»Sie haben selbstverständlich recht, Sir«, gab der Butler zurück, »leider überschlugen sich die Ereignisse, wie man so treffend umschreibt. Sie dürfen keineswegs vergessen, daß meine bescheidene Wenigkeit unentwegt von den Gangstern herumgehetzt wurde.«
»Zu einem Amt bei der Polizei hätte es aber reichen müssen. Weiß sie überhaupt Bescheid?«
»Noch nicht. Vorher wollte ich mir erlauben, Sir, mit Ihnen Rücksprache zu nehmen.«
»Moment mal, lassen wir uns das festhalten«, sagte Leighton jetzt eindringlich, »die Polizei weiß also nichts von der Schlacht unten in der Färberei? Sie weiß nichts von Steve Morgan?«
»Hoffentlich verhielt ich mich richtig, daß ich dies bisher nicht meldete«, gab der Butler zurück. »Aber dieses Versäumnis läßt sich ja leicht nachholen. Sollte ich jetzt und hier anrufen? Was meinen Sie, Sir?«
»Warten Sie, Mister Parker«, sagte Leighton hastig, als Parker nach dem Telefonhörer greifen wollte, »warten Sie? Jetzt kommt es auf eine Minute mehr oder weniger auch nicht mehr an. Ich muß erst mal nachdenken... Wenn sich herausstellt, daß mein Vormann tatsächlich ein Gangster ist, dann kann ich meinen Laden schließen, verstehen Sie? Dann traut man auch mir und meiner Firma nicht mehr.«
»Diese Ihre Überlegungen, Sir, waren mit ein Grund dafür, warum ich bisher schwieg«, erwiderte der Butler, »eine unbedachte und vorschnelle Information kann leicht gewisse Konfusionen hervorrufen. Darf ich fragen, ob Ihnen bekannt ist, wo Mister Steve Morgan sich zur Zeit aufhält?«
»Na, ich denke, er kontrolliert meine Arbeitsgruppen.«
»Sind sie sicher?«
»Bisher hat das auf jeden Fall immer geklappt, Parker.«
»Reinigen Sie unter anderem auch die Gebäude hiesiger Flugzeugfirmen, Sir?«
»Na klar, das sind unsere dicksten Brocken im Geschäft. Wir übernehmen die Innen- und Außenreinigung, wenn Sie das meinen.«
»Darf ich fragen, Sir, was Sie unter dem Betriff der Innenreinigung verstehen?«
»Wir säubern die Fenster, die Böden, kurz, alle Büros werden von uns im regelmäßigen Rhythmus auf Hochglanz gezaubert.«
»Eine etwas überraschende Frage vielleicht, Sir. Ist Ihnen der Name Glenn Hastings vielleicht näher bekannt?«
»Glenn...? Aber selbstverständlich. Wir haben uns oft im Jachtklub gesehen.«
»Sie waren näher mit ihm befreundet?«
»Doch, das kann man wohl sagen... Schade, daß ich an seiner Beerdigung nicht teilnehmen konnte. Ich war einfach zu beschäftigt. Ich bin sicher, Glenn nimmt mir das nicht übel. Oder, hätte mir das nicht übelgenommen. Leben und Tod, das sind zwei verdammt verschiedene Dinge!«
»Eine durchaus treffende Bemerkung«, sagte Parker und nickte todernst, »war Ihr Vormann Steve Morgan ebenfalls mit Glenn Hastings bekannt?«
»Sie haben sich mal draußen im Jachthafen gesehen. Ja, ich bin sicher. Morgan kontrolliert auch dort Reinigungstrupps. Sie müssen wissen, wir polieren auch Boote und Jachten auf. Ich hab’ dort sogar eine Zweigniederlassung.«
»Darf ich unterstellen, daß es sich dabei um Penters-Bootsschuppen handelt?« erkundigte sich Parker. Er witterte sofort Zusammenhänge.
