Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Bettina Fahrenbach Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740934880
Скачать книгу
und an den hab ich auch gar nicht gedacht. Sondern eher an diesen Hollywood-Schauspieler … Ich komme im Moment nicht auf seinen Namen, aber das ist auch wurscht … Du wirst es schon richtig machen, und wenn du dabei Unterstützung brauchst …«

      Bettinas Lachen ließ ihn den begonnenen Satz abbrechen.

      »Eine furchtbare Vorstellung«, sagte sie, »der arme Jan als der Angeklagte vor einem Tribunal … Nö, danke, Brüderchen, das mach ich schon allein. Und es ist für alle Beteiligten wirklich gut, dass der Spuk so rasch wie möglich beendet sein wird. Ich weiß nicht genau, wann Jan auf dem Hof sein wird, es wäre wohl besser, wenn ihr …«

      Diesmal unterbrach Thomas sie.

      »Es trifft sich gut, Jörg und ich haben morgen ohnehin etwas vor.«

      »Ach, und was?«

      »Jörg will dir ein neues Segelboot kaufen, und wir wollen zu einer Werft fahren, die die besten Boote baut.«

      »Was soll denn dieser Unsinn? Ich habe ein Boot.«

      »Hast du«, bestätigte Jörg. »Aber das gab es schon als wir noch Kinder waren. Weißt du, wie viele Bootsgenerationen inzwischen gebaut wurden mit sehr viel mehr Technik und Komfort?«

      »Mir reicht das Boot, es erfüllt absolut meine Bedürfnisse«, bemerkte Bettina. »Wenn ich irgendwann mal ein neues Boot haben möchte, werde ich mir eines kaufen.«

      »Du bist eine hervorragende Seglerin, dieser olle Kahn kann deine Bedürfnisse überhaupt nicht erfüllen, der ist keine Herausforderung an dein Können.«

      »Aber ich …«

      Wieder unterbrach Thomas sie.

      »Tini, dein Bruder will dir ein Boot schenken, nimm es doch einfach an.«

      »Weißt du, was so ein Boot kos­tet?«, fragte sie ihn.

      »Ja, das kann sehr teuer sein.«

      »Eben, und deswegen …«

      »Tini, du hast sehr viel für deinen Bruder getan. Du hast dafür gesorgt, dass Chateau Dorleac wieder schwarze Zahlen schreibt. Du hattest die Idee mit den Zusatzverkäufen in dem neu eingerichteten Laden, und du hast vor allem verhindert, dass, wie Jörg es ja eigentlich wollte, das Anwesen verkauft wird. Er will sich erkenntlich zeigen, und so nimm doch, verflixt noch mal, auch mal ein Geschenk an. Du bist großzügig, verteilst, machst Geschenke. Warum kannst du nicht mal selbst eines annehmen?«

      Tom hatte recht, sie hatte damit wirklich ein Problem. Es fiel ihr so sehr viel leichter Geschenke zu machen als welche anzunehmen. Und ein neues Segelboot? Wenn sie ganz ehrlich war, hatte sie manch sehnsuchtsvollen Blick auf die schnittigen Boote geworfen, die auf dem Bad Helmbacher See kreuzten.

      »Also gut«, sagte sie. »Aber ihr kauft doch nicht direkt? Wenn ich schon ein so tolles Geschenk bekomme, möchte ich es schon mit aussuchen. Aber die Vorauswahl, die könnt ihr schon treffen, denn davon versteht ihr mehr als ich … Danke, Jörg. Aber nötig ist es …«

      Jörg hielt ihr einfach den Mund zu und erstickte das Wörtchen »nicht«, das sie noch hatte aussprechen wollen.

      »Kommst du noch mal mit rein?«, wollte Thomas wissen. »Wir wollten bei Linde noch was trinken.«

      Bettina schüttelte den Kopf.

      »Nein, tut mir leid … Ich muss noch mal hoch in die Destille.« Sie wollte den beiden Männern jetzt nicht sagen, dass Linde grässlich drauf war, weil sie von, wie Bettina fand, vollkommen unnötiger Eifersucht gequält wurde. Und das nur, weil es im Krankenhaus für einige Zeit eine Ärztin gab, die auf den klangvollen Namen Genevieve hörte.

      Den beiden Männern gegenüber würde Linde sich nichts anmerken lassen, im Gegenteil, sie würde mit ihnen, wie man es von ihr gewohnt war, scherzen. Linde war Geschäftsfrau durch und durch, die Geschäft und Privatleben fein säuberlich voneinander trennen konnte.

