Wir Seezigeuner (Abenteuer-Klassiker). Robert Kraft. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Robert Kraft
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075836182
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dadurch zeichneten sie sich vorteilhaft aus, daß sie ganz einfache Uniformen trugen, nach nordamerikanischem Muster, ohne Orden und Goldtressen und anderem Klimbim.

      Wäre es eine spanische Kolonie gewesen, so wäre ich hier ganz anders empfangen worden, hinwiederum wäre ein jugendlicher Seeheld, der zum ersten Male nach der Pfefferküste kam, wohl äußerst enttäuscht gewesen. Denn mit ›nackt und im Fracke und Goldringe in der Nase und einen Papagei auf der Schulten gab es hier eben nichts.

      Ich war gespannt, was denn Karlemann zu diesen ›Wilden von der Pfefferküste‹ sagen würde. Vorläufig sahen wir seine Jacht noch draußen herumkreuzen.

      In der Kajüte erzählte ich den Herren bei einer Flasche Champagner und den besten Delikatessen von meinem Abenteuer. Etwas kam das afrikanische Blut oder vielmehr der nordamerikanische Nigger doch zum Vorschein.

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      »Hehe, o Golly!! erklang es in einem fort, und das eine schwarze Offizierchen fing in meiner Kajüte gleich Step zu tanzen an, spuckte in die Hände und klatschte sich dabei auf sein Hinterteil.

      Dann ging es hinüber auf das holländische Schiff. Ich habe zu erwähnen vergessen, daß sich Dr. Selo während der Fahrt zweimal hinüberbegeben hatte, um einige Verbände anzulegen. Sonst war alles bei bester Gesundheit, die Nigger hatten sich rund gefressen wie die Made im Käse – es war auch besonders viel holländischer Käse vorhanden – und ich merkte nur zu deutlich, wie ungern sie dieses Schlaraffenschiff verließen, um in der Freiheit wieder Hirse und dergleichen kauen zu müssen.

      Ebenso interessierten sich meine Begleiter viel mehr für das holländische Schiff als für ihre befreiten Landsleute. Ich drängte zur schleunigen Rückkehr; denn ich selbst konnte es vor Gestank nicht mehr aushalten.

      Wieder in meiner Kajüte, wurde das Protokoll aufgenommen.

      Noch hiermit beschäftigt, erschien ein anderer schwarzer Offizier, dieser sehr reichlich dekoriert, wenn auch ohne Orden. Er stellte sich mir als der persönliche Adjutant des Präsidenten vor. Ob ich heute mittag dessen Gast sein könne.

      Als hohe Ehre angenommen. Aber bitte hier – Lady Blodwen von Leytenstone. Na, selbstverständlich, die konnte auch mitkommen.

      Die Schwarzen wurden ausgeladen – ich hatte keine Zeit, mich darum zu kümmern – dann mußte ihr bisheriges Schiff wegen seines gräßlichen Gestankes weiter hinaus auf Reede gebracht werden, noch ehe gesäubert wurde, und unterdessen hatte sich ganz unbemerkt die Senorita mit all ihrem Gepäck an Land begeben. Mir desto lieber!

      Gegen Mittag, wieder angemeldet, kam eine Equipage, nichts zu wünschen übrig lassend, die mich und Blodwen zum Präsidenten abholte.

      Das schwarze und braune Volk bildete auf den Straßen Spalier, wedelte mit Lappen und Sonnenschirmen und Hüten, schmiß uns mit Blumen und schrie ›hip, hip, hurra!‹ und noch lieber ›Yambo, yambo!‹«

      Es waren recht ansehnliche Straßen, nicht etwa die Gassen eines Negerdorfes, manchmal sogar mit pompösen Schaufenstern, und die Villa, vor der die Equipage hielt, konnte recht gut Anspruch auf den Namen eines kleinen Palastes machen.

      Nun wolle der Leser mir altem Seebären nicht zumuten, daß ich viel von Empfangskomplimenten schreibe. Ich bin, wer ich bin, und ich habe mir zeit meines Lebens verteufelt wenig daraus gemacht, ob der andere Schneeschipper oder der Fürst von Ixenhofen ist.

      Kurz und gut, ich lernte in dem alten Knasterbart von Präsidenten einen ganz vernünftigen Mann kennen, in dessen Familie, aus einem ganzen Haufen von Kindern und Kindeskindern bestehend, ich mich wie zu Hause fühlte, und das Essen war auch sehr gut.

      Ich mußte natürlich erzählen, Präsident Hilarion toastete auf mich, ein Offizier auf die Lady Blodwen, dann hielt ich eine Rede, daß ich dachte, alle diese schwarzen Herren und Damen wollten sich die Ohren abbeißen, und dann machte ich mit dem Präsidenten gleich ein Geschäft ab.

