Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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er und hielt das Etui hoch.

      »Was soll er damit schon anrichten?« gab Tony Mulligan in seiner ganzen Ahnungslosigkeit zurück. »Von mir aus kann er sich nachher noch ’ne Zigarre anstecken!«

      »Wird es lange dauern, bis er... Du weißt schon, was ich meine?«

      »Die ›Schwarze Witwe‹ arbeitet schnell, keine Sorge!« Mulligan grinste höhnisch. »Wenn du willst, kannst dir ja das ansehen.«

      »No, lieber nicht, Spinnen kann ich nicht ausstehen.«

      »Komm, dann schleppen wir ihn rüber! Ist ja nicht weit!«

      Andy und Tony schleiften den besinnungslosen Butler in einen Nebenraum und trugen ihn wenig rücksichtsvoll in einen Halbkeller hinunter, in dem ein großer, fast würfelförmiger Stahlblechtank stand, über dem ein engmaschiges Gitter lag. In diesem großen Tank wurde normalerweise Seewasser für die Aquarien aufbereitet. Jetzt war er leer und groß genug, einen Mann wie den Butler gut aufzunehmen.

      Wenige Minuten später befand Parker sich in diesem Tank. Viel Bewegungsfreiheit gab es nicht für ihn. Wenn er in der Lage war, die Beine anzuziehen, blieben ihm noch etwa hundert Zentimeter bis zur gegenüberliegenden Wand.

      »So, jetzt das Gitter, und fest zuhaken!« Mulligan stand bereits an der Tür.

      »Soll er anschließend wirklich an die Krokos verfüttert werden?« fragte Andy, dem wohl doch Bedenken kamen.

      »Unsinn. Die fressen doch nur Aas. Sobald er hinüber ist, bringen wir ihn raus irgendwo ins Gelände.«

      »Und wenn wir hier überrascht werden?«

      »Hier überrascht uns keiner. Der Nachtwächter liegt im Heizungskeller und kann sich nicht rühren. Der ist froh, daß er noch lebt!«

      Andy blieb auf der kleinen Holztreppe stehen und schaute in den Tank, während Tony Mulligan den Halbkeller verließ. Andy war nervös und zündete sich eine Zigarette an. Er war noch neu im ›Geschäft‹. Und er hatte fast so etwas wie die Regung eines schwachen Mitleids für diesen Mann, der da stumm auf dem rostigen Boden des Stahltanks lag.

      Parker hörte plötzlich tief in seinen Träumen ein nervöses Hüsteln. Er fühlte die Schmerzen im Kopf, riß sich zusammen und wußte sehr bald, was ihm passiert war. Er öffnete vorsichtig die Augen und stutzte, als er seine nähere Umgebung erkannte. Da über dem Tank eine Lampe hing, ging ihm im wahrsten Sinne des Wortes sehr schnell ein Licht auf.

      »Ist da zufällig wer?« rief Parker zum Gitter hoch.

      »Schreien ist sinnlos«, entgegnete Andy mit gepreßter Stimme.

      »Ich darf wohl unterstellen, daß mir kein Bad zugedacht ist«, meinte der Butler und richtete sich etwas auf. Er hätte sich hochknien können, soviel Platz blieb über ihm.

      »Sie haben Nerven, Alter«, erwiderte Andy durch das Gitter. »Verdammt, diese Geschichte paßt mir nicht!«

      »Welche Geschichte, wenn mir diese Frage gestattet ist?«

      »Tony holt Vogelspinnen...!«

      »Sie haben offensichtlich etwas dagegen, junger Freund, ja?«

      »Das geht Sie einen Dreck an!«

      »Noch könnten Sie mich herauslassen. Ich möchte wetten, daß Sie bisher noch nie gemordet haben!«

      »Dann bringt Tony mich um!«

      »Dagegen ließ sich aber mit Sicherheit etwas tun, junger Freund. Ich würde ganz auf Ihrer Seite stehen.«

      »Halten Sie den Mund. Ich bin kein Verräter!«

      »Und auch noch kein Mörder, würde ich sagen. Oh, ich sehe, Sie haben mir meine Zigarren gelassen?«

      Während Parker redete, hatte er natürlich blitzschnell seine Taschen durchsucht. Nun hielt er das Etui hoch, klappte es auf und nickte anerkennend. Vor sich sah er die geliebten schwarzen Torpedos, deren fruchtiges Tropenaroma er so sehr liebte.

