Afrikanische Mythen und Magie. Leo Frobenius. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Leo Frobenius
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783849615048
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Weges, in Niankungo, seine Reise ab und sandte an Bessema eine Botschaft. Er belud 120 Pferde mit 120 leeren Säcken und ließ diese nach Suki führen. Die Boten sollten sagen: "König Galadio ist in Niankungo liegen geblieben, sende ihm in diesen 120 Säcken Korn."

      Die Boten kamen mit Säcken und Pferden in Suki an und richteten ihre Botschaft aus. Bessema sagte: "Die Pferde mit den Säcken sollen sogleich zurückkehren. Ich bin zwar nur ein Dimadio, ich kann aber meine Sendungen auch so einrichten. Abgaben zahle ich nicht, aber auf eine freundliche Bitte soll ein Geschenk folgen. Meine Gabe wird sogleich kommen." Damit sandte er die Pferde, Säcke und Leute Galadios zurück. Er ließ dann 120 von seinen eigenen Säcken zurechtstellen und beauftragte seine Leute, allen ekelhaften alten und neuen Unrat, der im Dorf und den umhegenden Weilern herumlag, zusammenzutragen und in die Säcke zu füllen. Alsdann ließ er 120 hinkende, einarmige krankhafte Krüppel zusammenkommen und gab denen den Befehl, die 120 übelriechenden Traglasten nach Niankungo zu tragen. Die Leute nahmen die Säcke auf und brachten sie nach Niankungo. In Niankungo lieferten sie die Säcke ab. Galadio kehrte heim.

      Als wieder Markt in Fatagoma war, ließ Bessema sich wieder aus Suki dahin tragen. Als er ankam, gab er sogleich den Befehl: "Alles Besu, das heute hier zu Markte kommt, ist für mich. "Wenn es irgendjemand wagt, Galadio auch nur einen Tropfen Honigweines abzutreten, so lasse ich ihn töten, die ganze Einwohnerschaft verkaufen und den Ort anzünden."

      Die Leute sagten: "Laß Galadio doch wenigstens ein wenig zukommen, um den Frieden zu wahren." Bessema sagte: "Nicht einen Tropfen. Ihr werdet sehen, was ich tue, wenn man meinen Befehl überschreitet."

      Nun brachte man Bessema alles. Er hatte große Mengen zu trinken und betrank sich. Galadio und seine Freunde hatten aber nichts. Abends ging Bessema über den Markt. Da standen die Labo (Holzschnitzer) und boten Mörser und Keulen feil. Bessema fragte: "Was sind das für Leute?" Man antwortete ihm:

      "Das sind Labo, Holzschnitzer. Das sind Freie." Bessema sagte:

      "Ach was, Freie! Ich bin frei; sonst gibt es keine Freien. Die hier sind meine Sklaven." Damit gab er den Befehl: "Schneidet ihnen alle Haare ab. Die Haare füllt in einen Korb." Seine Leute taten es. Dann verkaufte Bessema die Labo für seine Rechnung, ließ den Korb mit den Haaren Galadio hintragen und ihm sagen: "Das ist dein Anteil. Ich habe nämlich meine Labo in Fatagoma verkauft."

      Galadio reiste in seine Ortschaft Gundaga ab. Bessema kehrte nach Suki zurück. Galadio war in großem Zorn. Er sagte zu seinen Freunden: "Ihr habt recht. Dieser Bessema spielt den Herrn. Der Dimadio ist voll. Nun werde ich aber das Nest ausnehmen."

      Galadio sandte sogleich eine Kolonne Reiter nach Suki. Die Reiter nahmen alles Rindvieh Bessemas fort und trieben es nach Gundaga. Bessema ließ Galadio sagen: "Das ist so eure Fulbeart, anderen Leuten das Vieh fortzutreiben. Aber nimm ruhig die Tiere. Solange du nicht meine Angehörigen nehmen kannst, stört mich das nicht. Ich bin wohlhabend genug, um die paar Stück Rindvieh vergeben zu können." Am anderen Tage zogen Galadios Reiter wieder aus und töteten vierzig von Bessemas Kriegern.

      Am dritten Tage drangen Bessemas Truppen bis nach Konbogo vor, wo die Mutter Galadios lebte. Sie verbrannten das Dorf und nahmen die Mutter Galadios gefangen. Bessema sandte an Galadio folgende Botschaft: "Jeder sucht dem anderen das Vieh wegzunehmen, was dem anderen wertvoller ist. Du hast meine Rinder genommen. Ich habe deine Mutter gefangen. Welches Vieh ist nun wertvoller?"

      Darauf bereitete Galadio einen großen Kriegszug vor. Er zog aus allen Teilen seines Landes die Truppen zusammen und zog dann nach Suki. Er bedeckte Suki vollkommen (d. h. er umzingelte und belagerte es). Er führte nun täglich Gefechte. Es wurde Tag für Tag gekämpft. Aber Galadio kam nicht in die Stadt. Drei Jahre lang lag Galadio vor Suki. Dann sandte er eine Botschaft nach Gimmini, das ist ein Habedorf, in dem außerordentlich starke Zaubermittel bereitet werden. Er sandte 30 Sklaven als Geschenk und ließ fragen: "Was muß ich tun, um Suki einzunehmen?" Die Zauberleute von Gimmini antworteten: "Schlachte einen schwarzen Hundskopfaffen und eine schwarze Ziege. Laß deren Blut über deine Zaubermittel fließen und wirf die Köpfe über die Stadtmauer. Tust du das, so wirst du Suki mit Leichtigkeit einnehmen können."

