La San Felice Band 6. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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damit man nichts ahne, reisen Eure Majestät heute noch mit dem ganzen Hofe nach Neapel zurück, nachdem Sie Ferrari gesagt, daß er mich heute Nacht in San Leucio aufsuchen und meine Befehle eben so ausführen solle, als ob sie von Euer Majestät ausgingen.«

      »Und Sie?«

      »Ich, ich schreibe in Eurer Majestät Namen an den Kaiser, setze Ihre Zweifel auseinander und bitte ihn, die Antwort an mich zu senden.«

      »Sehr schön; aber Ferrari wird in die Hände der Franzosen fallen. Sie können sich leicht denken, daß alle Straßen bewacht werden.«

      »Ferrari nimmt den Weg über Benevento und Foggia nach Manfredonia. Hier schifft er sich nach Triest ein und nimmt dann wieder Postpferde bis Wien. Wenn der Wind gut ist, so erspart er zwei Tagreisen und vierundzwanzig Stunden Ermüdung. Die Rückreise macht er dann auf denselben Wege.«

      »Sie sind ein wunderbarer Mann, mein lieber Cardinal. Nichts ist Ihnen unmöglich.«

      »Und Eure Majestät sind mit diesem Allen einverstanden?«

      »Ich müßte sehr difficil sein, wenn ich nicht damit einverstanden wäre.«

      »Dann, Sire, wollen wir uns mit etwas Anderem beschäftigen. Sie wissen, jede Minute ist eine Stunde werth, jede Stunde einen Tag, jeder Tag ein Jahr.«

      »Wir wollen uns mit dem Abbé Pronio beschäftigen, meinen Sie, nicht wahr?« fragte der König.

      »Ganz recht, Sire.«

      »Glauben Sie, daß er nun Zeit gehabt hat, sein Brevier zu lesen?« fragte der König lachend.

      »Nun, wenn er nicht Zeit gehabt hat, es heute zu lesen,« sagte Ruffo, »so liest er es morgen. Er ist nicht der Mann, der um einer solchen Kleinigkeit willen sein Seelenheil gefährdet glaubte.«

      Ruffo klingelte.

      Ein Lakai erschien an der Thür.

      »Sage dem Abbé Pronio, daß wir ihn erwarten, sprach der König.

       Drittes Capitel.

      Ein Schüler Macchiavellis

      Pronio ließ nicht auf sich warten.

      Der König und der Cardinal bemerkten, daß die Lectüre des heiligen Buches ihm nichts von jenem ungezwungenen Wesen geraubt, welches sie an ihm bemerkt hatten.

      Er trat ein, blieb auf der Schwelle stehen und verneigte sich ehrerbietig erst vor dem König, dann vor dem Cardinal.

      »Ich erwarte Euer Majestät Befehle,« sagte er.

      »Meine Befehle werden sehr leicht zu befolgen sein, mein lieber Abbé! Ich befehle, daß Sie Alles thun, was Sie mir zu thun versprochen haben.«

      »Ich bin bereit, Sire.«

      »Verständigen wir uns jetzt.«

      Pronio sah den König an. Es war augenscheinlich, daß er diese Worte: »verständigen wir uns jetzt« nicht verstand.

      »Ich frage, welches Ihre Bedingungen sind,« sagte der König.

      »Meine Bedingungen?«

      »Ja.«

      »Ich stelle Euer Majestät keine Bedingungen.«

      »Ich frage, wenn es Ihnen so lieber ist, welche Vergünstigungen Sie von mir erwarten?«

      »Keine anderen, als Euer Majestät dienen zu dürfen, und wenn es sein muß, mein Leben für Sie zu lassen.«

      »Das ist Alles?«

      »Ja wohl.«

      »Sie verlangen kein Erzbisthum, kein Bisthum, nicht einmal die kleinste Abtei?«

      »Wenn ich Euer Majestät gut diene, wenn Alles beendet ist, wenn die Franzosen wieder zum Lande hinausgejagt sind, wenn ich Euer Majestät gut gedient habe, dann werden Sie mich belohnen. Habe ich Ihnen schlecht gedient, so lassen Sie mich erschießen.«

      »Was sagen Sie zu dieser Sprache, Cardinal?«

      »Ich sage, daß dieselbe mich nicht in Erstaunen setzt, Sire.«

      »Ich danke Ihnen, Eminenz,« sagte Pronio, indem er sich verneigte.

