Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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Sie hielten eine Brieftasche fest, die Parker vorher noch nie gesehen hatte.

      Der Butler wollte keinesfalls als Taschendieb auftreten.

      Nachdem er sich mit dem Inhalt der Brieftasche vertraut gemacht hatte, behielt er eine Quittung zurück, die ihn ungemein interessierte. Anschließend steckte er die Brieftasche samt Quittung wieder zurück in die Brusttasche. Er hatte sich den Text auf dieser Quittung sorgsam eingeprägt.

      Die übrigen Taschen, die der Butler bei dieser Gelegenheit abklopfte, brachten keinen weiteren Hinweis. Parker warf noch einen letzten Blick auf den schlafenden Gangster, um dann den Salon steif und gemessen zu verlassen.

      »Was war los?« fragte Criswood interessiert, als Parker im Vorraum erschien.

      »Mister Calderhan ist eingeschlafen«, meldete der Butler. »Wie ich die Lage beurteile, wird sein Schlaf einige Stunden dauern. Mir bleibt also Zeit genug, mich mit Andy zu unterhalten!«

      »Soll ich mitkommen?« erkundigte sich Criswood.

      »Es wäre mir wesentlich lieber, Sir Sie würden sich weiterhin um Calderhan kümmern«, bat der Butler. »Darf ich damit rechnen, daß man mich ohne Schwierigkeiten zu Andy durchläßt?«

      »Ist alles geregelt«, sagte Criswood. Es war offensichtlich, daß er von Stunde zu Stunde immer nervöser wurde. Eine ungeheure Verantwortung lag auf seinen Schultern. Er war schließlich dafür verantwortlich, daß Calderhan nichts passierte und daß der Kernsatz im A-Geschoß nicht doch noch explodierte.

      Josuah Parker und Mike Rander verließen den Bungalow. Sie passierten dabei einige sehr genaue Wachen, die das gesamte Grundstück abschirmten. Es grenzte schon an das, was Parker einen blutigen Witz genannt hätte: FBI- und CIA- Agenten beschützten einen mehrfachen Mörder und Gangster. Sie lasen ihm jeden Wunsch von den Augen. Und erfüllten ihm auch diese Wünsche, wenn sie dabei auch innerlich mit den Zähnen knirschten.

      »Haben Sie Calderhan eingeschläfert?« fragte Rander, als er zusammen mit Parker dann im Wagen saß.

      »Ich möchte es nicht unbedingt leugnen, Sir!«

      »Hat es sich wenigstens gelohnt?«

      »Ich fand in Mister Calderhans Brieftasche eine Quittung, Sir, die für den Zeitraum von drei Wochen gilt.«

      »Na und?«

      »Diese Quittung, Sir, ist von einem Motel hier in Miami ausgestellt worden. Mit anderen Worten, Mister Calderhan hat zumindest drei Wochen in Miami verbracht, ohne Kontakt mit Washington aufzunehmen. Ich frage mich, warum er so lange damit gewartet hat.«

      »Was vermuten Sie?«

      »Ich möchte mich auf keinen Fall festlegen, Sir! Aber vielleicht hat Calderhan Miami nach seiner Flucht von der ›Insel der Haie« niemals verlassen.«

      »Wollen Sie damit andeuten, das A-Geschoß könnte sich hier in Miami befinden?«

      »Könnte dies nicht der Fall sein, Sir?«

      »Natürlich, warum nicht. Lassen Sie mich nachdenken. Er floh von der »Insel der Haie‹ und hatte das vierte A-Geschoß bei sich. Er kann, aber er muß nicht sofort hierher nach Miami gekommen sein.«

      »Richtig, Sir, und zwar mit dem vermißten A-Geschoß. Ich frage mich, warum Calderhan so lange wartete, bis er seine Erpressung offenbarte.«

      »Vielleicht mußte er erst das richtige Versteck für die Kernladung aufbohren. Er brauchte ja zumindest einen sehr vertrauenswürdigen Mann, der die Zeituhr der Zündung immer wieder zurückdreht.«

      »Offen gesagt, Sir, das alles wirkt zu sehr konstruiert«, meinte Parker mit unmerklichem Kopfschütteln. »Ich frage mich immer wieder, warum es zu dieser zeitlichen Verschiebung gekommen ist. Warum hat Mister Calderhan so lange gewartet, bis er aktiv wurde.«

      »Wir werden gleich mal am Motel vorbeifahren«, schlug der Anwalt vor.

