Puppenhaus und Zinnsoldat. Katrin Unterreiner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Katrin Unterreiner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783902862365
Скачать книгу
den größten Teil meines Taschengeldes für die kleinen gelbroten Büchelchen der eben erst neugegründeten Reclam’schen Universalbibliothek zu verwenden. Mein Vater war von der Entdeckung, daß der neunjährige Bub »Die Räuber« und »Fiesko« las, zwar wenig erbaut, doch war seine Mißbilligung durch kaum verhehlten Stolz erheblich gemildert.54

      Die Offizierstöchter-Erziehungsanstalt

       Eine Berufsausbildung

      Woher kamen diese Gouvernanten, die die Kinder der adeligen und bürgerlichen Oberschicht erzogen? Genossen sie irgendeine Ausbildung? Ja und Nein. Grundsätzlich wurden Frauen im 19. Jahrhundert ausschließlich für die Rolle als Ehefrau und Mutter erzogen. Ihre einzige Bestimmung war rechtzeitig, als unschuldig reines Wesen in den Ehestand zu treten. Eine weiterführende Bildung oder gar Berufsausbildung hielt man unter diesen Umständen für unnötig. Die Schulkarriere der Mädchen umfasste die Grundschulausbildung, die mit dem 15. Lebensjahr endete. Für die, die keinen Ehemann fanden und daher gezwungen waren sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, gab es eigentlich nur den Beruf der Erzieherin, den sie oft ohne fundierte Ausbildung ausübten.

       Vorbereitung auf die Mutterrolle im Mädchenpensionat, um 1910

      Eine anspruchsvollere Ausbildung bot die Offizierstöchter-Erziehungsanstalt, die bereits unter Maria Theresia und Josef II. – mit dem Zweck, Offizierstöchter zu Lehrerinnen und Erzieherinnen auszubilden – gegründet worden war. Die Richtschnur der Erziehung gemäß »Instructionsentwurfe vom 14. Oct. 1775« lautete:

      Die allermildeste Absicht Ihrer Majestät ziehlet hauptsächlich dahin ab, damit eine Anzahl von dürftigen Militär-Offizierstöchtern vorzüglich in den wahren Glaubensgründen, in der Andacht, in der Furcht Gottes und in christlichen und anständigen Sitten auferzogen, im Lesen, Schreiben und Rechnen noth-dürftig unterrichtet, in den ihrem künftigen Berufe angemessenen weiblichen Handarbeiten, in der häuslichen Wirtschaft und in der Kücherei angewiesen und geübt, folgbar auch zur dereinstigen Erwerbung ihrer erforderlichen Nahrung und zur Führung ihrer eigenen Haushaltung geschickt und fähig gemacht werden.55

      Die Leitung des Institutes wurde einer Oberaufseherin übertragen, einer Offizierswitwe, die neben Fähigkeiten in Handarbeit und Haushaltsführung auch der französischen Sprache mächtig sein sollte. Besucht werden konnte die Schule von den Töchtern verwitweter Offiziere oder jenen von Offizierswitwen. Aufgenommen wurden die Mädchen ab ihrem fünften Lebensjahr, sobald sie in der Lage waren, sich selbstständig an- und auszukleiden.

      Die Ausbildung war hart, der Tagesablauf der Schülerinnen streng geregelt und lang. Im Sommer wurde um fünf Uhr aufgestanden. Die Mädchen hatten nun eineinhalb Stunden Zeit, sich selbst anzuziehen und dafür zu sorgen, dass zwei kleinere, ihnen anvertraute Mädchen ebenfalls rechtzeitig für das Morgengebet um halb sieben fertig waren. Dies beinhaltete die Pflege der Wäsche und Kleidung und bedeutete gegebenenfalls Löcher zu flicken und Strümpfe zu stopfen. Blieb den älteren Mädchen noch Zeit, konnten sie sich auf den Unterricht vorbereiten, oder eines der acht Klaviere zum Üben nützen.