      »Dann,« sagte der König, »handelt es sich ganz einfach darum, Ihnen ein Patent zu geben.«

      »Mir eins, Sire, Fra Diavolo eins und Mammone eins.«

      »Sind Sie der Bevollmächtigte dieser Beiden?« fragte der König.

      »Ich habe sie nicht gesehen, Sire.«

      »Und ohne sie gesehen zu haben, stehen Sie für sie?«

      »Wie für mich selbst.«

      »Schreiben Sie das Patent für den Abbé, Eminentissime.«

      Ruffo setzte sich an den Tisch, schrieb einige Zeilen und las dann Folgendes:

      »Wir Ferdinand von Bourbon, König beider Sicilien und von Jerusalem, thun hiermit kund und zu wissen:

      »Da wir zu der Beredsamkeit, dem Patriotismus und dem kriegerischen Talent des Abbé Pronio volles Vertrauen haben, so ernennen wir ihn hiermit zu unterm Capitän in den Abruzzen, in der Terra di Lavoro und im Nothfalle in allen andern Theilen unseres Königreichs.

      »Wir billigen im Voraus Alles, was er zur Vertheidigung des Gebietes unseres Königreichs und zur Verhinderung des Eindringens der Franzosen thun wird, ermächtigen ihn, Patente gleich diesem zu Gunsten der beiden Personen auszufertigen, die er für würdig erachten wird, ihn in dieser edlen Aufgabe zu unterstützen, und versprechen, diese von ihm gewählten beiden Personen als Anführer von Volksmassen anzuerkennen.

      »Urkundlich alles dieses haben wir ihm gegenwärtiges Patent ausgestellt.

      »So geschehen auf unserem Schlosse Caserta, am 10. September 1798.«

      »Ist es so recht?« fragte der König den Abbé, nachdem er das von dem Cardinal aufgesetzte Document von diesem vorlesen gehört.

      »Ja, Sire,« entgegnete der Abbé, »nur bemerke ich, daß Euer Majestät nicht die Verantwortlichkeit der Unterzeichnung der Patente für die beiden Capitäne hat auf sich nehmen wollen, welche ich die Ehre hatte, Ihnen zu empfehlen.«

      »Nein, aber ich habe Ihnen das Recht zuerkannt, diese Patente auszufertigen. Ich will, daß diese Leute Ihnen dafür verpflichtet seien.«

      »Ich danke Euer Majestät, und wenn Sie dieses Patent mit Ihrer Unterschrift und Ihrem Siegel versehen wollen, so habe ich dann weiter nichts zu thun, als Ihnen meinen unterthänigsten Dank auszusprechen und mich zu entfernen, um Ihre Befehle in Ausführung zu bringen.«

      Der König ergriff die Feder und unterzeichnete. Dann nahm er das Siegel aus seinem Sekretär und drückte es neben seine Unterschrift.

      Der Cardinal näherte sich dem König und sagte ihm leise einige Worte.

      »Sie glauben?« fragte der König.

      »Es ist dies meine bescheidene Ansicht, Sire.«

      Der König wendete sich nach Pronio herum.

      »Der Cardinal,« sagte er, »behauptet, daß Sie, Herr Abbé, besser als sonst Jemand –«

      »Sire,« unterbrach Pronio, sich verneigend, »ich bitte Euer Majestät um Verzeihung, aber seit fünf Minuten habe ich die Ehre, Capitän der freiwilligen Truppen des Königs zu sein.«

      »Entschuldigen Sie, mein lieber Capitän,« sagte der König, lachend. »Ich vergaß es, oder vielmehr ich erinnerte mich dessen, indem ich eine Ecke Ihres Breviers aus Ihrer Tasche hervorragen sah.«

      Pronio zog das Buch, welches die Aufmerksamkeit des Königs erregt hatte, aus der Tasche und bot es ihm dar.

      Der König schlug die erste Seite auf und las:

      »Den Fürst von Macchiavelli.«

      »Was ist das?« fragte er, denn er kannte weder das Werk noch den Verfasser desselben.

      »Sire,« antwortete Pronio, »es ist das Brevier den Könige.«

      »Kennen