      Galadio tat das. Er nahm Suki ein. Aber Bessema floh im letzten Augenblick. Galadio setzte ihm nach und erreichte ihn in Serara. In Serara tötete er ihn.

      Die Mabolegende

      Es war ein Mabo mit Namen Ali. Der Ali Mabo heiratete zwei Frauen, nämlich eine aus dem Dorf Sosobe, die andere aus Salsalbe. Ali Mabo war auf sein Handwerk außerordentlich eifersüchtig. Er konnte es nicht haben, daß in seinem Ort noch ein zweiter Mabo arbeitete. Deshalb wußte er jedem Mabo, der sich seinem Dorf näherte, so geschickt mit Toru (Zaubermitteln) beizukommen, daß der Betreffende nach einiger Zeit starb, und daß er so der einzige Mabo in dem Ort blieb.

      Einmal nun kam wieder ein webender Mabo in diesem Ort an, und er nahm sein Quartier bei einer Fulbefrau aus Salsalbe. Er schlief die Nacht durch und fragte am anderen Morgen die Fulbefrau: "Ich bin ein Mabo und möchte wohl morgen hier arbeiten. Gibt es nicht Wolle und etwas zu tun?" Die Fulbefrau sagte: "Oh, das ist nun eine schlechte Sache. In diesem Ort ist ein Ali Mabo, der ist so eifersüchtig auf seinen Beruf, daß er mit seinen Toru jeden tötet, der neben ihm hier arbeiten will." Der fremde Mabo sagte: "Das ist mir ganz gleich. Die einzige Frage ist, ob du Wolle oder Wollfaden hast, so daß ich hier etwas arbeiten kann." Die Fulbefrau sagte: "Ja, den habe ich schon, aber der Ali Mabo wird dich töten, wenn ich dir Wolle zur Arbeit gebe." Der fremde Mabo sagte: "Ach, das ist mir ganz gleich. Gib nur die Wolle her." Dann stellte er seinen Tjengu (Webstuhl) auf und begann zu arbeiten.

      Die Tochter des Ali Mabo ging in der Stadt spazieren. Sie hörte das Klappern eines Webstuhles, schaute über den Zaun, sah den Mabo, der ein Fremder war, und lief heim. Sie sagte: "Vater, ein fremder Mabo arbeitet in dieser Stadt." Ali Mabo sagte: "Den wollen wir schon beiseite bringen. Hier, meine Tochter, nimm diese Toru in die Hand. Geh zu dem Mabo und wünsche ihm einen guten Morgen. Er braucht dir nur zu antworten und du wirst sehen, welche Wirkung das hat." Die Tochter nahm das Toru und ging hin. Sie sagte zu dem fremden Mabo: "Guten Tag." Der fremde Mabo erwiderte den Gruß. Kaum aber hatte er die Worte ausgesprochen, sofort schlug aus dem Kassastreifen, den er webte, Feuer. Der Mabo warf ein wenig eigenes Toru in das Feuer und sogleich wurde Faden wieder zu Faden, Stoff zu Stoff. Der Mabo webte gelassen weiter. Das Mädchen aber lief nach Hause und erzählte alles seinem Vater.

      Der Vater hörte den Bericht mit an und sagte: " Soso! Nun, da werden wir etwas anderes unternehmen müssen." Er nahm eine Mulle Reis und bereitete ein Gericht. Das gab er seinem Hahn und sagte: "Nimm dieses Gericht, bringe es dem fremden Mabo hin und bestelle ihm einen schönen Gruß von mir und daß ich ihn willkommen heiße." Der Hahn nahm das Gericht, das in einer Holzschale war, brachte es zu dem fremden Mabo und sagte: "Mein Herr, der Ali Mabo sendet dir dieses Gericht und läßt dir sagen, du solltest es dir gut schmecken lassen."

      Die Fulbefrau, bei der der Mabo abgestiegen war, sah das und sagte: "Iß um alles nichts von diesem Gericht. Denn wenn du das genießt, wird es dir gehen wie den anderen Mabo und du wirst sterben." Der fremde Mabo aber lachte und sagte: "Ach, das macht mir ja gar nichts." Er webte noch etwas, dann begann er zu essen und das von Ali gesandte Gericht zu verzehren. Danach setzte er sich wieder an den Webstuhl und begann zu weben. Er webte und webte, warf das Schiffchen hin und her. Aber während er webte, begann der Mann mitsamt dem Webstuhl in Bewegung zu geraten – der Mann und der Webstuhl rückten durch die Stadt fort. Der Mabo webte. Alle Leute, die dem Mabo begegneten, liefen in großer Angst fort. Der Mabo webte und bewegte sich mit seinem Webstuhl so lange fort, bis er auf dem Hof des Ali Mabo angekommen war. Als Ali ihn so kommen sah, wollte er fortlaufen. Der fremde Mabo warf aber seine schwarze Kopfbinde auf den Boden, da wurde sie zur Schlange. Die Schlange wand sich um Ali und ließ ihn nicht fort. Dann sagte der fremde Mabo: "So, Ali, nun gib mir deine Augen." Ali nahm seine Augen aus dem Kopf und gab sie dem fremden Mabo. Der fremde Mabo steckte sie in seine Tasche. Dann sagte der fremde Mabo: "Ich töte dich nicht. Aber du und deine Nachkommen sollen blind sein." Er begann wieder zu weben, sein Webstuhl begann wieder zu wandern und kam so wieder bei seiner Fulbewirtin in Salsalbe an.

      Es ist wahr: Man trifft heute noch viele Mabo, die blind sind.

      Das Reich Mali

      Biton, der