Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Franz Treller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027238613
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Tiere, deren Mähnen und Schweife lang herniederwallten.

      "Oh, Thunder, mein gutes Tier, bist du da?" sagte der Trapper und liebkoste das mächtigste der Rosse, einen isabellfarbigen Hengst. "Nun, Bursche, sollst deine Maiskolben haben."

      Die andern Pferde drängten sich um Puck, augenscheinlich mit großer Anhänglichkeit.

      Paul sprach seine Verwunderung über die Größe der drei Rosse aus.

      "Ja, Lieber, mein Gewicht kann nur ein starkes Tier tragen, und auch das nicht lange; wenn ich zu Pferde jagen gehe, muß ich noch immer ein Reservepferd mitnehmen, um ihnen abwechselnd meine Last aufzubürden. Darum habe ich mit vieler Mühe mir diese starken Tiere aus dem Osten verschafft. Die andern sind Mustangs, von Puck eingefangen und gezähmt."

      Paul freute sich der schönen Tiere.

      "Ich will den Blitz holen", ließ sich Puck vernehmen und schritt auf das angepflockte Roß zu, einen Fuchs von schlanken, edlen Formen.

      Er löste den Lasso vom Boden, trat zu dem ruhig stehenden Tiere, faßte mit der linken Hand die Mähne und schwang sich mit einer staunenswerten Leichtigkeit auf dessen nackten Rücken.

      Ein leichtes Schnalzen mit der Zunge, und im Galopp sprengte das Tier davon.

      Statt auf das entfernte Pferd gerade zuzureiten, ließ Puck seinen Fuchs einen Bogen beschreiben, um jenem näher zu kommen.

      Als er wohl die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, begann das ferne Tier fortzusprengen.

      Puck ließ einen Pfiff hören; das Tier, ein Schimmel, stand, und nun sahen die auf der Erdanschwellung, wie der Zwerg, während er den von dem Halse seines Tieres gelösten Lasso über dem Haupte schwang, in stärkster Karriere auf den Schimmel zujagte.

      Der Schimmel bewegte sich nicht von der Stelle. Dicht vor ihm hielt Puck, warf ihm die Schlinge über den Kopf, schwang sich auf seinen Rücken und kam, gefolgt von dem Fuchs, zurückgeritten.

      "Er hat eine wunderbare Kunst, die wildesten Tiere zu zähmen", sagte der Trapper. "Dieser Schimmel, ein edles Tier, aber von großer Wildheit, welches erst seit wenigen Wochen in unserm Besitz ist, traute sich nicht vom Flecke, als es den gefürchteten Lasso des Kleinen sah, und ich bin überzeugt, ihm steckt der Schreck noch in den Gliedern, wenn es hier ankommt."

      Im wildesten Jagen brauste der Schimmel, den Puck mit seinen Schenkeln wie mit Eisenbändern umklammert hatte, heran. Ein Ruck am Lasso und das herrliche Tier stand, an jeder Muskel zitternd, da. Der Zwerg sprang ab, streichelte und beruhigte sein Pferd mit Schmeichelworten.

      "Der wilde Blitz immer noch nicht Gehorsam lernen; ich werde ihn anpflocken, Oheim."

      "Thue es, wird ihm gut thun; der Fuchs kann mit den andern gehen."

      Sie schritten hierauf, gefolgt von den Pferden, den Schimmel führte Puck am Lasso, nach dem Maisfelde und fütterten sie mit den halbreifen Kolben, einem Leckerbissen für die Tiere.

      "Behalte den Thunder, den Blitz und den Fuchs hier, Puck, wir wollen später einen Ritt in die Prairie unternehmen."

      "Wohl."

      Geschwind lief der Zwerg nach seiner Höhle und kam mit Halftern zurück, die er den bezeichneten Tieren umlegte und an der Fenz, welche das Maisfeld umgab, befestigte; auch warf er ihnen reichlich Mais vor.

      Sie gingen hierauf zu dem Shanty.

      "Bist du nicht müde, Kind?" fragte der Trapper unterwegs.

      "Nein", war Pauls Antwort, "ich bin, seitdem ich in eurer Gesellschaft weile, frisch und kräftig, Oheim."

      "Nun gut, wollen sehen, wie dir ein scharfer Ritt bekommt."

      Es wurden einige Vorbereitungen für den Ausflug getroffen, auch Nahrungsmittel in geeigneter Weise verpackt, um sie mitzunehmen.

      Puck ging, um die Pferde zu satteln, und führte sie dann herbei.

