Er atmet, gnäd'ger Herr, ihn wärmt sein Bier,
Sonst wär's ein kaltes Bett, so fest zu schlafen.
Lord.
O scheußlich Tier! Da liegt er wie ein Schwein! –
Graunvoller Tod, wie ekel ist dein Abbild! –
Hört, mit dem Trunknen will ich was beginnen.
Was meint ihr, wenn man in ein Bett ihn legte,
In feinem Linnen, Ring' an seinen Fingern,
Ein recht erles'nes Mahl an seinem Lager,
Stattliche Diener um ihn beim Erwachen –
Würde der Bettler nicht sein selbst vergessen?
Erster Jäger.
Mein Treu', Mylord, das, glaub' ich, kann nicht fehlen.
Zweiter Jäger.
Es wird ihn seltsam dünken, wenn er aufwacht.
Lord.
Ganz wie ein schmeichlerischer Traum, ein Blendwerk!
Drum hebt ihn auf, verfolgt den Scherz geschickt,
Tragt ihn behutsam in mein schönstes Zimmer,
Und hängt umher die lüsternen Gemälde.
Wärmt seinen strupp'gen Kopf mit duft'gem Wasser,
Mit Lorbeerholz durchwürzt des Saales Luft,
Haltet Musik bereit, so wie er wacht,
Daß Himmelston ihm Wonn' entgegenklinge.
Und spricht er etwa, eilt sogleich herzu,
Und mit demüt'ger, tiefer Reverenz
Fragt: was befiehlt doch Eure Herrlichkeit?
Das Silberbecken reich' ihm einer dar
Voll Rosenwasser und bestreut mit Blumen.
Gießkanne trage dieser, Handtuch jener,
Sagt: will Eu'r Gnaden sich die Hände kühlen?
Ein andrer steh mit reichem Kleide da
Und frag ihn, welch ein Anzug ihm beliebt?
Noch einer sprech' ihm vor von Pferd und Hunden,
Und wie sein Unfall sein Gemahl bekümmre.
Macht ihm begreiflich, er sei längst verrückt,
Und sagt er euch, er sei . . . so sprecht, ihm träume,
Er sei nichts anders als ein mächt'ger Lord.
Dies tut und macht's geschickt, ihr lieben Leute;
Es wird ein schön ausbünd'ger Zeitvertreib,
Wird er gehandhabt mit bescheidnem Maß.
Erster Jäger.
Mylord, vertraut, wir spielen unsre Rolle!
Und unserm Eifer nach soll er es glauben,
Daß er nichts anders ist als wir ihn nennen.
Lord.
Hebt ihn behutsam auf, bringt ihn zu Bett,
Und jeder an sein Amt, wenn er erwacht.
(Einige tragen Schlau fort. Trompeten.)
Geh, Bursch, und sieh, wen die Trompete meldet.
Vielleicht ein großer Herr, der auf der Reise
Sich diesen Ort ersehn, um hier zu rasten.
Sag an, wer ist's?
Diener.
Mit Eurer Gnaden Gunst,
Schauspieler sind's, die ihre Dienste bieten.
Lord.
Führ sie herein. Ihr seid willkommen Leute.
Schauspieler treten auf.
Erster Schauspieler.
Wir danken Euer Gnaden.
Lord.
Gedenkt ihr diesen Abend hierzubleiben?
Zweiter Schauspieler.
Wenn Euer Gnaden unsern Dienst genehmigt.
Lord.
Von Herzen gern. Den Burschen kenn' ich noch, Er spielte eines Pachters ältsten Sohn; Da, wo so hübsch du um das Mädchen warbst. Ich weiß nicht deinen Namen, doch die Rolle War passend und natürlich dargestellt.
Erster Schauspieler.
War es nicht SotoReminiszenz an eine Figur eines nicht mehr bekannten Dramas., den Eu'r Gnaden meint?
Lord.
Der war es auch; du spieltest ihn vortrefflich.
Nun, zur gelegnen Stunde kommt ihr eben,
So mehr, da ich 'nen Spaß mir vorgesetzt,
Wo ihr mit euerm Witz mir helfen könnt.
Ein Lord hier wird euch heute spielen sehn –
Allein ich fürcht', ihr kommt mir aus der Fassung,
Daß, fällt sein närrisch Wesen euch ins Auge',
(Denn noch sah Mylord niemals ein Theater)
Ihr nicht ausbrecht in schallendes Gelächter,
Und so ihm Anstoß gebt, denn seid versichert,
Wenn ihr nur lächelt, kommt er außer sich.
Erster Schauspieler.
Sorgt nicht, Mylord, wir halten uns im Zaum,
Und wär' er auch die lächerlichste Fratze.
Lord.
Du geh mir, führ sie in die Kellerei.
Da reiche jedem freundlichen Willkommen,
Und spare nichts, was nur mein Haus vermag.
(Schauspieler ab.)
Du hol Bartholomeo mir, den Pagen,
Und laß ihn kleiden ganz wie eine DameZu Shakespeares Zeiten wurden noch alle Frauenrollen von jungen Männern dargestellt..
Dann führ ihn in des Trunkenbolds Gemach;
Und nenn ihn gnäd'ge Frau, dien ihm mit Ehrfurcht.
Sag ihm von mir, wenn meine Gunst ihm lieb,
Mög' er mit feinem Anstand sich betragen,
So wie er edle Frauen irgend nur
Mit ihren Ehherrn sich benehmen sah;
So untertänig sei er diesem Säufer.
Mit sanfter Stimme, tief sich vor ihm neigend,
Sprech er dann: Was befiehlt mein teurer Herr?
Worin Eu'r Weib getreu und unterwürfig
Euch Pflicht erweis' und ihre Lieb' erzeige?
Hernach mit süßem Kuß und sanft umarmend,
Das Haupt an seine Brust ihm angelehnt,
Soll er im Übermaß der Freude weinen,
Daß sein Gemahl ihm wieder hergestellt,
Der zweimal sieben Jahr sich selbst verkennend
Für einen schmutz'gen Bettler sich gehalten.
Versteht der Knabe nicht die Frauenkunst,
Schnell diesem Regenschauer zu gebieten,
Wird eine Zwiebel ihm behilflich sein,
Die heimlich eingewickelt in ein Tuch
Die Augen sicher unter Wasser setzt.
Besorge dies, so schleunig du's vermagst,
Ich will sogleich dir mehr noch anvertraun. (Diener ab.)
Ich weiß, der Knabe wird