      Nach dem Morgengebet begab man sich im Sommer in den Garten, um dort »lustwandelnd« die Aufgaben zu lernen. Um acht Uhr gab es Frühstück, um halb neun Uhr wurde die Messe besucht, von neun bis zwölf Uhr gab es Unterricht. Um zwölf Uhr eine halbe Stunde Erholung im Garten, dann Mittagessen. Danach wieder Erholung im Garten, für die Kleinsten bis fünfzehn Uhr, für die Größeren bis vierzehn Uhr, dann eine Arbeitsstunde. Von fünfzehn bis siebzehn Uhr Lernstunden, dann Jause und Freistunde. Je nach Jahreszeit fanden im Anschluss Spaziergänge statt. Im Sommer: »Souper um 8 Uhr abends, im Hochsommer auch um 9 Uhr. Danach gemeinsames Abendgebet und um ½10 Uhr oder 10 Uhr Bettruhe«. Die Mädchen hatten also durchschnittlich einen 17 Stunden Tag zu bewältigen.

      Im Winter wurde erst um 7 Uhr aufgestanden und um 9 Uhr schlafen gegangen.

      Die Verpflegung war gut und reichlich: Frühstück: Kaffee und Semmel Mittag: Suppe, Rindfleisch mit Sauce und Gemüse mit einer Einlage. Zweimal die Woche statt letzterem Mehlspeise. An Sonn und Feiertagen Braten mit Salat. Jause: Semmel, Kipfel oder einen Wecken nach ihrer Wahl und am Sonntag und Donnerstag frisches oder getrocknetes Obst dazu. Nachtmahl: Suppe und noch eine Speise. An großen Feiertagen, sowie Namenstagen Ihrer Majstäten und der Vorsteherinnen kommen zu dieser gewöhnlichen Kost gewisse Leckerbissen als Torte, Backwerk, Südfrüchte u. dgl., worauf Kinder so viel halten.56

      Die Mädchen wurden regelmäßig einer ärztlichen Kontrolle unterzogen.

      Mit zwanzig Jahren war die Ausbildung abgeschlossen und die Obervorsteherin versuchte, den Mädchen eine geeignete Stelle zu verschaffen. Die Aufzeichnungen über die Schulabgängerinnen zeigen, dass der Großteil der Mädchen als Erzieherin an adelige Familien vermittelt wurde, einige kehrten zu ihren Vätern zurück, um ihnen den Haushalt zu führen und einige wenige wurden mit dem Vermerk »zur Erzieherin nicht geeignet« entlassen.

      Der Verdienst für eine Erzieherin die Musikkenntnis hatte: Für eine Anfängerin vierhundert Kronen Conventionsmüntze im Jahr später fünf- bis sechshundert Kronen Conventionsmüntze.

      Der Musik unkundige Erzieherinnen verdienen dreihundert oder zweihundertfünfzig Kronen, manchmal nur zweihundert Kronen.

      Die Erzieherinnen blieben auch nach ihrem Abgang mit der Obervorsteherin des Institutes in Kontakt, die auch gegebenenfalls eine neue Arbeitsstelle vermittelte, falls es Probleme gab. Auch konnten die Mädchen, wenn sie ihre Anstellung verloren, zwischenzeitlich Unterkunft im Institut finden. Die ehemaligen Zöglinge des Institutes waren nach einer Arbeitszeit als Erzieherin von sechs Jahren pensionsberechtigt.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgEARgBGAAD/4SrJRXhpZgAATU0AKgAAAAgACgEOAAIAAAATAAAAhgESAAMA AAABAAEAAAEaAAUAAAABAAAAmQEbAAUAAAABAAAAoQEoAAMAAAABAAIAAAExAAIAAAAbAAAAqQEy AAIAAAAUAAAAxJybAAEAAAAmAAAA2OocAAcAAAgMAAAA/odpAAQAAAABAAAJDAAAEahjX2ZlX2tp bmRoZWl0LmluZGQAAAAARgAAAAEAAABGAAAAAUFkb2JlIFBob3Rvc2hvcCBDUyBXaW5kb3dzADIw MTM6MDU6MTQgMTE6MDE6NDkAYwBfAGYAZQBfAGsAaQBuAGQAaABlAGkAdAAuAGkAbgBkAGQAAAAc 6gAAAAgAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA