Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Franz Treller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027238613
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dachte, der grauenerregenden Gestalt gegenüber, dies würde wohl schwerlich der Fall sein, er konnte seinen Widerwillen nur mit Mühe bemeistern.

      "Nun, wo kommen wir denn her, Bursche?" wandte sich der Trapper wieder an den Zwerg.

      "Pferde", war die Antwort.

      "'s ist recht, Puck, waren sie alle da?"

      "Alle."

      "Gut. Puck ist mein Gefährte, mein Pferdehirte, mein Ackerbauer, mein Fallensteller, mein Spürhund, mein Koch, mein Schneider - oh, du wirst sehen, wie geschickt er ist."

      Der Zwerg grinste vor innigem Behagen bei diesen Worten und dehnte seinen Mund zu einer bedenklichen Breite aus. "Nur die edle Kunst des Schreibens fiel uns etwas schwer."

      Puck lachte.

      "Nicht schreiben, geht nicht. Puck kann nicht."

      "Mußt schon so verbraucht werden, Junge; die Wissenschaft ist nicht für jeden. Aber du wirst wohl Hunger haben, wie?"

      Der Zwerg nickte.

      Der Trapper gab ihm Fleisch und Brot, und jener ließ sich auf einer Kiste nieder und speiste mit großem Behagen.

      Mit einer Verwunderung, die mit Grauen und Widerwillen gemischt war, sah Paul dem allen zu.

      "Habe den Burschen vor mehr als zwölf Jahren in der Steppe aufgelesen, weit von hier. War da ein Zug Auswanderer des Weges gekommen, die nach Westen zogen, hatten das Kind am Wege liegen lassen. Wie ich glauben will für tot, denn es war sorgsam eingewickelt und ein paar Blumen ruhten auf seiner Brust, wahrscheinlich von einer Mutter darauf gelegt, deren Herz auch an dieser Mißgeburt hing. Ich fand noch ein Fünkchen Leben in dem kleinen Kerl, über den ich erschrak wie du, aber er war dem Verschmachten bereits sehr nahe. Eine Antilope kam mir zum Schuß, ich erlegte sie und flößte dem sterbenden Kinde ihr warmes Blut ein, was geradezu Wunder that und das kleine Monstrum zu neuem Leben weckte. Was thun? Liegen konnte ich das Menschenkind nicht lassen. Ich nahm ihn auf die Schulter und ging den Wagenspuren nach, fand auch die Wagen und Eigentümer.

      "Von den letzteren lagen einige verschmachtet neben den toten Pferden, der Durst hatte sie getötet, die andern hatten sich in der Steppe zerstreut und dort ein schreckliches Ende gefunden, wie so viele zu jener Zeit, welche das Goldfieber durch die Prairien nach Kalifornien trieb. Wer oder was sie waren, konnte ich nicht erfahren, Papiere oder dergleichen trug keiner bei sich, als ich die Leichname untersuchte. Dieses Kind war das einzig überlebende Wesen von jener Karawane. Ich lud mir meinen Findling wieder auf die Schulter und trug ihn davon. Bald darauf ließ ich mich hier nieder, und seit jener Zeit sind wir unzertrennliche Gefährten. Wie nützlich mir der Bursche ist, wirst du bald sehen, er ist das Kind der Prairie und kennt alle ihre Geheimnisse besser als ich."

      Während der Trapper so sprach und Paul aufmerksam zuhörte, hatte Puck seine Mahlzeit vollendet.

      "Nun komm, Paul, du sollst jetzt meine Herrlichkeiten schauen. Verstehst du mit der Büchse umzugehen?"

      "Ich denke wohl", meinte Paul zuversichtlich.

      "Nun, wollen gleich sehen. Zwei Dinge sind vor allem in der Steppe notwendig, gut reiten und gut schießen können. Beides mußt du lernen, denn oft genug hängt das Leben davon ab. Nimm die Büchse da", er deutete auf eine an der Wand hängende Waffe, welche Paul herabnahm, wies dann auf Pulverhorn und Kugelbeutel und forderte ihn auf zu laden. Paul unterzog sich der Aufgabe mit hinreichendem Geschick.

      "Nun, so komm, du auch, Puck", und alle drei begaben sich hinaus.

      Sie schritten an dem Waldsaum, welcher den Fluß einfaßte, an dessen Ufer her, stromauf.

      Bald erreichten sie eine Stelle, wo die Axt Luft und Licht geschafft hatte, und einige eingefenzte Äcker Landes, welche gut von Mais bestanden waren, zeugten von landwirtschaftlicher Thätigkeit.

      "Diese Maisfelder sind Pucks Domäne", äußerte der Trapper; "wenn ich auch die Bäume niedergelegt habe, die Ackerwirtschaft steht in den letzten Jahren nur unter seinem Betriebe."

      Sie gingen durch das Maisfeld.