      Die Zeit war nahe, da Blodwen von ihrem gerichtlichen Vormund ihre vierteljährliche Rente zu fordern hatte, was also auf einem unter englischer Flagge segelnden Schiffe geschehen und behördlich beglaubigt werden mußte, allerdings nur von einem Konsul oder Bürgermeister oder Dorfschulzen; aber ein echter, international anerkannter Präsident einer Republik war mir doch lieber.

      Ich hatte den Präsidenten beim Rockknopf genommen, ihn zur Seite gezogen und ihm über meine Begleiterin einige Aufklärungen gegeben, und dann nahm ich ihn noch fester beim obersten Knopfe und sagte:

      »Hören Sie, mein lieber Präsident Hesekiel Hilarion, können Sie das nicht gleich selber machen?«

      Ich glaube, dieser Neger hatte viel mehr Lebenserfahrung, war im Salon viel gewandter als ich ungeschlachter Lümmel. Er lächelte so eigentümlich – so wie noch manch anderer mit weißer Haut über mich heimlich gelächelt hat.

      Aber jawohl, herzlich gern – wenn ich erlaubte, würde er mich heute nachmittag an Bord besuchen.

      »Da habe ich doch gar nichts zu erlauben, ich bitte Sie doch erst darum,« mußte ich feiner Bengel nun erst wieder sagen, und dabei zog ich eine Platte Kautabak aus der Tasche und biß ein herzhaftes Stück davon ab.

      »Primen Sie auch, Herr Präsident?«

      »O ja, ab und zu …«

      »Hier, beißen Sie sich ein Stück ab – echter Overwater, die Platte drei Shilling – oder nehmen Sie nur gleich die ganze Platte, ich habe einen halben Zentner mit. Ja, ’s Rauchen könnt’ ich lassen: aber ’s Primen nicht. Ich muß sogar beim Schlafen immer einen mang die Kusen haben.«

      Wir schieden als die besten Freunde. Sollten wir auch nicht! Wir hatten doch zusammen die Friedenspfeife geprimt.

      Gegen vier Uhr kam die ›Farewell‹ angesegelt, ohne Hilfe, und es waren die tüchtigsten Matrosen unter dem besten Kommando, das Dingelchen schwamm wie eine Ente an den Kai und lag im Nu mit gerefften Segeln an der ihr zugewiesenen Stelle fest.

      Ich kam nicht dazu, mich hinzubegeben oder auch nur Karlemann zu sprechen; denn schon erschien wiederum ein Adjutant, welcher die Ankunft des Präsidenten meldete, und zwar in Begleitung von Kididimo, Makosso von Aschanti, welcher mein Schiff zu besichtigen wünsche.

      Mir kam es vor, als ob die um den Häuptling rechten Sums machten, schon an der Tafel des Präsidenten hatte ich es bemerkt, hatte aber den Häuptling selbst nicht zu sehen bekommen.

      »Was für ein großes Tier ist denn das?« fragte ich den Adjutanten.

      »O, das ist ein Makosso!«

      »Ein Makosso?«

      »Ein Fürst!«

      »Ein Fürst von so einem Negerdorf?«

      »O nein!«

      Ich konnte mir so einen Negerfürsten nicht anders vorstellen, als bekleidet mit einem Schleppsäbel, Seestiefeln, Manschetten und Zylinder, dazu vielleicht noch mit einer Badehose. Ich war nämlich schon einmal in dieser Gegend gewesen, nur nicht gerade hier, und in derartigem Paradeanzuge hatte sich mir bereits einmal solch ein echter Negerkönig präsentiert.

      Eben fuhr eine geschlossene Equipage vor, alles war zum Empfang der schwarzen Majestäten bereit, als noch Karlemann ankam, lustig pfeifend wie ein Bäckerjunge und dreckig wie ein Feuerrüpel.

      Ich hatte keine Zeit mehr, ihn wegen seiner Jacht zu fragen; denn schon entleerte sich die Equipage ihres Inhaltes.

      Alle Wetter, da hatte ich mich aber grimmig geirrt! Das war kein solch ewig besoffener Negerhäuptling mit Schleppsäbel und Zylinder, am rechten Fuße einen Reitstiefel, am linken einen abgelegten Filzpantoffel – das war ein ganz waschechter, noch nicht so greulich von einer halben Kultur beleckt, das war sogar jeder Zoll ein schwarzer König, wie ich ihn hier in Liberia gar nicht mehr zu sehen erwartet hätte.

      Eine tiefschwarze, hohe, herkulisch gebaute Gestalt, das finstere Antlitz mit den kühnblickenden Augen erhielt durch eine weiße Tätowierung noch einen besonderen