      »Darf ich freundlichst um etwas Feuer bitten?« rief der Butler nach oben. »Erfüllen Sie einem alten, dem Tode geweihten Manne diesen kleinen Wunsch!«

      Andy hatte keine Bedenken, diesem Wunsche nachzukommen. Er warf ein Briefchen Streichhölzer nach unten, was Parker mit einem freundlichen Nicken dankbar quittierte.

      Dann zündete der Butler sich seine Zigarre an. Er ließ sich Zeit damit und schaffte es erst, als Tony Mulligan zurück in den Halbkeller kam.

      »Mann, riechst du denn nichts?« rief er Andy zu. »Hier schmort doch irgendeine Leitung durch!«

      »Verdammt, jetzt rieche ich es auch«, gab Parker schuldbewußt zurück.

      »Na ja, gleichgültig, wird schon nicht so schlimm sein. No, das ist doch die Zigarre! Donnerwetter, die stinkt aber!«

      Tony Mulligan stand am Rand des Tanks und sah durch das Gitter nach unten. Er grinste und fuhr dann blitzartig zurück, als er von einer Rauchwolke erwischt wurde.

      »Dir wird die Qualmerei gleich vergehen«, rief er Parker zu. Dann öffnete er das engmaschige Drahtgitter so weit, daß er den Inhalt einer Blechschachtel entleeren konnte.

      Parker erstarrte!

      Er sah sehr deutlich die drei Vogelspinnen, die in den Tank hinunterplumpsten und darüber sehr verärgert waren. Sie schwärmten jedoch nicht gleich aus, sondern schienen erst einmal so etwas wie einen Kriegsrat zu halten. Sie wußten mit dem vierten Insassen des Tanks noch nicht sonderlich viel anzufangen.

      »Viel Vergnügen«, war Tony Mulligans Stimme oben vom Tankrand aus zu hören. »Wir lassen Sie jetzt allein, Parker. Sie sollen Ihr Vergnügen ungestört genießen!«

      Schritte entfernten sich, dann fiel eine Tür ins Schloß.

      Parker beobachtete die drei Vogelspinnen, die inzwischen zu einem Entschluß gekommen waren. Sie machten Front und waren bereit, den Butler anzugreifen.

      Quälend langsam marschierten sie auf ihn zu...

      *

      Der Butler begriff, weshalb man ihm drei dieser Vogelspinnen in den Tank gegeben hatte. Die Tiere waren das, was man eine tödliche Übermacht nennt. Gut, er konnte eines der Kerftiere mit dem Fuß zerquetschen, zu mehr langte es dann aber nicht, denn die beiden anderen Spinnen griffen ihn bereits von der Flanke her entschieden an.

      Parker zog an seiner Zigarre.

      Er paffte drauflos, was das Zeug hielt. Er vergeudete damit zwar die edlen Tabake, doch darauf kam es im Augenblick nun wirklich nicht an.

      Die drei Vogelspinnen dachten anders über die edlen Tabake.

      Es war ihnen deutlich anzusehen.

      Sie stutzten und wirkten leicht betroffen. Düfte dieser penetranten Art waren ihnen noch nie begegnet. Sie stoppten ihren Vormarsch und wurden vorsichtig. Sie kamen sehr schnell zu der Einsicht, daß hier nur ein massiertes Vorgehen angebracht war.

      Parker paffte weiter.

      Die drei Vogelspinnen versuchten es mit einem Überraschungsangriff. Und landeten prompt in einer Rauchwolke, die der Butler im entscheidenden Moment wie eine Nebelwand vor sie hinsetzte.

      Die Kerftiere waren wie vor den Kopf geschlagen. Sie prallten vor der Rauchwand zurück und verzogen sich in eine Ecke des Tanks. Hier hielten sie erneut Kriegsrat.

      Sie änderten ihre Taktik und kamen überein, getrennt zu marschieren, um dann vereint zuzuschlagen, oder, in diesem Falle, zuzubeißen.

      Sie schwärmten also auseinander.

      Während Parker Tabakqualm produzierte.

      Die erste Spinne wurde voll getroffen. Und hustete augenscheinlich. Es mag übertrieben klingen, doch es hatte wirklich den Anschein, als gäbe sie sich einem mittelschweren Hustenreiz hin.

      Die zweite Spinne kroch an dem verrosteten Winkeleisen einer Tankecke hoch und wollte den Butler durch