      "Hier ist Tabak", er deutete auf die jungen Pflanzen, "zwar nicht das beste Kraut, aber immerhin gut genug für die Prairie. Das Pflanzen und Ernten besorgt mein Puck auch. Ja, wir ziehen sogar einige Gemüse", fuhr er weitergehend fort, "deren Samen ich von Osten mitgebracht habe, und mein Elf begriff sehr bald, wie er sie zu pflegen habe."

      "So seid ihr früher Farmer gewesen, Oheim?"

      "Ja, mein Junge, bin auf einer Farm aufgewachsen."

      "Aber wißt ihr, ihr sprecht wie unsre Arkansasmänner, stammt ihr aus dem Staate?"

      "Bin wohl am Arkansas gewesen", sagte der Trapper ernst werdend, "hatte manchen Freund im Staate, bin aber dort nicht geboren."

      "Am Ende kanntet ihr meinen Vater, Sir?" fragte der Knabe lebhaft, "John Osborne?"

      "Hm", entgegnete der Graue Bär, "habe der Osbornes von Arkansas mehrere gekannt, ob deinen Vater, weiß ich nicht. Mit einem Osborne, der auch vom Arkansas stammte, habe ich früher einmal lange Monate gemeinschaftlich gejagt, war ein wilder Geselle, der Edward Osborne."

      Ein scharfer Blick streifte den Knaben bei diesen Worten.

      "Oh, Edward Osborne", sagte Paul betroffen, "so hieß mein Oheim, der seit Jahren verschollen ist. Ich habe ihn nicht gekannt, aber mein Vater sprach oftmals von ihm."

      "War ein Vagabund, he? Machte mir so den Eindruck."

      "Nein, Herr", erwiderte der Knabe mit nachdrucksvollem Ernst, "das war er nicht; mein Vater, der ihn sehr lieb gehabt haben muß und seiner nur mit Wehmut gedachte, sagte, er sei ein wilder Bursche, aber ein Mensch von edler Denkungsart gewesen."

      "So, so", sagte leise, wie vor sich hinsprechend, der Alte, "sagte das John Osborne?" Nach einer Weile fuhr er fort: "Freut mich, das zu hören; ja, war ein wilder Bursche, der Edward Osborne, ist ein Fakt." Hierauf schwieg er.

      Paul bemerkte unter einigen Bäumen eine Erdhütte. Über dem Erdboden bildeten schräg gegeneinander gestellte Balken ein Dach. Dies war mit Erde bedeckt, und lustig sproßte Prairiegras darauf. Durch eine Öffnung im Giebel gelangte man in das unter der Oberfläche liegende Innere.

      "Dies ist Pucks Palast", antwortete der Trapper dem fragenden Blicke des Knaben. "Hier drin schläft er, wenn er nicht, was er bei gutem Wetter gewöhnlich thut, unter freiem Himmel sein Lager aufschlägt. Hier kann er Tag und Nacht, ohne mich zu fragen oder zu stören, aus- und einkriechen, auf die Jagd gehen, auf seinem Pferde umherjagen, wie ihn die Laune ankommt. Dabei bewacht er so aus nächster Nähe unsre Pflanzungen."

      Paul blickte neugierig in die Erdhöhle hinein, bemerkte ein aus Maisstroh und Büffelfellen hergerichtetes Lager, Zaumzeuge und Lassos, welche ringsumherhingen, mehrere Sättel, sowie eine Büchse, Bogen und Pfeile. Auch Äxte und Messer waren an den Wänden aufgehängt.

      "Pucks Haus", erklärte stolz der Zwerg, "er selber gemacht."

      "Der Junge sagt die Wahrheit", bestätigte der Graue Bär, "kein Mensch hat hier Hand angelegt, als er selber."

      Sie gingen weiter, und Paul gewahrte einen hohen Stapel Maisstroh und daneben ein niedriges, rohes Blockhaus, nur mit flachen Balken überdacht, die, gleichwie die Höhle Pucks, mit Erde bedeckt waren.

      "Dies ist unser Kornmagazin, Pelzlager und Stall. Obgleich die Pferde auch im Winter im Freien bleiben können, denn sie finden auch unter dem Schnee Nahrung genug, so kommen doch oft Schneestürme, die sie zu regelloser Flucht zwingen und weit abtreiben. Für solche Fälle haben wir diesen Schuppen und sammeln Vorrat an Stroh und Mais genug, um sie füttern zu können."

      "Wohnt ihr im Winter auch hier?"

      "Gewiß, und es ist behaglich, im warmen Shanty zu sitzen, wenn draußen der Schneesturm heult; ja, auch im Winter ist es schön. Herrlich aber ist der Frühling, der die Prairie in einen Blumenteppich verwandelt."

      Paul staunte; denn in dieser Einöde auch den Winter über zu hausen, schien ihm undenkbar, und noch dazu in