Hat treu den Schatten aufgefaßt,
Nur ist der Schimmer seiner Flügel
Und auch der Strahlenkranz verblaßt.
Kann jetzt der Liebende wohl danken?
Er sieht die Braut, er sieht das Blatt.
Voll überschwenglicher Gedanken
Sieht er sich ewig hier nicht satt.
Sie schlüpft hinweg und hört von weiten
Noch freundlich seinen Nachgesang,
Doch bleibt ihr wohl zu allen Zeiten
Der Freundin Glück der liebste Dank.
An einen friedlichen König
gereimt
Soll nicht die dichterische Leier tönen
Dem König der den Frieden liebt
An Kriegesschall nicht kann sein mildes Ohr gewöhnen
Und sich bei Mord betrübt,
Dem Wutausruf und Angst und bange Klagen
Und Ächzen aus der tiefen Brust
Nicht auf dem Blutfeld an der düstern Seele nagen,
Die sich der Schuld bewußt,
Der seine Reiche nicht zu mehren strebet
Seis auch durch Ungerechtigkeit
Und der am Bilde des Eroberers erbebet,
Aus Menschgefühl, nicht Neid,
Gewiß ein solcher König ist gesungen
Zu werden, von dem Barden wert,
Der stets mit Ruhme nach dem Lorbeerkranz gerungen
Und der mit Adlern fährt.
Ihn preis die spätste Nachwelt laut und immer
Leb er in aller Edlen Herz
Sein Name wohne da in weit erhabnern Schimmer
Als in dem festen Erz.
Er sorgte für das Glück von Millionen
Und ahmte Gott nach, der ihn weiht
Der sorgt fürs Glück von unsrer Welt, von Orionen,
Für Herrscher Seligkeit
An Friedrich II.
Noch spät zogst du dein Schwert zum Schützen
Der deutschen Freiheit gegen Habsburgs Dräun
Noch einmal ließest du es furchtbar blitzen
Doch stecktest du es bald als Sieger ein.
Du kröntest durch ein würdig Ende
Den Fürstenbund den tatenreichen Lauf,
Du einigtest so vieler Fürsten Hände
Und halfst so deutscher Freiheit völlig auf.
Und bald beseligt von der Freude
Dein ganzes Land durch dich beglückt zu sehn
Geliebt, geehrt und unbenagt vom Neide
Starbst du, man sah dich froh zum Ewgen gehn.
Und aller Edlen Augen blickten
Betränt dir nach voll Kummer und der Dank
Den alle dir so innig heiß nachschickten
War dir gewiß der beste Lobgesang.
Vielleicht als unser Engel schützest
Du nun dein weinendes verwaistes Land
Und greifet es ein stolzer Feind an blitzest
Du gegen ihn mit starker Seraphs-Hand.
Drum großer Friedrich o verzeihe
Sang ich ein Lied das dein [un]würdig ist
Und soll ich es mit Würde, o so leihe
Mir deinen Geist den keine Grenze schließt.
An Friedrich Wilhelm
König, wichtiger Name, dem
Menschenfreunde, dem Ohr denkender Weisen, und
Selbst dem nüchternen Könige,
Unverdorben vom Gift schmeichelnder Höflinge
Und den Ehrenbezeugungen
Seines hoffenden Volks, das mit Gelübden ihn
Und mit Weihrauch empfängt von Gott,
Der die Könige wählt, sie auf der Waagschal wog,
Die das Schicksal des Lands bestimmt.
Wenn die Wollust ihn lockt mit dem Sirenenton,
Ruhe die ihm versaget ist,
Und der schimmernde Ruhm, welcher mit einem Fuß
Auf die blutigen Leichen tritt
Die das Schlachtfeld besäen, auf die Verzweifelung
Banger Mütter und Sterbender,
Auf der Waisen Geschrei, welches den Vater heischt;
Mit dem anderen Fuße, auf
Lorbeerkränze, gerühmt noch in den spätesten
Fernen – doch nur von Törichten,
Und auf feilen Gesang; lange Unsterblichkeit
Mit der Enkel Gespött gewürzt.
Und auf nagende Reu welche den Schlummer scheucht
Und die Träume mit Schrecken füllt;
Ruft der Name die Pflicht wieder zurück ins Herz
Waffnet mit der Ägide ihn,
Daß er Palmen ergreift, nur für das wahre Glück
Seines Landes besorgt, das Schwert,
Das vom Vater ererbt, ewiger Ruhe weiht,
Und der Buhlerin Reiz verschmäht
Unterm Fußtritt entblühn Blumen und Saaten ihm,
Städte welchen der Indus zollt
Und Amerikas Flur, Afrika, Asien
Und der Seine Gefilde, und
Edler Britten Gefild, welches die Thems durchströmt
Reich an Freiheit und Ahnen Mut.
Mit dem singenden Chor fröhlicher Mädchen sind
Reigen blühender Jünglinge
Fest verschlungen, die Schar bringet ihm Kränze dar.
Werter ihm als die delphischen,
Die umschlingen die Stirn stolzer Eroberer,
Unbeneidet vom Göttlichen.
Solcher König bist du, Friedrichs Wetteiferer,
Und sein glücklicher Neffe, du.
Lebe lange noch uns, groß in der Herrscherkunst
Und beglücke dein Vaterland.
An He[rrn August Wilhelm] Schlegel
[1.]