DIE ÜBERLEBENDEN (The End 7). G. Michael Hopf. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: G. Michael Hopf
Издательство: Bookwire
Серия: The End
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958353466
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lange«, erwiderte Autry. Er hatte immer noch den für ihn typischen Bart und kurz geschorene Haare, die jedoch über die Jahre hinweg nicht braun geblieben, sondern grau geworden waren. Abgesehen davon war Autry stattlich gealtert, nach wie vor groß und schlank mit muskulösem Körperbau.

      »Gut siehst du aus, mein Freund. Die Zeit hat dir kein bisschen geschadet«, sagte Gordon, während er Autrys jugendliche Figur bestaunte.

      »Ach, übertreib's nicht, sonst deute ich deine Komplimente noch als Anmache«, scherzte Autry.

      John kam zu den beiden und umarmte den Hausherrn. »Schön, dich wiederzusehen.«

      »Meine Rede, meine Rede. Mensch, das ist wie bei einem Klassentreffen.« Autry grinste freudestrahlend.

      Hunter und Sebastian schlenderten herbei.

      Gordon stellte sie vor: »Autry, das sind meine Enkel, Hunter und Sebastian.«

      »Freut mich, euch kennenzulernen«, entgegnete Autry, während er ihnen kräftig die Hände schüttelte.

      »Und diese Schönheit kennst du ja, wie ich weiß«, fuhr Gordon fort, wobei er auf Haley verwies, die sich ein paar Fuß weit zurückhielt.

      »Natürlich. Wie geht es dir, Haley?«, fragte Autry und nahm sie zärtlich in die Arme.

      »Schön, Sie zu sehen, Mr. President«, antwortete Haley gemäß des Protokolls.

      »Lassen wir dieses Gehabe. Nenn mich einfach Autry.«

      »Wenn du darauf bestehst«, erwiderte Haley schüchtern.

      »Bitte kommt rein.« Damit führte Autry sie in das große Haus.

      ***

      Drinnen betrachtete Gordon die prunkvolle Einrichtung.

      »Anscheinend lebst du immer noch auf großem Fuß«, bemerkte er.

      »Man hat seine Höhen und Tiefen, aber wir beide wissen, dass ich nie Probleme hatte, Geld zu machen.« Autry legte einen Arm um Gordons Schultern. Während er seinen alten Freund anschaute, fügte er hinzu: »Ich freue mich riesig, dich wiederzusehen. Das letzte Mal ist ewig her, Mann.«

      »Da hast du recht«, stimmte Gordon zu.

      »Ihr wollt bestimmt etwas trinken, hm?«, bot Autry an.

      »Haben Sie was zu essen?«, fragte Sebastian und schloss zu ihnen auf.

      »Sicher doch«, antwortete Autry.

      »Du hast nichts als Futtern im Kopf«, neckte ihn Hunter.

      Sebastian entgegnete, während er sich den Bauch rieb: »Ein Mann muss zusehen, dass er nicht vom Fleisch fällt.«

      Autry wies jemanden vom Hauspersonal an, etwas zu essen zu bringen, ehe er sich wieder zu Gordon und seinen Begleitern umdrehte. »Hier entlang zum Salon«, sagte er. »Die anderen warten dort.«

      Hunter war gespannt darauf, um wen es sich bei den »anderen« handelte.

      Autry ging vor ihnen her durch einen langen Flur zu einer gut acht Fuß hohen Tür. Er griff nach dem Knauf aus polierter Bronze und drehte daran. Schließlich drückte er beide Flügel auf, streckte einladend einen Arm aus und sagte: »Tretet ein, meine Lieben.«

      Gordon tat es zuerst, gefolgt von Hunter, dann John, Haley und zuletzt Sebastian.

      In dem großen Saal saßen mehrere Männer.

      Als alle eingetreten waren, schloss Autry die Tür.

      Hunter hielt inne, als er seinen Vorgesetzten, den Botschafter sah. »Botschafter Tiller?«

      »Mr. Rutledge, wie nett, Sie zu sehen«, sagte Josh Tiller, der kaskadische Botschafter der Republik Texas.

      »Was machen Sie hier?«, wollte Hunter wissen. Er ging auf ihn zu.

      »Ich bin gekommen, um zu helfen«, antwortete Josh.

      Hunter war geschockt und blieb mit halb offenem Mund stehen.