      »Schade«, sagte Jörg, »aber Geschäft geht vor. Wir sehen uns dann später. Lange bleiben wir auch nicht.«

      Thomas drückte sie an sich, küss­te sie zärtlich, dann ließ er sie los und flüsterte ihr ins Ohr: »Habe ich dir schon gesagt, wie sehr ich dich liebe?«

      Sie wurde rot, das bekam Jörg zum Glück nicht mit, denn der war schon die Treppen zum Eingang hinaufgestürmt.

      »Ich liebe dich auch …, bis später, mein Schatz«, erwiderte Bettina, dann sah sie ihm nach, wie auch er in den Gasthof ging.

      Er sah fabelhaft aus, ihr Tom, aber das war es nicht, worauf es ankam. Sie würde ihn auch lieben, wenn er klein und verwachsen wäre.

      Tom hatte eine wunderbare Seele, ja, die hatte er, und das war es, worauf es ankam.

      Sie setzte sich wieder in ihr Auto, als ihr Blick zufällig auf das auf dem Beifahrersitz liegende Handy fiel, bekam sie Kopfschmerzen, weil sie gleich wieder an Jan denken musste.

      Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie startete, und nachdem sie den Marktplatz hinter sich gelassen hatte, fuhr sie nicht in Richtung Fahrenbach-Hof, sondern schlug den Weg ein, der zur kleinen Kapelle führte. Es zog sie förmlich dorthin, aber das war auch kein Wunder.

      Bettina liebte die kleine Kapelle, hatte sie schon als Kind geliebt, und nichts war für sie schöner, als dort zu verweilen.

      Es war für sie fast schon wie Meditation, sich einfach still hinzusetzen und sich dem unvergleichlichen Charme, der nicht zu beschreibenden Atmosphäre in der Kapelle hinzugeben. Ganz besonders anheimelnd war es, wenn das Licht der Sonne sich in den bunten Scheiben brach und bizarre Muster auf den altersdunklen Terrakottaboden warf. Der schlichte Altar war immer mit frischen Blumen geschmückt, und es brannten auch fast immer Kerzen. Die meisten, das musste sie zugeben, brannte allerdings sie ab – um sich etwas zu wünschen, aber auch um Dankbarkeit zu zeigen. Oder einfach nur so, weil es schön war, in das Licht der Kerzen zu schauen, die sich flackernd oder aber ganz ruhig in das Wachs fraßen.

      Bettina parkte ihr Auto auf dem unterhalb der Kapelle dafür vorgesehenen Parkplatz und legte die letzten Meter hinauf zu Fuß zurück. Vorbei an dem munter dahinplätschernden kleinen Bach, der es eilig hatte, hinunter ins Tal zu kommen, um sich mit dem träge dahinfließenden Fluss zu vereinen.

      Die Hortensien sahen in diesem Jahr besonders schön aus, und sie blühten in einer üppigen, geradezu verschwenderischen Pracht.

      Bettina blieb für einen Augenblick stehen, um dieses Bild in sich aufzunehmen, das sie immer wieder entzückte. Es war beinahe so ein Gefühl, wie sie es immer hatte, wenn sie vom Fluss durch die Felder hinauf zum Fahrenbach-Hof ging. Auf einem Weg, der eigentlich keiner war, sondern nur aus lauter Gewohnheitsrecht entstanden war.

      Da war sie auch so glücklich, dass es sie vor lauter Freude und Glück fast zerriss, wenn sie die imposante Hofanlage in ihrer ganzen Pracht vor sich sah und es noch immer nicht fassen konnte, dass dieser großartige Besitz ihr gehörte. Dass ausgerechnet sie die Tradition der Fahrenbachs fortsetzen durfte, die nicht nur diesen herrlichen Hof erbaut, sondern dem Dorf auch seinen Namen gegeben hatten.

      Und einer ihrer Vorfahren hatte die Kapelle erbauen lassen, für seine Familie, aber auch für die Dorfbewohner, die in der Kapelle heirateten, ihre Kinder taufen ließen, in der aber auch die Trauerfeiern für ihre Toten stattfanden.

      Bettina ging weiter, drückte die schwere, reich verzierte Eichentür nieder, die sich leicht quietschend öffnete.

      Wie vergesslich sie doch war!

      Wie oft hatte sie sich vorgenommen, Arno zu bitten, einmal nachzusehen und die Tür zu ölen. Aber diesmal würde sie sich einen Knoten ins Taschentuch machen.

      Die Kapelle war leer, aber als Bettina sich auf ihre angestammte Bank setzte, sah sie, dass schon Besucher da gewesen waren, denn es brannten einige Kerzen.

      Es kamen nicht nur die Dorfbewohner her, sondern auch Wanderer, wenn sie des Weges kamen, und fast alle ihrer Gäste aus dem ehemaligen Gesindehaus besuchten die Kapelle, dafür sorgte Leni schon, die sie ihnen in