»Also gut, legen wir unsere Karten auf den Tisch«, sagte Barrings. »Wir sind Ihrer Meinung! Uns beschäftigt auch ein bestimmter Verdacht. Ist es wirklich sicher, daß Glenn Hastings tot ist? Gewiß, seine Leiche wurde schließlich von seinem Vater identifiziert, aber was beweist das schon. Glenn Hastings war nach der Anlandung in einem Zustand, der eine genaue Identifikation fast unmöglich machte. Wir mußten uns auf das Zeugnis von Mister Richard Hastings verlassen.«
»Es ist durchaus möglich, daß Glenn Hastings noch lebt«, sagte nun auch Localli. Dann wandte er sich an Parker und fügte hinzu: »Haben Sie etwas in dieser Hinsicht festgestellt?«
»Ich muß Sie leider enttäuschen«, antwortete Josuah Parker, »meine bescheidene Aufmerksamkeit richtete sich auf die Familienverhältnisse der Hastings. Um offen zu sein, Sir, es dürfte da eine interessante Verbindung zwischen Mrs. Hastings und dem Sekretär Roy Atkins geben. Mehr möchte ich schon aus Gründen der Diskretion nicht zu diesem Thema sagen!«
»Sie haben den Namen Steve Morgans ja schon wieder unterschlagen«, sagte Mike Rander, nachdem Barrings und Localli gegangen waren.
»Ich fürchte, Sir, meine Vergeßlichkeit wird von Tag zu Tag immer stärker ».
»Sie wollen Barrings und Localli den Fall vor der Nase wegschnappen, oder?«
»Keineswegs, Sir... ich möchte nur gewissen Gangstern beweisen, daß es ihnen nicht gelingt, mir Sand in die Augen zu streuen.«
»Woran glauben Sie denn nun?« erkundigte sich Mike Rander, der neben seinem Butler im hochbeinigen Monstrum saß. »Lebt Glenn Hastings noch? Ist seine angebliche Leiche unterschoben worden? Wurde Glenns Vater geschickt getäuscht? Oder ist Glenn Hastings irgendwie doch umgebracht worden, wie sein Vater annimmt?«
»Um das zu ergründen, Sir, bedarf es noch einiger Ermittlungen. Mir scheint, daß Mister Richard Hastings noch nicht richtig begründet hat, warum er an einen Mord glaubt. In dieser Hinsicht verhielt er sich für meine bescheidenen Begriffe äußerst zurückhaltend.«
»Na schön, ich werde Richard Hastings noch mal gründlich abklopfen«, versprach Anwalt Rander. »Und was werden Sie tun, Parker?«
»Wenn Sie erlauben, möchte ich noch einmal die Räume der ›Cleaning-Brothers‹ besuchen.«
»Das ist doch Wahnsinn«, sagte Mike Rander aufgebracht. »Sie müssen damit rechnen, daß Steve Morgan dort ist.«
»Ich glaube nicht, Sir. Mister Morgan muß damit rechnen, daß die Abenteuer, die Sie und meine bescheidene Wenigkeit in dieser Firma erlebten, der Polizei inzwischen bekannt sind. Meiner Ansicht nach kann er sich dieses Risiko nicht leisten. Ich möchte annehmen, daß mein Besuch vollkommen harmlos verläuft.«
»Na schön, des Menschen Wille soll ja bekanntlich sein Himmelreich sein«, erwiderte Mike Rander lächelnd, »sollten Sie aber verschwinden, weiß ich wenigstens, wo ich Sie suchen kann.«
Josuah Parker ließ seinen jungen Herrn an einem Taxistand aus dem Wagen, verabschiedete sich ungemein höflich von ihm und fuhr dann auf dem schnellsten Weg zur Firma der »Cleaning-Brothers«, deren Kellerräume er ja zumindest ausgezeichnet kannte.
Es war Nachmittag geworden.
Parker stellte seinen Wagen auf dem ihm bereits bekannten Parkplatz ab, der um diese Zeit noch dicht gefüllt war. Dienstschluß war erst in anderthalb Stunden.
Beim Pförtner erkundigte Josuah Parker sich nach Steve Morgan.
»Der ist meist im Außendienst«, war die Antwort, »Mister Morgan leitet und kontrolliert die Reinigungstrupps.«
»Reinigungstrupps?« fragte Parker gedehnt, als könne er sich darunter nichts vorstellen.
