zur Wiesenseite hin von einer Mauer aus Felssteinen begrenzt. Lady Simpson spähte nach vorn und hoffte, den Vanguard Mr. Hudsons bald zu sehen. Sie traute diesem Wagen nicht viel zu, mußte ihn also bald eingeholt haben...

      Der Victor gab sich alle Mühe. Er schnaufte und ratterte pflichtgemäß und entwickelte eine Höchstgeschwindigkeit von fast achtzehneinhalb Kilometern in der Stunde. Der Fahrtwind spielte mit Myladys Hutkrempe und wirbelte den langen Schal immer wieder vor die Autobrille.

      Agatha Simpson stopfte ihn gerade in das Kostüm, als ihr Blick rein zufällig in den riesigen Seitenspiegel fiel. Zu ihrer Überraschung und Freude entdeckte sie einen schnell näherkommenden Jeep, der wohl zur Rennleitung gehörte.

      Das bedeutete die Rettung für Stanley Hudson!

      Die Detektivin minderte die Geschwindigkeit des Victor und machte durch Winken auf sich aufmerksam. Der Jeep war inzwischen bereits heran und schob sich neben ihren Oldtimer. Zwei Männer saßen im Jeep, zwei Männer, deren Gesichter leider nicht zu erkennen waren. Sie trugen Jet-Helme, wie sie von Motorradfahrern benutzt werden, die Sonnen visiere waren heruntergeklappt worden.

      Agatha Simpson bremste den Victor rigoros ab, ließ den Motor aber laufen. Sie beugte sich aus dem wesentlich höheren Chassis zu den beiden Fahrern hinunter und wollte sie informieren und veranlassen, im Eiltempo nach Richmond zu fahren, um Stanley Hudson zu warnen. Doch dann entdeckte sie etwas, was bei ihr höchsten Alarm auslöste.

      Der Beifahrer hielt einen Baseball-Schläger in den Händen, und dieses Sportgerät paßte ihrer Ansicht nach überhaupt nicht zur Ausrüstung der Rennsportleitung. Zudem richtete dieser Beifahrer sich schnell auf und wollte ihr besagten Schläger gegen den Kopf schlagen.

      Nun, er wußte nicht, mit wem er es zu tun hatte ...

      Lady Simpson reagierte mit einer Schnelligkeit, die man der älteren Dame wirklich niemals zugetraut hätte. Sie duckte sich, ließ den Schläger knapp über ihren Hut hinwegzischen und langte ihrerseits nachdrücklich zu.

      Als Schlaginstrument benutzte sie ihren perlenbestickten Pompadour, einen Handbeutel aus bester victorianischer Zeit. In diesem Pompadour befand sich Myladys »Glücksbringer«, ein echtes Hufeisen, das nur unwesentlich in dünnen Schaumstoff gewickelt war.

      Myladys Schlag erwies sich als Volltreffer.

      Der »Glücksbringer« klatschte ins Gesicht des Beifahrers, der daraufhin von seiner Absicht ließ, Mylady mit dem Baseball-Schläger zu belästigen. Die Nase des Mannes verformte sich merklich. Der Getroffene fiel zurück gegen den Fahrer des Jeeps und behinderte ihn auf peinliche Art. Der Jeep geriet ins Schlingern, kam vom Kurs ab und hielt auf den nahen Straßengraben zu. Doch im letzten Augenblick konnte der Fahrer den Wagen noch herumreißen, gab Vollgas und jagte mit hochtourendem Motor davon.

      Agatha Simpson machte sich sofort an die Verfolgung und holte aus ihrem Victor heraus, was das Zeug hielt. Mit einer schon an Wahnsinn grenzenden Geschwindigkeit von neunzehneinhalb Kilometern pro Stunde raste der Oldtimer hinter den beiden Gangstern her, die mit ihrem Jeep längst hinter der nächsten Kurve verschwunden waren.

      *

      »Sie waren auch schon schneller«, stellte Agatha Simpson mißmutig fest und sah ihren Butler kopfschüttelnd an.

      »Mylady mögen verzeihen«, entschuldigte sich Josuah Parker und stieg von seinem entliehenen Fahrrad. »Es gab Ärger mit der Fahrradkette. Und mit einem Angreifer, der meine bescheidene Wenigkeit leider überraschte.«

      Parker war in Richmond eingetroffen.

      Auf der Rückseite des Hotels befand sich der große Wagenpark, wo die Veteranen, die die erste Etappe geschafft hatten, abgestellt wurden.

      »Sie sind auch überfallen worden?« Interesse glomm in den Augen der älteren Dame auf. »Wie schön, Mr. Parker!«

      »Darf ich bescheiden fragen, ob Mylady Mr. Hudson warnen konnten?«

      »Ich habe ihn gewarnt, nachdem ich ihn überholt habe, Mr. Parker. Stellen sie sich das mal vor, ich habe ihn mit meinem Victor überholt! Hudson war einem Schlaganfall nahe.«

      »Hat Mr. Hudson sich die Warnung und Morddrohung zu Herzen genommen?«

      »Er hat mich ausgelacht.« Agatha Simpson schien sich daran nicht gern zu erinnern. »Er sprach von einem faulen Trick, den ich mir angeblich ausgedacht habe, um ihn an der Weiterfahrt zu hindern.«

      »Diese Annahme könnte sich als verhängnisvoll erweisen, Mylady.«

      »Er hat sich diesen Wisch mit der Mordandrohung angesehen und ihn dann zerrissen.«

      »Ob ich mir erlauben darf, Mr. Hudson noch mal eindringlich zu warnen, Mylady?«

      »Ich werde Sie nicht daran hindern. Ich bin nämlich bereits gewarnt Mr. Parker.«

      »Mylady wurden belästigt?« Parker sah seine Herrin konzentriert an.

      »Und ob, Mr. Parker! Und zwar von einem Baseball-Schläger. Nun, dieses Subjekt wird an mich denken! Ich habe ziemlich genau getroffen.«

      »Myladys flüchtige Bemerkungen erregen mein ehrliches Interesse.«

      Lady Simpson lächelte grimmig-versonnen, bevor sie ihrem Butler von dem Erlebnis auf der Landstraße berichtete.

      »Danach steht für mich fest, wie Hudson niedergeschlagen wurde«, schloß die Detektivin nachdrücklich. »Diese beiden Lümmel schoben sich mit ihrem Jeep an seinen Vanguard heran und knüppelten ihn nieder. Wahrscheinlich wollten sie das auch bei mir versuchen.«

      »Mylady sehen meine bescheidene Wenigkeit schockiert.« Parker meinte es ehrlich. »Wie leicht kann es dabei zu einem tödlichen Unfall kommen!«

      »Ich habe bereits