538 Thukyd. 5, 54 Καρνεῖος ἦν μήν, ἱερομηνία Δωριεῦσι, Paus. 3, 13, 3 Κάρνειον Ἀπόλλωνα Δωριεῦσι τοῖς πᾶσι σέβεσϑαι καϑέστηκεν.
539 In Argos wurde Ap. Karneios als Ἀγήτωρ d. h. als Führer auf dem Zuge der Dorier verehrt, daher auch die Legende von dem erschlagenen Weissager Karnos hier zu Hause war und das Fest Ἀγητόρια hieß, Schol. Theokr. 5, 83, Hesych v. ἀγητής. In Sikyon hatte Praxilla vom schönen Karneios gesungen, dem Sohne des Zeus und der Europa, den Apollo geliebt, und bei den Chronologen folgten auf die Könige der Sikyonier die Priester des Ap. Karneios, Euseb. Chron. p. 126 ed. Mediol., Synkell. Chron. p. 182.
540 So von Pindar, welcher selbst vom Geschlechte der Aegiden war, P. 5, 73 ff. Schol., Isth. 6, 15 Schol., vgl. Böckh not. crit. p. 478, Müller Orchom. 327 ff. Paus. 3, 13 sagt ausdrücklich daß Ap. Karneios schon in vordorischer Zeit von den Achaeern in Sparta verehrt worden sei. Ueber den Weissager Karnos s. Theopomp b. Schol. Theokr. 5, 83, Konon 26.
541 Hesych v. κάρ, κάρνος, Lobeck Pathol. gr. serm. 108, Welcker Gr. Götterl. 1, 471. Wie der Widder die Heerde führt, so führte jener Karnos, eigentlich Ap. Karneios selbst, den Zug der Dorier.
542 Paus. 4, 33, 5. Aus dem Dienste der dort verehrten Demeter und Kore, welche letztere schlechthin Ἁγνή hieß, entstand bei der Wiederherstellung Messeniens eine Weihe nach Art der eleusinischen, vgl. Dem. u. Perseph. 147, Sauppe die Mysterieninschr. a. Andania, Gött. 1860. Diese neuerdings gefundene Mysterienordnung jener Weihe schreibt als Opfer für die im karneasischen Haine verehrte Götter vor, für Demeter eine trächtige Sau, für Hermes einen Widder, für die großen Götter eine junge Sau, für den karneischen Apoll einen Eber, für Hagne ein Schaaf. Ein Widder (κριὸς) wird dem karneischen Apoll b. Theokr. 5, 82, ein Bock (τράγος) dem pythischen b. Paus. 10, 11, 4 geopfert.
543 Demetrios v. Skepsis b. Athen. 4, 19, vgl. Schoemann a. a. O., Hermann Gottesd. Alterth. § 53, 29 ff. Auf den musikalischen Theil des Festes deutet Eurip. Alk. 445 ff.
544 Pind. l. c, Kallim. Ap. 71 , Plut. Symp. 8, 1, 2. Ueberhaupt war Apollo der angesehenste Gott in Kyrene, s. Thrige Cyren. p. 281 sqq., C. I. n. 5131–45.
545 Ein Grab des Hyakinthos b. Tarent Polyb. 8, 30, vgl. die Münzen b. De Luynes Ann. d. Inst. 2, 337. Kameen in Sybaris b. Theokr. 5, 82. Auch auf Kreta scheint der karneische Apoll verehrt worden zu sein, s. Hesych v. Καρνησσόπολις.