»Na ja, unsere Trupps reinigen Fensterfronten, Gebäude, Büros und was Sie sonst noch wollen... Diese Trupps müssen doch laufend kontrolliert werden.«
»Das leuchtet mir allerdings ein«, erwiderte Parker, »darf ich in diesem Zusammenhang fragen, ob Ihnen Mitarbeiter bekannt sind, die die Vornamen Butch und Red haben?«
Der Portier dachte einen Moment nach. Dann schüttelte er den Kopf.
»Sagt Ihnen der Name Mark Evans etwas?« fragte Parker weiter. Gleichzeitig dachte er an den jungen Schläger, der ihn auf dem Friedhof überfallen hatte und der später offensichtlich von Steve Morgan niedergeschossen worden war.
»Nie von gehört. Bei uns arbeitet er bestimmt nicht.«
»Dann melden Sie mich bitte dem Chef Ihres Betriebes«, sagte Parker »Es handelt sich wohl um zwei Chefs, nicht wahr?«
»Weil’s Cleaning Brothers heißt? Nee, das war mal vor ganz vielen Jahren. - Jetzt leitet Mister Leighton die Firma. Ihm gehört sie auch. Er hat sie vor knapp fünf Jahren übernommen.«
»Ausgezeichnet«, sagte Parker, »dann melden Sie mich bitte bei Mister Leichton.«
»Wie ist Ihr Name, Sir?«
»Parker, Josuah Parker«, erwiderte der Butler und ließ den Portier während der Nennung seines Namens nicht aus den Augen. Er wollte herausfinden, ob sein Name hier in der Firma bekannt war.
Falls der Portier etwas wußte, so ließ er sich auf keinen Fall etwas anmerken...
Mister Leighton war ein etwa fünfunddreißigjähriger, noch sehr jugendlich wirkender Mann, dessen Gesicht aber Energie und eine gewisse Härte ausstrahlte. Leighton trug einen grauen Anzug und einen kurzen Bürstenhaarschnitt.
»Mister Parker?« fragte er gedehnt, nachdem ihm die Vorzimmerdame den Butler gemeldet und ihn hereingelassen hatte. Er kam um seinen Schreibtisch herum und nickte dem Butler grüßend zu.
»Mister Leighton, wenn ich nicht irre?« fragte Parker steif und würdevoll zurück.
»Womit kann ich Ihnen dienen?« erkundigte sich Leighton nach der Vorstellung. Er gab sich verbindlich und glatt, eben wie ein Geschäftsmann, der an neuen Kunden interessiert ist.
»Eine heikle Geschichte«, begann der Butler, »ich bin wegen Ihres Vormannes Steve Morgan gekommen.«
»Haben Sie Arger mit ihm?« erkundigte sich Leighton.
»Gewissermaßen ja«, erwiderte der Butler, »um es kurz und bündig zu sagen, Mister Leighton, er trachtet mir mit einer Hartnäckigkeit nach dem Leben, die ich äußerst mißbilligen muß, wie Sie verstehen werden.«
»Wie... wie bitte?« Leightons Augen weiteten sich vor Staunen, »habe ich recht gehört? Steve Morgan will Sie umbringen? Ausgeschlossen! Da muß eine Personenverwechslung vorliegen, denke ich.«
»Ich fürchte, widersprechen zu müssen«, entgegnete der Butler höflich aber entschieden.
»Entschuldigung, ich weiß mit Ihrem Namen nichts anzufangen«, sagte Leighton irritiert. »Sind Sie ein Kunde meiner Firma?«
»Nein, und ich habe auch nicht die Absicht, es zu werden, Mister Leighton; da ich Ihnen kaum die entsprechenden Aufträge übermitteln könnte. Ich habe die Ehre, der Butler Mister Randers zu sein, der seinerseits Anwalt in Chikago ist.«
»Jetzt verstehe ich überhaupt kein Wort mehr«, sagte Leighton und schüttelte den Kopf, »können Sie sich nicht etwas deutlicher ausdrücken?«
Parker kam dieser Bitte nach und erzählte seine Geschichte. Er hielt sich an gewisse Tatsachen, vermied es aber, den großen, inneren Zusammenhang der Dinge zu erklären. Er schilderte allerdings sehr eingehend seine Erlebnisse in der Färberei, tief unten im Keller der Reinigungsfirma.
»Moment mal«, unterbrach Leighton den Butler, als er vom Einfärben der Gangster berichtet hatte, »das stimmt. Mein Hausverwalter meldete mir heute morgen, daß irgendeiner mit den Farbbottichen herumgespielt haben müßte Ich habe mir das angesehen. Es sah scheußlich