»Tatsächlich, stimmt! Diese Firma habe ich vor knapp einem Jahr übernommen. Läßt sich sehr gut an. Aber warum erkundigen Sie sich danach?«
»Aus Gründen, die ich Ihnen, wenn Sie erlauben, erst später erklären möchte, Sir. Noch eine Frage, die in Ihren Ohren vielleicht ausgesprochen banal oder dumm klingen wird.«
»Fragen Sie ruhig! Ich habe nichts zu verbergen.«
»Fahren Sie einen kleinen italienischen Sportwagen?«
»Ja, aber ist das so außergewöhnlich? Ich verstehe Ihre Frage nicht.«
»Fuhr auch Mister Glenn Hastings solch einen oder ähnlichen Wagen?«
»Nein, das weiß ich ganz genau. Glenn fuhr einen Mustang.«
»Und Miß Susan Clearborn? Welchen Wagen pflegt sie zu fahren, Sir?«
»Susan? Ich meine, Miß Clearborn?«
»Sie kennen Miß Clearborn, Sir?«
»Natürlich. Wir waren sogar einmal sehr gut miteinander befreundet, bis Glenn kam und mehr Glück hatte als ich.«
Leighton redete leichthin, doch er war ein schlechter Schauspieler. Parker hörte deutlich heraus, daß Leighton es selbst jetzt noch nicht verwunden hatte, daß Susan Clearborn sich seinerzeit für Glenn Hastings entschieden hatte!
Es war dunkel geworden.
Josuah Parker saß in seinem hochbeinigen Monstrum und fuhr zurück ins Hotel. Er wollte dort auf seinen jungen Herrn warten und mit ihm Gedanken austauschen. Parker hoffte, daß Anwalt Rander einige wichtige Auskünfte mitbrachte. Er war ja unterwegs, sich noch einmal mit Richard Hastings gründlich auseinanderzusetzen. Ob solch eine Unterhaltung allerdings etwas erbrachte, mußte sich erst noch zeigen.
Parker war sich bewußt, daß durch den Inhaber der Reinigungsfirma ein neuer Akzent gesetzt worden war. Leighton hatte sich plötzlich in den Vordergrund geschoben. Er konnte durchaus der geheimnisvolle Chef sein, für den Steve Morgan mordete.
Da war die Sache mit der Reinigung.
Leightons Arbeitsgruppen arbeiteten also auch in Flugzeugwerken. Und gerade in diesen Betrieben waren geheime Unterlagen gestohlen worden. Sehr sach- und fachkundig.
Wer hatte eine bessere Möglichkeit, sich in aller Ruhe mit Stahl- oder Panzerschränken zu befassen als solch eine Reinigungskolonne? Wer konnte unauffälliger arbeiten?
Die beiden FBI-Beamten waren leider sehr zurückhaltend gewesen und hatten sich nur-auf allgemeine Hinweise beschränkt. Mit näheren Details hatten sie nicht dienen können. So wußte Parker nicht, wie man an die geheimen Konstruktionsunterlagen herangekommen war. Er wußte noch nicht einmal, ob man Panzerschränke einfach geknackt hatte. Es war zu spät, darüber jetzt noch Ermittlungen anzustellen. Vielleicht waren diese Einzelheiten auch gar nicht so wichtig. Schließlich ging es nach wie vor darum, warum die Ermittlungen in Sachen Glenn Hastings so hartnäckig gestört wurden.
Zwei Männer galt es jetzt noch zu suchen. Steve Morgan und dessen Chef, der sein Gesicht bisher nicht gezeigt hatte. Mochte dieser maskierte Mann Glenn Hastings oder Leighton heißen, das war im Grund völlig gleichgültig. Es galt nur, diese beiden Männer an einer Flucht zu hindern. Daß mit solch einer Flucht zu rechnen war, lag für den Butler auf der Hand. Falls diese beiden Gangster sie nicht schon ergriffen hatten, womit ohne weiteres zu rechnen war.
Parker hatte das Hotel fast erreicht, als ihm ein Gedanke kam. Dieser Gedanke hing mit der Tatsache zusammen, daß Leighton auch der Besitzer des Bootsschuppens war. Gab es hier einen engeren Zusammenhang?
Josuah Parker wendete den Wagen und fuhr zurück. Sein Ziel war jetzt der Jachthafen von Santa Monica. Parker hatte das sichere Gefühl, daß seine Anwesenheit dort dringend erforderlich war. Er nahm sich noch nicht einmal die Zeit, seinen jungen Herrn zu verständigen oder Nachricht für ihn zu hinterlassen. Dazu war am Jachthafen immer noch Zeit.
Er brauchte weit über dreißig Minuten, bis er den Jachthafen erreicht hatte. Parker ließ sein hochbeiniges Monstrum auf einem der vielen Parkplätze stehen und ging zu Fuß weiter. Würdevoll und gemessen wie ein Haushofmeister schritt er dann zu den Piers hinunter und nahm Platz auf einer Bank.
Er schaute zu den festgemachten Jachten hinüber.
Boot auf Boot kam von See her und lief ein. Die diversen Jachten wurden festgemacht. Es herrschte ein respektabler