546 Herod. 1, 144; 7, 153, Dionys. H. 4, 25, vgl. Böckh Schol Pind. p. 314, Expl. p. 115.
Noch eine andere Reihe von alterthümlichen Cultusideen ergiebt sich aus den Diensten des Apollo Δελφίνιος und Θαργήλιος, von denen jener über Sturm und Meer gebietet, also gewissermaßen zu den Meeresgottheiten gehört, dieser ein Gott der reifenden Sonne ist, also den agrarischen Gottheiten nahe steht. Der Delphinische Apoll wurde seit alter Zeit in Knosos auf Kreta verehrt, von wo derselbe Dienst nach Krisa und Delphi gekommen war547. Und zwar hatte der Gott nach der von dem Hymnus auf den Pythischen Apoll bewahrten Sage die Kreter, welche Krisa gründeten und seine ersten Verehrer an diesen südlichen Abhängen des Parnasses waren, in Gestalt eines Delphins über das Meer geleitet, worauf er ihnen voraneilt und sie in seinem Tempel als weithin strahlendes Meteor empfängt. Ausserdem finden wir diesen Cultus auf Aegina und auf manchen anderen Inseln und Vorgebirgen, die dem Apoll überhaupt lieb waren, vorzüglich in allen Gegenden der attisch-ionischen Bevölkerung von Milet bis Massalia548. Auch gehört dahin der in der Argonautensage oft genannte Apollo, namentlich Ap. Αἰγλήτης oder Ἀναφαῖος auf der kleinen felsigen Insel Anaphe, von dem jene Sage erzählte daß er den kühnen Schiffern, als sie von Sturm und Finsterniß verschlagen in diese Gegend kamen, dadurch daß er von einer Klippe bei Thera mit seinem Bogen in das wüthende Meer schoß den Himmel wieder aufgeklärt und den bergenden Hafen jener Insel gezeigt habe549. Ferner der bekannte Apollo auf dem Vorgebirge Aktion und auf dem Felsen Leukate, der in das ionische Meer hinausragenden Südspitze der Insel Leukas, von welchen bei den Alten besonders der letztere wegen seiner Sühnungen und seines Einflusses auf die gefährliche Schifffahrt dieser Gegend berühmt war550. Ueberall hatte sich in diesem Culte Apollons Kampf und Sieg über wüste Fluth und Finsterniß zu dem Bilde eines mächtigen Schutzgottes zur See gesteigert, der das Gewölk zerstreut und die Fluthen sanft beruhigt, mit dem dieser Bedeutung ganz entsprechenden Symbole des Delphins551, welcher im Mittelmeer bei warmer Jahreszeit und heiterem Wetter in großen Schaaren auf der Meeresfläche zu erscheinen und sich in den Wellen zu tummeln pflegt, ohnehin ein menschenfreundliches und musikliebendes Thier, wie davon die Alten so viel zu erzählen wußten. Wird doch Apollo selbst von einem schönen Vasenbilde auf einem geflügelten Dreifuße und von Delphinen begleitet über die Meeresfläche sanft dahinschwebend dargestellt. Dagegen war Ap. Θαργήλιος vorzugsweise ein Gott der Feldfrüchte und des Ackerbaues, dessen Saaten er mit seinen Strahlen reifte und vor Mehlthau und schädlichem Ungeziefer bewahrte552, daher ihm die Erstlinge der Erndte dargebracht wurden, dem Apollo zu Delphi aus verschiedenen Gegenden als Symbol des Erndtesegens goldene Aehren, welche man χρυσοῦν ϑέρος nannte553. In beiden Cultusformen trat aber neben diesen nächsten Beziehungen auf das Naturleben auch die Idee der Sühnung in merkwürdigen Gebräuchen hervor, wie sich dieses theils aus den attischen theils aus den verwandten Diensten der Insel Leukas ergiebt. Allbekannt ist nehmlich der Sprung der Sappho von jenem Vorgebirge der Insel und oft bemerkt worden daß der tiefere Grund dieser eigenthümlichen Beruhigung ihrer Leidenschaft in gewissen alterthümlichen Sühnungsgebräuchen zu suchen sei, nach welchen sich dort jährlich beim Opfer des Apoll ein schuldiger Mensch für Alle von der felsigen Höhe ins Meer hinabstürzen mußte554. Und so erscheinen auch im attischen Apollodienste sowohl mit den Delphinien als mit den Thargelien gewisse Sühnungsideen verbunden, die in älterer Zeit sogar Menschenopfer gefordert hatten. Das Delphinion zu Athen, dessen Ursprung und Gebräuche auf Aegeus und Theseus zurückgeführt und in welchem Apollo Delphinios und Artemis Delphinia verehrt wurden, gehörte zu den ältesten Sühnungsstätten der Stadt und auch das Fest der Delphinien, welches am 7 Munychion (April) gefeiert wurde und wahrscheinlich mit der Eröffnung der Schifffahrt zusammenfiel, wurde mit Sühnungsgebräuchen begangen, welche Theseus vor seiner Fahrt nach Kreta gestiftet hatte555. Auf die Delphinien folgte mit dem Frühlingsmonate Thargelion (Mai) die vorzugsweise dem Apoll geweihte Jahreszeit, wo man zu Athen und in den meisten ionischen Colonien, namentlich zu Milet, am 7 das Apollinische Hauptfest seiner Geburt feierte, ein Fest der Sonnenwärme und der reifenden Feldfrucht, wonach sowohl der Monat als das Fest seinen Namen, dieses den der Thargelien bekommen hatte