      "Nimm nur die Büchse mit, Paul, mußt lernen, wie man zu Pferde mit ihr umgeht; ist nicht so leicht, als es scheint, sie ohne Beschwerde mitzuführen. Du, Puck, kannst deinen Bogen mitnehmen, damit unser Gast sieht, wie man auf Indianerweise zur Jagd geht."

      Sie schwangen sich dann auf die Rosse, Puck nahm den Schimmel, Paul den Fuchs, während der Trapper das große Tier bestieg. Er und der Kleine führten außer ihren Waffen auch noch den langen Lasso am Sattel.

      Im herrlichen Sonnenschein galoppierten sie in die Prairie hinein, schweigend, sich des zwar nur eintönigen, aber mächtigen Anblicks erfreuend, den die unendlich sich ausdehnende Steppe bot.

      Es zeigte sich, daß Paul ein ganz sattelfester Reiter war, der sein Tier mit Geschick zu behandeln verstand. Gleichsam mit dem Pferd verwachsen, Roß und Reiter das lebendige Bild eines Centauren bietend, saß der Zwerg im Sattel, mit seinen Falkenaugen die weite Steppe überfliegend.

      Man ließ die Tiere im Schritt gehen.

      "Ist es nicht herrlich, Junge, auf dem Rücken eines flinken Rosses so ins Unendliche hineinzufliegen?"

      "Ja, es ist schön, sehr schön."

      Während ihres Rittes hatten sie häufig genug graue Hasen, Kaninchen und Prairiehühner aufgejagt, ohne sie weiter zu beachten.

      Als jetzt auf mehr als fünfzig Schritt Entfernung vor ihnen ein Huhn sich hob, griff Puck hastig zum Bogen und sandte ihm einen Pfeil nach, der dem Tiere den Nacken durchbohrte. Rechts von ihnen ging ein ganzer Flug auf und strich ab, ein zweiter Pfeil vom Bogen Pucks holte neue Beute aus der Luft herab.

      Paul sah mit Staunen diese seltene Geschicklichkeit in der Handhabung einer solch primitiven Waffe.

      "Nicht der geübteste Indianer schießt besser", sagte der Alte.

      "Ja", fügte Paul hinzu, "das ist bewundernswert."

      "Pfeil gut, wenn kein Pulver oder Büchse entzwei", sagte in seiner schwerfälligen Weise der Zwerg.

      "Aber wie hast du diese außerordentliche Geschicklichkeit erworben?"

      "Sehen von rotem Mann, ihm bald nachmachen; alles, was roter Mann kann, kann weißer besser."

      "Auf ihn trifft das zu. Ich hatte vor drei Jahren einige Zeit einen jungen Cheyenne bei mir, den Sohn des ersten Häuptlings dieses Volkes, der Dunklen Wolke. Er war hier in der Nähe mit dem Pferde gestürzt und hatte das Bein gebrochen. In ihrer Not brachten sie den jungen Cayugas zu mir und baten um Hilfe. Es war ein böser Bruch, doch gelang es mir, ihn gut einzurichten und zu schienen, so daß der Jüngling nach wenigen Wochen, die er in meiner Hütte zubrachte, wieder im Besitz eines gesunden, geraden Beines war. Da es noch längere Zeit dauerte, bis seine Leute den jungen Häuptling abholten, lag er Tag und Nacht mit Puck in der Steppe; von dem Cheyenne hat der Junge auch den Bogen handhaben gelernt, und dürfte jetzt wohl besser schießen als sein Lehrmeister."

      "Cayugas klug", sagte Puck, "ich ebenso klug."

      Die beiden erlegten Tiere wurden aufgenommen und an den Sätteln befestigt, und langsam ritt man weiter.

      Der Zwerg, dessen Augen unablässig bald die Prairie überflogen, bald den Boden vor ihnen durchforschten, ließ ein leises Zischen vernehmen und zügelte sein Roß.

      "Was giebt's?" fragte leise der Trapper und griff zur Büchse.

      "Panther!" sagte ebenso leise Puck und deutete auf den Boden.

      "Er wird in der Nacht hier gewesen sein."

      "Nein, er ist noch hier."

      Paul lauschte diesem leisen Zwiegespräch, blickte auf den Boden, ohne auch nur das mindeste zu gewahren, was einer Pantherspur ähnlich gesehen hätte, und dann ringsum. Die Augen des Zwerges wie die des Trappers überflogen die Stelle.

      Der leichte Luftzug strich ihnen entgegen, der Schimmel hob die Nase, sog die Luft ein, spitzte die Ohren und ein leichtes Zittern überflog seine schlanken Glieder.

      "Siehst du, Oheim", flüsterte der Zwerg, "er ist vor uns. Ich will ihn mit dem Lasso fangen."