      »Mit dem größten Vergnügen, Sir!« Parker bog in eine Seitenstraße ein, die zum Stadtgefängnis führte. »Darf ich Sie übrigens darauf aufmerksam machen, daß wir seit dem Verlassen des Bungalows ausgesprochen hartnäckig verfolgt werden?«

      »Ach nee! Denken Sie an Shermans Leute?«

      »In der Tat, Sir. Man wird meiner bescheidenen Wenigkeit noch eine Rechnung präsentieren wollen.«

      »Parker, halten Sie sich aus allem heraus«, warnte Mike Rander eindringlich. »Wir haben jetzt andere Sorgen, als diesem Sherman auf die Füße zu treten.«

      »Selbstverständlich, Sir! Wenngleich ich gestehen muß, daß mich ein Gespräch mit Sherman ungemein interessieren würde.«

      »Was versprechen Sie sich davon?«

      »Sherman und Calderhan sind und waren das, was man harte Konkurrenten nennt, Sir! Konkurrenten pflegen übereinander immer sehr gut informiert zu sein. Schon aus Gründen der Vorsicht. Vielleicht ist Mister Sherman in der erfreulichen Lage, meiner bescheidenen Wenigkeit einen wertvollen Tip zu geben!«

      Sie hatten das Stadtgefängnis erreicht.

      Der graue Block präsentierte sich im Licht der inzwischen eingeschalteten Lichter wie eine Drohung aus Ziegeln, Beton und Stahl. Eine hohe Mauer umgab den Komplex. Ein gut gesichertes Tor versperrte jeden Zutritt.

      »Wo steckt der Verfolgerwagen?« fragte Rander, als er aus dem Wagen stieg.

      »Seit der letzten Straßenecke entzog er sich meiner Sichtkontrolle«, antwortete Parker. »Aber Sie können sicher sein, Sir, daß der Wagen nicht zurückgekehrt ist!«

      *

      Kahlgeschoren und im Drillich der Gefängniskleidung sah Andy tatsächlich aus wie ein Neandertaler. Sein grobknochiges Gesicht mit dem mächtigen, vorgeschobenen Unterkiefer sah häßlich und furchteinflößend aus.

      Andy, den Josuah Parker auf der »Insel der Haie‹ kennengelernt hatte, saß hinter dem starken, grobmaschigen Gitter, wodurch das Besuchszimmer in zwei Hälften geteilt wurde.

      »Was wollen Sie?« fragte er Parker und zog die Augen mißtrauisch zusammen. »Sie haben mir gerade noch in meiner Sammlung gefehlt.«

      »Wir können uns selbstverständlich über die Vergangenheit unterhalten«, meinte Parker höflich. »Ich muß gestehen, daß es mir keineswegs leid tut, daß ich Sie seinerzeit auf der Insel außer Gefecht setzen konnte.«

      »Wegen Ihnen werd’ ich für wenigstens zehn Jahre sitzen müssen«, grollte Andy, »aber wenn ich ’rauskomm’, schlag’ ich Ihnen den Schädel ein, darauf können Sie Gift nehmen!«

      »Bis dahin wird noch viel Zeit vergehen«, meinte Parker gemessen. »Ich bin wegen der Gegenwart gekommen.«

      »Wegen was?«

      »Nun, ich könnte auch Larry Calderhan sagen«, fuhr der Butler fort. »Im Gegensatz zu Ihnen hat er sehr viel Glück entwickelt.«

      »Na und?«

      »Aus diesem Grund hat er bisher wohl keine Zeit gehabt, sich um Sie zu kümmern.«

      »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus, he?«

      »Mister Calderhan ist sehr vermögend, wenn nicht sogar reich geworden!«

      Andy starrte den Butler nach wie vor mißtrauisch an.

      »Mister Calderhan verfügt über beliebig viel Geld«, redete der Butler weiter. »Er kann sich jeden Luxus leisten.

      Er wohnt zur Zeit in einem Bungalow!«

      »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?« fragte Andy höhnisch zurück. »Ich weiß doch genau, daß Sie von mir nur ’rausbekommen wollen, wo Sie Calderhan finden können. Aber da haben Sie bei mir mit Zitronen gehandelt! Aus mir bekommen Sie kein Wort heraus! Ich werd’ doch meinen früheren Boß nicht verpfeifen!«

      »Das brauchen Sie wirklich nicht, Andy. Dazu liegt überhaupt keine Veranlassung vor. Ich weiß sehr genau, wo Mister Calderhan wohnt.