      Gordon ging im Raum umher und stellte sich den Anwesenden einzeln vor, ehe er sich niederließ. Dann hob er sein Trinkglas und sagte: »Auf die fortdauernde Freiheit unserer beiden Republiken.«

      »Was soll das?«, fragte Hunter nun. Dieses Treffen war ihm nicht geheuer, weil es jetzt den Anschein erweckte, man würde sich hier verschwören, um politische Gegner zu beseitigen.

      Haley lenkte ein: »Hunter, bitte setz dich einfach und lass sie erklären.«

      »Nein, ich kann nicht«, beharrte ihr Sohn. »Was soll das? Es kommt mir nämlich ein bisschen merkwürdig vor.«

      »Ich kann Ihnen versichern, dass es sich nicht um eine außerordentliche Versammlung handelt«, beteuerte Josh.

      »Reden Sie Klartext, bitte«, verlangte Hunter brüsk. Kein Zweifel, so langsam regte er sich auf. Seine persönliche Überzeugung, alles mit Integrität und gemäß den Gesetzen zu erledigen, sträubte sich gegen das, was hier vielleicht vorgeschlagen wurde.

      Gordon warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. »Nimm Platz«, sagte er, »lass dir diesen herrlichen Scotch schmecken, und hör zu, statt drauflos zu plappern.«

      Daraufhin schwieg Hunter und beherzigte Gordons Rat.

      »Ein Gast fehlt noch, sollen wir warten?«, fragte Autry.

      »Nein, wir fangen besser an«, antwortete Josh. »Ich habe ihn über alles ins Bild gesetzt. Diese Leute sind genau informiert, also lassen Sie mich übernehmen.« Er stellte sein Glas ab und begann: »Zunächst möchte ich mich vorstellen. Ich bin Staatssekretär der Republik Kaskadien. Der Gentleman zu meiner Rechten ist Allison McBride, mein Stellvertreter, und ihm gegenüber steht Xavier Gohmert, der Leiter des Internationalen Nachrichtendienstes. Vor drei Wochen haben Grenzbeamte in Südoregon mehrere Personen festgenommen, illegale Einwanderer. Wir haben sie für gewöhnliche Flüchtlinge aus Mittelamerika gehalten, die sich dem kommunistischen Regime dort entziehen wollen, doch als wir sie verhört haben, hat sich einer gesprächsbereit gezeigt und prompt politisches Asyl verlangt – gegen Informationen bezüglich dessen, was seine beiden Begleiter und er vorhatten. Nachdem wir ein paar Formalien geklärt hatten, haben wir ihm abhängig vom Wert seiner Informationen vorübergehendes Asyl gewährt. Zwei Tage lang haben wir ihn gründlich verhört, und was er erzählt hat, ist nahezu unglaublich. Er hat ein gemeinsames Komplott von William Ayers Coleman und der Zentralamerikanischen Volksrepublik aufgedeckt. Sie alle wissen, wer William Coleman ist – der Anführer und demnächst auch Präsidentschaftskandidat der Kaskadischen Volkspartei.«

      Gordon räusperte sich und warf ein: »Außerdem ist er Elizabeth Karens Sohn, womit klar sein dürfte, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt.«

      »Wie Präsident Van Zandt sagte«, fuhr Josh fort, »ist er Elizabeth Karens Sohn – der einzige –, und sie ein ehemaliges Mitglied des Rates der Republik aus der Zeit vor der Konstitution.«

      Hunter blickte Gordon fragend an.

      Josh sprach weiter: »Eine Woche später ist ein vertrauliches Memo eines namenlosen Gesetzesvollzugsbeamten vor Ort auf meinem Schreibtisch in Austin gelandet. Darin beschrieb er ausführlich die Begegnung der Polizei von Austin mit einer Gruppe, die man zunächst für eine lokale Verbrecherbande gehalten hatte. Bei der Durchsuchung ihres Appartements ist man auf zahllose Indizien gestoßen, dass es sich nicht bloß um städtische Kleinganoven handelt, sondern um Handlanger der Zentralamerikanischen Volksrepublik, mit dem Plan, die Regierung in Austin und eine Verbindungsstelle zu uns hier in Olympia zu unterwandern. Abermals ist William Colemans Name neben anderen aus seinem engen Mitarbeiterkreis aufgetaucht.«

      »Eine kommunistische Verschwörung«, murmelte Gordon.

      »Plump gesprochen, ja, genau das ist es«, pflichtete Josh bei.

      »Welchen Plan, glauben Sie, verfolgt Coleman?«, fragte Haley.

      Alle schauten sie an, weil niemand damit gerechnet hatte, dass sie sich zu Wort melden